Jackery Navi 2000 im Test: Alleskönner-Balkonkraftwerk-Speicher
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Mit dem Navi 2000 bringt Jackery seinen ersten Balkonkraftwerk-Speicher auf den Markt, der überaus vielfältige Optionen etwa zur Regelung der Einspeiseleistung bietet und sich gleichzeitig auch als normale Powerstation nutzen lässt. Mit schuldigem Blick aufs Phrasenschwein fragen wir sind: Ist das die eierlegende Wollmilchsau unter den Balkonkraftwerk-Speichern und Powerstations gleichermaßen? Das erfahrt Ihr im nextpit-Test des Jackery Navi 2000.
Pro
- Sehr einfache und schnelle Installation
- IP65-Zertifizierung und betriebsfähig bis -20°C
- Einspeiseleistung über Smart Home regelbar
- Bis 1.600 W Solarleistung bei 2 MPPTs
- 2 kWh Speicher, erweiterbar auf 8 kWh
Contra
- Gehäuse könnte schicker sein
Jackery Navi 2000: Preis und Verfügbarkeit
Und tatsächlich: Der Jackery Navi 2000 offenbart im Test keine Schwächen. Die App ist übersichtlich gestaltet und erlaubt eine intuitive Verwaltung des Balkonkraftwerks mit Speicher. Die Regelung der Einspeiseleistung ist wahlweise manuell möglich – oder (teil-)automatisiert über den neuen Partner Shelly. Die Leistungsdaten des Navi 2000 sind maximal 2.000 W Solarleistung und sogar maximal 1.200 W Einspeiseleistung (nur 800 W freigeschaltet) optimal für die aktuelle Gesetzeslage ausgelegt. Und wenn der 2 kWh starke, integrierte LiFePO4-Speicher nicht ausreicht, dann lässt sich der Balkonkraftwerk-Speicher mit stapelbaren Zusatzakkus erweitern.
Die unverbindliche Preisempfehlung für den Jackery Navi 2000 liegt bei 1.799 Euro. Der Preis für einen 2 kWh starken Zusatzspeicher zur Erweiterung der Akkukapazität kostet 899 Euro, maximal könnt Ihr drei Zusatzakkus anschließen und kommt dann auf eine mächtige Kapazität von 8 kWh.
Jackery Navi 2000: Design und Verarbeitung
Der Jackery Navi 2000 kommt im typischen Formfaktor von Jackery Powerstations. Das Kunststoffgehäuse mit den abgerundeten Ecken und Kanten ist aber nicht im typischen Schwarz-Orange gehalten, sondern neutralgrau. Innenleben und Funktionsumfang unterscheiden sich jedoch fundamental von gewöhnlichen Powerstations.
Was uns gefällt:
- Schickes, vollintegriertes Design
- Staub- und Wasserschutz nach IP65
- Integrierte Heizung für Funktion bis -20°C
Was uns nicht gefällt:
- Gehäuseoberseite fühlt sich teilweise etwas billig an
- keine Wandmontage möglich
Wenn Ihr den Jackery Navi 2000 kauft, benötigt Ihr nur noch Solarpanels. Alle weiteren Komponenten sind im hellgrauen Alugehäuse mit dem orangenen Jackery-Schriftzug integriert. Der Navi 2000 ist übrigens nach IP65 gegen Staub und Wasser geschützt und darf damit problemlos unter freiem Himmel stehen. Im Test funktionierte der Speicher auch nach einigen Regengüssen noch einwandfrei – auch die Kunststoffoberseite etwas klapprig wirkt und nicht so ganz zum hochwertigen Alugehäuse passt. Eine Wandmontage des Navi 2000 ist übrigens nicht möglich, aufgrund der recht tiefen Bauform aber auch wenig sinnvoll.
Jetzt aber zu den Solarpanels: Die PV-Module könnt Ihr wahlweise bei Jackery kaufen oder Euch bei Drittanbietern besorgen. Ihr müsst lediglich darauf achten, dass die Spannung zusammenpasst – aber darauf kommen wir später im Leistungsteil dieses Tests noch zu sprechen. Für den Anschluss der PV-Module gibt es zwei Paare von MC4-Eingängen. Und jetzt kommt der große Unterschied zu "normalen" Powerstations, wie sie Jackery bislang gebaut hat: Neben den Solareingängen befindet sich ein netzsynchroner 230-V-Ausgang.
Hier könnt Ihr die Navi 2000 in eine beliebige Schuko-Steckdose einstöpseln – idealerweise eine Außensteckdose –, und der Speicher speist dann wohldosiert den Solarstrom in Euren Haushalt ein. Gegenüber "klassischen" Balkonkraftwerken liegt der große Vorteil darin, dass Ihr dem Jackery-Speicher auf verschiedene Arten Euren Energiebedarf mitteilen könnt. Tagsüber produzierte Solar-Überschüsse gehen dann nicht ans öffentliche Stromnetz verloren, sondern werden im Akku gespeichert und lassen sich dann Abends oder Nachts nutzen.
So lässt sich die Einspeiseleistung des Navi 2000 regeln:
- Ohne zusätzliche Hardware: Ihr könnt einfach die Grundlast Eures Haushalts in der App einstellen, also beispielsweise 200 W. Alles, was die PV-Module oberhalb von 200 W produzieren, wird im Akku gespeichert. Fällt die PV-Leistung unter 200 W, füllt der Navi 2000 den Fehlbetrag aus dem Akku auf – bis der Akku leer ist. Am nächsten Tag geht das Spiel dann von vorne los.
- Mit einfachen Smart-Plugs: Mit Hilfe vom neu vorgestellten Jackery Smart Pro Plug oder mit smarten Shelly-Steckdosen könnt Ihr die Einspeiseleistung dynamisch und automatisch nach oben regeln lassen, sobald ein energiehungriger Verbraucher anspringt. Steckt Euer Fernseher beispielsweise in einer smarten Shelly-Steckdose, dann schraubt der Navi 2000 automatisch die Einspeiseleistung um den Mehrverbrauch Eures TVs nach oben, sobald dieser eingeschaltet ist.
- Mit einem Leistungsmesser im Stromkasten: Wer es wirklich ganz exakt möchte, der kann auch mit einem Stromverbrauchsmessgerät direkt den Gesamtverbrauch des Haushalts im Stromkasten messen. Zum Start klappt das etwa mit dem Shelly Pro 3EM. Dieser lässt sich dann mit der Jackery-App verbinden und sagt dem Navi 2000 immer ganz präzise, wie viel eingespeist werden muss, um den gesamten Haushaltsverbrauch zu kompensieren. Natürlich klappt das nur bis zur maximal erlaubten Einspeiseleistung von 800 W.
Ein ganz grundsätzlicher Punkt: Um die verschiedenen Phasen müsst Ihr Euch keine Sorgen machen: Praktisch alle in Deutschland verbauten Zähler arbeiten saldierend und addieren die Leistung auf allen drei Phasen. Habt Ihr also auf allen drei Phasen einen Verbrauch von 200 W und speist dann auf einer Phase 600 W ein, bleibt Euer Stromzähler "stehen". Jackery arbeitet aber daran, einen Parallelbetrieb mehrerer Navi 2000 zu ermöglichen. Wenn sichergestellt wäre, dass die Geräte auf unterschiedlichen Phasen laufen, ließen sich womöglich auch je Phase 800 W einspeisen – also insgesamt 2.400 W. Aber wie gesagt: Das ist noch Zukunftsmusik.
Im hier und jetzt klappt das Einrichten der verschiedenen Modi im Test einwandfrei. Ein Shelly-Smart-Plug im Heimnetzwerk beispielsweise wurde sofort anstandslos erkannt. Allerdings haben wir es nicht geschafft, die Verbindung erfolgreich herzustellen, vermutlich aufgrund der etwas umständlichen Integration unseres Shelly Plug S in unser Heimnetz. Wir werden das Feature mit einem neuen Shelly Plug S noch nachtesten und gehen fest davon aus, dass es klappt!
Jackery Navi 2000: Performance
Mit einer neuen App sowie hervorragend ausgelegter Hardware überzeugt der Jackery Navi 2000 im Test. Ihr könnt bis zu 2.000 W Solarleistung an den Speicher anschließen. Dank zwei separater MPPTs seid Ihr auch flexibel, was die Ausrichtung der PV-Module angeht.
Was uns gefällt:
- Bis zu 1.600 W Solarleistung auf zwei MPPTs
- Notstrom-Funktion
- Akkukapazität erweiterbar auf bis zu 8 kWh
- Stufenloses Aufteilen von PV-Strom und Akku-Strom
Was uns nicht gefällt:
- -
Für die Verwendung als Balkonkraftwerkspeicher sind natürlich die PV-Eingänge das Wichtigste. Der Jackery Navi 2000 hat hier zweimal zwei MC4-Ports, die jeweils einen Spannungsbereich von 11,5 bis 60 V abdecken, wobei der maximale Strom von 28 A erst ab 17,5 V angenommen wird. Jedes dieser MC4-Paare liefert maximal 800 W, wobei die angeschlossenen PV-Module auch eine etwas höhere Leistung haben dürfen.
Ihr könnt also pro Eingang beispielsweise jeweils zwei herkömmliche Glas-Module der 440-W-Klasse anschließen, müsst diese aber unbedingt parallel schalten, um die maximal erlaubte Spannung von 60 V nicht zu überschreiten.
Jedes MC4-Paar hat einen eigenen Maximum-Power-Point-Tracker (MPPT). Das bedeutet, dass ein einzelnes verschattetes PV-Modul nicht die Leistung des Moduls oder der Module am anderen MC4-Paar herunterzieht. Wenn Ihr Module mit unterschiedlicher Ausrichtung habt oder tagsüber etwa ein Schatten eines Baumes über Eure Module wandert, ist das sehr wichtig. Mit nur einem MPPT für beide Ausgänge, würde Euer gesamtes PV-System sonst auf das Leistungsniveau des schlechtesten Moduls gedrosselt.
Bei PV-Überschuss teilt der Jackery Navi 2000 die Sonnenenergie jetzt stufenlos zwischen Eurem Haushalt und dem Akku auf. Und soll mehr Energie eingespeist werden als die PV-Module aktuell liefern, dann wird der Fehlbetrag aus dem Akku gezogen. Das funktioniert erfreulicherweise stufenlos und in beide Richtungen gleichzeitig, was tatsächlich auch 2024 bei Balkonkraftwerk-Speichern nicht ganz selbstverständlich ist. Sobald alle verfügbaren Akkus voll geladen sind, speist das Jackery-System übrigens mehr Leistung ins Hausnetz ein – bis zur erlaubten Obergrenze von 800 W.
Theoretisch kann der Navi 2000 sogar auch über das Netz nachladen anstelle Strom einzuspeisen – über den gleichen Anschluss wohlgemerkt. Wie Jackery im Gespräch mit nextpit verrät, ist die Hardware dafür ausgelegt, etwa bei Verwendung eines dynamischen Stromtarifs zu günstigen Stunden Energie zu tanken und diese später zu teureren Zeiten wieder einzuspeisen. Allerdings seien die Verhandlungen mit den entsprechenden Stromanbietern noch nicht so weit.
Abschließendes Urteil
Jackery hat sich Zeit gelassen mit seinem ersten Balkonkraftwerk-Speicher – und das aus gutem Grund. Während manch ein Konkurrent nach einem Schnellstart auf der Stelle tritt, ist der Navi 2000 ein rundum gelungener, vollintegrierter Balkonkraftwerk-Speicher mit Erweiterungsmöglichkeit, Off-Grid-Funktion und vielen Integrationsmöglichkeiten ins Smart Home.
Damit ist noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht: Jackery hat jede Menge weitere spannende Features in der Pipeline, darunter eine Zusammenschaltung mehrere Navi 2000 über mehrere Phasen hinweg oder eine Erhöhung der Einspeiseleistung bei entsprechender Gesetzeslage. In jedem Fall ist Jackery mit seinem ersten Balkonkraftwerk-Speicher ein rundum tolles Produkt ohne echte Schwächen gelungen.