[OT an]
Hi Carsten, kaum ist man mal ein paar Tage nicht auf dem laufenden, schon liest man, quasi nebenbei, von solch unerfreulichen Sachen.
Ich habe grad auf deiner Webseite gelesen, warum du dein Geschäft einstellst - ist ja schon etwas link, was Carrera da ohne Rücksicht auf seine Händler abzieht. Da bleibt einem ja gar nix anderes als dichtmachen. Gegen den Hersteller direkt kommt man schlecht an. Das tut mir echt leid für dich und dein Geschäft.
Du hast geschrieben, dass man merkt, dass der Handel sowieso immer mehr Richtung Internet abgewickelt wird - da stimme ich dir zu. Ich frage mich selbst oft, wenn ich (wie gestern geschehen) z.B. an winzigen Läden mit Elektronik (Lampen, Föns, Bügeleisen etc.) vorbeikomme, wie die sich (noch) über Wasser halten können. Das sind alles mehr oder weniger kleinpreisige Artikel, die ich mir ratzfatz übers Netz bestellen kann - dank Amazon bereits am nächsten Tag komfortabel zu mir nach Hause geliefert. Und isses kaputt, nun, dann kommts in den Müll und was Neues wird angeschafft - tscha, Wegwerfgesellschaft.
Klamotten, Elektro-Großgeräte, PCs, Lebensmittel .... all das kann man erwerben, ohne auch nur einmal einen Fuß in einen Laden gesetzt zu haben. Wo sind sie hin, die freundlichen Ladeninhaber von früher, die einen stundenlang mit Engelsgeduld beraten haben, obwohl man nur einen Füller kaufen wollte...?! Davon gibt es nicht mehr viele. Das ist sehr schade auf der einen Seite, denn ohne (z.B.) solche Ladengespräche verlernen die Jungen noch mehr das Reden als ohnehin schon (die meisten SMS-en ja schon besser als sie sich verbal artikulieren können) - aber es ist leider auch so, dass man diese Geschäfte heutzutage einfach nicht mehr braucht.
Nur wenn das Thema Service und/oder Reparatur auf den Tisch kommt, möchte man wieder gerne einen diesbezüglichen Dienstleister am besten gleich umme Ecke vorfinden. Was leider auch nicht mehr der Fall ist. Heutzutage packt man ein (und bringt das Teil zum Apotheker [!!] und dessen Poststelle) und verschickt defekte Geräte nach Gott-weiß-wohin zur Reparatur oder man setzt sich ins Auto und fährt mal eben eine flotte Stunde bis zur nächsten Servicestelle.
Man "kauft ein", indem man den Rechner startet und den Shop seines Vertrauens aufruft. Mit ein paar Klicks ist alles erledigt. Ich warte ja nur noch darauf, dass die größten Discounter wie Aldi und Norma ihre Waren bald auch via Online Shop anbieten - Lidl und Plus machen ja schon vor, wie es geht. Noch beschränken sich diese Discounter auf Non-Food-Artikel, aber wie lange wird es noch dauern, bis sie auch Butter, Milch und Käse liefern? Immerhin gibt es tausende von Shops, die genau das bereits (vor)machen.
Dann muss man noch nicht mal mehr zu "seinem Aldi", wenn einem das Joghurt ausgegangen ist.
Ich stelle mir die Zukunft unserer Kinder, Enkel und Ur-Enkel in meinen schlimmsten Träumen oftmals schon so vor:Schulen und Unis werden geschlossen, Kinder und Studenten lernen bei Fernschulen im Netz - Hausaufgaben und Prüfungen werden gegoogelt - die Noten gereichen jeder Pisastudie zur Ehre.
Alle
Bürojobs werden nur noch vom PC zuhause aus erledigt - keiner fährt mehr dazu "in die Arbeit". Bus und Bahn reduzieren ihren Fuhrpark um mindestens die Hälfte.
Arztbesuche entfallen, stattdessen pappt man sich ein paar Elektroden an die wichtigsten Stellen, verbindet sich (und diese) mit dem PC und klagt dem Arzt via Internet-Video-Telefonie sein Leid. Anhand der Meßergebnisse kann der Arzt bei sich gleiche alle relevanten Daten ablesen. Auch "Aaaahhh" sagen kann man prima mit einer Webcam.
Innenstädte werden zu Ghosttowns, Läden werden dicht gemacht, man sieht niemanden mehr auf der Straße.
Spielplätze werden abgeschafft, das Kind könnte sich ja irgendwo, irgendwie verletzen oder - bewahre!- schmutzig machen. Stattdessen spielen die Kleinen nur noch zuhause in ihrem 12qm Zimmer, natürlich nicht mit Puppen und Autos, sondern mit dem PC.
Papier-Bücher werden seltene Raritäten (die eh keiner mehr haben will), EBooks sind das Thema.
Der Gang zur
Reinigung entfällt, denn Klamotten werden mit einem "stay clean" Chip versehen.
Möbelhäuser machen dicht, denn niemand sucht sich seine neue Küche mehr vor Ort in einem solchen aus - schmerzende Füße gehören der Vergangenheit an. Stattdessen gibt es easy going PC-Software: ein Foto von der Küche hochgeladen und schon bekommt man maßgeschneiderte Angebote einer neuen Kücheneinrichtung. Selbiges gilt natürlich auch für alle anderen Zimmer.
Selbst der jährliche
Urlaub wird nicht mehr live angegangen, mit all dem Stress, der damit verbunden ist. Man erwirbt dazu in einen "Holo-Holliday". Mit diesem genialen Elektronikteil werden einem die schönsten Erinnerungen an einen nie erlebten Urlaub ins Gehirn gepflanzt (Recall!) und man fühlt sich hinterher total relaxed und entspannt. Wer braucht schon stundenlange Staus auf der Autobahn, Kakerlaken im Hotelzimmer, eine dröhnende Disco unter'm Fenster nachts um 3 Uhr oder überfüllte Strände?
Sogar mit den
Nachbarn trifft man sich nicht mehr vor dem Haus zu einem Schwatz, das geschieht - wenn überhaupt - auch nur noch via Webcam.
Klamottenfabriken und -handel verlieren rapide an Bedeutung - wer nur noch zuhause sitzt, dem reicht eine Jogginghose über Wochen.
Und, und, und ...
Hochkonjunktur haben nur noch einige spezielle Dienstleister (Brötchenbringer, Chirurgen, Altenpfleger, Krankenschwestern, städtische Verwaltungsangestellte), Service- und Reparaturstellen für hochpreisige Waren, PC-, Server- und Netzwerk-Admins, Online-Shops und -Versender sowie Lieferdienste aller Art. Die Jungs von den Lieferdiensten sind dann auch mehr oder weniger die einzigen, die man zuhauf draußen auf der Straße sieht.
Ach ja! Und natürlich die Kücheneinbauer und Möbelaufsteller...
Also: du siehst, wo (d)ein künftiges Geschäftsfeld in etwa angesiedelt sein muss!
Toitoitoi für die berufliche Zukunft! [OT aus]
— geändert am 23.02.2012, 13:11:41
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