Google Nest Wifi: Schneller Test im schnellen WLAN
Nach wenig mehr als zwei Jahren legt Google sein Mesh-WLAN-System Google Wifi neu auf. Das heißt jetzt Nest Wifi und bietet kleine technische Veränderungen. Die wichtigste ist, dass die Nest wifi point oder schlicht Zugangspunkt genannten Satelliten jetzt Mikrofone und Lautsprecher für Sprachsteuerung und Musikwiedergabe mitbringen; sie also eine Doppelrolle einnehmen. Wir haben Router und Zugangspunkt in Betrieb genommen und mit den ursprünglichen Modellen verglichen.
Eigentlich hatte Google den Smart-Home-Spezialisten Nest schon im Jahr 2014 übernommen und hätte schon 2017 sein WLAN-System entsprechend Nest Wifi nennen können. Doch die Zusammenlegung der Marken erfolgte erst 2019; zuletzt gesehen am Nest Mini, der den Google Home Mini ablöst.
Google Nest Wifi kaufen und erweitern
Google Wifi und Nest Wifi sind miteinander kompatibel. Zum Glück, denn falls Ihr in das damals schon recht teure Google Wifi investiert habt, könntet Ihr es nicht mehr durch seinesgleichen erweitern: Im Google Store ist nur noch Nest Wifi erhältlich. Die Preise von Nest Wifi sind dreifach gestaffelt:
- Router einzeln: 159 Euro
- Router mit Zugangspunkt: 259 Euro
- Zugangspunkt einzeln: 139 Euro
Dem Nest Wifi merkt man seine amerikanischen Wurzeln an: Google empfiehlt für Wohnungen bis 120 Quadratmeter nur den Router. Das sollte für einen Großteil der deutschen Haushalte also ausreichen. Es geht aber weiter: Router und Zugangspunkt sollen 210 Quadratmeter abdecken. Jeder weitere Zugangspunkt deckt ebenfalls je 90 Quadratmeter ab.
Dank Mesh können diese Zugangspunkte auch in Reihe platziert werden; der Router muss nicht zwingend das Zentrum sein. In deutschen Einfamilienhäusern könnte also der Router im Keller verweilen, während Zugangspunkte zentral in jedem Stockwerk platziert werden. Der Test erfolgte allerdings nur in einer bescheidenen 90-Quadratmeter-Wohnung.
Smart-Home-Versand Tink bietet derzeit das Router-Zugangspunkt-Bundle für zehn Euro Aufpreis inklusive dem Fitnesstracker Withings Move (unser Test) (sonst einzeln ab 44 Euro) an.
Alternativ gibt es ein ähnliches Angebot vom deutschen Hersteller AVM aus FritzBox 7590 + Fritz Repeater 2400, die technisch gleichwertig ausgestattet sind (inklusive Mesh-Funktion). Der AVM-Router integriert überdies das Modem und der Repeater hat einen LAN-Anschluss. Das integrierte Modem bietet den Vorteil, dass Ihr jenes Eures Providers dank der FritzBox außer Betrieb nehmen könnt.
Mit der Umbenennung des Mesh-WLAN-Systems von Google Wifi nach Nest Wifi gehen auch technische Veränderungen einher. Interessanterweise hat der Nachfolger mehr Google an Bord als der Vorgänger, denn jeder der Satelliten bringt fürderhin die Funktionalität eines smarten Lautsprechers mit. Leider hat Google den Satelliten ein wichtiges Feature genommen.
Boten bei Google Wifi noch alle Zugangspunkte gleichermaßen je zwei LAN-Anschlüsse, sind diese nur noch im Nest-Wifi-Router vorhanden. Die neuen Satelliten können also nicht mehr schnelle LAN-Kabelverbindungen an jeden Ort bringen; gerade für Spielkonsolen oder Gaming-PCs wäre dies die schnellere Verbindungsmöglichkeit gewesen als der oft Latenz-behaftete WLAN-Adapter der Geräte.
Nest Wifi anschließen und einrichten
In meinem Schnelltest habe ich den Nest Wifi Router per LAN-Kabel (mitgeliefert) an unseren heimischen PYUR-Router sowie an das Stromnetz angeschlossen. Die übrige Installation erfolgte Schritt für Schritt in der Google-Home-App (Play Store, App Store). Diesmal musste ich nicht erst die Google-Wifi-App (Play Store, App Store) herunterladen. Auf letztere gehe ich später ein.
Da Ihr wahrscheinlich schon einen Router besitzt, könntet Ihr zwei zusätzliche Optimierungen vornehmen. Zum einen könntet Ihr die WLAN-Funktion Eures bisherigen Routers einfach abschalten. Zum anderen könntet Ihr Nest Wifi als "DMZ" definieren, so dass Ihr in der Google-Wifi-App Port-Freigaben und andere Sicherheits-Funktionen nutzen könnt.
Die Übrige Funktionalität hat sich im Vergleich zu unserem ausführlichen Test der Vorgänger Google Wifi unwesentlich geändert. Lest daher unseren alten Test und seid auf dem neuen Stand. Kern-Features waren:
- Regelmäßige Speed-Tests: Liefert der Provider die bezahlte Geschwindigkeit?
- Automatische Updates für höchste Sicherheit
- Priorität für einzelne Geräte
- (Zeitgesteuerte) Nutzungssperren für einzelne Geräte (meist die der Kinder)
- Gast-WLAN
- Smart-Home-Steuerung (on.here)
- Zweiten Administrator definieren
Unterm Strich gilt dasselbe Urteil wie für den Vorgänger: Einrichtung und Konfiguration der Nest Wifi sind trivial einfach. Einzig der Google-Zwang kann sauer aufstoßen; aber dann würde man sich das Produkt ohnehin nicht bei diesem Hersteller kaufen.
Der Vorteil der Kopplung an das Google-Konto ist, dass Ihr den Router auch aus der Ferne konfigurieren und Kollegen oder Familienmitglieder über deren Google-Konten zu Admins ernennen könnt.
Ist Nest Wifi schneller?
Zugegeben: Nest Wifi Router + Zugangspunkt sind für eine Wohnung wie die im Test verwendete Overkill. Um diese Frage qualifiziert zu beantworten, müsste ich mich für den Test mit meinen Nachbarn zusammentun. Doch das ist in Anbetracht der zum Testzeitpunkt vorherrschenden Situation nicht umsetzbar.
Ich konnte dennoch testen, ob das WLAN direkt neben dem Nest-Zugangspunkt schneller ist als am von dort aus acht Meter und eine dicke Wand entfernten PYUR-Router im Wohnzimmer. Das war jedoch nicht der Fall, behaupten zwei Durchläufe der Netflix-Speedtest-App "Fast" (Play Store, App Store):
Immerhin war die schlechteste gemessene Latenz beim Nest-Wifi-Zugangspunkt deutlich geringer als beim PYUR-Router. Interessanterweise hat der Nest-Router (nicht der Zugangspunkt) Messwerte ergeben, die sich mit denen aus dem linken Screenshot decken. Erhofft Euch also nur Verbesserungen Eures WLANs, wenn Euer bisheriger Router wirklich absonderlich schlecht oder alt ist.
Google Nest Wifi: Technische Daten
Google will mit seinem recht teuren Nest Wifi per Mesh-Net gleichmäßig schnelles, latenz-armes WLAN in die letzte Ecke Eures Hauses bringen. Dabei setzt es weiterhin auf die Technologie, auf die inzwischen auch etliche Konkurrenten setzen.
- Simultanes Dualband-WLAN (2,4 GHz/5 GHz), Unterstützung bis Wi-Fi 5 mit bis zu 1.200 Mbit/s bei Bündelung des 2,4 GHz und 5 GHz Frequenzbandes
- Beamforming: Antennen zielen auf einzelne Geräte, um innerhalb der Grenzwerte die meiste Sendeleistung zu erzielen
- WPA3-Verschlüsselung
- Bluetooth (auch BLE) für Wartung und Smart Home
- Roaming (802.11k/v): bewegliche Clients springen ohne Verbindungsabbruch von Zugangspunkt zu Zugangspunkt
- Router: AC2200 MU-MIMO Wi-Fi, 4x4 (5 GHz), 2x2 (2,4 GHz)
- Zugangspunkt: AC1200 MU-MIMO Wi-Fi, 2x2 (2,4 GHz/5 GHz)
Zusätzlich zum WLAN bieten die Zugangspunkte nun auch Sprach- und Musik-Funktionen. Der einfache 40-mm-Treiber gibt Musik jedoch bloß in Mono (Marketing-Leute nennen das dann 360-Grad-Sound) wieder. Ihr könnt übrigens "Okay, Google! Bluetooth Pairing!" befehlen und eine Bluetooth-Quelle koppeln.
Solche Befehle nimmt der Nest-Wifi-Zugangspunkt über vier Mikrofone entgegen. Die könnt Ihr über einen mechanischen Schalter am Gerät abschalten.
Fazit
Nest Wifi ist genau wie der Vorgänger kinderleicht einzurichten. Im Gegensatz zu Google Wifi bieten die neuen Satelliten jedoch den Google Assistant als wesentliche Neuerung. Schade ist, dass die Zugangspunkte nun keine LAN-Ports mehr haben. Die Mesh-Repeater fast aller Konkurrenten machen das besser.
Leider ist Nest Wifi mangels Modem nur für die wenigen Kunden interessant, die nicht schon von ihrem Provider einen Router, sondern nur ein Modem mit LAN-Ausgang gestellt bekommen. Jene könnten jedoch mit der deutschen Konkurrenzlösung AVM FritzBox deutlich günstiger fahren. Diese bietet neben dem integrierten DSL- oder Kabel-Modem meist mehrere Jahre Software-Support und ist unabhängig von einem Google-Konto bedienbar. Mesh-fähige AVM-Geräte (Liste) findet Ihr erheblich günstiger auf eBay.
Ich habe seit Kurzem Router plus zwei Zugangspunkte. Drei Personen und deren Geräte inklusive Smarter WLAN-Steckdosen, SmartTV und Drucker hängen permanent im Netzwerk. Keine Probleme, immer stabil, immer maximaler Empfang und sogar der sieben Jahre alte Laptop meiner Freundin lädt Seiten nun etwas schneller. Ich bin rundum begeistert. Vorher hatte ich Extender und die machen nur Probleme. Vor allem, weil die Geräte nicht automatisch an den besten Zugangspunkt übergeben werden. Ich kann es nur empfehlen, mir ist es das Geld auf jeden Fall wert.
Cool, danke für den kurzen Erfahrungsbericht. Hast du den Router direkt am Modem dann, oder wie geht das bei dir?
Habe einen Huawei-Router von Magenta. Der ist mit dem mitgelieferten LAN-Kabel des Nest WiFi an den Nest WiFi Router angeschlossen. Das war es. Alles andere übernimmt das MESH-Netzwerk bei der Einrichtung. Seitdem habe ich nichts mehr umstellen müssen. Es funktioniert einfach.