Red Bull RS 1000 im Test: Der Formel-1-Flitzer unter den E-Scootern?
Mit dem RS 1000 bringt Elektro Mobile Deutschland einen E-Scooter mit Red-Bull-Racing-Lizenz auf den Markt. Dieser ist an das Design der Formel-1-Autos von Red Bull Racing angelehnt, in denen sonst nur Max Verstappen und Sergio Perez herumfahren können. Ob der schnittige E-Scooter im Alltag zeigt, dass er tatsächlich an die Performance der Formel-1-Autos herankommt, verrät der nextpit-Test!
Pro
- Schickes Design in Red-Bull-Farben
- Responsiver 350-W-Motor
- Schafft Steigungen bis 18 %
- Solide Reichweite von bis zu 45 km
Contra
- Wenig Komfortfunktionen wie Restreichweite oder Blinker
- Keine Schnellladefunktion
- Hinteres Schutzblech scheint Schwachstelle zu sein
Kurzfazit & Kaufen
Der RS 1000 von Red Bull Racing überzeugte im Test mit einem schicken Racing-Design, einer guten Akkulaufzeit von 45 km und einer soliden Motorleistung. Weniger überzeugend waren allerdings die fehlende Federung trotz Vollgummireifen und ein insgesamt recht eingeschränkter Funktionsumfang. Wollt Ihr dennoch zuschlagen, müsst Ihr laut UVP 1.199 Euro für den E-Scooter einplanen. Regelmäßig gibt's den RS 1000 aber im Angebot, wodurch der Preis auf unter 1.000 Euro sinkt.
Neben dem RS 1000 führt Elektro Mobile Deutschland hierzulande auch den günstigeren RS 900. Dieser verfügt über kleinere 9-Zoll-Reifen und ist mit einer UVP von 1.099 Euro genau 100 Euro günstiger. Den leistungsstärkeren RS 1200 könnt Ihr sowohl in Deutschland als auch in Österreich kaufen, eine Straßenzulassung bekommt Ihr für diesen Scooter allerdings nicht.
Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation mit Elektro Mobile Deutschland entstanden. Auf die redaktionelle Meinung oder die genauen Inhalte hatte das keinerlei Einfluss.
Design & Verarbeitung
Rennsport-Fans werden es direkt erkennen: Der RS 1000 ist in den typischen Red-Bull-Farben lackiert und erinnert ein wenig an die Formel-1-Autos des Energydrink-Herstellers. Mit 10 Zoll großen Vollgummi-Reifen handelt es sich bei diesem Modell um das größere und auch komfortablere Modell. Das Gewicht ist mit 16,3 kg durchaus portabel und zusammengeklappt passt der E-Scooter in die meisten Kofferräume. Einen Spritzwasserschutz gibt's auch!
Gefällt:
- Auffälliges und ansprechendes Design
- Angenehmes Gewicht
- Einfache Bedienung über zwei Tasten am Lenker
Gefällt nicht:
- Erste Verschleißerscheinungen nach kurzer Nutzung
- Keine App-Anbindung
Der RS 1000 kam zu 95 Prozent vormontiert in unserer Redaktion an. Zur Inbetriebnahme müsst Ihr lediglich vier Schrauben befestigen, um den Lenker des E-Scooters festzuschrauben. Ein Knopfdruck auf die An-Taste schaltet den Scooter an. In Deutschland müsst Ihr dann nur noch ein Nummernschild anbringen und könnt direkt losfahren. Dafür gibt es einen Daumenschalter, der sowohl mit nackten Händen als auch mit Handschuhen bequem ist.
Tippt Ihr während des Betriebs noch einmal auf den An-Knopf, aktiviert Ihr die integrierte Lichtanlage. Sehr begrüßenswert ist bei dieser, dass Ihr das Vorderlicht in der Höhe verstellen könnt. Hier setzen viele Konkurrenten auf fest installierte Lampen, die andere Verkehrsteilnehmer*innen blenden könnten. Über den zweiten Knopf reguliert Ihr die Geschwindigkeit zwischen den Stufen 6 km/h, 12 km/h und 20 km/h. Letztere stellt die in Deutschland zugelassene Höchstgeschwindigkeit für E-Scooter dar.
Die Bedienung ist insgesamt schön einfach und selbsterklärend. Eine Verbindung zum Smartphone gibt es nicht, wodurch Ihr auf genaue Angaben zur restlichen Laufzeit oder erweiterte Konfigurationsmöglichkeiten verzichten müsst. Wie lange der Scooter noch durchhält, seht Ihr anhand eines Balkens – auch das ist Standard und keineswegs zu bemängeln.
Was mir im Test allerdings nach einigen Betriebstagen auffiel: Das hintere Schutzblech hatte aufgrund meiner Fahrten auf Kopfsteinpflaster einen Riss. In meinen Testberichten zu E-Bikes und E-Scootern ist die kopfsteinlastige deutsche Hauptstadt immer mal wieder ein starker Gegner. In diesem Fall scheinen die Vibrationen sogar zu einem Schaden geführt zu haben. Mitschuld daran trägt womöglich, dass sowohl das Kennzeichen als auch das hintere Licht am freischwebenden Schutzblech hängt. Beeinträchtigungen beim Fahren konnte ich allerdings nicht feststellen.
Insgesamt überzeugt das Design des Red Bull RS 1000 im Test, ob es Euch optisch gefällt, ist natürlich Geschmackssache. Die Verarbeitung, gerade die Festigkeit der "Karosserie", überzeugte mich ebenfalls. Nur der Schaden am hinteren Schutzblech ist ärgerlich, sollte Euch mit ein bisschen mehr Vorsicht aber erspart bleiben.
Leistung & Fahrspaß
TUTUTUTU Max Verstappen – dieses Meme hatte ich häufiger im Kopf, als ich mit dem RS 1000 unterwegs war. In der Kategorie Leistung und Fahrspaß gilt es also herauszufinden, ob wir mit dem E-Scooter genauso schnell unterwegs sind wie der mehrmalige Formel-1-Weltmeister. Ein 350 W starker Hinterradmotor und eine Bremsanlage mit eABS versprechen schon einmal viel.
Gefällt:
- Gute Beschleunigung dank 350-W-Motor
- Steigungen bis zu 18 Prozent möglich
- Sicheres Fahrgefühl dank 10-Zoll-Reifen
Gefällt nicht:
- Geschwindigkeitsverlust bei Steigungen
- Beschleunigung wird schnell zum Stromsparen gedrosselt
- Vollgummireifen ohne Federung recht unbequem
Falls Ihr gar nicht wisst, was ich meine, habe ich Euch das Max-Verstappen-Meme noch einmal eingebunden. Im Grund genommen geht's mir aber nur darum, dass das Design des RS 1000 ein zügiges Fahrtempo verspricht und das sollte sich auch im Fahrspaß und in der Leistung widerspiegeln. In Deutschland ist Red Bull Racing, beziehungsweise der Importeur Elektro Mobile Deutschland, aber an die hiesigen Auflagen gebunden. Das getestete Modell ist daher auf 20 km/h limitiert und verfügt über einen 350 W starken Elektromotor im Hinterrad.
Nicht für den Straßenverkehr zugelassen ist hierzulande das Modell RS 1200, das einen leistungsstärkeren Motor besitzt. Damit erscheinen hierzulande nur der RS 1000 und das Schwesternmodell RS 900, das über kleinere Reifen verfügt und ein wenig günstiger zu bekommen ist. Ein Vergleichsbild habe ich Euch einmal in diesen Artikel eingebunden.
Die großen Reifen des RS 1000 tragen aber zu einem soliden Fahrkomfort bei. Da es sich bei den verwendeten Reifen allerdings um Vollgummireifen handelt, übertragen sich Stöße oder unebene Oberflächen allerdings sehr direkt an die Fußsohlen. Hier hätte ich mir gerade auf Kopfsteinpflaster eine Federung gewünscht, da ich fast vom E-Scooter gefallen wäre. Dank des direkten Bodenkontakts hat man allerdings das Gefühl, sehr viel Kontrolle über den E-Scooter zu haben. Kurven oder Ausweichmanöver gelingen präzise und Gefahrenbremsen sind dank der guten Bremsanlage ebenfalls sehr sicher.
Steigungen kann der RS 1000 übrigens mit bis zu 18 Prozent überwinden, also Anstiege von bis zu 18 Metern auf 100 Metern Strecke. Dabei verliert der E-Scooter allerdings recht stark an Geschwindigkeit und schleicht mit 10 - 13 km/h auf Anhöhen oder kleinere Berge hinauf. Die Geschwindigkeit wird ebenfalls stark gedrosselt, wenn sich der Akku des E-Scooters dem Ende zuneigt. Eine Stromsparmaßnahme, auf die ich später noch kurz eingehe.
Bremsen & Sicherheit
Der RS 1000 verfügt über eine Trommelbremse im Vorderrad und über ein eABS im Hinterrad. Beide Bremsen werden zusammen über einen Bremshebel betätigt und verzögern Euch und den Scooter zuverlässig. Typisch für elektronische Hinterradbremsen ist ein recht abruptes Abbremsen bis hin zum Blockieren des Hinterrades. Sicherheits-Features oder eine Öse für Schlösser gibt es leider nicht.
Gefällt:
- Zuverlässige Bremsanlage
- Bremslicht vorhanden
- Kombinierte Vorder- und Hinterradbremse schön einfach
Gefällt nicht:
- Hinterrad blockiert schnell
- Keine Ösen oder Löcher zum Durchführen von Fahrradschlössern
Als Bremsanlage setzt Red Bull auf Kombination aus einer Trommelbremse im Vorderrad und eABS im Hinterrad. Hier müssen wir eine kleine Begriffserklärung einschieben: Anders als die Abkürzung für Antiblockiersystem im Deutschen bietet eABS keinen Schutz gegen ein Wegrutschen beim Bremsen. Stattdessen steht die Abkürzung für "Electronically Assisted Breaking System" und beschreibt ein Abbremsen mithilfe des eingebauten Elektromotors. Ihr müsst Euch also ein wenig daran gewöhnen, dass das Hinterrad bei Gefahrenbremsen blockiert – seid Ihr aber schon einmal mietbare E-Scooter gefahren, kennt Ihr das sicher.
Was beim RS 1000 allerdings besonders ist: Es gibt nur einen Bremshebel, es handelt sich also um ein CBS, ein "Combined Breaking System". Dadurch könnt Ihr die Trommelbremse im Vorderrad und das eABS folglich nicht getrennt ansteuern. Auf die Bremskraft des RS 1000 hat das aber keine Auswirkungen. Wer die Bremskraft der einzelnen Räder vorsichtiger dosieren will, der könnte sich daran allerdings stören.
Was mir in puncto Sicherheit sonst noch aufgefallen ist: Es gibt keine Lücken oder Ösen in der Karosserie des E-Scooters. Dadurch ist es sehr schwer, ein Fahrradschloss am RS 1000 zu befestigen, um den Scooter an Fahrradständer oder ähnlichem anzuschließen. Auch eine Wegfahrsperre mit Alarmsignal oder durch Blockieren des Hinterrades gibt es nicht.
Laufzeit und Aufladen
Die Reichweite des RS 1000 liegt bei bis zu 45 km. Eine komplette Aufladung dauert vier bis fünf Stunden und funktioniert über ein proprietäres Ladegerät. Einen zuschaltbaren Energiesparmodus gibt es nicht, foglich könnt Ihr diesen auch nicht deaktivieren, wenn das Ende der Batterie erreicht ist.
Gefällt:
- Solide Reichweite von bis zu 45 km
- Ladegerät einfach in der Handhabung
Gefällt nicht:
- Energiesparmodus nicht manuell steuerbar
- Kein Quick-Charging
Aus mehreren Tagen im Einsatz kann ich die Reichweite des RS 1000 von bis zu 45 km bestätigen. Allerdings ist mein Gewicht von 68 kg im flachen Berlin auch keine große Herausforderung für einen E-Scooter-Akku. Für die letzte Meile ist der E-Scooter aber gut geeignet, wollt Ihr längere Arbeitswege damit zurücklegen, solltet Ihr das proprietäre Netzteil mitnehmen. Dieses ist schön einfach in der Handhabung, bietet eine LED zur Kontrolle darüber, wann der Akku voll ist, und lässt sich bequem im Rucksack mitnehmen.
Die Ladezeiten liegen bei 4 - 5 Stunden, auf Quick-Charging müsst Ihr leider verzichten. Neben diesem Nachteil finde ich es zudem schade, dass Ihr den Energiesparmodus des E-Scooters nicht manuell steuern könnt. Bei einem verbleibenden Akkustrich wird die Geschwindigkeit gedrosselt und das könnt Ihr auch nicht unterbinden, falls Ihr schon kurz vor der Haustür seid. Hier würde ich mir bei späteren Modellen mehr Kontrolle über eine App doer über ein erweitertes Menü wünschen.
Abschließendes Fazit
Der RS 1000 von Red Bull Racing verspricht nicht ganz das, was sein rasantes Aussehen verspricht. Das liegt allerdings eher an den Auflagen für E-Scooter in Deutschland, die sowohl die Motorleistung als auch die maximale Geschwindigkeit drosseln. Leider kommt der leistungsstärkere Bruder des RS 1000 genau aus diesen Gründen nicht nach Deutschland. Dank 10 Zoll großer Reifen, einer angenehm steifen Karosserie und einer guten Bremsanlage macht das Fahren aber dennoch Spaß. Die einfache Bedienung und die Reichweite von bis zu 45 km fielen im Test ebenfalls positiv auf.
Als Negativpunkte lässt sich nach einigen Tagen im Test festhalten, dass der RS 1000 recht wenige Komfortfunktionen bietet. Eine Anbindung ans Smartphone, etwa zur Anzeige der restlichen Reichweite oder für Sonderfunktionen wie Wegfahrsperren oder benutzerdefinierte Signale, gibt es nicht. Hinzu kommt, dass der E-Scooter in unserem Test aufgrund des häufigen Kopfsteinpflasters einen Schaden davongetragen hat. Eventuell solltet Ihr auf unebenen Untergründen ein wenig vorsichtig sein.
Vermeiden ließe sich das durch eine Federung oder den Umstieg auf luftgefüllte Reifen. Insgesamt hinterlässt der RS 1000 im Test aber einen positiven Eindruck. Wer ein stylisches Gefährt für die letzte Meile sucht, das eine lange Reichweite bietet und mit einem Gesamtgewicht von 16,4 kg auch schön portabel bleibt, der sollte sich den E-Scooter anschauen.
Kapitel Kamera? *LOL*
Müsste eher Bremsen lauten ;-)
In etwa also: Red Bull-Lizenzierung - und schwomp, schon bläht sich der Preis auf schlanke 1199 Euro auf.
Mal ehrlich: Auch die rot-schwarze Lackierung reißt bei einem E-Scooter nun mal nichts raus. Jedenfalls nichts, was irgendwie mit "sportlich" zu tun hätte. Das wäre es, wenn man dieselbe Strecke einfach laufen würde - ist aber ein Umstand, der alle E-Scooter betrifft.
Tatsächlich steht man auf den Dingern mit ihren langen Lenkstangen und den süßen Trittbrettchen über den kleinen Reifchen wie in der Schlange vor dem Bahnhofsklo - und der Verzicht zum Beispiel bei diesem Modell auf Blinker erhöht einfach die Chance, das man sich beim Armwinken während des Abbiegens ordentlich mault. Weswegen ja auch die meisten Nutzer:innen gänzlich auf derlei Signale verzichten und man als Autofahrer gerne mal vom plötzlichen Linksabbiegen direkt vor der Motorhaube dezent überrascht wird. Für den Mittelfinger reicht es (zumindest hier in Berlin) dann aber auch auf dem Scooter ohne Blinker erstaunlicherweise doch noch - ist aber ebenfalls eine andere Geschichte.
Von den Specs her ist der Scooter solider Durchschnitt, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Allerdings bekommt man dieselben Specs bei anderen auch schon für um die 500, 600 Euro. Muss also jeder selbst entscheiden, ob einem die verliehenen Flügel das wert sind.