Huaweis Mate Xs ist ein grandioses Faltsmartphone ohne Google-Dienste
Im vergangenem Jahr stahl Huawei mit dem Mate X, einem Faltsmartphone, dessen Display außen um das Smartphone gefaltet wurde, allen anderen Herstellern auf dem Mobile World Congress die Show. Nur wurde das Huawei Mate X in China verkauft. Jetzt soll mit der zweiten Generation, dem Huawei Mate Xs, auch die internationalen Märkte bedient werden. In unserem Test des Huawei Mate Xs finden wir für Euch heraus, welche Vor- und auch Nachteile es im Alltag mit sich bringt und ob sich die Investition für jedermann lohnt.
Pro
- Tolles Display
- Robuster Faltmechanismus
- Sehr gute Kameras
- Gute Akkulaufzeit
- Gute Performance
Contra
- Sehr hoher Anschaffungspreis
- Ohne Google-Dienste
Huawei Mate Xs: Preis und Verfügbarkeit
Gleich die große Überraschung vorweg, bevor wir zum eigentlichen Test des Huawei Mate Xs kommen. Huawei verkauft das 2.499 Euro teure Mate Xs aktuell nur über den eigenen Online Shop. Ob später ausgewählte Partner das Mate Xs auch im stationärem Handel anbieten, ist noch nicht bekannt. Wer sich für ein Huawei Mate Xs entscheidet, hat wenig Auswahl:Das Faltsmartphone gibt es nur in einer Farbe und einer Speicherausführung.
Altes Design, neues Scharnier
Optisch hat Huawei kaum etwas verändert und wenn, dann haben die Änderungen auch einen praktischen Grund. Das Gelenk zum Beispiel hat Huawei laut eigener Aussage überarbeitet und verbessert. Das aus mehr als einhundert ineinandergreifenden Teilen bestehende „Falcon Wing“-Scharnier erstreckt sich über die gesamte Länge der Wölbung. Huawei entscheid sich überdies dazu, das Display nach außen zu legen. So entsteht keine sichtbare Falz, wie viele sie beim Samsung Galaxy Fold bemängeln.
Vor allem das Aufklappen erfordert eine Eingewöhnungsphase, denn das Display wird durch ein Arretierung im Zusammengefalteten Zustand festgehalten. Die Arretierung löst Ihr, indem Ihr blind die dafür vorgesehene Taste betätigt. Habt Ihr sie gefunden, springt das Mate Xs auf und Ihr könnt das Display nun mit etwas Nachdruck aufbiegen.
Auch nach nunmehr zwei Wochen überkommt mich immer noch eine kleiner Schauder, wenn ich das Mate Xs Auf- und Zuklappe. Aber die Angst, das teure Gerät dabei zu zerstören, ist definitiv schon nach ein paar Tagen intensiver Nutzung geringer geworden.
Im zusammengefaltetem Zustand erscheint das Huawei Mate Xs sehr dick. Selbst in weiteren Jeans ist es schwierig, das Huawei Mate Xs in die Hosentasche zu stecken; vor allem das Gewicht von 300 Gramm zerrt an den Taschen. Hinzu kommt meine ständige Paranoia, das außen liegende Display des Huawei Mate Xs zu zerkratzen, wenn ich es ablege oder in die schmale Hosentasche stecke.
Für den Alltag hat Huawei zwar ein Bumpercase beigelegt. Aber um ehrlich zu sein, zerstört es den schönen Rahmenlos-Look des Huawei Mate Xs. Außerdem schützt es nur bedingt vor Stößen oder gar Kratzern. Am Ende hielt ich das Huawei Mate Xs permanent in den Händen und lief damit herum wie an Krücken.
Im aufgeklappten Zustand hat das Huawei Mate Xs eine Wulst auf der rechten Seite. Ihr Sinn erschloss sich mir erst mit der Zeit. Denn sie sorgte dafür, dass das Mate Xs auch beim Gehen sicher in der Hand liegt. Bei längerem Lesen kann man das Faltsmartphone auch längere Zeit mit einer Hand angenehm halten. Nur das Gewicht sorgt dafür, dass man irgendwann doch die zweite Hand dazunimmt.
Beeindruckendes Display
Ist das Huawei Mate Xs eingeschaltet und das Display aktiviert, dann ist es selbstverständlich der Star. Schon im zusammengeklappten Zustand ist das 6.6 Zoll messende AMOLED-Panel mit seinen schmalen Displayrändern ein Hingucker. Aber den wirklichen WOW-Effekt löst es selbstverständlich erst aus, wenn es zu vollen acht Zoll auseinandergefaltet wurde.
Wie schon zuvor angemerkt, kann Huawei das Problem mit der Falz umgehen, indem es das Display nach außen legt. Beim täglichen Wischen über das Display im aufgeklappten Zustand spüren wir also keine Furche. Auch wenn das Licht schräg auf die Oberfläche trifft, sehen wir keine Lichtkante im Display.
Dafür ist im zu geklappten Zustand ein leicht irritierende, gebogene Lichtkante am linken Rand zu sehen. Das Display liegt in diesem Zustand nicht Plan auf, sondern ist leicht nach außen gewölbt. Bei der Nutzung des Mate Xs wirkt es dann so, als drücke man das Display auf einen kleinen Hohlraum.
Nachdem ich unter anderem auch Samsung Galaxy Fold getestet hatte, gefällt mir der Faltmechanismus für das Display des Huawei Mate Xs bisher am besten. Beim Fold hat mich vor allem der dicke Rahmen gestört. Huaweis Display-Oberfläche fühlt sich meines Erachtens ebenfalls wertiger an, wird wiederum von der des Samsung Galaxy Flip übertroffen.
Auch ohne Google nützlich
In Sachen Software muss man das Huawei-Smartphone aus zwei Blickwinkeln betrachten. Das Betriebssystem Android an sich ist Open Source. Huawei darf es weiterhin nutzen und verstößt dabei nicht gegen das US-Handelsembargo. Wo Huawei ausweichen, oder wenn man das mit Huaweis Worten umschreiben will, eine Alternative schaffen muss, sind die Google-Dienste mitsamt App-Ökosystem des nun fehlenden Play Stores.
Die Zukunft liegt in den Huawei Mobile Services, oder im " HMS Core" sowie in der eigenen AppGallery. Beides muss Huawei nicht neu erfinden. Doch das in China System seit Jahre erprobe Modell muss nun internationalisiert werden. Huawei hat dafür weltweit Teams abgestellt, die in direktem Kontakt mit lokalen App-Entwicklern bei Portierung und Vermarktung zur Seite stehen.
An viele Daten, die Ihr bei Eurem alten Smartphone mit Google Mobile Services und den Cloud-Diensten des Suchmaschinen-Giganten abgelegt habt, kommt Ihr weiterhin heran. Insbesondere Huaweis Umzugs-App Phone Clone ist bei der Einrichtung des neuen Mate Xs ein Treuer Diener. So könnt Ihr viele Apps und -Daten, Fotos und Videos, Einstellungen, SMS und Kontakte vom alten aufs Smartphone übernehmen. Im Test hat das auch hervorragend geklappt. Selbst WhatsApp-Chats und Daten wurden übernommen.
Falsche Hoffnung weckt die Tatsache, dass Phone Clone im Mate-Xs-Test auch sämtliche Google Apps übertragen hat. Denn davon funktionieren nicht sehr viele. Interessanterweise funktioniert Google Maps auf dem Mate Xs, Google Analytics oder Google Podcast hingegen verweigerten den Dienst.
Grundsätzlich gilt: Alle Apps, die Google Mobile Services im Hintergrund nutzen, nicht mehr richtig auf Huawei Geräten mit EMUI 10 funktionieren. Das ist schmerzhaft für Zocker wie mich, die ihre Spielstände in den Play-Diensten ablegen.
Aber es gibt Licht am Ende des Tunnels, denn immer mehr Apps tauchen in der AppGallery von Huawei auf. Snapchat, Telegram, Microsoft Office oder gar Fortnite gibt es dort offiziell. Das ist sicher nur der Anfang und ich gehe davon aus, dass der HMS-Zug mit der Zeit immer mehr an Fahrt aufnehmen wird.
Falls Ihr einmal Eure geliebten Apps nicht in der AppGallery finden solltet, gibt es dort für Euch den Dienst Namens App-Suche. Huawei verweist Euch dann an vertrauenswürdige Drittanbieter für den App-Download. Gerne verweisen wir an dieser Stelle auf unsere Liste alternativer App Stores:
Darüber hinaus besteht immer die Möglichkeit, alternativ Web-Apps zu verwenden und entsprechende Bookmarks wie ein App-Symbol auf dem Hauptbildschirm des Huawei Mate Xs abzulegen. Es gibt also viele Wege, um das Mate Xs mit den gewohnten Apps und Diensten zu versorgen. Es braucht nur den nötigen Willen und ein wenig Zeit.
Schneller Hitzkopf
Das größte Update gegenüber dem Huawei Mate X aus 2019 hat das Mate Xs im Inneren erhalten. Huawei hat hier alles auf den aktuellsten Stand der hauseigenen Chiptechnologie aufgebohrt. Statt der zwei Chip Kombination aus Kirin 980 und Ballon 5000 Modem gibt es im Huawei Mate Xs nun den Kirin 990 mit intergiertem 5G Modem. Dem Kirin 990 stehen dann noch 8 GByte RAM und 256 GByte an internen Speicher zur Verfügung, der sich aber mit Hilfe von Huawei NM-Speicherkarten noch erweitern lässt.
Dieses Update auf den Kirin 990 soll nicht nur die reine Rechnenleistung des Huawei Mate Xs erhöhen, sondern auf die Effizienz in Sachen Energieverbrauch verbessern. In unserem Testparcour konnte sich das Huawei Mate Xs eigentlich vor das Samsung Galaxy Fold setzen, aber bei den Grafiktest unter 3DMark lässt die Leistung bei uns in drei nacheinander ausgeführten Durchläufen merklich nach. Das führt leider im Durchschnitt dazu, dass das Huawei Mate Xs schlechter abschneidet.
Huawei Mate Xs im Benchmark-Test
Samsung Galaxy Fold | Huawei Mate Xs | |
---|---|---|
3D Mark Sling Shot Extreme ES 3.1 | 5.485 | 4.949 |
3D Mark Sling Shot ES 3.0 | 6.609 | 3.825 |
3D Mark Ice Storm Unlimited ES 2.0 | 71.007 | 53.189 |
Geekbench 5 (Single / Multi) | 719 / 2.570 | 753 / 2.975 |
Ein wenig P30 Pro mit einer Prise Mate 30 Pro
Während beim SoC Huawei noch dem Mate Xs ein großes Update verpasst hat, besteht bei der Kamera-Hardware weiterhin das alte Setup vom Huawei Mate X aus 2019. Das Kamera-Setup besteht aus folgenden Komponenten:
- 40 MP, f/1.8, 27mm Weitwinkel-Kamera mit PDAF
- 8 MP, f/2.4, 52mm Telefotokamera
- 16 MP, f/2.2, 17mm Ultraweitwinkel-kamera
- ToF Sensor für 3D-Tiefeninformationen
Praktisch beim Mate Xs und auch schon beim Mate X, ist der Umstand, dass man kein Selfie-Kamera benötigt, denn man dreht das Smartphone für Selfies um und nutzt den umgeklappten Displayteil als Sucher. Qualitativ erhält man somit die gleiche Foto und Videoqualität wie bei normaler Aufnahmeweise.
Insgesamt macht das Mate Xs gewohnt Huawei-typisch klasse Fotos; auch Portraits und Nachtaufnahmen gehören dazu. Bei den Selfies kann sich das Huawei Mate Xs selbst gegenüber Selfie-King Google Pixel 4 durchsetzen. Alle Fotos, die ich mit dem Huawei Mate Xs geschossen habe, könnt Ihr Euch unter nachfolgendeM Link anschauen:
Dauerläufer mit kleiner Überraschung
Auch beim Akku hat Huawei gegenüber dem Mate X aus 2019 nichts geändert. Weiterhin bleibt es bei 4.500 mAh für den Akku. Aber, anders als auf Huaweis Webseite versprochen, liefert der Hersteller kein 55-Watt-Netzteils sondern ein 65 Watt Netzteil aus. Es ist derselbe Typ, der den Laptops Huawei Matebook D oder Matebook Pro beiliegt. Mit diesem Netzteil ist der Akku in unter 20 Minuten halb und nach 59 Minuten voll aufgeladen.
Die Akkulaufzeit beträgt in unserem Akku-Benchmark satte zehn Stunden und 20 Minuten. Im Alltag konnte ich das Huawei Mate Xs über einen ganzen Arbeitstag betreiben, wobei man aktuell inklusive der Ausgangsbeschränkung nicht von einem normalen Alltag sprechen kann. Das Wechseln von Netzzellen und häufigere Wechseln zwischen WiFi und LTE-Netz ist minimiert. Zudem konnte ich nur das Mate Xs im 4G Netz betreiben, so dass wir nicht betrachten konnten, wie sich 5G-Verbindungen auf die Akkulaufzeit ausüben. Schade eigentlich, aber so ist die Lage nun mal.
Huawei Mate Xs: Technische Daten
Eine Frage des Geschmacks und des Geldbeutels
Das Huawei Mate Xs ist, wie auch schon sein Vorgänger, ein beeindruckendes Faltsmartphone. Doch das hat seinen Preis: Mit 2.499,99 Euro ist es sogar noch mal 200 Euro teurer geworden und ist somit sicherlich nicht für Jedermann erschwinglich. Für den Kaufpreis eines Mate Xs bekommt Ihr ein gut ausgestattetes MacBook Pro 13 Zoll, oder Ihr könnt Euch das MateBook X Pro in der Top-Ausführung holen und noch dazu ein Huawei P40 Pro.
Trotzdem muss ich nach beinahe zwei Wochen sagen, dass das Huawei Mate Xs und sein außenliegendes Display mir besser gefallen hat, als ich es noch vor einem Jahr bei der Präsentation des Mate X gedacht hatte. Es ist weniger fragil und empfindlich als ich gedacht hatte. Es ist sogar sehr robust muss ich sagen, und das hat mich am meisten überrascht.
Mit dem Verstand werden sich wohl nur wenige das Huawei Mate Xs holen. Aber mal ganz ehrlich: Auch die anderen Falt-Smartphones vom Schlage eines Samsung Galaxy Fold, Galaxy Z Flip oder das Motorola Razr kauft man nicht mit Verstand und Logik, sondern mit dem Herzen und aus dem Bauch heraus.
Echt ein cooler Blick in die Technikzukunft, aber 2500€ Startpreis WOW!!!
Für Menschen die in den 90er aufgewachsen sind entspricht es 4889 DM UVP ein echtes Schnäpple 😅😂
Zusätzlich könnte ich nicht mal meine Filme von Google auf Dienstreise auf dem Device schauen...
Als Falt-Phablet also ein sehr teuer Spaß für absolute Huawei Fans📱
Hübsches Ding, ich würde es sehr gerne nutzen .... aber ich kann und will nicht so viel Geld für so ein Gerät ausgeben. Was man mit 2.500 € alles machen kann.... Sehr viel, aber halt kein Mate Xs kaufen :)
Es wird auch Pixelfehler und Falten bekommen, eine Frage der Zeit.
Wegen den hohen Preis und ohne Google. Nö danke.
"..., das Display nach außen zu legen. So entsteht keine sichtbare Falz, ..."
Das Scharnier müsste sich beim Öffnen auch strecken, ansonsten würde sich eine Wulst auf der Oberfläche bilden.
"..., das außen liegende Display des Huawei Mate Xs zu zerkratzen,..."
Bei normalen Phones liegt das Display auch immer 'außen'.
Ja klar liegt das Display bei normalen Smartphones immer außen. Dort ist es aber aus Glas und nicht aus Kunststoff, den man mit dem Fingernagel verformen und verkratzen kann.
Bei so ziemlich jedem Bild der Software zeigt sich eigentlich, dass es nach wie vor lächerlich ist, wie absurd viel Huawei 1:1 von Apple bzw. iOS übernimmt... Und das bei den mittlerweile aufgerufenen Preisen.
Na und ? Was spricht dagegen erfolgreiches zu uebernehmen ?
Dagegen spricht eigentlich nichts. Aber wenn ich vieles übernehme und nicht selber entwickel warum sind dann die Preise trotzdem so hoch?
Ganz einfach, auf Grund der neuen Falttechnologie. Entiwicklungskosten sind enorm hoch und das Produkt ist noch nicht fertig für die Breite Masse.
War bei den ersten Handys auch nicht anders. Wird sich aber im laufe der Zwit relativieren.
Ohne Googledienste noch keine Alternative.
Und die Preise die für Klapptelefone aufgerufen werden disqualifizieren die Geräte einfach.
Da kann die Mechanik und sonstige Hardware noch so gut sein.
Finde ich toll, aber ohne Google Dienste leider keine Option...:-(
2500 € werde ich niemals für ein Huaweigerät ausgeben. Gerade bei 2500 € wäre eine Updategarantie für 5 Jahre (nicht nur Sicherheitsupdates) Pflicht, sowie viele zertifizierte günstige Reparaturdienste. Selbst dann wäre es mir immer noch zu teuer.
Zu teuer aber im Gegensatz zu den anderen meiner Meinung nach immer noch die gelungenste Variante.
Das Design würde mich nicht ansprechen. Noch dazu sieht es viel zu unhandlich aus.
Ganz im Gegenteil - das Handy dürfte mit Sicherheit sehr handlich sein. Wenn du mal einen Kindle Oasis in den Händen hast weißt du wieso.
Handlich ist halt Ansichtssache. Mir ist 6,6" zu groß.
Finde das Teil super interessant. Aber halt viel zu teuer.
"Viel Platz auf dem 8 Zoll großem Display, der von der mobilen Ansicht nicht ausgenutzt wird. Noch nicht."
Es ist und bleibt Android, das "noch nicht" könnt ihr also streichen...
Ich bleibe dabei, das Ding sieht von den ganzen Foldable-Konzepten am besten aus, praktisch gesehen ist es aber wohl das mit Abstand schlechteste, da der (sehr anfällige) Plastik-Screen immer außen liegt und wenn man das Gerät irgendwo hinlegt, muss man es immer auf das Display legen.
Das mit den Kratzern auf dem Display stört nur denjenigen, der das Telefon aus Fashion-Gründen gerne unberührt bei sich trägt. Wer es als Werkzeug ansieht, braucht sich darüber keine Gedanken zu machen. Meine Handys hatten zwei Jahrzehnte lang unzerbrechliche Kunststoffdisplays, die mehr oder weniger zerkratzten. Der Nutzbarkeit oder Lesbarkeit hat das nicht im Weg gestanden.