Garmin Venu im Test: Die perfekte Sport-Uhr für Fitness-Freaks
Ihr sucht die perfekte Multisport-Uhr oder Laufuhr, die auch noch einigermaßen kompakt und schick aussieht? Dann seid Ihr womöglich am Ziel angekommen: Die Garmin Venu überzeugt auf ganzer Linie. Der Funktionsumfang ist großartig, das Design für eine Sportuhr sehr dezent, und das Ökosystem von Garmin ist nahezu unschlagbar. Hier kommt unser Test.
Pro
- rundum gelungenes Design
- umfassende Tracking-Features
- toll umgesetzte Trainingspläne
- ausgezeichnetes Ökosystem
Contra
- Ökosystem nicht besonders offen
- Akku nicht perfekt
Für wen ist die Garmin Venu?
Klaro: Billig ist die Garmin Venu mit einem Marktpreis etwas oberhalb der 300-Euro-Grenze nicht. Wer aber einen wirklich kompetenten Begleiter für alle nur erdenklichen sportlichen Aktivitäten oder auch nur das Erfassen allerlei Alltagsdaten sucht, der kommt um dieses Modell einfach nicht herum. Ein derartigen Tausendsassa gibt es derzeit nur bei Garmin.
An der Garmin Venu gefällt mir...
…das Design und die Verarbeitung
Die Venu ist Garmins erste Uhr mit AMOLED-Display, und sie zeigt dies auch stolz mit einer bunten Farbwolke auf dem Standard-Watchface. Während Garmin selbst nur eine Handvoll Watchfaces mitliefert, gibt es im Connect IQ Store des Herstellers tausende verschiedener Designs. Der Bildschirm ist mit 390 x 390 Pixeln gestochen scharf. Nicht zuletzt Dank des Umgebungslichtsensors lässt er sich unter allen Lichtverhältnissen optimal ablesen und sieht einfach schick aus.
Die Uhr selbst macht einen grundsoliden Eindruck. Das Display ist von Gorilla Glass 3 geschützt, die Lünette besteht aus Edelstahl. Der Rest des Gehäuses besteht aus Polymer-Kunststoff. Die Armbänder lassen sich dank 20mm-Schnellverschluss unkompliziert austauschen. Rechts am Gehäuse sitzen zwei Buttons für Menü und Zurück, was gemeinsam mit dem Touchscreen für eine gelungene Bedienung am Handgelenk sorgt.
Hervorragend umgesetzt ist übrigens auch die Garmin-Connect-App, die für Android und iOS erhältlich ist. Trotz des wirklich enormen Funktionsumfangs schafft es der Hersteller, die Anwendung übersichtlich zu gestalten. Und wer mit dem Layout nicht zufrieden ist, findet etliche Möglichkeiten zur Anpassung. Insbesondere der Homescreen lässt sich nach Belieben zusammenstellen.
…die Smartwatch-Funktionalität
Natürlich: in erster Linie ist die Garmin Venu eine Multisport-Uhr. Allerdings führt sie auch ein Doppelleben als Smartwatch. Im Garmin Connect IQ Store genannten App-Store gibt es eine Unzahl von Widgets und Watchfaces sowie zahlreiche Anwendungen. Zu letzteren gehören Pflichtprogramme wie Spotify oder Deezer, eine breite Fülle von Karten- und Workout-Apps oder kleine Tools, mit denen Ihr die Smartphone-Kamera fernbedienen oder Euer Nuki-Türschloss öffnen könnt. Einziger Wermutstropfen für mich: Meine Lieblings-Tourenapp komoot gibt es zwar im Connect IQ Store, aber nicht für die Venu.
Ansonsten gibt es natürlich die üblichen Notification-Alerts vom Smartphone ans Handgelenk. Direkt auf Nachrichten antworten könnt Ihr von dort leider nicht. Aber immerhin ist es sehr einfach, unliebsame Benachrichtigungen zu blockieren. So hat man schnell das Notifications-Chaos am Handgelenk im Griff.
Weiter könnt Ihr dank integriertem NFC auch mit der Garmin Venu bezahlen – dazu müsst Ihr Eure Bankdaten in Garmin Pay hinterlegen. Ebenfalls an Bord ist eine Sturzerkennung, die bis zu drei hinterlegte Notfallkontakte benachrichtigen kann.
…die umfassende Sensorik
Auch wenn das Design auch zum Business-Anzug passt: Die Garmin Venu ist eine waschechte Multi-Sportuhr. Entsprechend lässt der Hersteller hier auch überhaupt nichts anbrennen, was die Sensorien angeht.
Der integrierte optische Pulssensor arbeitet sehr genau, wobei bei mir mit heller Haut und wenig Behaarung an den Armen die Voraussetzungen auch günstig sind. Im direkten Vergleich mit einem Sigma-Brustgurt wich der optische Sensor am Handgelenk um gerade mal einen bpm ab. Bei einem Waldlauf wurde die durchschnittliche Herzfrequenz mit 156 beziehungsweise 157 bpm gemessen, der Maximalpuls mit 176 respektive 177.
Etwas anders sieht es bei Sportarten aus, die die Handgelenke stark involvieren. Bei Crossfit mit Burpees & Co. erfasst die Garmin Venu – wie im übrigen alle mir bekannten Sportuhren mit Handgelenksensor – weniger präzise Werte. Bei einem Oberkörpertraining mit Fokus auf Brust und Schultern beispielsweise erfasst die Venu einen Maximalpuls von 143 und einen Durchschnittspuls von 108. Mit einem Brustgurtsystem messe ich parallel 150 respektive 104 Schläge pro Minute. Wer hier wirklich präzise Ergebnisse braucht, sollte einen Brustgurt verwenden.
Apropos Brustgurt: Die Garmin Venu unterstützt leider nicht die Running-Dynamics-Funktionen. Wer also beim Laufen auch die vertikale Bewegung oder die Bodenkontaktzeit erfassen möchte, braucht eine der hier aufgeführten Uhren, beispielsweise aus der Fenix-Serie.
Toll für Läufer oder andere Outdoor-Sportler ist auch das integrierte GPS, das nach einer einmalig längeren Ortungszeit (App am Smartphone öffnen hilft) tatsächlich schnelle eine Position findet. Die Messung ist hinreichend genau, Probleme mit abgekürzten Ecken oder dergleichen konnten wir nicht feststellen. Die Navigation durch vordefinierte Strecken unterstützt die Venu übrigens nicht – auch dafür ist eine Uhr einer höheren Kategorie erforderlich.
Was misst die Garmin Venu noch? Beispielsweise den Schlaf inklusive verschiedener Schlafphasen oder die Blutsauerstoffsättigung. Mangels Schlaflabor und Pulsoximeter konnten wir leider die Genauigkeit im Test nicht nachvollziehen. Wer gerade in diesen Zeiten unter Atemnot leidet, sollte aber in jedem Fall lieber einen Arzt konsultieren.
Weiter erfasst die Garmin Venu noch die Atemfrequenz und bringt dazu passend auch Atemübungen mit. Auch der Stress wird gemessen und über die “Body Battery” der aktuelle Energiestand. Ich kann aus den letzten Wochen nur sagen: Die Stress-Warnungen der Garmin Venu kamen tatsächlich zu den stressigsten Zeiten im Büro. Da hilft dann etwas Yoga oder Pilates – für beides gibt es nun animierte Anleitungen am Handgelenk.
Schließlich könnt Ihr bei Fitness-Training mit Gewichten auch die Wiederholungen automatisch zählen lassen. Die Garmin Venu will sogar die Übungen anhand des Bewegungsmusters erkennen. Bei so Klassikern wie Liegestütze oder Bankdrücken funktioniert das ganz passabel, bei exotischeren Übungen oder Übungen ohne oder mit nur einseitiger Armbeteiligung muss die Venu jedoch passen.
…das Ökosystem
Einerseits besteht das Ökosystem von Garmin aus ausgezeichnetem Content, der sich über alle Devices zieht. Für anspruchsvollere Sportler und vor allem diejenigen, die es werden wollen, bietet die Venu verschiedenste Trainingspläne an. Wer beispielsweise seinen ersten 10-Kilometer-Lauf absolvieren möchte, findet dafür gleich mehrere verschiedene Trainingspläne, die jeweils der Philosophie verschiedener Laufgurus folgen. Dazu hat Garmin auch nette Videos produziert, in denen besagte Experten ihr Konzept vorstellen.
Hat sich der Nutzer dann für einen Trainingsplan und optional diverse Trainingsziele sowie seine präferierten Trainingstage entschieden, folgt ein Einstufungslauf. Auf Basis der Ergebnisse bekommt der Nutzer dann einen kompletten Trainingsplan vorgesetzt, auf Wunsch auch auf das Erreichen einer bestimmten Bestzeit hin.
Der einzige kleine Wermutstropfen an dieser Stelle ist, dass Garmin selbst keine Möglichkeiten bietet, die Ernährung zu erfassen. Wer den geschätzten Kalorienverbrauch mit seiner Kalorienaufnahme gegenrechnen möchte, muss dafür MyFitnessPal nutzen. Immerhin: Die Integration ist beiderseits gut gelungen. Das Übertragen der Daten zwischen Garmin-Connect-App und MFP funktioniert einwandfrei. Aber: Es gibt eben keine Trainingspläne, die auch ein Konzept für die Ernährung abdecken.
Auf der anderen Seite schließlich hat Garmin auch ein umfassendes Portfolio an Zubehör für seine Sportuhren. Wahlweise über ANT+ oder Bluetooth verbindet sich die Garmin Venu mit diversen Brustgurten, Geschwindigkeits- und Kadenzsensoren fürs Fahrrad oder Temperatursensoren an.
An der Garmin Venu gefällt mir nicht…
…die Akkulaufzeit, …
…wobei das natürlich Meckern auf extrem hohem Niveau ist. Mit Always-on-Display, 24-Stunden-Pulsoxymetrie und -Pulsmessung, Atemüberwachung, täglichen 30 bis 60 Minuten Training und aktiviertem GPS und wirklich allem Pipapo schafft die Venu immer noch zwei bis drei Tage. Wer auf das Always-on-Display verzichtet, kommt fast doppelt so lange aus.
Schön wäre an dieser Stelle auch noch eine etwas anspruchsvollere Lademöglichkeit gewesen, gerne auch mit Wireless Charging. Immerhin: Inzwischen nutzen die meisten Garmin-Geräte den gleichen vierpoligen Stecker. Übrigens: Verliert Ihr das Kabel, kostet ein Original-Ersatz rund 30 Euro.
…die Grenzen um das eigene Ökosystem
Ja, die Grenzen sind weit und kaum auszumachen – aber es gibt sie. Garmin mag ein größeres Ökosystem rund um die Venu betreiben als so ziemlich alle anderen Hersteller. Aber die Grenzen rund um jenes Ökosystem sind ziemlich dicht. Lediglich zu Microsoft Office 365, MyFitnessPal und Strava gibt es eine direkte Kommunikation. Klar, über diesen Umweg lassen sich die Daten dann irgendwie auch beispielsweise in Google Fit übertragen – aber eine direkte Verbindung wäre natürlich schöner.
Abschließendes Urteil
Besser geht es kaum: Die Garmin Venu bringt fast alle Features, die man sich als Hobbysportler nur irgendwie wünschen kann, in einem schicken Format unter. Klar: Die größeren Modelle aus der fenix-Reihe etwa bieten mehr Akkuleistung und ein paar zusätzliche Funktionen, etwa bei der Laufanalyse oder Trail-Navigation – kosten dafür aber auch entsprechend mehr. Unterm Strich hat die Garmin Venu ein Preisleistungsverhältnis, das wirklich schwer zu schlagen ist.
Ein Nachteil den der Test nicht aufzeigt, und der auch nicht auf den Produktseiten nachzulesen ist, die IQ-App schleust alle Daten der Uhren von Garmin, über deren Server.
Der Kunde hat hier keine Wahl. Eine direkte Synchronisation zwischen Uhr und App ist, komischerweise, nicht möglich.
Der Server-Highjack bei Garmin hat das deutlich gezeigt.
Das kommt zwar wohl so schnell nicht wieder vor aber
meine persönlichen (Sport)daten werden auf irgendwelchen
Servern speichert ohne das ich dabei eine Wahl habe.
Das stört mich massiv, vor allem weil das völlig unnötig ist.
Zum Glück war der Serverhack innerhalb der Rückgabefrist
der Vivoactive 4.
Tolle Uhr, die ich wieder kaufen würde, wenn
der Serverzwang aufgehoben wird.
Das ist korrekt, allerdings m. W. bei den meisten Herstellern so. Bei den Suunto-Uhren lassen sich die Daten IIRC komplett lokal handeln.
Moin Stefan, aus datenschutzsicht, wie man sieht, inakzeptabel und bei den Preisen auch nicht nachvollziehbar.
Ich würde mir von euch Testern wünschen, dass so etwas grundsätzlich zu einer Abwertung führt. Wir müssen weg von diesem Datenhandel.
Wer eine richtige Sportuhr möchte, greift zur Forerunner- oder Fenix-Serie. Mir z. B. sagt aber das Display so gar nicht zu, auch wenn es draußen im Sonnenlicht top ist.
Ich selbst bin aber tatsächlich mehr drinnen als draußen 😉 weswegen mir das Amoled-Display besser gefällt.
Die Sportcracks greifen eh nicht zur Venu...
Die fenix-reihe ist viel zu teuer. Völlig abgehoben.
Zu D-Mark-Zeiten, hätte niemals jemand solche Preise bezahlt.
Gute Funktion hin oder her.
Die Venue ist ein "Mode-Ührchen" für diejenigen, die irgendwie mal zeigen wollen, dass sie auch mal Sport machen... Sieht ganz pfiffig aus, hat ne Menge Ausstattung zu bieten, aber das Ding kann im anspruchsvollen Sportbereich nicht platziert werden.
Wer insbesondere auf zeitlich lange Einheiten und/oder lange Laufzeiten setzt, ist mit 'ner Forerunner oder fenix (nicht unbedingt die S-Modelle) deutlich besser bedient.
Wobei man ja auch ganz ohne Uhr hervorragend Sport treiben kann ;-) Und für das wirklich kompakte Format hat die Venu dann doch enorm viel zu bieten. Mir persönlich würde die komoot-App fehlen, und die fehlenden Running-Dynamics-Features finde ich schade. Aber wer das nicht braucht, etwas sparen möchte und nicht eine wuchtige Forerunner oder gar fenix am Handgelenk haben möchte, wird hier schon sehr glücklich werden. Innerhalb dieser Zielgruppe dürfte dann auch den meisten eine Workout-Zeit von fünf bis sechs Stunden pro Akkuladung ausreichen – die Ultra-Läufer müssen dann eben echt eine Klasse weiter oben zuschlagen.
will man den vollen Funktionsumfang, AOD und Akkuzeiten jenseits des Ùblichen wählt man einfach diejenigen Garminuhren mit nicht selbst leuchtenden Displays. Die Leuchten zwar nicht direkt sind aber dafür in Hellen und selbst bei noch so grellen Sonnenlicht umso besser ablesbar. Für Dunkelheit gibt es auf Knopfdruck Hintergrundbeleuchtung.
Die Akkulaufzeit ist ja bei fast allen Smartwatches die Achillesferse aber wenn die Uhr ohne AOD ca. 4 - 5 Tage hält ist das schon beachtlich. Meine Huawei Smartwatch GT hält zwar ca. 10 Tage aber hat bei weitem nicht den Funktionsumfang. Zudem ist sehr positiv anzumerken das man externe Brustgurte verbinden kann, das können die meisten leider auch nicht (so wie meine Huawei).
Ich glaube das eine Fenix mehr Sinn macht. Gerade beim Akku ist es ein riesiger Unterschied. Und ein amoled Display braucht man eigentlich beim joggen auch nicht da sind die anderen Displays der Garmin Reihe sind da viel besser abzulesen (gerade draußen in der Sonne). App etc ist aber bei garmin top. Habe selbst eine Instinct Solar
Dafür kann man sich mit der Venu am Arm nachts noch im Bett umdrehen :D
Aber Spaß beiseite: Die fenix kann natürlich mehr, ist dafür aber auch teurer und bulliger.