NextPits Lexikon der chinesischen Marken: Ist Redmi eigentlich Realme?
Mit dem Aufstieg chinesischer Hersteller auf dem Smartphone-Markt tauchen von Zeit zu Zeit Fragen wie "Redmi und Realme – sind das ein und die selbe Firma?" auf. Um dieser Art von Fragen ein für alle Mal Abhilfe zu schaffen, findet Ihr nachfolgend das NextPit-Markenlexikon! Dabei können auch Smartphone-Kenner etwas dazulernen.
Gerade bei chinesischen Unternehmen ist es Gang und Gäbe, immer dann eine neue Marke ins Leben zu rufen, wenn man ein neues Zielpublikum gefunden hat. Junge Menschen, Gamer, Technikbegeisterte und viele weitere. Die Segmentierung gerade des chinesischen Smartphone-Marktes führt dabei immer wieder zu Verwirrungen.
Diese Verwirrung wird nicht gerade dadurch aufgelöst, dass mit Begriffen wie "unabhängig" umgeworfen wird – so zum Beispiel die Marke "Poco", die eine Tochtergesellschaft von Xiaomi ist und als Unternehmen für "Flaggschiff-Killer" gegründet wurde. Trotz dieser Unabhängigkeit kommt es vor, dass Modelle wie das Poco F3 (erschienen im März 2021) plötzlich identisch mit dem chinesischen Redmi K40 ist. Na was denn nun?
Von Übersetzungsproblemen abgesehen: Das ist der Stammbaum der chinesischen Smartphone-Hersteller!
Diese Großkonzerne gibt's
- BBK Electronics (Oppo, Vivo, Realme, OnePlus, iQOO)
- Xiaomi Corporation (Redmi, Poco, BlackShark)
- Huawei Technologies (Honor)
- Lenovo-Gruppe (Motorola, Legion)
- TCL Corporation (Alcatel, Palm)
- Andere
BBK Elektronik
Samsung ist der größte Smartphone-Hersteller der Welt, richtig? Je nachdem, wie das Ranking durchgeführt wird, kann die Antwort ganz unterschiedlich ausfallen. Zählt man beispielsweise die Verkaufszahlen für 2020 nach Daten der Beratungsfirma Counterpoint zusammen, lassen die chinesischen Marken, die zum BBK Electronics-Konglomerat gehören, Xiaomi, Huawei, Apple und Samsung hinter sich.
Der Elektronikhersteller schuf 2004 die Marke Oppo, die zunächst für DVD-Player bekannt war und hier bei NextPit eher durch Smartphone-Reihen wie Find, Ace und Neo in Erinnerung geblieben ist. Im Jahre 2009 folgte die Gründung von Vivo.
Pete Lau, Geschäftsführer von Oppo Mobile, brachte 2013 OnePlus auf den Markt und differenzierte sich zunächst durch die aggressive Preispolitik und das Online-Vertriebsmodell von anderen Marken. Trotz der "Unabhängigkeit" teilten sich viele OnePlus-Modelle Specs mit Oppo-Geräten, besonders in den Anfangsjahren.
Im Jahr 2018 wurde mit Realme eine weitere BBK-Tochtergesellschaft gegründet. Während OnePlus mit dem "Flaggschiff-Killer"-Angebot ankam, startete Realme am anderen Ende des Marktes und bot erschwingliche Modelle an, die auf das junge Publikum abzielten.
Vivo wiederum hat 2019 die Marke iQOO ins Leben gerufen, zunächst mit einer Premiumlinie. In Indien wird die Marke als unabhängig behandelt, was in anderen Märkten noch nicht der Fall ist. Der Grad der Unabhängigkeit der verschiedenen Geschäftsbereiche von BBK Electronics variiert, aber im Allgemeinen hat jeder von ihnen ein eigenes Ökosystem von Produkten und sogar Systemanpassungen:
- Oppo - ColorOS
- Vivo - OriginOS (früher FuntouchOS)
- OnePlus - OxygenOS
- Realme - Realme UI (enthält noch Hinweise auf ColorOS)
- iQOO - iQOO UI
Xiaomi Corporation
Im Falle von Xiaomi ist der Grad der Unabhängigkeit seiner Tochtergesellschaften im Vergleich zu BBK etwas geringer. Mehrere Modelle, die von einem Geschäftsbereich auf den Markt gebracht werden, kommen unter einem anderen Namen und einer anderen Marke als "Rebrand" in die Läden.
Redmi wurde 2013 als eine Reihe von erschwinglichen Smartphones geboren und wurde 2019, zur Zeit der Einführung des Redmi Note 7, als eigenständige Marke angekündigt.
Poco hingegen geht auf das erfolgreiche Pocophone F1 zurück, das im August 2018 veröffentlicht wurde. Die Marke wurde mit einem Vorschlag ähnlich wie OnePlus geboren, mit Premium-Spezifikationen zu einem günstigeren Preis. Das zweite Modell kommt allerdings erst Anfang 2020 auf den Markt, das Poco X2 (basierend auf dem Redmi K30).
Da der Grad der Unabhängigkeit der verschiedenen Marken von Xiaomi als geringer angesehen wird als der der Marken von BBK, werden die Verkaufszahlen von Redmi, Poco und Black Shark (die auf das Gamer-Segment abzielen) von Analysten und Marktberatungsunternehmen in der Regel neben denen des Mutterkonzerns aufgeführt.
Die Xiaomi-Gruppe kontrolliert oder besitzt zudem eine Beteiligung an anderen Marken, in Segmenten wie:
- Wearables: Huami, AmazFit
- Smart Home: MiJia, YeeLight, Xgimi
- Personal Transportation:NineBot / Segway
- Home Utilities - Chunmi, Viomi, Zhimi, Roborock
Es gibt aber noch weitere Unter-Unternehmen und im April dieses Jahres kündigte Xiaomi auch noch ein, in die Automobilbranche einzusteigen und Elektroautos herzustellen. Unter welcher Marke die wohl vertrieben werden?
Huawei Technologien
Im Fall von Huawei ist die Linie im Vergleich zu den Rivalen viel einfacher, traditionell eher vertikal organisiert, die einzige prominente Tochtergesellschaft des chinesischen Konzerns ist Honor. Die Marke wurde Ende 2020 allerdings an ein Konsortium lokaler Unternehmen verkauft, inmitten von Handelsbeschränkungen, die von den Vereinigten Staaten auferlegt wurden.
Wie einige seiner direkten Konkurrenten wurde Honor als kosteneffiziente Linie von Huawei geboren und nutzt die Vorteile der Lieferkette und Logistik des Mutterkonzerns. Dies wurde zum Hindernis, als die nordamerikanischen Sanktionen die Kontinuität der Marke bedrohten und z. B. den Einkauf der in den Geräten verwendeten Komponenten beeinträchtigten.
Lenovo-Gruppe
Lenovo ist auf dem westlichen Smartphone-Markt vor allem durch die 2014 von Google übernommene Marke Motorola Mobility bekannt – nicht zu verwechseln mit dem auf Telekommunikationsinfrastruktur spezialisierten Unternehmen Motorola Solutions.
Zur Gruppe gehörten auch die Marken LePhone und ZUK, die inzwischen eingestellt wurden, und aktuell die deutsche Medion sowie die Legion-Gamer-Linie.
TCL Corporation
TCL ist eine weitere Gruppe, die westliche Marken absorbiert hat, indem sie den Namen des französischen Alcatel und des kanadischen BlackBerry lizenziert hat (letzteres ist 2020 eingestellt worden, RIP). Neben Geräten der eigenen Marke ist TCL derzeit für die Palm-Linie verantwortlich, die aber im Wesentlichen auf die USA beschränkt ist.
Andere chinesische Gruppen
Die Liste der auf Smartphones spezialisierten Niederlassungen in dem asiatischen Land umfasst auch:
- Nubia, ins Leben gerufen durch ZTE;
- Infinix, Itel und Tecno - aus der Transsion-Gruppe, stark vor allem in Afrika und Asien.
Der chinesische Smartphone-Markt hat auch Dutzende anderer unabhängiger Marken wie Meizu, Umidigi, Hisense, Ulefone, Coolpad, Gionee, Doogee, von denen viele auf dem westlichen Markt nicht vertreten sind, aber bei riesigen Online-Händlern zu finden sind.
Haben wir irgendwelche Marken in unserem Lexikon vergessen? Dann teilt es uns in den Kommentaren mit und wir nehmen Eure Marke mit in diesen Artikel auf.
@Redaktion
Ich vermisse den Punkt: Ich habe keine Lieblingsmarke. 😉
Schon bezeichnend das es einen "Kompass" benötigt um überhaupt bei den Herstellern durch zu blicken ^^ Vor allem BBK und Xiaomi sind da echt penetrant. Naja, wer keine Updates erwartet und seine Daten gerne verkauft sieht (bei Xiaomi und BBK Marken schon mehrmals nachgewiesen), soll sich den Mist halt holen.
Wer etwas mehr Anspruch hat, greift im Android Lager eben zu Samsung, Sony oder Google.
Wobei auch Samsung immer schlimmer wird und in diese Richtung rückt. Unzählige Smartphones auf den Markt werfen, anscheinend auch mit unterschiedlichen Namen in verschiedenen Ländern und tonnenweise Werbung auf weit über 1000€ Geräten (bzw. riesig in der Wetter-App) in Form von eben vorinstallierten Apps wie MS, Facebook, Instagram etc.
Wer mehr Anspruch hat greift im Android Lager eben zu Samsung, Sony oder Google. Google, aha, Anspruch, Datenschutz und Google.? Passt ja super zusammen.
Diesen 'Kompass' braucht man aber generell in der Wirtschaft sobald es um die grossen Konzerne geht.
Es ist immer wieder erstaunlich, zu lesen, wer wirklich hinter den einzelnen Produkten steht.
@Yoda
Du weißt aber schon das auf deinem Xiaomi die selben Google Dienste laufen wie auf den Google Pixel Phones selber?
Nur das Xiaomi deine Daten noch weitergibt an Partner wie Cheetah Mobile, deklariert als ab Werk integriertes "Sicherheitsframework" und diese dann die Daten verkaufen. Die BBK Marken hatten ebenfalls "Probleme bzw andere Ansichten" zum Datenschutz. Willkommen in der Realität ;-)
Google verkauft im Übrigen nicht deine Daten selber, sondern die verkaufen Werbung auf Basis deiner Daten. Ist ein Unterschied ;-)
@Martin
Samsung, Apple, Google, Sony brauchen keine 20 Marken, um beim Smartphonemarkt zu bleiben. - Schlimm is es dagegen wirklich bei klassischen Konsumgüterkonzernen wie Nestlé, Unilver, Proctor&Gamble usw.
Meine letzten China-Smartphones haben mir tatsächlich weniger OS Updates gebracht als viel gescholtenen LG Geräte...
Zum Glück hatte ich das Z2 Play und Z2 Force für kleines Geld gekauft und sehr günstig MotoMods in der Bucht besorgt!
Daher ist mein Vertrauen in chinesische Hersteller stark gesunken 😒🇨🇳
Huawei verkauft Budget-Tochter Honor für 15 Milliarden Dollar
Honor ist keine Huawei Tochter mehr.
Hey Thomas!
Danke für den Hinweis, aber da hatte Rubens dran gedacht:
"Die Marke wurde Ende 2020 allerdings an ein Konsortium lokaler Unternehmen verkauft, inmitten von Handelsbeschränkungen, die von den Vereinigten Staaten auferlegt wurden."
Liebe Grüße
Ben