Datenschutz und Privatsphäre: Alle meckern - keinen interessiert's
Themen wie Datenschutz und Privatsphäre im digitalen Zeitalter erhitzen in der Tech-Leserschaft die Gemüter. Und was passiert? Ein hohes EU-Gericht nimmt Google an die Leine und niemanden interessiert es. Ist die Empörung am Ende bestenfalls lauwarm? Ein Redakteur denkt laut.
Karten auf den Tisch: Ich habe mich weder am WhatsApp-Kauf durch Facebook gestört (wie hier dargestellt), noch habe ich Angst vor Googles Datensammelei und Mark Zuckerbergs kontroverser Zukunftsvision einer transparenten Sozialität. Aber ich befürworte eine kritische Gesellschaft, die über wichtige Fragen diskutiert und ihren idealerweise rationalen Überzeugungen entsprechend dann auch handelt. Nun kann man viel diskutieren - was die Empörung wert war, erkennt man allein an deren Konsequenzen.
Niemand soll sich hier angegriffen fühlen, aber es ist doch schon ein faszinierendes Phänomen: Kein Artikel zum Thema Google kommt in unseren Kommentarbereichen ohne massive Kritik am Unternehmen und dessen Umgang mit Daten und der Privatsphäre der Nutzer aus. Dann fällt der Gerichtshof der Europäischen Union ein historisches Urteil im Interesse all jener Kritiker (zur Meldung), und die Klickzahlen gehen in den Keller.
Was ist passiert?
Gut, wir haben uns des Themas im ersten Anlauf recht spät angenommen. Nehmen wir es also zunächst auf die eigene Kappe. Dann entwickelt sich die Story aber auf bedeutende Art und Weise weiter, und wir berichten frühstmöglich darüber: Google gibt uns allen die historische Möglichkeit, unkompliziert die Löschung unliebsamer Suchergebnisse zu beantragen (zur Meldung). Die Massen sollten jubeln. Stattdessen hört man die Grillen zirpen.
Also wagen wir ungläubig einen dritten Anlauf und nehmen uns des Themas in Form einer Umfrage an, schließlich betrifft diese Entwicklung uns alle unmittelbar, und wie sich zeigt, hat das Urteil nicht nur Potenzial zum Guten. Wir hinterfragen und wollen die Meinung unserer Leser erfahren. Ihr ahnt es: Nie wurde eine Umfrage derart wenig gelesen und kommentiert.
Das Schweigen der Lärmer
Drei Anläufe also, ein unerhört wichtiges Thema mit all jenen Lesern zu teilen, die über Jahre hinweg klar demonstriert haben, dass es sie in höchstem Maße interessieren müsste. Und in allen drei Versuchen treffen wir auf eine Wand des schweigsamen Desinteresses. Woran liegt’s? Klar, diese Thematik ist etwas komplexer und geht über das nächste Flaggschiff oder Android-Update hinaus. Nicht jeder hat die Lust, sich damit auseinanderzusetzen. Aber war die Empörung dann jemals wirklich substanziell? Das kann einem hinsichtlich der Themenauswahl zu denken geben.
Das Fazit kann nur lauten: Entweder die besorgten Kritiker sind nicht mehr als eine besonders laute Minorität oder wir haben es mit Heuchelei an breiter Front zu tun (meckern, ja - Leseaufwand oder gar Handlungskonsequenzen auf sich nehmen, nein). Keine Variante ist besonders ermutigend.
Ich glaube das Problem ist ein ganz anderes: nur weil ein Inhalt nicht über die Suche gefunden werden kann/darf, ist er nicht aus dem Netz verschwunden: es gibt genug andere Suchmaschinen die die Inhalte noch finden. Daher ist es eigentlich nur ein schwacher Trost, wenn unliebsame Dinge aus googles Index gelöscht werden. Mit Datenschutz hat das für mich nix zu tun.
Wenn es um Datenschutz und die Privatsphäre geht, dann reden wir von bei anbietern gespeicherten und genutzten Daten, um daraus Profit zu schlagen. Aus einem Bild macht google kein Geld! Daher kann ich vollkommen verstehen, dass keiner wirklich darüber Jubelt, wenn man eine Seite aus dem Index löschen lassen kann.
Es geht um 2 verschiedene Dinge und anscheinend sind die Nutzer nicht so dumm auf jede Sensationsmeldung über/von google blindlinks anzuspringen (zumindest die Hoffnung ist noch da ;-) ). Also reden wir lieber über den Umgang mit unseren Daten als über Links, die eh kaum einer über google sucht, sondern direkt von Freunden geschickt bekommt. Für eine Job-Bewerbung kann die neue Möglichkeit hilfreich sein, die Inhalte verschwinden dadurch trotzdem nicht!
Im Artikel wird dieses Desinteresse hauptsächlich mit den schwachen Klickzahlen hier begründet. Mag sein, dass das ansatzweise etwas über das Interesse aussagt. Natürlich ist das auch auf die späte Reaktion von AP zurückzuführen, die DIE Meldung des Monats relativ spät thematisierten, da Gerüchte anscheinend eben mehr interessieren und Klicks generieren;-) Mit der Begründung und der Schlussfolgerung macht man es sich aber relativ einfach:
In deinen Beiträgen kommen die Kritiker, die Wert auf Datenschutz und Privatsphäre legen, generell schlecht weg. Das finde ich relativ schwach, vor allem wenn das praktisch in jedem relevanten Artikel durchschimmert (wobei das massiv untertrieben ist). Genauso unverständlich ist dein Fazit, wo du - wie so oft - voll auf Konfronationskurs gehst und sagst, dass das halt einfach Leute sind, die gerne laut rumschreien oder dann sogar Heuchler sind. Sorry, das ist absolut billig, auch wenn du jetzt wieder versuchen wirst, das mit einer weit hergeholten Begründung zu relativieren. Das Thema Privatsphäre und Datenschutz kann man doch nicht jedes mal mit einer so plumpen und pauschalen Aussage abtun und ins lächerliche ziehen.
Ausserdem sagt das angebliche Interesse absolut nichts über die Wichtigkeit dieses Urteils aus. Sämtliche grosse Tageszeitungen, Nachrichtenportale und andere Medien haben dieses Urteil lange vor AndroidPit aufgegriffen, das sagt doch einiges aus. Und selbst die anschliessenden Diskussionen wirkten nicht so als ob man sich nicht dafür interessieren würde. Die Klicks hier auf AP sind also nicht mal ansatzweise ein Indikator für die Wichtigkeit und wahrscheinlich sagt es auch nicht mal allzu viel über das Interesse aus. Es ist doch offensichtlich, dass man mit einer knackigen provokativen Schlagzeile mehr Kommentare und Klicks generiert, du bist ja Experte wenn es darum geht, dieses Mittel einzusetzen. Deshalb erstaunt es auch nicht, dass jetzt halt in diesen drei (sicher wiederholenden) Beiträgen über das Urteil nicht so viel teilgenommen haben. Konkret... Wenn What-App teuerer wird, dann kann jeder mitreden und weiss etwas darüber zu berichten. Wenn es aber wie hier um eine so komplexe Angelegenheit geht, deren Folgen ich selbst auch nicht komplett abschätzen kann, dann ist die Beteiligung logischerweise auch geringer.
Ich hatte an der Umfrage Teilgenommen. Ich weiß gar nciht mehr, wie das im Original war, ich hatte gestimmt,
Urteil hört sich gut an, mal sehen, was die Praxis bringt,
oder so ähnlich.
Aber alle hacken auf google rum. Was ist mit Yahoo. Die machen das Gleiche und über den wird nicht so geschimpft.
Yahoo? Gibt's die auch noch? ;-)
Ernsthaft: gefühlt fast alle Suchanfragen laufen heute über Google; da lohnt es, sich auf diesen "dicken Brocken" zu konzentrieren.
Ich bin auch ein großer Verfechter des Datenschutzes. Und gerade in dem Zusammenhang ist das Urteil reichlich unwichtig. Die Gründe würden zur genüge genannt. Es wird nichts gelöscht nur ein klein wenig besser versteckt. Über mich findet man bei Google keinerlei Einträge. Die einzigen die meine "wahre Identität" im Netz kennen, sind eine Handvoll Versandhändler. Niemand sonst "muss" wissen wer ich bin und wo ich wohne
Warum nörgeln leichter und verbreiteter ist als das Interesse für komplexere Zusammenhänge? Ganz einfach: für eine substantielle Auseinandersetzung mit komplexeren Sachverhalten ist wesentlich mehr Zeit und Intellekt erforderlich als für einen auf die Schnelle hingerotzten Protestpost.
Hier kann ich dir nur teilweise zustimmen.. Wenn der Protest auf Sachlich überprüfbaren Argumenten aufbaut, ist er so in Ordnung.. Sobald eine eigene Meinung ins Spiel kommt, ist es was anderes, da sich die menschliche Psyche manipulieren lässt.. Keiner ist explizit nicht manipulierbar, bei manchen braucht es mehr, bei anderen weniger..
Ich finde es prinzipiell gut eine Meinung von einem Redakteur zu lesen. Allerdings kann ich dem Ganzen hier nicht ganz folgen, da verschiedene Dinge vermischt werden.
Das Urteil zum Löschen von Links in der Google-Suche ist eine Sache. Hier geht es darum Daten die die Öffentlichkeit interessieren, nach einer Zeit nicht mehr so leicht zugänglich zumachen. Die Daten selbst bleiben vorhanden.
Von diesem Urteil sind aber nur die allerwenigsten Menschen betroffen. Denn ein Großteil dürfte wohl eher nicht im Interesse der Öffentlichkeit stehen. Auch dürften über Ihn bei Google wohl eher keine "schlechten" Dinge zu finden sein. Es ist also nicht sehr überraschend, dass das Urteil bei den Meisten eher mit einem Schulterzucken aufgenommen wird. Auch bei Menschen, die Wert auf Privatsphäre und dem Schutz der eigenen Daten legen.
Wenn ein Gericht entschieden hätte, dass Google einzelne Dienste nicht unter einem Account zusammen fassen darf oder verpflichtet wird Daten nach einem gewissen Zeitraum zu löschen, dann wäre die Resonanz auf den Artikel sehr viel größer gewesen.
Die Meinung des Autors in allen Ehren, aber so ganz verständlich erscheint mir der Gedankengang im Artikel nicht. Und ehrlich gesagt empfinde ich es eher als anmaßend bzw. frech zu behaupten, dass es sich bei den Leuten, die auf Datenschutz achten, um "Heuchler" handelt.
Ps:
Ich bin auch so ein "Heuchler" ;-)
@Garzun: Da muss man differenzieren. Zum einen wird hier niemand als Heuchler bezeichnet! Zum anderen betrifft das Google-Urteil in der Tat JEDEN Nutzer und NICHT nur Personen im öffentlichen Interesse (letztere tatsächlich sogar WENIGER!). Was die genauen rechtlichen Details des Urteils sind, mit denen du das fehlende Interesse unserer Leser erklärst, geht aus den Titeln ja nicht hervor. Und wenn, dann müssten diese alleine zur Erklärung herangezogen werden.
Es geht hier einzig und allein um Resonanz unserer Leserschaft, die unter allen möglichen Artikeln, die lose oder gar nichts mit Datenschutz oder Privatsphäre zu tun haben, lautstark gegen Google (und Co.) wettern, aber gänzlich schweigen (sich gar wegdrehen und die Artikel nicht mal lesen), wenn es dann tatsächlich mal etwas Relevantes zu den Themen gibt. Ein Argument wäre eben. dass ein Titel, in dem etwas von wegen "EU-Urteil" steht, weniger zieht (weil trockener und inhaltlich anstrengender) als ein Titel, in dem von, sagen wir, einem neuen Google-Now-Feature die Rede ist, über das sich Leute aufregen können, weil es vermeintlich die Privatsphäre der Nutzer beschneidet.
Ich denke, dass sich viele einfach nicht mit dem Thema auseinandersetzen können/wollen, weil es einfach etwas komplizierter ist als der Blick auf ein Datenblatt und ein Kommentar wie "zu groß, zu schwer, mieser Akku..." Wenn man sich allerdings etwas genauer damit beschäftigt, muss man aber leider feststellen, dass sich selbst unser Staat damit brutal schwer tut.
Das ist zwar schade, da das Thema Datenschutz ein zentrales Thema unserer Zeit sein müsste - aber wirkliches Interesse wird wohl erst dann aufkommen, wenn es zu spät ist. Nur wird dann die Ausrede nicht mehr zählen, man hätte es nicht gewusst oder man wäre nicht informiert worden.
Also ich muss dazu sagen, dass ich nicht weiß, wie gut oder schelcht ich dieses Urteil finden soll. EIndeutig schlecht ist allerdings, dass die Bundesregierung die Gelegenheit nicht ausließ noch mehr von Google zu fordern. Für unbedarfte Bürger sieht das so aus, als ob die Regierung nun endlich etwas gegen dieses Internet unternimmt. Die Lauschangriff der Geheimdienste wird weggekehrt. Deshalb finde ich es wichtig, den Unterschied zwischen kommerziellen Interessen von Anbietern wie Facebook, Google, Microsoft & Co. und den ideologischen/politischen/strafrechtlichen Motiven der Regierungen ganz klar zu machen.
Das Urteil ist für mich einfach nicht halb so wichtig, wie es die Tagesschau propagiert, denn hier wurden meine Persönlichkeitsrechte nur sehr wenig verletzt, ganz im Gegensatz zur richtigen Überwachung der Geheimdienste...
Naja, der Artikel schmeißt Sachverhalte zusammen, die bestenfalls lose zusammengehören. Datenschutz auf FB, WhatsApp und bei Google, hat bestenfalls rudimentär mit der Möglichkeit zur Löschung von Suchergebnissen zu tun.
Dazu ist es wenig überraschend, dass sich Leute, die sich um Datenschutz sorgen, weniger mit "bösen" Suchergebnissen herumplagen müssen. Dementsprechend gering ist der Anklang. Soll das jetzt jemanden überraschen?
Ich will dir ja nicht zu nahe treten aber bist du nicht derjenige, der regelmäßig suggeriert, deine Artikel zu ignorieren und jetzt fragst du dich, warum dein Artikel ignoriert wird?
Und aufgrund weniger Kommentare festzustellen, dass die Leute Heuchler sind oder bestimmte Körperteile einziehen ... ist nunja ... nicht schlau.
Ich finde des Geestzesbeschluss lächerlich, ich wäre Google in der Hinsicht (!!!) nämlich dankbar, da ohne die Suchergebnisse niemals ans Licht kommen würde, was wo über mich geschrieben würde. Und geholfen ist damit niemandem (habe ich auch in dem anderen Artikel geschrieben), weil die Quelle nicht bekämpft wird.
Ist nur ein verzweifelter und mMn völlig falscher Versuch, Googles Macht einzuschränken.
@A. K.: Ich habe das Gefühl, du hast Intention und Kontext des Artikels nicht ganz verstanden. Und dass "die Leute" Heuchler sind, wird genau so wenig "festgestellt", wie Körperteile erwähnt werden.
Schwache Antwort, war aber zu erwarten.
Tut mir leid, ich habe deinen Artikel auch gelesen und verstand durch das Lesen deiner aufgeführten Kommentare erst was du eigentlich vermitteln wolltest, im Artikel selbst jedoch, kommt ein völlig anderer Klang an den Leser an.
Für mein Empfinden wäre es cleverer gewesen, die Kritik an Google und Co. nochmal kurz aufzugreifen, um dann erst nochmal zu durchdenken und aufzuführen, was die Gründe für die "Ignoranz" sein dürften. Als Vorlage dient hier u. a. sogar der Kommentator Marian W. ;)
@Stefan wie kanns dan sein das du samsung immer schlechtmachst in fast allen deinen artikel während du dennrest hypst
@comyu: Also ich weiß nun nicht, ob dieses sehr grobe Statement so stehen bleiben kann, vor allem, dass ich "den Rest hype". Es stimmt, dass Samsung sehr viel Angriffsfläche bietet, und wenn es die Situation erfordert, nutze ich diese auch. Aber hier hat niemand grundsätzlich etwas gegen Samsung. Letzte Woche habe ich z.B. einen Artikel geschrieben, in dem es nur darum ging aufzuzeigen, dass Samsung das Problem der Hitzeentwicklung bei 4K-Videos BESSER löst als Sony. Den hätte ich ja nicht schreiben müssen, wenn ich Samsung "hassen" würde. Ansonsten habe ich auch so ziemlich jeden anderen Hersteller schon kritisiert, wo ich es für gerechtfertigt gehalten habe.
ich kann nicht verstehen warum viele so BÖSE sind auf Google - ich suche fast nur mit "Ecosia" mit Google suche ich erst in zweiter Reihe
Leider liegt der Artikel in meinen Augen gänzlich daneben. Vorab, ich nutze keine Googlesuche, kein Facebook, kein Whatsapp, keine Cloud sondern Alternativen bzw. einen eigenen Server zuhause, bin daher auch aktiv beim Datenschutz.
Es ist falsch zu sagen, alle meckern und keinen interessiert es. Was der Autor des Artikels mit dieser Aussage suggeriert (ich hoffe unbewußt) ist, daß Datenschutz kein Recht sondern eine Pflicht ist. Oder anders gesagt, unbewußt sagt der Autor, Datenschutz ist ein Opt-in und kein Opt-out. Ich rede dabei nicht von der Umsetzung, sondern vom Recht. Jeder Mensch sollte das Recht auf einen Schutz sein er Daten haben OHNE dafür Sicherheitsmaßnahmen treffen zu müssen. Das sollte das Ziel sein.
@Ali Abou:
Aha, weil Du nicht überwacht wirst, ist es nicht schlimm? Merkel darf ruhig überwacht werden, betrifft Dich ja nicht. persönliche Überwachung wie die von Regierungen betrifft Dich sehr wohl. Abgesehen davon, wo kommen wir hin, wenn man nur gegen das Unrecht angeht, was einen selbst betrifft?