108 Megapixel im Xiaomi Mi Note 10: IRRElevant?
Es ist genau zehn Jahre her, da hat Canon auf der Weltausstellung seine “Wonder Camera” gezeigt – eine 100-Megapixel-Konzept-Kamera für das Zeitalter der Computational Photography. Als Zeitrahmen für die markttaugliche Umsetzung hatten die Japaner 2030 im Auge. Nun ist gerade einmal die Hälfte der Zeit verstrichen, und wir sind bei Smartphones bereits im dreistelligen Megapixel-Bereich angekommen. Aber was bedeutet das eigentlich – und sind die 108 Megapixel im Xiaomi Mi Note 10 irrelevant oder irre (geil)?
Bildsensoren haben ein Image-Problem (höhö): Nach wie vor stehen die Megapixel als wichtigste Kennzahl für die Bildqualität im Vordergrund – und sind dabei mit immer kleinerer Pixelgröße immer irrelevanter. Viel wichtiger ist die Sensorgröße. Denn je größer ein Bildsensor ist, desto mehr Licht fängt er ein. Und mehr Licht auf dem Chip bedeutet – vereinfacht gesagt – eine geringere Empfindlichkeit, bedeutet weniger Fehler bzw. Rauschen beim Auslesen, bedeutet mehr Bildqualität.
Beim im Xiaomi Mi Note 10 verbauten Samsung-Sensor vom Typ Isocell Bright HMX steht jene Sensorgröße leider in der Wahrnehmung im Hintergrund. Leider, denn der lichtempfindliche Chip ist mit 1/1,3 Zoll wirklich verdammt groß. Die wenig intuitive Zoll-Zahl aus dem Zeitalter der Bildaufnahme-Röhren entspricht einer Fläche von etwa 70 Quadratmilimetern. Das ist rund dreimal so viel Fläche wie bei Sonys IMX 363, den Google beispielsweise im Pixel 4 (XL) verbaut.
So weit, so geil. Mit der Standard-Einstellung schießt das Xiaomi Mi Note 10 alle Fotos mit 27 Megapixeln, fasst also immer vier der 0,8 Micron großen kleinen Pixel zu einem 1,6-Micron-Pixel zusammen. Das kennen wir schon zur Genüge von den diversen 48-Megapixel-Smartphones, die standardmäßig mit 12 Megapixeln knipsen. Beim gemeinsam von Samsung und Xiaomi entwickelten Isocell-Sensor heißt das Tetracell Technology.
Warum nicht gleich einen 27-Megapixel-Sensor verwenden?
Der Kunstgriff, aus der hohen eine niedrigere Auflösung zu destillieren, hat zumindest auf dem Papier Vorteile. Praktisch jeder aktuelle Smartphone-Bildsensor arbeitet mit einer sogenannten Bayer-Maske, die die auf dem Sensor vorhandenen Pixel nach dem Verhältnis 2:1:1 in grüne, rote und blaue Pixel unterteilt. Ohne diese Maske würde jeder Pixel auf dem Chip nur stupide die Helligkeit messen – wir hätten eine Schwarzweiß-Kamera. Die RGB-Farbwerte eines jeden Pixels errechnet die Kamera-Software dann anhand der umliegenden, andersfarbigen Pixel auf dem Sensor.
Die Bayer-Maske auf dem von Samsung und Xiaomi entwickelten Tetracell-Sensor hat – wie übrigens auch Sonys sogenannte Quad-Bayer-Sensoren mit 48 Megapixeln – nun allerdings auch keine 108 Megapixel, sondern lediglich 27 Megapixel – unter jedem Farbfilter sitzen vier Pixel. Der Vorteil ist allerdings, dass sich zumindest die Helligkeitswerte granulärer ausmessen lassen. Und bei der Wahrnehmung von Bildschärfe spielt die Helligkeitsauflösung eine größere Rolle als die Farbauflösung.
Viel hilft viel?
Zumindest auf dem Papier sind die Auflösung und insbesondere die Sensorgröße ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Aber es ist wie beim Fußball: Auch mit dem besten Kader kann man ein Spiel verlieren, wenn die Software nicht stimmt (Grüße nach München). Inwieweit Xiaomis Software diesen Hardware-Vorsprung in die Praxis umsetzen kann, wird ein Test zeigen. Denn 108 Megapixel bedeuten auch eine gewaltige Datenmenge, der man erst einmal Herr werden muss: Ein einzelnes 14-Bit-DNG-RAW-Bild bringt es in der Theorie auf stolze 189 Megabyte.
Die Frage ist hier: Ist die Zeit bzw. die im Smartphone verbaute Rechenleistung schon reif für solche Datenmengen? Oder ist eher Googles Ansatz der richtige für 2019 – mit dem fast zwei Jahre alten IMX 363 im Pixel 4, mit viel weniger Fläche und dafür schlanken 12 Megapixeln, die mit der gegenwärtigen Hardware ein flottes Verarbeiten von HDR-Bildserien erlauben?
Unser ausführlicher Test wird es zeigen, ob sich Xiaomi am Ende mit der Hardware selbst im Weg steht – und das stolze 108-Megapixel-Konzept wie von Canon prognostiziert seiner Zeit voraus und im Jahr 2019 eher ein Fall fürs Kuriositätenkabinett ist. Irre geil oder irrelevant? Ich bin gespannt.
Der neue HMX Sensor von Samsung ist der richtige Weg und dürfte über kurz oder lang auch bei Mittelklasse-Smartphones für gute Ergebnisse sorgen. Lieber EIN guter Sensor, als dieser Dual/Triple..../Penta Lens Mist, der hoffentlich bald endet. Bereits beim Xiaomi Note 10 macht der Hauptsensor bei Nutzung des Digitalzooms bessere, detailliertere Fotos, als der Zusatzsensor hinter der größeren, optischen Brennweite. Die aber eben auch lichtschwächer ist - und der Sensor VIEL kleiner!
Tolle Leistung von Xiaomi. Jedoch bezweifle ich, das Ottonormalverbraucher das braucht. Whatsapp, etc. versauen durch deren Komprimierung ja schon jetzt jegliche kleineren Details. Trotzdem ist das eine Ansage an die Konkurrenz 👍
Dxomark Testbericht anschauen. Läuft dort unter dem. Namen der China Version. Aber in der Bestenliste auf Platz 1 zu finden, mit detailreichen Berichten zu allen Arten der Fotoaufnahmen.
Ich bin ja gespannt was Xiaomi als nächstes plant. Da kommt bestimmt wieder ein Flagship mit neuestem, besten Soc und dann mit diesem Cam-Setup incl Verfeinerung und den Möglichkeiten des besseren Soc,Grafikproz usw. Das finde ich interessant.
wie immer sehr geiler Artikel zu sensoren tech and shit. Findet man sonst quasi nirgends <3
Was ist denn aus dem Thema geworden, dass Photonen so "dick" sind, dass sie bei so kleinen Pixeln quasi an der Wand abprallen können?
Toller Bericht und sehr interessantes Smartphone, das eine wirklich spannende Kamera zu haben scheint. Spitze finde ich auch den 5260 mAh Akku, in einer fast identischen Größe eines Huawei p30 pro, wo "nur" 4200 mAh Platz fanden.
Toller Bericht 👍
Wenn man sich die Fotos anschaut, die dieses Gerät mit seinen 5 Kameras herstellt, dass kann sich sehen lassen.
Interessanter finde ich die 5260-mAh-Akkuleistung.
Interessantes Phone finde ich.
108MP auf einem Mini,, Nein Micro sensor, wow.
Der Sensor ist nur knapp drei mal größer und hat die neunfache Auflösung...
Meiner Meinung nach hat es seine Gründe, wieso abgesehen von Huawei im High-End-Bereich niemand etwas mit diesem Pixel-Binning macht. Die physischen Pixel bleiben immer noch viel zu klein. Mit Pixel-Binning kann man das höchstens etwas kaschieren.
Der Sensor mag erstaunlich groß sein nur macht man die Vorteile mit so vielen Pixeln einfach kaputt...
Und wenn man von den bisherigen Kameras mit bspw. 48MP ausgeht, dann zeigen die bei voller Auflösung nicht das geringste Detail mehr, sondern im Vergleich zu wirklich guten 12MP-Sensoren sogar weniger.
Tim, du willst unbedingt diese Kamera niederschreiben, hast damit ja schon begonnen, bevor es überhaupt Bilder gab. Ich habe mir die Mühe gemacht, in einige Bilder von Dxo nach dem Speichern auf dem PC hineinzuzoomen. Tatsächlich fängt diese Kamera deutlich mehr Details ein als das Samsung mit 12 MPix, was ich allerdings auch erwartet habe. So habe ich mal das erste Vergleichsbild von DXO für beide Geräte genommen und hineingezoomt. Z.B. ist bei Xiaomi deutlich die Fotogalerie im zweiten Fenster von unten zu erkennen, beim S Note 10 lässt sie sich gerade mal erahnen. Oder im dritten Foto mit dem Hochhaus. Ich habe das Fenster des Ficus gewählt und beide Fotos herangezoomt. Beim S Note 10 kann man weder den Ficus noch die Balkone deutlich erkennen, wohl aber die starke Nachschärfung des Samsung. Das Mi Note 10 zeigt den Ficus zwar weniger hell, aber deutlich, ebenso die Balkongitter. Sind das nun weniger oder mehr Details? Kann jeder für sich entscheiden und mit den Bildern herumspielen, aber was bei Xiaomi auffällt ist, dass weniger nachgefärbt und -geschärft wird, alles natürlicher wirkt und mehr Details eingefangen werden.
Dich werde ich nicht überzeugen - deine Meinung stand schon vor dem Release fest und da das iPhone keine 108 MPix mitbringt, darf auch niemand anders etwas Gutes herausbringen. Sicher hat die Kamera auch ihre Schwächen, so z.B. im Nachtmodus - aber sie kaputtschreiben muss man auch nicht - wobei ich das Foto mit den zwei Personen an der Brücke beim Mi Note 10 besser finde, weil es die Nachtsilhouette m.E. besser abbildet als die aufgehellten Fotos der anderen Kameras und auch die Personen gut darstellt.
dxomark.com/xiaomi-mi-cc9-pro-premium-edition-camera-review/
und ein Video eines Testers:
youtube.com/watch?v=RPoCsWIyZWg
Nö, will ich nicht. Ich rede auch nirgends die Qualität nieder, sondern schreibe eindeutig, dass es bisher bei allen Kameras mit etwaiger Technik so war.
Auch habe ich nur die bisherigen 48MP mit 12 verglichen und da sieht es nun mal so aus, wie ich es beschrieben habe. Wenn ein 108MP Bild tatsächlich mehr Details zeigt, als eins mit 12MP ja, darf man ehrlich gesagt erwarten. Und wie sieht es im Vergleich mit den zusammengefügten 27MP-Bildern aus? Zeigen die genauso viele Details? Davon gehe ich ehrlich gesagt aus.
Leider sieht man dazu bei DxO gar nichts, da sämtliche Bilder in 27MP sind und eben nicht 108MP. Bestätigt irgendwie meinen Punkt...
Und dein letzter Abschnitt ist ohnehin nur Gebrabbel, tut mir leid. Auch bei den iPhones würde ich mich nicht über so ein MP-Geballer freuen. Als es beim iPhone 11 in den Gerüchten hieß, die bekämen deutlich höher augelöste Sensoren, habe ich inständig gehofft, dass das NICHT der Fall ist. Aber rede du dir nur irgendwas auf mich ein. Bringt dich bestimmt weiter...
Eines sieht man bei DXO, die Bilder können ziemlich gut mit dem Note 10+ 5G mithalten und sind teilweise sogar besser finde ich. Für den halben Preis doch ziemlich beeindruckend, auch wenn 108MP ein wenig zu viel des Guten sind. Generell aber erstmal echt beeindruckend was abgeliefert wurde auch wenn noch andere unabhängige Tests fehlen. Verglichen mit dem 48MP Sensor in meinem Mi 9T Pro eine massive Verbesserung. Wenn Xiaomi so weitermacht könnten die in Europa echt Erfolg haben, gute Geräte haben sie ja.
Stimmt, wäre da nicht die schlechte Software😭
Kurz und knapp:
Der Sensor fängt eindeutig mehr Details ein als bisherige Sensoren.
Der Test von Ben Sin zu genau diesem Thema auf Forbes.com macht es deutlich.
Dabei wurde es mit dem IPhone 11 Pro verglichen.
Bei guten Lichtverhältnissen ist der Unterschied deutlich merkbar, schlechte Lichtverhältnisse schmälern den Unterschied.
Trotzdem wird deutlich, dass, der 108 MP Sensor, wie erwartet, weniger Licht einfängt bei voller Auflösung.
Jetzt Mal Pixel beiseite, denn es sollte jedem von vornherein bewusst gewesen sein, dass es mit doppelter Pixel Anzahl kein doppelt so gutes Bild gibt.
Betrachtet man das Gerät als das was es ist, dann ist es, so wie die meisten Tester es eintönig verkünden, das beste Smartphone Kamera-Setup auf dem Markt. Das Maximum wurde von Xiaomi ausgereizt (hinsichtlich des machbaren in einem konsumentenfreundlichen Smartphones).
Wir schauen Mal was die Konkurrenz an Sensoren in der Pipeline haben, welche hoffentlich dann wieder eine Schippe drauflegen werden.
Mit dem richtigen Gesamtpaket bringen mehr Megapixel schon was. Auch die großen Kamerahersteller haben teilweise ihre Megapixel erhöht ( Fujifilm XT3 von 24 auf 26 MP, Canon EOS 90D von 24 auf 32,5 MP) und in beiden Fällen (mehr noch bei Canon) konnte die Bildqualität deutlich in allen Bereichen gesteigert werden bei gleicher Sensorgröße wie beim Vorgängermodel.
@Tim
Dann schau Dir bitte mal die Fotos vom Xiaomi Note 10 an, vor allem hereingezoomt. Für mich persönlich schon eine beeindruckende Kameraperformance von Xiaomi