KI-Brille mit Display: Erster Blick durch die Myvu Imiki
Augmented Reality lässt Menschen und Maschinen verschmelzen und hebt unsere Wahrnehmung der Realität per Definition auf die nächste Stufe. Ich habe bislang wenige Gadgets in den Händen gehalten, die dieses AR-Versprechen so umfänglich erfüllen wie die Imiki AR Glasses von Myvu. Und das spannendste: Die Brille soll bereits im Oktober im Handel erhältlich sein.
Design: Leichter als eine normale Brille
Die Brille vereint Teleprompter, Navi, Untertitel, Übersetzer, Display und mehr in einem – und wiegt trotzdem gerade einmal 43 g. Zur Einordnung: Die ikonischen Ray-Ban Wayfarer wiegen 46 g, und hier sind zwei Gläser zum Durchgucken das einzige Feature. Klar, etwas klobig ist das Gehäuse der Myvu Imiki natürlich, aber insgesamt finde ich das Design dennoch gelungen. Es wirkt zumindest nicht auf den ersten Blick, als habe sich das Design auf Biegen und Brechen der verbauten Technik unterordnen müssen.
Das Tragegefühl auf dem Kopf ist beim ersten Ausprobieren ausgezeichnet. Ob ich diese Aussage auch nach mehreren Stunden noch unterstreichen kann, wird erst der ausführliche Test zeigen. In jedem Fall sind die Brillenbügel leicht flexibel und passen sich damit gut an verschiedene Kopfformen an.
Kommunikation via Display und Lautsprecher
Die Brille hat zwei verschiedene Möglichkeiten, mit Euch zu kommunizieren. Einmal klappt das über den im Bügel verbauten Projektor, der Inhalte über die Brillengläser in Eure Augen projiziert. Dank maximal 2.000 Nits sind die Inhalte tatsächlich auch in der prallen Berliner Spätsommersonne sichtbar. Das Monochrom-Grün war stets einwandfrei zu lesen.
Während die Bildqualität des Displays grundsätzlich gut ist, sorgt die ins Brillenglas integrierte Projektionsfläche allerdings teilweise für Reflexionen im Sichtfeld. Myvu hat aber bereits angekündigt, demnächst auch eine Version mit speziellen Gläsern mit Antireflektionsbeschichtung anzubieten – und ja, künftig sollen auch Gläser mit Sehstärke möglich sein.
Während die Darstellungsqualität überzeugt, nur ein Hinweis: Der Display-Bereich ist nicht gerade riesig. Die Inhalte erscheinen auf einer Fläche, die ungefähr so groß ist, wie eine Handfläche am ausgestreckten Arm. Um aber beispielsweise ein spanischsprechendes Gegenüber mit Live-Untertiteln zu versehen oder Navigationshinweise einzublenden, passt das optimal. Laut Hersteller ist die Brille auch für den Straßenverkehr zugelassen, da es sich dabei quasi um ein Head-up-Display handelt.
Der zweite Kommunikationsweg ist über Ton. Myvu integriert in die Bügel sowohl Lautsprecher als auch Knochenschallwandler. In Kombination sorgt das für einen relativ klaren Klang, wenngleich die maximale Lautstärke nicht bombastisch ist. Wenn Ihr diesen Text also als HiFi-Kopfhörer lest, braucht Ihr keine Existenzängste bekommen.
Myvu Imiki steuern: Per Sprache, Touch und Handy
Für die Steuerung der Imiki habt Ihr drei Optionen. Erstens klappt das über die Smartphone-App, die derzeit nur für Android, bald aber auch für iOS verfügbar sein soll. Übrigens: Eine eigene Internet-Verbindung hat die Brille nicht – wenn Ihr die Myvu-Brille nutzen möchtet, muss das Handy zumindest in der Nähe sein.
Ansonsten könnt Ihr die Brille aber auch über die Bedienelemente am rechten Brillenbügel steuern. Hier gibt es einen Ein/Aus-Button und einen Touch-Bereich, um sich durch das Menü zu tippen und wischen. Ein langer Druck auf den Ein/Aus-Button ruft den KI-Sprachassistenten Aicy auf Basis von ChatGPT auf. Zumindest auf unserem Testgerät klappte das nur auf Englisch, und während die Spracherkennung einwandfrei funktionierte, war die Sprachausgabe noch etwas hakelig. Bis zum Start der Brille soll das aber behoben sein.
Zugriff auf persönliche Daten hat der KI-Assistent leider (oder zum Glück?) allerdings noch nicht. Stellt Euch also darauf ein, dass Ihr über die Brille Kochrezepte abfragen könnt, nicht aber Informationen aus Eurem Kalender. Aber LLMs und der Umgang mit persönlichen Daten sind ohnehin ein schwieriges Thema, an dessen Lösung Apple, Google, OpenAI & Co. gerade hart arbeiten. So wie es jetzt läuft, ist laut Myvu alles DSGVO-konform.
Neben dem erwähnten KI-Assistenten konnten wir noch die Live-Übersetzungen ausprobieren. Hier übersetzt die Brille in Echtzeit, was Euer Gegenüber gerade spricht und generiert quasi „Live-Untertitel“. Das ist schon echt beeindruckend und funktioniert zwischen zehn Sprachen in beliebiger Kombination. Natürlich lässt sich dieses Feature auch von Gehörlosen nutzen, um am Dialogen teilhaben zu können.
Außerdem könnt Ihr die Brille bei Vorträgen als Teleprompter nutzen, und auch Navigationshinweise könnt Ihr Euch anzeigen lassen.
Wo und wann kann man die Myvu Imiki kaufen?
Myvu – gesprochen „My View“ – ist hierzulande zwar unbekannt, aber kein Neuling. Von der zu Meizu gehörigen Marke erschienen bereits vor knapp zwei Jahrzehnten Videobrillen für iPods wie die Myvu Solo, damals mit VGA-Auflösung und im Geordi-La-Forge-Look. Die Myvu Imiki AR Glasses sollen im Oktober in Deutschland auf den Markt kommen. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 599 Euro. An Farben stehen Euch „Sky Blue“, „Space Black“ und „Sand Gold“ zur Verfügung.
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