Ford Co-Pilot360 im Test: Dank intelligenter Technik stressfrei unterwegs
Autos werden intelligenter, besser vernetzt und bekommen mehr Funktionen. Daher muss das moderne Infotainmentsystem auch mehr können, als einen zum Ziel zu navigieren oder den Radiosender zu wechseln.
Das Auto, das ich getestet habe, war ein Ford Focus Titanium 1,5-l EcoBlue, mit 120 PS und einem 8-Gang-Automatikgetriebe. Wenn Ihr Euch für das hier getestete Modell mit dieser Ausstattung entscheidet, kostet es hierzulande 35.180 Euro.
Ford Co-Pilot360
Ford verfügt über eine eigene Co-Pilot-Technologie mit dem einfachen Namen Co-Pilot360, die eine Reihe von Sensoren und Software verwendet, um dem Fahrer "mehr Sicherheit auf der Straße" zu geben. Das System kann in mehrere verschiedene Unterstützung-Grade unterteilt werden.
Spurhalteassistent
Die Funktion, die ich am dringendsten ausprobieren wollte, war das "Adaptive Cruise Control with Stop and Go and Lane Centering" (ACC). Die Idee klingt auf dem Papier großartig. Das Sitzen im langsam fließenden Verkehr kann eine Belastung sein, besonders wenn man dann im Stop and Go hängt. Mit dem ACC von Ford könnt Ihr den Tempomat so einstellen, dass er mit dem vorausfahrenden Fahrzeug Schritt hält und bei Bedarf anhält. Außerdem hält er einen zentral in der eigenen Spur.
Der adaptive Tempomat funktioniert gut, insbesondere auf langen Strecken bei gerader Straße. Ich habe ihn sowohl auf der Autobahn als auch in Berlin benutzt. In der Stadt war ich allerdings nicht so beeindruckt von der Fahrspurzentrierung. Die hat dann doch ganz schön mit den komplizierten innerstädtischen Systemen zu kämpfen, wo öfter man Fahrspuren zusammenlaufen, oder aus dem nichts auftauchen.
Tatsächlich erkannte ich anfangs nicht, dass es sich dabei um eine autonome Funktion handelt, bei der das Auto automatisch lenkt, um einen in der Spur zu halten. Ich dachte erst, es basiert auf einem Alarm-System. Das gibt Euch ein Vorstellung davon, wie viel Vertrauen ich hatte, dass das Auto sich in der Fahrspur selbst korrigieren würde.
Blind Spot Information System (BLIS)
Die Idee dahinter ist es, den Stress durch die manuelle Kontrolle des toten Winkels beim Spurwechsel auf der Autobahn oder beim Aussteigen aus dem Auto, wo die Sicht eingeschränkt ist, zu beseitigen. Ford nennt das auch "Cross Traffic Alert", was aber im Wesentlichen das gleiche System auf Basis von Sensorinformationen ist, die Autos oder große Objekte um das Fahrzeug herum erkennen können.
Das BLIS-System funktioniert gut und rettete mich, als ich aus einem engen Parkplatz herausfuhr, an dem plötzlich ein Auto mit hoher Geschwindigkeit vorbeifuhr, das ich nicht gesehen habe. Was den Spurwechsel auf der Autobahn betrifft, so erfordert es ein wenig Mut und Übung, sich daran zu gewöhnen, den toten Winkel nicht selber zu überprüfen, sondern sich auf das System zu verlassen.
Auto High-Beam Headlamps
Der Ford Focus verfügt über einen Sensor am oberen Ende der Windschutzscheibe, der die Lichtverhältnisse außerhalb des Fahrzeugs erfassen kann. Mithilfe der Daten werden die Scheinwerfer automatisch einschalten, wenn es dunkel wird. Das System aktiviert auch automatisch das Fernlicht, wenn es keine Straßenlaternen gibt, und dimmt sie ab, wenn ein entgegenkommendes Auto erkannt wird.
Hilfreich ist auch das automatische Abdunkeln der Anzeigen im Auto, damit man nicht geblendet und die Sicht im Dunkeln erleichtert wird. Auch die Scheibenwischer springen automatisch an, wenn es anfängt zu regnen. Volle Punktzahl dafür.
Was wir nicht testen konnten
Es gibt eine faszinierende Funktion des Co-Pilot360-Systems von Ford, die ich leider nicht testen konnte: der "Evasive Steering Assist". Das ist eine Funktion, die Lenkunterstützung gibt und damit dem Fahrer helfen soll, eine mögliche Kollision zu vermeiden. Die ist aber nur bei ausgewählten Modellen verfügbar und kein Feature, das man wirklich absichtlich testen will.
Allerdings ist hier wichtig zu sagen, dass es sich nicht um eine völlig autonome Funktion handelt, wie sie bei Tesla zu finden ist. Das System, identifiziert lediglich die Gefahr, gibt Alarm und bietet zusätzliche Lenkunterstützung, damit der Fahrer dem Hindernis besser ausweichen kann.
Sync 3: Die intelligente Software von Ford
Die zentrale Steuerzentrale all dieser neuen Technologien ist die dritte Generation von Fords Infotainmentsystem Sync. Ein kapazitiver Touchscreen in der Mitte wird zur Steuerzentrale aller Navigations- und Audiofunktionen von Sync 3, und auch einige verbesserte Funktionen sind im Vergleich zu früheren Generationen mit an Bord.
Die Zieleingabe, die es einfacher macht, Points of Interest wie einen Geldautomaten zu finden, funktioniert ähnlich wie bei Google Maps. Ihr könnt nach bestimmten Restaurants oder Eurer bevorzugten Kaffeehauskette in der Nähe suchen sowie einfach eine Zieladresse eingeben, um direkt zu einem Ziel zu navigieren.
Es gibt auch ein Heads-Up-Display direkt über dem Lenkrad, das passend zu Eurem Sichtwinkel anzeigt, wo sich die Fahrspuren befinden. Außerdem liefert sie Infos zur aktuellen Geschwindigkeitsbegrenzung, der eigenen Geschwindigkeit und die Sensoren am Fahrzeug können Autos vor und hinter Euch erkennen. Ist Letzteres zu nah an Euch dran, erscheint je nach Distanz ein gelbes oder rotes Warnzeichen. Das passt sich Eurer Geschwindigkeit an und berücksichtigt dabei den entsprechenden Bremsweges - ziemlich cool.
Insgesamt fand ich das System sehr nützlich. Die Navigation war ein Kinderspiel und das Heads-up-Display war besonders nützlich auf der Autobahn, wo die Höchstgeschwindigkeit zwischen 80 km/h und 120 km/h in scheinbar völlig zufälligen Abständen hin und her springt. Ihr werdet auch benachrichtigt, wenn Ihr Eure Geschwindigkeit mehr als 10 Prozent über dem aktuellen Tempolimit liegt.
Eine AppLink-Funktion ermöglicht es Euch, kompatible mobile Apps per Sprache zu bedienen. Alternativ könnt Ihr das natürlich auch über den Touchscreen im Auto machen. Beides funktioniert gut, aber die Liste der unterstützten Anwendungen ist recht begrenzt.
Die Kopplung des Smartphones über Bluetooth zur Audiowiedergabe geht schnell und einfach. Auf längeren Fahrten konnten außerdem sowohl ich, als auch meine Beifahrerin unsere Smartphones verbinden. Mit nur wenigen Fingertipps auf dem Display konnten wir dann zwischen meinem Spotify-Account und ihrem YouTube-Music-Account wechseln.
Es gibt auch eine Alexa App für den Ford, die Amazons Assistenten in das Sync-3-System integriert. Schön für alle, die sich in Sachen Sprachassistent für Alexa entschieden haben. Ich selber habe keinen besonderen Nutzen dafür gefunden, da die native Spracherkennung in Sync 3 bereits gut genug ist. Tatsächlich klappte es mit den Sprachbefehlen bei Sync 3 während meines Tests schneller und genauer als mit dem Google Assistant und Alexa, und Ihr müsst nicht zu Beginn jedes neuen Befehls das Hotword sagen.
Android Auto ist integriert
Sync 3 unterstützt auch Android Auto. Im Wesentlichen könnt Ihr den Touchscreen im Ford so nutzen, als wäre es Euer Smartphone mit Android Auto. Ihr benötigt dafür natürlich die neueste Version von Android Auto auf Eurem Telefon sowie alle anderen Apps, die darin genutzt werden, wie z.B. Google Maps.
Dafür müsst Ihr Euer Smartphone via USB-Kabel anschließen und anschließend eine Vielzahl von Sicherheitsanfragen für die Synchronisation akzeptieren. Anschließend müsst Ihr Android Auto noch manuell über die Sync-3-Einstellungen aktivieren. Aber sobald es eingerichtet ist, könnt Ihr alle Funktionen von Android Auto direkt über das Dashboard des Autos nutzen. Es gibt auch ein drahtloses Ladepad direkt unter dem Display und daneben einen USB-Anschluss, sodass Ihr Euch keine Sorgen machen müsst, dass Euer Telefon während der Fahrt der Saft ausgeht.
Das größte Problem ist, dass sich beide Systeme mit Ford nicht richtig verschmelzen lassen. Wenn Ihr Android Auto aktiviert haben, verliert Ihr einige der einzigartigen Sync-3-Funktionen wie AppLink oder die erweiterte Navigationssuche. Es gibt zwar die Möglichkeit, die Audio-Wiedergabe, das Telefon oder Google Maps aus der Nutzeroberfläche von Sync 3 zu starten, aber insgesamt geht die Verknüpfung beider Systeme nicht wirklich tief genug, um sich wie eine echte Fusion anzufühlen.
Wie, als wenn man nicht angepasste Smartphone-Apps auf dem Tablet startet, werden Apps hier gerne mal in die Länge gestreckt, um das Display des Fords auszufüllen. Das stellt zwar bei der Bedienung kein Problem dar, sieht aber einfach unschön aus.
Statt eines einzigen Ökosystems, habe ich dadurch zu oft das Gefühl, hier mit zu vielen verschiedenen Systemen hantieren zu müssen. Und das ist eigentlich nicht das, was man will, wenn man am Steuer sitzt und sich auf das Fahren konzentriert. Android Auto und Sync 3 haben beide ihre Stärken und Schwächen, und anstatt das Beste aus beiden Welten herausholen, hat man das Gefühl, sich zwischen dem einen und dem anderen entscheiden zu müssen.
Ford ist hier definitiv auf dem richtigen Weg. Die Palette der intelligenten voll- oder teilautonomen Funktionen wächst und wächst und jede einzelne ist clever konzipiert, um Euch das Leben hinter dem Steuer ein wenig zu erleichtern. Mir gefällt, wohin das führt, und ich kann es kaum erwarten, dass sich die Dinge in Zukunft etwas homogener anfühlen.
Blis hat mein Volvo aus 2007.
Dennoch sollte man sich nicht darauf verlassen.
Es gibt auch Studien das die Fahrer bei immer mehr hilfe auch immer aufmerksamer sind.
Ford fahren, mit Zug kommt man wieder.
Ist das Autowerbung? Diese Systeme haben doch mittlerweile sehr viele Autos, mein Firmenwagen hat das schon seit 2017 und da wird kein Tam Tam gemacht. Ich meine klar, zur reinen Info ist das sicher nicht schlecht, aber indirekt denkt man, wenn man das liest, es sei etwas neues innovatives, ist es aber nicht, das beschriebene ist Standard in vielen Modellen, z.B. beim Renault im Megan ab einer gewissen Ausstattungsklasse. Außerdem, keines dieses System hat eine gesetzliche Basis z.B. zum Weglassen des Blicks in den toten Winkel, das ist schon fahrlässig, das hier so zu schreiben. Ich glaube auch nicht, dass Ford das so für Deutschland will bzw. sagt.
Off topic, dennoch -
Bitte an die AP Truppe:
Könnt Ihr Euch mal in der Reaktion darüber unterhalten, ob sich jemand von Euch schlau macht, wie Politik und Industrie auf der einen Seite, Sicherheitsexperten auf der anderen mit der Tatsache umgehen, dass wir zunehmend mit bis zu 14 (?) Zoll großen Displays unsere Mäusekinos bedienen (werden). Die Benutzung von Smartphones am Steuer ist verboten, aber diese Dreh-, Drück- und Wischcomputer, die vermutlich meist noch mehr ablenken, sind erlaubt. Der oberschlaue Autobauer Elon Musk hat in seinen Teslas nach meiner Kenntnis nur noch zwei Lenkstockhebel am und zwei Drehregler auf dem Lenkrad. Sogar für das Verstellen der Außenspiegel muss man den Touchscreen bedienen...
ACC, Lane Assist, Light Assist, Blis ... alles Zeug, was bereits seit Jahren auf dem Markt ist und weder mit autonomem Fahren noch künstlicher Intelligenz zu tun hat.
Im ganzen Artikel habe ich nichts gefunden, was irgendwie mit "intelligenter" Technik zu tun hätte.
"so erfordert es ein wenig Mut und Übung, sich daran zu gewöhnen, den toten Winkel nicht selber zu überprüfen, sondern sich auf das System zu verlassen."
Gehts noch? (um da mal die Formulierung des Kollegen Herget zu übernehmen)
Das vorhandensein eines solche Assistenten entbindet einen als Fahrer beim aktuellen Stand nicht von der Verantwortung.
@Autor: "Das BLIS-System funktioniert gut und rettete mich, als ich aus einem engen Parkplatz herausfuhr, an dem plötzlich ein Auto mit hoher Geschwindigkeit vorbeifuhr, das ich nicht gesehen habe."
Daraus schlie0e ich, dass der neue Focus keine gute Rundumsicht besitzt - meine Vermutung, da ich noch nicht im neuen Modell saß. Oder aber, du nicht genug aufgepasst hast. Hoffentlich besitzen die heutigen Fahrschulautos keine Assistenzsysteme, damit die Schüler das raue Straßenleben erfahren und sich nicht blind auf Helferchen verlassen.
Nicht falsch verstehen. Mein Auto besitzt auch einen Totenwinkel-Warner. Ich finde das Teil toll. Aber trotzdem muss der Mensch sich genügend absichern.
Zum Artikel: mir fehlt der Bezug zum eigentlichen Grundgedanken der Webseite. Ja, es wird Android Auto erwähnt - ist ja schon ein alter Hut. Im Grunde ist das nur pures Marketing für Ford. Was hat euch Ford für die Erstellung des Artikels gezahlt? - die Antwort werden wir wohl nicht erfahren...
Ich weiß nicht was du hast der Artikel beleuchtet die Technologie die in der Karre steckt und nicht das Auto als solches. Bei Apit geht es primär um Technologie und nicht nur um Android OS 😉
Ja, verstehe ich. Aber die Technologie die in dieser "Karre" steckt hat Ford nicht neu erfunden. Viele , wenn nicht alle, gibt es schon seit Jahren auf dem Markt. Ebensogut könnte AP über die Erste-Klassen-Chichis in Fliegern berichten.
Ford streut gerade das Marketing und AP profitiert davon. AP hätte jedes x-beliebiges, älteres Mittelklassen-Auto mit den Funktionen nehmen können. Trotzdem bleibe ich bei meiner Meinung aus meinem ersten Kommentar.