Smart #1 Brabus im Test: Kleine Rennmaschine


Hat der Smart #1 noch etwas mit dem gemeinsam, was den kleinen Smart-Stadtflitzer von früher auszeichnete? Diese Frage haben wir uns auch gestellt und nach dem Smart #3 Brabus jetzt auch den Smart #1 in der Brabus-Version ausführlich unter die Lupe genommen. Der kleine SUV hat uns in vielen Punkten beeindruckt. Es gibt aber auch Schattenseiten bei diesem E-Auto, das sich die Technik mit dem Volvo EX30 (Test) teilt und ja schon eine ganze Weile auf dem Markt erhältlich ist. Es kommt in sieben verschiedenen Ausführungen daher. Die Brabus-Version ist dabei das Topmodell und kostet im Vergleich zum Basismodell Smart #1 Pure einen stattlichen Aufpreis. Aber lohnt sich das wirklich? Wir haben's für Euch herausgefunden!
Pro
- Mehr Leistung als man glaubt
- Stattliche Ausstattungsliste
- AC-Laden mit 22 kW möglich
Contra
- In der zweiten Sitzreihe sehr eng
- Kleiner Kofferraum
- Besonders auf der Autobahn mit einem hohen Verbrauch

Preis und Verfügbarkeit des Smart #1 Brabus
Was kostet der Smart #1 Brabus? Gar nicht so leicht, auf diese Frage eine passende Antwort zu geben. Denn das schnittige E-Auto gibt's wie eingangs erwähnt in sieben verschiedenen Ausführungen, den sogenannten "Lines", zu kaufen. Los geht's bei knapp 37.000 Euro für den Smart Pure, und das Topmodell, unser getesteter Smart #1 Brabus, kostet ohne weitere Extras fast 54.490 Euro. Ja, 'ne ordentliche Stange Geld für einen Smart. Aber dafür gibt es auch erstaunlich viel Auto, was man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht erwarten würde.
Wenn Ihr lieber leasen wollt: Die Basisversion bekommt Ihr aktuell direkt über Smart ohne Anzahlung, bei bis zu 10.000 Kilometern im Jahr und einer Laufzeit von 48 Monaten ab 479 Euro im Monat. Den Brabus bekommt Ihr über die Smart-Homepage mit den gleichen Bedingungen ab 679 Euro im Monat. Über unseren Partner LeasingMarkt.de geht das Ganze noch etwas preiswerter. Dort könnt Ihr das E-Auto schon ab knapp 480 Euro monatlich leasen; bei 36 Monaten Laufzeit und bis zu 10.000 Kilometern im Jahr.
Leistung
Eines wird sofort klar: Der Smart #1 ist kein Mini-Flitzer mehr, wie Ihr ihn vielleicht von früher noch kennt und wie er heute auch noch vielfach auf den Straßen zu sehen ist. Das Auto ist in allen Belangen gewachsen. Mit 4,30 Metern Länge und 1,82 Metern Breite (ohne Spiegel) ist ein stattliches E-Auto entstanden. Und mit fast 1,64 Metern Höhe sitzt Ihr bequem und habt einen guten Überblick beim Blick auf den Straßenverkehr vor dem Fahrzeug. Das Panoramaglasdach in der Brabus-Variante lässt viel Tageslicht in den Innenraum strömen und ist mit einem elektrischen Rollo ausgestattet. Extra für den Fall, dass es doch mal zu hell wird. Aber schaltet unbedingt den künstlichen Motorsound aus. Der wirkt nämlich sehr unnatürlich und ist eher störend als hilfreich.
Ihr habt im Smart #1 Brabus die Wahl zwischen vier Fahrmodi (Eco, Komfort, Sport, Brabus) und drei Rekuperationsstufen für die Energierückgewinnung. Schaltwippen am Lenkrad zur Anpassung der Rekuperation gibt's aber nicht. Die Fahrmodi Sport und Brabus braucht Ihr eigentlich nicht, der Komfort-Modus ist nämlich schon flott genug. Wer es aber wissen will, kann in den Einstellungen eine Raketenstart-Funktion aktivieren. Dann gibt's volle Power und Ihr seid in knapp 4 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Ob das sein muss, ist Geschmackssache, aber beeindruckend ist's auf jeden Fall.

Apropos Power: 428 PS (315 kW) sind für ein E-Auto dieser Größe schon 'ne Ansage! Der Akku hat 66 kWh Kapazität (62 kWh nutzbar) und das Drehmoment liegt bei 584 Nm. 180 km/h Spitze sind drin, aber das Fahren mit dieser Geschwindigkeit solltet Ihr Euch gut überlegen. Der Stromverbrauch schnellt nämlich schon mit 130 km/h deutlich in die Höhe. Aber dazu später mehr.
Design & Verarbeitung
Natürlich müssen wir auch über den Innenraum des Smart #1 reden. Da haben die Entwickler nämlich einiges reingepackt: einen 12,8-Zoll-Touchscreen zum Beispiel, ein 9,2-Zoll-Fahrerdisplay hinter dem Lenkrad und sogar ein Head-up-Display. Alles in allem echt schick gemacht! Okay, die Plastikteile in der Mittelkonsole könnten vielleicht etwas edler sein, aber dafür gibt's ein Lenkrad mit Alcantara-Überzug – fühlt sich klasse an. Am Lenkrad ist auch eine praktische Favoritentaste zu finden, auf die Ihr Eure Lieblingsfunktionen legen könnt. Etwa die Fahrmodi, um schnell zwischen ihnen wechseln zu können.
Die Lenkung ist solide, macht ihren Job, aber erwartet nicht zu viel Feedback. Ihr könnt die Servolenkung in drei Stufen einstellen, da ist also für jeden was dabei. Im Gegensatz zum Smart #3 Brabus sind die Lüftungsdüsen nicht rund, sondern rechteckig. Das vermittelt zwar einen weniger sportlichen Charme, cool beleuchtet sind die Düsen aber trotzdem. Und die Farbe der Beleuchtung könnt Ihr selbst auswählen.
Ein Minuspunkt: Die Ambientebeleuchtung spiegelt sich zuweilen störend in den Seitenfenstern. Und dann sind da noch zwei, drei weitere Punkte, die uns negativ aufgefallen sind:
- Die Assistenzsysteme sind teilweise echt überempfindlich. Der Spurhalteassistent lenkt manchmal viel zu stark gegen, und das nervt nicht nur den Fahrer, sondern auch die Mitfahrer.
- Der Autobahnassistent, der nur bis 130 km/h funktioniert, bremst manchmal grundlos leicht ab, wenn man auf der Mittelspur fährt und ein Lkw auf der rechten Spur unterwegs ist. Nicht weiter dramatisch, aber doch störend!
Zudem motzt der Smart #1 auch noch schnell, wenn die Fahrerüberwachung aktiv ist, und erinnert Euch ständig daran, aufmerksam zu fahren. Der Frontkollisionswarner meldet sich auch ziemlich oft und bremst manchmal zu früh, wenn eigentlich gar keine Gefahr besteht. Da muss Smart echt noch an der Sensibilität arbeiten. Und das Navi ist auch nicht perfekt. Ständig zu hören, man solle auf der Autobahn „der Hauptstraße folgen“, kann ganz schön nerven.
Ach ja, die Türgriffe sind auch so eine Sache. Die verschwinden während der Fahrt in der Tür, sind aber von oben verschlossen, was das Greifen erschwert. Aber immerhin fahren sie automatisch raus, wenn Ihr Euch mit dem Schlüssel in der Tasche dem Fahrzeug nähert. Aktiviert dafür auf jeden Fall die sogenannte Proximity-Lock-Funktion in den Einstellungen!

Platzangebot und Kofferraum
Von außen betrachtet macht der kleine Smart #1 Brabus sofort Lust auf eine Spritztour. Vorne sitzt man auch echt total bequem. Die Sportsitze sind zwar nicht der absolute Knaller, was den Seitenhalt angeht, aber sonst echt top und passen sich gut an den Körper an. Und dank der hohen Bauweise habt Ihr auch genug Platz über dem Kopf. Nur wer etwas größer ist, könnte sich an der hohen Mittelkonsole stören. Die ist nämlich ziemlich wuchtig und schränkt die Beinfreiheit etwas ein. Das ist aber - zugegeben - Meckern auf hohem Niveau!
Was uns richtig gut gefallen hat: Der Smart #1 ist super gedämmt. Fahrgeräusche? Kaum vorhanden! Nur ab 110 km/h auf der Autobahn haben wir leichte Windgeräusche an der Fahrertür bemerkt. Aber das liegt wohl an den rahmenlosen Türen, da müssen wir wohl ein Auge zudrücken.
In der zweiten Reihe sieht es leider etwas anders aus. Kopffreiheit? Top! Aber mit den Knien kommt man schnell an die Vordersitze, besonders wenn vorn jemand viel Platz braucht. Der Radstand von 2,75 Metern macht sich da leider spürbar bemerkbar. Es gibt aber auch etwas Gutes: Wenn Ihr mehr Platz im Kofferraum braucht, könnt Ihr die Rückbank einfach ein Stück nach vorn schieben. Das ist echt praktisch, denn normalerweise passen in den Kofferraum mit 313 Litern nicht viel mehr als drei Getränkekisten. Wenn Ihr die Rücksitze umklappt, habt Ihr immerhin 976 Liter Platz. Zum Vergleich: Der Kleinwagen Peugeot e-208 (Test) hat ähnlich wenig Platz im Kofferraum.
Zusätzlichen Stauraum könnt Ihr unter der Motorhaube finden. Denn dort haben die Smart-Designer einen Frunk versteckt. Er ist aber recht klein ausgefallen (14 Liter), was zur Folge hat, dass es gar nicht so einfach ist, dort ein AC-Ladekabel zu verstauen. Umso mehr Platz ist in einem Unterboden im Kofferraum zu finden. Praktisch: Die Heckklappe öffnet und schließt sich bei der Brabus-Variante des Smart #1 elektrisch. Eine hohe Laderampe gibt es am Kofferraum nicht, was das Be- und Entladen komfortabel gestaltet.

Verbrauch
Der Verbrauch ist am Ende des Tages natürlich davon abhängig, wie agil man sein Fahrzeug über die Straßen bewegt. Wir haben den Smart #1 Brabus im Test eigentlich nur im s-Pedal-Modus gefahren. Dieses 1-Pedal-Driving ist echt super komfortabel, besonders in der City. Der Wagen holt sich so nämlich ordentlich Energie zurück, wenn Ihr einfach vom Gaspedal geht. In der Stadt hatten wir bei ziemlich frischen Temperaturen einen Durchschnittsverbrauch von etwa 20 kWh auf 100 Kilometer Fahrstrecke. Wenn es draußen wärmer wird, der Akku ein wenig auf Temperatur kommt und ihr nicht ständig alle Extras auf Volldampf laufen lasst, könnt Ihr den Verbrauch locker auf rund 15 kWh/100 km drücken. Auf der Landstraße waren es bei uns im Test knapp 21 kWh/100 km.
Und auf der Autobahn? Naja, da zeigt der Smart #1 Brabus, dass er nicht gerade ein Windkanal-Weltmeister ist. Wir haben auf den Autobahnen A1 und A2 zwischen Ruhrgebiet, Münsterland und Emsland mit durchgehend laufender Klimaanlage im Schnitt satte 27,5 kWh verbraucht. Das ist deutlich mehr als beim Smart #3 Brabus und auch mehr als beim Schwestermodell Volvo EX30 (Test), der bei unserem Test auf der Autobahn 24 kWh/100 km geschafft hat. Erstaunlich: Der Smart #1 Brabus zieht sich ungefähr so viel Strom rein wie der Volvo EX40 Twin Motor Performance AWD (Test), obwohl er 250 Kilogramm weniger wiegt.

Denkbar ist, dass im Sommer etwas mehr Reichweite möglich ist. Dann, wenn der Akku sich in seinem Wohlfühlbereich bei rund 20 Grad Celsius befindet. Prüfen konnten wir das während unserer Testfahrten im frischen Februar aber nicht.
Ladeleistung
Ist der Smart #1 Brabus eine Lade-Weltmeister? Nicht wirklich. Zumindest nicht an der Schnellladesäule. Wenn Ihr an eine Schnellladesäule fahrt, sind in der Spitze bis zu 150 kW abrufbar. Aber das Beste ist: Das E-Auto kann auch beim AC-Laden, also an einer Normalladesäule oder an der heimischen Wallbox, richtig Gas geben. Während andere E-Autos da meistens bei 11 kW rumdümpeln, zieht der #1 stattliche 22 kW. Ich sag's Euch, wie es ist: Gerade, an einer Normalladesäule, zum Beispiel während des Einkaufens, ist das ein echter Mehrwert, den ich persönlich bei keinem E-Auto missen wollen würde. Die deutlich kürzeren AC-Ladezeiten erweisen sich als richtig vorteilhaft.
Wenn Ihr volle 22 kW abrufen könnt, ist der Akku in etwa drei Stunden von 10 auf 80 Prozent geladen. Das haben wir selbst getestet und können diese Herstellerangaben bestätigen. An der Schnellladesäule geht's natürlich noch schneller. Nach einer Autobahnfahrt und entsprechend aufgewärmtem Akku hat's bei uns nur 25 Minuten gedauert, um von 24 auf 80 Prozent zu kommen. Und bei 8 Grad Außentemperatur haben wir sogar mal kurz 157 kW auf dem Display der Ladesäule gesehen – das sind ja fast 5 Prozent mehr als versprochen! Auf 90 Prozent SoC hat's dann 38 Minuten gedauert.

Aber Achtung: Wenn der Akku noch kalt ist, dauert's deutlich länger. Der Ladeanschluss ist übrigens hinten links zu finden. Und das Navi zeigt Euch auch Ladestopps an, die Ihr aber erst über das Center-Display nach der Berechnung einer Fahrstrecke bestätigen müsst.
Abschließendes Urteil zum Smart #1 Brabus
Der Smart #1 ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem chinesischen Auto-Giganten Geely und dem deutschen Premium-Hersteller Mercedes-Benz. Besonders die Brabus-Version des Smart #1 hat es in sich: sportliche Details wie rote Sicherheitsgurte, ein schicker Heckspoiler, coole Lufteinlässe an der Motorhaube, aerodynamische Seitenteile und rote Bremssättel sind nur einige Beispiele, die das Brabus-Modell besonders machen.

Und mit ordentlich Power unter der Haube und Allradantrieb macht dieses Auto nicht nur in der Stadt, sondern gerade auch auf der Landstraße und auf der Autobahn Laune beim Fahren. Das alles ist überhaupt nicht mehr mit den alten Smart-Modellen zu vergleichen, die wir kennen. Klar, der Preis ist für einen Smart eine Ansage, aber die neuen E-Smarts bieten so viel mehr als die früheren Modelle. Am besten schaut Ihr Euch den neuen Smart #1 selbst mal beim Händler vor Ort an und überzeugt Euch von den vielen Vorteilen des Mini-SUVs.