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Kopfhörer mit schlechtem Klang: Gewöhnt sich das Gehör daran?

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© Blasius Kawalkowski / Nextpit

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Ich habe in meinem Leben bereits hunderte Kopfhörer auf und in den Ohren gehabt. Ob In-Ears oder Over-Ears, ob Open-, On- oder Outer-Ears, wie meine Kollegin sagt: Immer wieder teste ich die neuesten Modelle. Zu Hause habe ich Bluetooth-Kopfhörer, aber auch welche mit Kabel und Klinke. Was ich absolut kollosal finde: Hin und wieder setze ich ein Modell auf und denke: Das ist es. Vor allem der Klang ist beim erstmaligen Musikhören mit einem neuen Kopfhörer ausschlaggebend. Aber: Klang ist meist Geschmackssache und ich will in diesem Artikel nicht darüber fabulieren, was den wahren, audiophilen Klang ausmacht. Denn: Einer mag es neutral, ein anderer warm und wiederum jemand anders will möglichst viel Bass. Stattdessen wollen wir einer anderen Frage auf den Grund gehen, einem Mythos.

Kopfhörer mit schlechtem Klang: Gewöhnt sich das Gehör daran?

Wer neue Kopfhörer kauft, fragt sich häufig: Ist der Klang jetzt wirklich gut? Und was ist, wenn ich einen besseren Klang erwartet habe? Ein Mythos besagt, dass sich das Gehör an den Klang von Kopfhörern gewöhnt und diese nach einer Weile gut klingen. Doch, stimmt das? Kann das Gehör einen nicht perfekten Klang im Laufe der Zeit ausgleichen und Musik gut klingen lassen? 

In der Wissenschaft nennt man es Neuroplastizität. Vereinfacht gesagt: Gewöhnungseffekt. Neuronale Plastizität ist die Fähigkeit des Gehirns, sich durch Lernen und Erfahrung strukturell und funktionell anzupassen. Das bedeutet: Ja, das Gehör kann sich an den schlechten Klang von Kopfhörern gewöhnen. Wenn Ihr lange Zeit minderwertige Kopfhörer nutzt, gewöhnt sich Euer Gehirn also an den ungenauen Klang. Es korrigiert sozusagen den schlechten Klang teilweise, sodass Ihr ihn als normal empfindet.

Benutzt man einen Kopfhörer über einen längeren Zeitraum, ohne ihn mit anderen zu vergleichen, wird man den Klang also als gut bewerten. Ähnlich wie bei anderen Gewohnheiten gewöhnt man sich auch an den Klang seiner Kopfhörer. Was anfangs als schlecht empfunden wurde, wird mit der Zeit als normal wahrgenommen. Bis, ja, bis man einen anderen aufsetzt, dessen Klang qualitativ deutlich besser ist. Und sobald Ihr regelmäßig besseren Klang hört, passt sich Euer Gehirn erneut an.

Kopfhörer: Gewöhnt sich das Gehör an schlechte Klang?
Manchmal ist der Klang der Kopfhörer so miserabel, dass man sich gar nicht daran gewöhnen will / © Blasius Kawalkowski / nextpit

Klang verbessern, aber nicht mit dem Equalizer

Wer den Klang seiner Kopfhörer verbessern will, greift schnell zum Equalizer. Damit kann man den Sound stellenweise zwar besser machen, indem man an den für die jeweiligen Frequenzen zuständigen Reglern dreht oder schiebt. Doch was genau man hier macht, ist vielen oft nicht klar. Die meisten schieben die Regler, die für die Tiefen zuständig sind, hoch. Damit spucken die Kopfhörer zwar mehr Bass aus. Doch ein guter Klang besteht nicht einfach nur aus mehr Bass.

Manche Hersteller von Kopfhörern arbeiten mit dem Unternehmen Mimi zusammen. Beyerdynamic, Teufel oder Skullcandy gehören unter anderen dazu. Mit dieser Software wird der Klang personalisiert, also dem eigenen Gehör und den Sound-Vorlieben angepasst. Das funktioniert erstaunlich gut und erstaunte mich im Test der Beyerdynamic Free Byrd und der Teufel Real Blue Pro.

Seit einiger Zeit gibt es aber auch eine App (für Android und das iPhone) die ganz ähnlich funktioniert. „SoundID“ von SonarWorks möchte den Klang finden, der am besten zu Euch passt – und den auch Eure Kopfhörer liefern können. In einem Special zur Optimierung des Klangs erklären wir, wie genau das funktioniert.

Zu den Kommentaren (2)
Blasius Kawalkowski

Blasius Kawalkowski
Redakteur

Blasius liebt Musik und Fotografie. Schon als Kind hörte er U2, Van Halen und Billy Idol auf einem Tonbandgerät. Dabei war er sowohl vom Rock der 80er als auch von der Bandmaschine fasziniert. Als er mit 6 Jahren die ersten Fotos mit einer Analog-Kamera machte, war der Weg zum Technikjournalisten eingeschlagen. Das verstärkte sich in seiner Lehre zum Kfz-Mechaniker und im Journalismus-Studium.

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2 Kommentare
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  • 70
    Michael K. vor 1 Monat Link zum Kommentar

    Das Gehirn an schlechten Klang zu gewöhnen, um ihn dann irgendwann als gut zu empfinden, dafür wäre mir meine Zeit und das in meine Musik investierte Geld zu schade. Ich stimme aber zu, gut genug ist der Kopfhörer, dessen Klang auf Anhieb gefällt. Das muss aber für anspruchsvolle klassische Musik nicht derselbe sein, wie z.B. für Techno-, Handsup- oder generell Dancemusik. Während erstere Musik auf einem Hörer mit neutralem, glattem Frequenzverlauf besser klingen dürfte, darf ein Hörer für die zweite Kategorie gerne basslastig sein. Da aber das eigene Gehör nicht den für die bevorzugte Musik idealen Frequenzgang aufweisen muss, können Hörer oder Apps, die den vermessen und korrigieren können, durchaus zu hörbaren Verbesserungen führen. Um einen Hörer mit neutralem Frequenzverlauf basslastiger zu machen, sollte in vielen Fällen Equalizer aber auch schon reichen.
    Hörer mit hörbar schlechtem Klang muss man aber nicht gleich entsorgen. Wenn es überwiegend auf Information statt auf guten Klang ankommt, also bei Hörbüchern und -spielen, Webinaren, zum Telefonieren und oft selbst zum Fernsehen können sie allemal noch gut genug sein.

    Thomas Oppenheim


    • 62
      René H. vor 1 Monat Link zum Kommentar

      Die meisten wollen doch nur unterwegs Musik hören, und nicht analysieren. Unterwegs klingt ohnehin alles schlechter als zuhause in ruhiger Umgebung, das kann m.E. auch noise canceling nicht wirklich kompensieren.. ;)

      Klaus E.Torsten

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