Honor 20 im Test: Ein gutes Smartphone im Schatten seines Preises
Ende Mai, in einer für die Marke schwierigen Zeit, wurde das Honor 20 vorgestellt. Die USA hatten gerade Huawei, dem Mutterkonzern von Honor, einen schweren Schlag versetzt, Google hatte die Android-Unterstützung entzogen. George Zhao präsentierte das Honor 20 und Honor 20 Pro mit hochgehaltenem Kopf, aber es wurde zu einer zurückhaltenden Launch-Veranstaltung mit so vielen Fragezeichen. Vor allem: Wird es möglich sein, diese beiden Geräte zu kaufen? Ist es und das Honor 20 wird mittlerweile zum Kauf angeboten. Wir haben es getestet und verraten Euch, ob sich der Kauf auch lohnt.
Pro
- Design
- Fullscreen-Display mit integrierter Kamera
- gute Akkulaufzeit
- Dual-SIM
Contra
- Keine IP67/8-Zertifizierung
- Kein Klinkenanschluss
- Vergleichweise hoher Preis
Ein hoher Preis im hart umkämpften Markt
Das Honor 20 ist zu einem Preis von 499 Euro erhältlich und damit 100 Euro teurer als das Honor-Flaggschiff aus dem vorangegangenen Jahr. Ist die Preiserhöhung durch die angebotenen neuen Funktionen gerechtfertigt? Diese Frage werden wir in diesem Test beantworten. Erwähnenswert sind daher auch die Mitbewerber und deren Alternativen: Asus bietet das interessante Zenfone 6 für ab 500 Euro, das Xiaomi Mi 9 kostet unter 400 Euro und das Pixel 3a 399 Euro. Das bedeutet, es gibt einige interessante Alternativen auf dem Markt.
In der Box des Honor 20 gibt es neben dem Smartphone selbst ein 5V/4,5A-Netzteil, ein Datenübertragungs- und Aufladekabel und einen Adapter von USB Typ C auf Audio-Klinke. Eine extra Schutzhülle oder Kopfhörer sind nicht im Lieferumfang enthalten.
Schön anzusehen und gut verarbeitet
Das Design des Honor 20 ist dem der Pro-Version sehr ähnlich und es bietet, wie alle aktuellen Geräte, ein Gehäuse aus Metall und eine Rückseite aus Glas. Es kann mit einer Hand bedient werden (154,3 x 74 x 7,9 mm und 174 g Gewicht) und ist tendenziell leicht rutschig.
Weniger gut gefallen hat mir das aus der Rückseite herausragende Kamera-Modul, dem ich aber bei jedem Smartphone kritisch gegenüber stehe, dass durch meine Hände wandert. Es ist auch schade, dass es keine IP67/8-Zertifizierung gibt, ein Feature, das meiner Meinung alle Geräte mitbringen sollten, die der Mittelklasse oder dem High-End-Bereich zuzuordnen sind. Auch der Klinkenanschluss fehlt: Mit dem mitgelieferten Adapter könnt Ihr aber weiterhin kabelgebundene Kopfhörer verwenden.
Ansonsten sind alle Buttons leicht zugänglich und reagieren schnell. Der seitlich in den Power-Button im "Sony-Style" integrierte Fingerabdruckscanner ist wirklich komfortabel und schnell. Erst wenn das Gerät flach auf dem Schreibtisch liegt, wird die Interaktion mit ihm etwas komplizierter.
Das Honor 20 unterstützt die Verwendung von zwei SIM-Karten, nicht aber die Verwendung einer microSD. Bei der Verarbeitung hat Honor wieder einmal gute Arbeit geleistet. Sehr schön sind die Lichteffekte, die die Rückseite beim Modell in Blau erzeugt!
Display mit Loch statt Notch
Das Honor 20 bietet auf der Vorderseite ein 6,26 Zoll großes IPS-Panel mit einer Auflösung von 2.360 x 1.080 Pixel (FHD+). Die Unterschiede zu einem OLED sind sichtbar, aber trotzdem sind die Kontraste gut, ebenso wie die Darstellung von Farben und sogar Schwarz ist nicht schlecht. Ich fand allerdings die maximale Helligkeit eher gering. Um Bildschirm-Inhalte gut ablesen zu können, solltet Ihr bei direkter Sonneneinstrahlung die Helligkeit auf das Maximum stellen.
Keine Notch: Beim Honor 20 sitzt die Frontkamera hinter dem 4,5 mm kleinen Loch in der linken oberen Bildschirmecke.
In den Einstellungen könnt Ihr verschiedene Parameter einstellen, wie z.B. die Auswahl des Farbmodus zwischen normal oder lebhaft. Außerdem wird der Bildschirm auf Wunsch sofort aktivieren, wenn Ihr das Gerät anhebt oder die Gesichtserkennung nutzt. Ihr könnt ihn jedoch nicht mit doppelten Tippen aktivieren.
Mit dem Honor 20 müsst Ihr bei der Notch keine Kompromisse eingehen, denn der Hersteller hat sich, wie bereits beim Honor View 20 für eine hinter einem 4,5 mm kleinen Loch sitzende Frontkamera entschieden.
Android 9 Pie und Magic UI
Das Honor 20 kommt mit Android 9 Pie und Magic UI 2.1 auf den Markt, das Honors Variante von Huaweis EMUI ist. Das fällt in einigen kleinen Details auf, aber insgesamt ist die angebotene Benutzererfahrung die gleiche. Persönlich gefällt mir die Oberfläche. Sie ist intuitiv und in vielen Bereichen anpassbar.
Das Starten von Apps und das Multitasking geht wirklich schnell . Ich war überrascht, keine Gesten für den Fingerabdrucksensor vorzufinden. Eine ziemlich seltsame Entscheidung für ein Gerät von Honor.
Die jüngsten Nachrichten über die Situation in den Vereinigten Staaten gegenüber China nach dem G20-Gipfel lassen auch auf eine zukünftige Unterstützung des Geräts hoffen.
Gute Leistung mit dem Kirin 980
Mit dem Kirin 980 (4 Cortex-A76 und 4 Cortex-A55 Cores) und 6 GByte LPDDR4X RAM sowie 128 GByte internem Speicher enttäuscht das Honor 20 im täglichen Einsatz nicht : Alles läuft reibungslos ohne böse Überraschungen oder unerwartete Fehler. Spiele, Video-Streaming, einfaches E-Mail- und Nachrichten-Management sowie Musikwiedergabe laufen reibungslos, ohne das Gerät ins Stocken zu bringen.
Das Honor 20 bietet Bluetooth 5.0, NFC, Infrarotsender und Benachrichtigungs-LED, die jedoch am oberen Displayrand positioniert ist und damit nicht so auffällig ist wie bei anderen Geräten. Die Gesprächspartner sind beim Telefonieren sowohl über die Hörmuschel als auch über die Freisprecheinrichtung klar zu verstehen. Das Honor-Smartphone bietet einen einzelnen Lautsprecher, der am unteren Ende positioniert ist: Er leistet gute Arbeit, lässt sich aber beim Schauen von Videos oder Spielen im Querformat all zu leicht mit der Hand abdecken.
Honor 20 in Benchmark-Tests
3DMARK SLING SHOT EXTREME | 3DMARK SLING SHOT VULKAN | 3DMARK SLING SHOT | 3DMARK ICE STORM EXTREME | Geekbank 4 (Single/Multi) | PASSMARK MEMORY | PassMark Disk | |
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Honor 20 | 1870 | 1951 | 2261 | 39019 | 2907 / 5483 | 27843 | 73412 |
Asus Zenfone 6 | 5526 | 4915 | 7080 | 75574 | 3379 / 10159 | 26576 | 71601 |
Xiaomi Mi 9 | 5659 | 4762 | 7028 | 66907 | 3479 / 10921 | 28043 | 74126 |
Gute Fotos, aber zwei Sensoren zu viel
Wieder einmal fokussiert sich Honor auf die Kamera, indem der Hersteller dem Honor 20 fünf Sensoren spendiert. Auf der Rückseite finden wir vier: Der Sony IMX 586 mit 48 Megapixel, der auch im Honor 20 Pro zu finden ist, aber hier ohne OIS und mit einer f/1.8-Blende auskommen muss, 16 Megapixel (f/2.2-Blende, Weitwinkel), 2 Megapixel für Tiefeninformationen und ein 2-Megapixel-Sensor (f/2.4-Blende, Makro). Auf der Vorderseite bietet das Honor 20 einen 32-Megapixel-Sensor mit f/2.0-Blende. Außerdem bietet das Smartphone Euch die Möglichkeit, 4K-Videos mit 30 fps aufzunehmen.
Ihr werdet die meiste Zeit mit 12 Megapixel fotografieren müssen, damit Ihr die Vorteile von Zoom, KI und Weitwinkel nutzen könnt.
Von dem Kamera-Quartett auf der Rückseite finde ich das Makroobjektiv wenig nützlich, mit dem man nämlich ziemlich genau sein muss, weil der Fokus auf genau 4 cm Abstand zum Motiv angewiesen ist. Auch der 2-Megapixel-Sensor für Tiefeninformationen ist nicht weltbewegend. Damit hätten zwei Sensoren am Ende wohl auch ausgereicht.
Auch eine Kamera-KI ist vorhanden, kann aber nicht aktiviert werden, wenn Fotos mit 48 Megapixel im Ultra-Clarity-Modus aufgenommen werden und auch für den Weitwinkel-Modus wird diese nicht genutzt. Die meiste Zeit werdet Ihr daher wahrscheinlich Fotos mit 12 Megapixel machen, damit Ihr die Vorteile von Zoom, KI und Weitwinkel nutzen könnt. Immerhin genügt ein Fingertipp, um auf 48 Megapixel umzuschalten.
Die Qualität der Fotos ist in Bezug auf Detail und Farbdarstellung (mit aktiver KI ist die viel stärker und weniger natürlich) gut - besonders wenn die Lichtverhältnisse gut sind. Der Nachtmodus soll bei Szenen im Dunkeln mehr Licht einfangen und die Ergebnisse sind nicht schlecht, auch wenn es bei Fotos ohne Stativ oder Stütze zu verschwommenen Details kommt. Die verschiedenen integrierten Aufnahmemodi (Zeitlupe, Filter, Nacht usw.) sind interessant und bieten spannende Effekte, wirken aber in einigen Fällen zu übertrieben.
- Unsere mit dem Honor 20 aufgenommenen Fotos
Akkulaufzeit? Eine echte Stärke
Eine der Stärken des Honor 20 ist sicherlich die Akkulaufzeit. Der 3.750-mAh-Akku bietet ohne Probleme mehr als einen Tag Laufzeit bei intensiver Nutzung . Die Schnellladung (SuperCharge 22.5W) wird bei Honor jetzt als selbstverständlich vorausgesetzt. Aber es gibt keine drahtlose Auflademöglichkeit. In unserem PC Mark Benchmark-Test kommt das Honor 20 auf ein Ergebnis von 10 Stunden und 31 Minuten.
Honor 20: Technische Daten
Abschließendes Urteil
Ist das Honor 20 ein gutes Smartphone? Ja, das ist es. Gut verarbeitet und gut ausgestattet, bietet es eine gute Performance und zahlreiche Features. Auch bei Foto und Video enttäuscht es nicht, obwohl zwei der Fotosensoren auf der Rückseite mehr aus Marketing-Zwecken als für einen echten Mehrwert für die Nutzer integriert zu sein scheinen.
Was das Leben für dieses Smartphone jedoch nach dem von Trump verhängten Verbot schwierig macht, ist der Preis von 499 Euro. Die Konkurrenz schafft es, zum gleichen oder geringeren Preis ausgezeichnete Alternativen anzubieten, die das Honor 20 im Schatten stehen lassen. Für 100 Euro weniger wäre es ein gutes Geschäft gewesen, aber mit einem Preis von 499 Euro besteht die Gefahr, dass es in den Regalen stehen bleibt, und das ist eine Schande.
Sieht soweit gut aus.
Hm, kein MicroSD-Steckplatz und der fehlende Klinkenanschluss sind etwas bitter. Wenn der Preis sich schon bald bei 399 EUR einpendeln und das Huawei+Honor+Sanktions- Problem selbst wirklich abschließend gelöst ist, würde ich es trotzdem wagen...
Ein Adapter auf Klinke wird wie bei meinem Mate10 Pro mitgeliefert. Damit komme ich auch ohne Klinke gut zurecht. Klar, gleichzeitiges Aufladen und kabelgebundene Kopfhörer sind dann nicht mehr möglich, aber das Problem ist meinem Alltag geringer als zuvor gedacht.
Das "Problem" mit der MicroSD habe ich auch. Aber der interne Speicher ist schneller und meine 128 GB bekomme ich derzeit nicht voll.