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Umgebung aus, QuietOn: Diese "Ohropax" kommen mit ANC

nightstand two plugs
© QuietOn

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Das kleinste Gerät mit aktiver Geräuschunterdrückung kommt aus Finnland. Die QuietOn Sleep sind eine Kombination aus anschmiegsamen Ohrplugs und Noise-Cancelling-Kopfhörern. Wir haben die 220 Euro teuren E-Ohropax getestet. 

Eine Neuheit auf dem Techmarkt hat in diesem Jahr das Licht der Welt erblickt und ich wollte es mir nicht nehmen lassen, sie für Euch zu testen. Die Neuauflage der kleinen Ohrstöpsel von QuietOn verfügen über genau zwei Funktionen: Geräusche passiv und aktiv unterdrücken oder Geräusche verstärken. Die Ohrstöpsel besitzen weder Bluetooth noch einen Audio-Chip. Dafür bieten sie aktive Geräuschunterdrückung (ANC) sowie ein Mikrofon und eignen sich daher laut Hersteller ideal zum Schlafen, Arbeiten oder auf Reisen. 

Entdeckt habe ich das Produkt via Instagram-Werbung. So startete ich eine Presseanfrage über ein Testmuster beim finnischen Hersteller QuietOn und hielt das Paket rund eine Woche später in den Händen. 

QuietOn ausgepackt

So klein die filigranen Stöpsel sind, so winzig ist die Verpackung, in der sie sich samt Zubehör befinden. Die beiden Geräte befinden sich in einem kleinen Aufladecase, wie man sie von Apple und anderen bereits bei True-Wireless-Kopfhörern kennt. Mitgeliefert werden drei Größen der Schaumstoffaufsätze, die sich ganz ähnlich zu gewöhnlichem In-Ear-Gehörschutz verhalten, wie man ihn im Handel kaufen kann. Der Unterschied: Die kleinen Ohrstöpsel verfügen über ein Loch in der Mitte, das mittels flexiblem Gummiring über die Halterung für den elektronischen Part samt Lautsprecher gestülpt wird. Eine Kurzanleitung sowie ein kurzes Micro-USB-Ladekabel liegen ebenfalls bei. 

Flipt man das magnetische Ladecase der QuietOn auf, erscheinen die beiden Ohrstöpsel links und rechts in passenden Aussparungen. Das minimalistische Design offenbart auf jedem von ihnen die beiden oben liegenden Ladekontakte, einen winzigen Schalter, zwei kleine Löcher fürs Mikrofon sowie zwei sehr gut lesbare Buchstaben, die einen linken und einen rechten Ohrstöpsel kennzeichnen. 

Wirklich winzig sind die Noise-Cancelling-Earplugs irgendwie nicht, die hatte ich mir vorab kleiner vorgestellt. Im direkten Vergleich zu ein paar Fake-AirPods Pro fehlt eigentlich nur der untere längliche Part. Aufgrund der Größe der Ohrstöpsel ging ich eher skeptisch in den Test hinein, denn meine Ohren sind für In-Ear-Kopfhörer einfach aufgrund meiner seltsam geformten Crus helicis nicht gemacht. Sie tun nach wenigen Minuten bereits weh und auf starren Kopfhörern zu liegen und seligen Schlaf zu finden, ist undenkbar.

Quiet On vs Apple AirPods Pro
Gar nicht mal so winzig: Ein QuietOn-Stöpsel (unten) und ein Stöpsel der Fake-AirPods Pro. / © NextPit

Ab Werk befindet sich auf den QuietOn-Plugs der Memoryfoam in der Größe M, die ich als erstes ausprobierte. Der Unterschied zu gewöhnlichen Ohropax wird hier direkt sehr deutlich: Die QuietOn lassen sich nicht so doll zusammendrücken aufgrund des starren Stegs in der Mitte, der den Lautsprecher für die Hörfunktion beinhaltet und die aktive Geräuschunterdrückung mit umsetzt. Trotzdem lassen sich die Stöpsel mit ein wenig Übung gut in den Gehörgang einsetzen. Der Hersteller empfiehlt eine Drehbewegung von vorne nach hinten, wobei der Elektronikteil der Geräte dicht bis an den Antitragus gedrückt wird. Diese Technik hat bei mir die besten Ergebnisse mit einem angenehmen Sitz im Gehörgang erzielt. 

ANC in seiner einfachsten Form 

Da die Ohrstöpsel nur einen einzigen Druckknopf besitzen, kann man zwischen zwei Modi wechseln: Geräuschunterdrückung oder Verstärkung der Umgebungsgeräusche. Out of the Box ist die Geräuschunterdrückung laut Hersteller bereits eingeschaltet. Einzig beim zweiten Modi spürt man wirklich, dass es sich um ein technisches Gerät handelt, denn das Gefühl beim Tragen ist nicht anders als bei gewöhnlichem Gehörschutz, der bereits von Natur aus das Eindringen von Geräuschen dämmt.

Aufgrund eines moderaten Rauschtinnitus kann ich auch nicht sagen, ob das leise Rauschen in meinem Kopf von der Technik herrührt oder immer da ist. Tippe ich auf den Button, der einen wirklich angenehmen Druckpunkt besitzt, so dringt augenblicklich die Außenwelt in meinen Gehörgang. Ich würde beinahe sagen, dass die Geräusche und Stimmen sogar enorm verstärkt werden. Das ergibt nur Sinn, denn die pure Abschaltung der Geräuschunterdrückung würde aufgrund des verschlossenen Gehörgangs keine Umgebungsgeräusche durchdringen lassen. Trotzdem ist der Pegel ab Werk sehr angenehm eingestellt.

QuietOn innenansicht
Im Inneren der Ohrstöpsel arbeiten laut Zeichnung Mikrofon und Lautsprecher für aktives Noise Cancelling. / © QuietOn

Zunächst testete ich die QuietOn während der täglichen Arbeit. Sobald ich mich in einem Schreibflow befinde, hämmere ich munter auf meine Tastatur ein. Diese Geräusche konnten die QuietOn nicht vollständig, aber zum größten Teil eliminieren. Sie sind aber auch gar nicht darauf ausgelegt, die Außenwelt zum völligen Stillstand zu bringen. Vielmehr wirbt der Hersteller damit, dass niedrige Frequenzen wie Maschinenlärm, Verkehr oder eben das Schnarchen des Partners abgemildert werden können.

Das konnte ich in meinem Test bestätigen. Die allermeisten Geräusche kommen noch durch, erscheinen aber dumpfer. Die vorbeirasende Bahn, Lärm vom nahegelegenen Flughafen oder sonstiges Grundrauschen werden mit den Ohrstöpseln gut, aber nicht vollständig abgemildert. Das Ausblenden bewerkstelligen die Stöpsel in meinem Test nicht besser als gewöhnliche Ohropax und schlechter als teure Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung. 

QuietOn earbuds charging case 2
Das Ladecase der Ohrstöpsel ist schön handlich und mit einem Magnetverschluss versehen. / © QuietOn

Ich spürte beim Tragen keinerlei leichten oder starken Druck, wie man ihn bei ganz aggressivem ANC wahrnehmen kann. Durch die fehlende Möglichkeit, das ANC einzuschalten, muss man den Herstellerangaben und dem ausführlichen Produkt-Patent vertrauen. Demnach misst das integrierte Mikrofon die Umgebungsgeräusche, während der Lautsprecher im Inneren mittels Schallerzeugung eine neutralisierende Frequenz in den Gehörgang sendet. 

Ein Vorteil gegenüber gewöhnlichem Gehörschutz ist jedoch das Zuschalten von Umgebungsgeräuschen, das man auch wirklich aktiv wahrnimmt. Denn während man auf Festivals oder im Büro mit Gehörschutz deutlich eingeschränkt  und irgendwie immer am Fummeln ist, können die QuietOn per Knopfdruck Stimmen und Geräusche wieder durchlassen. Das funktioniert sehr angenehm.

Ein anderer Anwendungsfall ist sicherlich der schnarchende Partner oder die Partnerin. Bei dauerhaften Schlafgeräuschen oder bei Erkältung und Grippe wird’s schon mal ungemütlich im Bett. QuietOn will der nächtlichen Belästigung gezielt den Garaus machen. Denn der Hersteller wirbt nicht umsonst mit dem Namenszusatz Sleep. Rein technisch können die kleinen Stöpsel Schnarch- und Atemgeräusche herausfiltern. Problematisch für meine Ohren ist jedoch die Größe der Geräte. Während ich den Gehörschutz in aufrechter Position problemlos über Stunden bequem tragen kann, drücken sie nachts in mein Ohr, sodass ich jeden Morgen ohne die Stöpsel aufgewacht bin. Dieses Verhalten kenne ich schon von analogen Ohropax, die ich mir während des Schlafens rausnehme und am Wochenende dann doch von lauten Nachbarn oder Rasenmähern geweckt werde. Aber das ist wohl eine ganz subjektive Einschätzung.

Akku- und Aufladezeit

Der Hersteller verspricht eine Akkulaufzeit von bis zu 20 Stunden. Bei einer gesunden Portion Schlaf sollen die QuietOn somit zwei bis drei Nächte durchhalten. Ich vermute, dass die aktive Zuschaltung der Geräusche den meisten Strom frisst, und somit konnte ich die Ohrstöpsel an drei Arbeitstagen im Home Office nutzen, ohne sie in der Ladeschale wieder neu aufladen zu müssen. Ich habe beim Hersteller keine Angaben zur Akkukapazität gefunden, dafür aber die Zeit beim Aufladen gestoppt. Ihr könnt die Stöpsel übrigens nicht in der Ladeschale ohne Strom aufladen. Das Case verfügt nicht über einen Stromspeicher. Vielmehr wird das Micro-USB-Kabel angeschlossen und die QuietOn sind nach 45 Minuten wieder voll aufgeladen. Das signalisieren zwei blaue LEDs am Deckel des Ladecases.

Fazit

Die Idee vom Gehörschutz mit ANC ist in meinen Augen genial. Wer nicht ein halbes Vermögen für teure Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung ausgeben will, für den könnten solche Produkte eine echte Alternative sein. Das Problem ist der Preis der QuietOn-Stöpsel, die stolze 220 Euro kosten sollen und auf der Hersteller-Webseite momentan für 200 Euro erhältlich sind. Dafür bieten mir die Kopfhörer zu wenig Geräuschunterdrückung für die beworbenen Anwendungsfälle Büro- und Flugzeuglärm. Wem natürliche Geräuschunterdrückung durch Gehörschutz in diesen Umgebungen aber ohnehin schon gefällt, der wird mit dem Zuschalten der Umgebungsgeräusche in den QuietOn wohl bereits ein tolles Feature vorfinden. Wer von ANC der großen Hersteller Bose, Sony oder Sennheiser verwöhnt wurde, wird mit der Technologie in diesem Produkt nicht zufrieden sein. 

Wer dennoch herausfinden möchte, ob die Ohrstöpsel anatomisch und technisch zu einem passen, der profitiert beim Hersteller von einer 14-tägigen Geldzurückgarantie. Danach haben Besitzer ein Jahr Herstellergarantie auf das Produkt.

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Zu den Kommentaren (3)
Julia Froolyks

Julia Froolyks
Senior Editor

Julia liebt ihr iPhone, Katzenvideos und gute Design-Konzepte zukünftiger Smartphones. Seit 2012 ist sie als Journalistin im Netz oder Print-Bereich unterwegs und im Jahr 2020 bei AndroidPIT angekommen

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3 Kommentare
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  • 3
    chortya 23.04.2020 Link zum Kommentar

    Ich sehe 0 vorteile gegenüber Silicon mehrweg Ohrstöpsel die man für ca. 15 Euro bekommt. Ich kann mir auch nicht vorstellen wie dieses Design für Seitenschläfer gemütlich sein kann.

    Dennis R.


  • 104
    Tenten 22.04.2020 Link zum Kommentar

    Prinzipiell finde ich sowas sehr gut und ich würde mir das auch kaufen. Allerdings müsste es dafür etwas kleiner oder komfortabler und auch etwas günstiger sein. Bedarf an gutem Gehörschutz und Lärmschutz sehe ich eigentlich überall steigen. Im Moment behilft man sich mit Musik oder irgendwelchen Ohrenschützern, aber das Gelbe vom Ei ist das auch nicht. Immer mehr Menschen arbeiten unterwegs, im Zug, im Café und auch Großraumbüros nehmen immer mehr zu. Die ständige Lärmkulisse dort schlägt sich ja auch wirtschaftlich nieder, viele sind nicht mehr so leistungsfähig und konzentriert wie in Einzelbüros.


    • 26
      Dennis R. 24.04.2020 Link zum Kommentar

      Die Leistungsfähigkeit hat dabei aber nicht nur mit dem Lärm zu tun.
      Der Mensch muss zur Ruhe kommen. Wenn er dauernd. Ur unterwegs ist, aber kaum zu Hause, dann wirkt das stark auf seine Psyche und das macht ihn seelisch sehr schwach und somit müde.

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