Zendure AIO 2400 im ersten Test: genialer Balkonkraftwerk-Speicher
Zendure zeigt mit dem AIO 2400 einen Balkonkraftwerk-Speicher, der Schluss macht mit dem allzu häufigen Verhau aus Kabeln, PV-Hub, Wechselrichter & Co. Wie der neue Speicher funktioniert und was die Kooperation mit Shelly für ein spannendes Feature ermöglicht, lest Ihr im ersten nextpit-Test des Zendure AIO 2400.
Pro
- Schickes, aufgeräumtes Design und IP65-Schutz
- Kompatibilität mit vielen Wechselrichtern
- Gelungene App und vielfältige Betriebsmodi
- Zwei MPPT-Tracker mit 400 und 800 W
- Zwei Speicher kombinierbar
Contra
- Amortisation dauert lange
Zendure AIO 2400: Preis und Verfügbarkeit
Balkonkraftwerke sind eine günstige und einfache Möglichkeit, eigenen Strom zu produzieren. Der große Nachteil: Die Energie wird tagsüber erzeugt, und wer nicht gerade im Home Office arbeitet, verschenkt den produzierten Überschuss ins öffentliche Stromnetz. Mit einem Balkonkraftwerk-Speicher lässt sich die Energie tagsüber in einem Akku zwischenlagern und dann Abends und Nachts ins Hausnetz einspeisen – also dann, wenn es tatsächlich einen Abnehmer dafür gibt.
- Grundlagen: So baut Ihr Euch ein Balkonkraftwerk selber
Zendure hat mit Solarflow (zum Test) seit Frühling 2023 eine bewährte Speicherlösung im Angebot, die allerdings einen Nachteil hat: Ihr habt hier neben Euren PV-Modulen selbst mindestens noch drei über Kabel verbundene Komponenten, die Eurem Balkon den Charme eines Maschinendecks verpassen. Der AIO 2400 löst das Problem, denn – wie der Name verrät – handelt es sich hierbei um eine schicke All-In-One-Lösung, die sogar Euren bestehenden Wechselrichter verpasst und sogar eine konfigurierbare RGB-Beleuchtung mitbringt!!1
Leider hat es uns die Februar-Sonne noch nicht erlaubt, ausreichend Erfahrungswerte für einen kompletten Test zu sammeln, aber der erste Eindruck ist wirklich positiv. Wenn sich Zendure hier keinen überraschenden Faux-Pas geleistet hat, dann dürfte der AIO 2400 zu den besten Speichern für Balkonkraftwerke 2024 gehören. Wie sich der Zendure AIO 2400 im Langzeiteinsatz schlägt, das lest Ihr in ein paar Wochen auf nextpit.de – schaut vorbei!
- Mehr zum Thema: Die besten Balkonkraftwerk-Speicher im Test und Vergleich
Design und Aufbau
Ihr habt schon ein Balkonkraftwerk mit PV-Modulen und Wechselrichter? Dann ist der Zendure AIO 2400 in weniger als 20 Minuten aufgebaut und konfiguriert – dank IP65-Zertifizierung müsst Ihr vermutlich auch gar keine weiteren Änderungen an Aufstellort & Co. vornehmen.
Gefällt:
- Wahlweise Aufstellen oder Wandmontage möglich
- Tolle Verarbeitung und schickes Gehäuse
- IP65-Schutz gegen Wasser und Staub
- Unkompliziertes und schnelles Setup
- Komplett lokaler Betrieb möglich
Gefällt nicht:
- Zendure-Account zum Betrieb erforderlich
Bereits das Auspacken des Zendure AIO 2400 ist ein Erlebnis. Hebt Ihr den oberen Teil des Kartons ab, dann blinzelt Euch das edle Alugehäuse des Balkonkraftwerk-Speichers entgegen. Das matte Material fühlt sich bombastisch verarbeitet an, und die etwa einen Zentimeter breiten Kühlrippen auf der Vorderseite sorgen für einen futuristischen Look.
Die untere Hälfte des Gehäuses bietet Platz für den Akku sowie den integrierten PV-Hub, der den Strom zwischen Akku und Eurem Haushalt aufsplittet. Weiter oben verjüngt sich das Gehäuse von der Rückseite her, sodass Ihr hier einen Wechselrichter versteckt anbringen könnt. Die Anschlüsse sind dabei so gelegt, dass die kurzen Kabelausgänge von beispielsweise Hoymiles-Wechselrichtern exakt die richtige Länge haben.
Auf der Oberseite gibt es noch zwei horizontal verschiebbare Schrauben-Aufnahmen, an denen Ihr den Wechselrichter mit Hilfe von zwei mitgelieferten Rändelschrauben einfach befestigen könnt. In der Regel lässt es die Bauform des Wechselrichters zu, dass Ihr auf der Oberseite noch ein Schutzblech mit rückseitiger Tropfkante anbringen könnt. Wie Ihr auf dem Bild oben sehen könnt, gibt es rechts und links noch jeweils ein Anschluss-Paar für die PV-Module – aber dazu später mehr.
Um den mit Wechselrichter kombinierten Zendure AIO 2400 zu platzieren, habt Ihr zwei Optionen: Mit Hilfe des mitgelieferten Standfußes könnt Ihr den Balkonkraftwerk-Speicher auf dem Boden aufstellen und beispielsweise auf Eurem Balkon an die Hauswand schieben. Alternativ ist auch eine Wandmontage möglich – hier lasst Ihr den unteren Teil des Standfußes einfach weg und dübelt stattdessen den vertikalen Part an die Wand. Der AIO 2400 hat eine Lasche, die Ihr anschließend von oben in die hier gezeigte Fassung einschiebt.
Um den Aufstellort müsst Ihr Euch erfreulicherweise keine großen Sorgen machen. Nur in der prallen Sonne solltet Ihr den AIO 2400 idealerweise nicht aufstellen, empfiehlt der Hersteller. Aber dank IP65-Zertifizierung können dem AIO 2400 Regen und Schnee nichts anhaben. Apropos Schnee: Nachdem Zendure im Balkonkraftwerk-Speicher eine Heizung verbaut, funktioniert der Speicher auch im Winter bei Temperaturen von bis zu -20°C.
Das Setup des Zendure AIO 2400 geht anschließend denkbar einfach. Ihr ladet die Zendure-App herunter, klickt auf das "+"-Icon und wählt den AIO 2400 aus. Anschließend haltet Ihr die IOT-Taste auf dem Speicher für drei Sekunden gedrückt und bestätigt das gefundene Gerät. Anschließend habt Ihr noch die Wahl, ob Ihr WLAN einrichten oder den Zendure AIO 2400 ausschließlich lokal über Bluetooth nutzen möchtet. So oder so: Ohn Zendure-Account klappt's leider nicht. Wir entscheiden uns für die WLAN-Option, um den Speicher auch aus der Ferne steuern und überwachen zu können.
Welche Optionen der Zendure AIO 2400 im alltäglichen Betrieb bietet, lest Ihr im nächsten Abschnitt dieses Testberichts.
Konfiguration und Performance
Der Zendure AIO 2400 bietet mächtige Leistungsreserven. Nicht nur hat der Speicher eine dicke Kapazität von 2.400 Wh, die beiden MPPT-Eingänge sind mit einmal 400 und einmal 800 W überdurchschnittlich großzügig dimensioniert. Wem das nicht ausreicht, der kann sogar zwei AIO-2400-Systeme zusammenschalten. Auch sonst überzeugt der AIO 2400 mit flexiblen Optionen.
Gefällt
- Zwei MPPT-Tracker mit einmal 400 und einmal 800 W
- Extrem flexible und umfangreiche Betriebsmodi
Gefällt nicht
- Teilweise etwas hakelige Übersetzungen in der App
Habt Ihr den Zendure erfolgreich installiert und mit der App verbunden, geht's an die Konfiguration. Zunächst müsst Ihr hier Euren Wechselrichter-Hersteller festlegen und die maximal erlaubte Ausgangsleistung festlegen. Bei unserem Hoymiles HMS-800W-2T wären das zwar theoretisch 800 W, doch mehr als 600 W lässt die App in Deutschland derzeit noch nicht zu.
Anschließend legt Ihr noch die Grundlast Eures Haushalts fest – also jenen Stromverbrauch, den Ihr durch DSL-Router, Kühlschrank, Aquariumspumpe und einen Schwung Geräte im Standby ständig habt. Solange die Sonne scheint beziehungsweise Energie im Akku verbleibt, speist der Zendure AIO 2400 immer diese Leistung in Euren Haushalt ein. Liefern die mit dem Speicher verbundenen PV-Module mehr Leistung als eingespeist werden soll, so tankt Zendure diese in den Akku.
Die Zendure-App bietet Euch daneben noch vier weitere Betriebsmodi, mit denen Ihr die Einspeisung präzise an Eure individuellen Bedürfnisse anpassen könnt:
- Akkuprioritätsmodus: Hier legt Ihr einen Tageszeitraum fest, während dem die Priorität darauf liegt, den Akku voll aufzuladen. Der Zendure AIO 2400 speist während dieses Prio-Zeitraums 100 W in den Haushalt ein, um die Grundlast zu decken, die restliche Energie fließt in den Akku. Dieser Modus eignet sich besonders, wenn bei Euch tagsüber niemand zu Hause ist und Ihr den meisten Strom Abends verbraucht.
- Terminmodus: Hier könnt Ihr die Ausgangsleistung für beliebige Zeiträume auf beliebige Werte festlegen – und für jeden Tag individuell. Wenn bei Euch jeder Tag einem unterschiedlichen Rhytmus folgt und sich beispielsweise bei Euch Home-Office- und Bürotage abwechseln, dann ist das der richtige Modus für Euch.
- Intelligenter Abgleichsmodus: Hier legt Ihr einmal eine Grundlast fest und überwacht zusätzlich mit Hilfe von Smart Plugs von Zendure und Shelly den Energieverbrauch einzelner Geräte. Wenn dann beispielsweise der Fernseher an einem solchen intelligenten Zwischenstecker hängt, regelt der AIO 2400 die Ausgangsleistung automatisch um den per Smart Plug gemessenen Betrag nach oben, sobald der TV läuft.
- Smart-CT-Modus: Hier benötigt Ihr einen Energiemonitor wie den Shelly Pro 3EM, der in Echtzeit den Stromverbrauch Eures gesamten Haushalts am Sicherungskasten misst. Der Zendure AIO 2400 passt dann kontinuierlich die Ausgangsleistung an den Energieverbrauch an und versucht, Euren Netzbezug auf null zu halten – zumindest, solange es Akkustand, Sonnenschein und die 600-W-Grenze zulassen.
Apropos PV-Module und Leistung: Eine Besonderheit des Zendure AIO 2400 ist hier, dass die beiden MPPT-Eingänge für die Solarpanele eine unterschiedliche Leistung bieten. Beide Eingänge bieten einen Spannungsbereich von 16 bis 60 V, wobei die 60 V keinesfalls durch eine Reihenschaltung von mehreren PV-Modulen oder besonders starke Solarpanels überschritten werden darf. Der maximal mögliche Strom liegt beim ersten MPPT-Eingang bei 14 A, der zweite schafft maximal 20 A.
- Mehr zum Thema: So findet Ihr die richtigen PV-Module für Euer Balkonkraftwerk
Anders als bei der Spannung stellt ein (mäßiges) Überschreiten des maximalen Stroms keine Gefahr für die Hardware dar – im Zweifelsfall bekommt Ihr unter optimalen Bedingungen einfach nicht den maximal möglichen Ertrag Eurer PV-Module. Daher könnt Ihr an diesen Eingang beispielsweise zwei typische PV-Module der 400-W-Klasse parallelschalten und so insgesamt drei verschiedene PV-Module an Eurem Balkonkraftwerk betreiben. Die beiden parallel geschalteten Module sollten dabei möglichst gleich von der Sonne beschienen werden, da sie am gleichen MPPT-Eingang hängen und hier ein verschattetes PV-Modul die Leistung eines voll beschienenen Moduls nach unten zöge.
Leider war der Februar nicht der beste Monat für Photovoltaik – und entsprechend können wir an dieser Stelle noch keine endgültige Testnote vergeben. Das werden wir aber nachholen, sobald sich in den kommenden Wochen die Bedingungen verbessert haben und wir hoffentlich viele schöne Sonnentage hatten.
Amortisation und Fazit
Bleibt am Ende noch die Frage: Lohnt sich der Balkonkraftwerk-Speicher? Zendure rechnet hier recht optimistisch, dass sich die Anschaffungskosten für den AIO 2400 innerhalb von knapp drei Jahren amortisiert haben – bei einem 800-W-Wechselrichter und einem Overpaneling mit 1.560 W PV-Leistung. Wir haben mal den hervorragenden PV-Rechner der HTW Berlin mit drei 430-W-Modulen, 2.500 kWh Jahresverbrauch und den 2.400 Wh Kapazität des AIO 2400 gefüttert.
Heraus kommt hier eine Deckung des Stromverbrauchs von 43 Prozent durch das Balkonkraftwerk mit Speicher – also knapp 1,1 kWh. Der Eigenverbrauchsanteil des erzeugten Stroms liegt mit Akku bei 88 Prozent – dabei werden 45,4 Prozent des erzeugten Solarstroms direkt genutzt und 42,2 Prozent über den Akku vor dem Verschenken ans Stromnetz gerettet. Von den 1.075 im Jahr von der PV-Anlage genutzten Kilowattstunden verdanken wir also 472,5 Wh dem Akku. Bei einem Arbeitspreis von 35 Cent pro kWh entspricht das 165,40 Euro. Damit dauert es acht Jahre, um die Anschaffungskosten von derzeit 1.343 Euro wieder reinzuholen.
Immerhin: Zendure gibt zehn Jahre Garantie, und mit etwas Glück dürfte die Laufzeit auch ein ganzes Stück länger sein, sodass Ihr am Ende keine Verluste macht. Aber es geht ja nicht nur darum: Balkonkraftwerke – ob mit oder ohne Speicher – sind schließlich auch ein Hobby. Das Basteln macht Spaß, und am Ende kann man ein gutes Gefühl haben, an der Energiewende mitzuwirken. Ganz blöd gesagt: Bei einem iPhone fragt ja schließlich auch niemand nach der Amortisationszeit.
Systemseitig bleibt auf jeden Fall festzuhalten: Nach dem guten Start des Solarflow-Systems legt der Zendure AIO 2400 kräftig nach. Der chinesische Hersteller knüpft im ersten Test an die gute Leistung des Vorjahresproduktes an – und verbessert auch rein technisch sein Produkt an einigen Stellen. Endlich hat der Speicher nicht mehr den Charme eine Kühlschrank-Rückseite, sondern sieht wirklich edel aus und ist auch noch kinderleicht zu installieren. Außerdem arbeitet der Speicher – anders als die AB1000-Akkus – dank integrierter Heizung auch im Winter bis -20°C.