LG G7 im Kamera-Test: Weitwinkel alleine reicht nicht
Im Kameratest muss das LG G7 ThinQ zeigen, ob es im Konzert der besten Kamera-Smartphones die erste Geige spielen kann oder nicht. In unserem Kamera-Test zeigt sich, was das die Kamera des G7 ThinQ so drauf hat.
Hinweis: LG hat uns ein Vorseriengerät des LG G7 ThinQ zur Verfügung gestellt, das als Grundlage für diesen Test diente.
Technische Daten: Die Kameras des LG G7 im Detail
LG setzt bei der Dual-Kamera auf zwei identische Sensoren, und zwar die Sony IMX351. Diese lösen mit 16 Megapixel auf, sind aber kleiner als Kamerasensoren, die bei anderen Highend-Smartphones zum Einsatz kommen. Dafür kann LG die Kamerasektion auf der Rückseite kleiner gestalten. Die Blendenzahl liegt bei der Standardlinse bei f/1.6, bei der Weitwinkelkamera dagegen bei f/1.9.
Wichtigstes Merkmal von LGs Dual-Kamera-Setup ist die Weitwinkelkamera, die im LG G7 rund 107 Grad abdeckt. In vorherigen Generationen war dieser Wert etwas größer, dafür will LG Verzerrungen am Randbereich der Bilder fast komplett verhindern. Das klappt weitgehend (außer in den Ecken), raubt den Fotos aber die Fischaugenoptik, die Weitwinkelbilder so interessant macht.
Bildqualität: Der Fotograf muss es richten
All die schönen technischen Daten nutzen natürlich nichts, wenn das Ergebnis nicht stimmt. Also wollen wir uns einmal ansehen, wie die Bilder des LG G7 ausfallen.
Die einfachsten Bilder für eine Smartphone-Kamera entstehen natürlich im Tageslicht. Hier gilt es höchstens zu beachten, dass Motive mit viel Himmel den HDR-Modus erfordern und Gegenlichtaufnahmen äußerst herausfordernd sind.
Auf dem Display des LG G7 sehen viele Aufnahmen durchaus ordentlich aus. Farben stellt LG traditionelle sehr kräftig dar, was auch beim LG G7 auffällt. Einen RAW-Modus gibt es nur im manuellen Modus. Im Automatikmodus lässt sich die RAW-Datei nicht speichern. Für einen RAW- vs. JPG-Vergleich haben wir die App Open Camera verwendet. Diese zeigt, wie stark die Kamerasoftware die Sensordaten nachbearbeitet, um zum finalen Bild zu kommen.
Problematisch ist jedoch die Detailzeichnung des LG G7. Das können je nach Situation Blätter von Bäumen, Hauswände oder andere feine Strukturen sein: Hier neigt das G7 zu oft dazu, recht breiige Flächen zu generieren, die mit dem ursprünglichen Motiv nicht mehr viel zu tun haben. Offenbar kommt hier die Kamera-Software des LG G7 an ihre Grenzen.
Beide Beobachtungen gelten für beide Kameras des Dual-Kamera-Setups, wobei die Weitwinkelkamera etwas weniger prägnante Farben generiert.
In den Abendstunden schaltet das G7 nach und nach die stärkere Nachbearbeitung scharf. Genügend Software-Filter sorgen dafür, dass die Bilder nur geringes Rauschen aufweisen, das aber geht zulasten der Details. Negativ fällt im schummrigen Licht auf, dass die Auslösezeiten zuweilen recht lang sind - vor allem, wenn das G7 meint, den Blitz auslösen zu müssen.
Schaut Euch die Beispielbilder auf Google Fotos an und urteilt selbst:
- Google Fotos Album des Testgeräts
- LG G7: Fotoalbum mit Impressionen aus Korea (nicht finale Kamera-Software)
Leider ist LG also den Schwächen der Kamera treu geblieben. Fotografisch bietet das LG G7 Durchschnittsware. Allerdings ist das nur der eine Teil der Wahrheit: Die Weitwinkelkamera ermöglicht trotz des kleineren Sichtfelds noch immer interessante Perspektiven, die andere Smartphones einfach nicht auf ein Foto bringen können. Und oft genug gibt es zwar in der Detailansicht von Fotos einiges zu bemängeln, in der Gesamtschau sind die Fotos oft aber trotzdem recht gelungen.
Ob ein Foto gefällt oder nicht, entscheidet letztlich nicht so sehr die Detailqualität des Fotos, sondern vielmehr die Fähigkeit des Fotografen und die Ansprüche des Betrachters.
Video: Nicht die erste Wahl
Beim LG V30 forcierte LG die Erzählung, dass das V30 besonders für Videos geeignet sei. Im Test konnte das V30 diese Behauptung nicht ganz halten. Dies setzt sich leider beim LG G7 fort. Noch immer ist das Handling der Kamera nicht sonderlich eingängig. Das beginnt bei den unterstützten Aufnahmemodi - 60 Bilder pro Sekunde sind nur mit Full-HD möglich. Bei 4K bleibt es dagegen bei 30 fps. Oder die Bildstabilisierung: Die ist bei 4K nicht verfügbar, ebenso wenig im Full-HD-Betrieb bei 60 Bildern pro Sekunde. Das gilt auch für die verschiedenen Farbfilter oder den Cine-Video-Modus. Gerade letzteres ist bitter, in diesem Modus kann man auf dem Smartphone die Farbdarstellung im Video verändern. Wer also wackelfreie Aufnahmen erstellen möchte, ist auf Full-HD beschränkt.
Eine ausführliche Würdigung des Videomodus werden wir noch nachliefern.
LGs Kamera-App: Unübersichtlich mit Google-Power
An der Kamera-App hat LG nicht besonders viel verändert. Es bleibt bei der bekannten Aufteilung, in der links der Zugriff auf die Einstellungen möglich ist, mittig ist das Kamerabild zu sehen, während rechts drei weitere Kamera-Modi hinterlegt sind sowie die Auslöseknöpfe für Foto und Video. Die Videoaufnahme legt nach dem Drücken des Knopfes sofort los, was ich praktisch finde.
Im Werkzustand knipst das LG G7 Fotos im Seitenverhältnis des Displays, also 18,9:9. Dies sieht zwar auf dem Display ziemlich schick aus, ist aber für viele Foto-Situationen hinderlich. Wer hingegen auf 4:3 umschaltet, sieht auf dem Display des G7 enorm viel schwarz, da das 4:3-Foto nicht das gesamte Bild einnimmt. Gerade für eine spätere Bearbeitung ist dieses Format deutlich besser geeignet.
Der Wechsel zwischen beiden Kameras ist über kleine Icons möglich, die oben mittig zu sehen sind. Sie sind noch immer so klein, dass ein graziler Wechsel ohne Änderung am Fokus nicht immer gelingt.
In die App hat LG die Google Lens integriert. Damit stehen im Automatik-Modus drei weitere Modi bereit: Die AI Cam, der Porträtmodus und die Google Lens. Dazu kommen weitere Modi, die auf der linken Seite auswählbar sind, die dann aber die drei erstgenannten ausblenden. Alle Klarheiten beseitigt? Sehr gut. Das Problem der Kamera-App ist, dass LG von Generation zu Generation weitere Funktionen hinzugefügt hat, ohne diese in eine logische Struktur zu fassen. Das wird einem beim LG G7 mit seiner AI Cam schmerzlich bewusst.
Die Google Lens hilft dabei, Objekte zu erkennen und weitere Informationen darüber abzurufen. Dafür verwendet Google übrigens die Möglichkeiten des Assistant und so sind es vor allem weitergehende Websuchen, die hier schnell zugänglich sind.
AI Cam: Unausgereiftes Gimmick
Überhaupt die AI Cam: Die schaltet je nach Szenerie in einen angepassten Modus, um das beste Foto zu schießen, so die Theorie. In der Praxis gibt es zwei Schwächen. Die Objekterkennung ist recht langsam und zu häufig ist sich die AI Cam auch nach Sekunden nicht schlüssig, ob die Heidelbeeren im Sucher wirklich den Food-Modus auslösen sollten.
Findet die AI Cam einen Modus, so ist dieser oftmals zu grell. Fotos von Gebäuden profitieren in meinem Test häufig von der AI Cam. Bei Pflanzen und Essen ist das Ergebnis oft noch erträglich. Schwierig ist es bei Modi für Kinder oder Tiere - hier wirken die Entwicklungseinstellungen nicht überzeugend. Nach einigen Versuchen habe ich daher die AI Cam meist deaktiviert, weil die Ergebnisse zu unzuverlässig waren und die reguläre Automatik oft das brauchbarere Foto lieferte.
Ein wunderbares Feature ist die Verschlagwortung. In unseren ersten Tests funktionierte diese nur mit Bildern, die mit der AI Cam aufgenommen wurden. Nach zwei Software-Updates ist diese Funktion jedoch für alle auf dem Smartphone befindlichen Bilder verfügbar. Heißt also: In der Galerie-App sortiert LG alle Fotos nach erkannten Tags, seien es Gebäude, Blätter oder Türme. Bei Google Fotos muss man für diese Funktion manuell suchen, was weniger übersichtlich ist.
Fazit
Technisch betrachtet hat LG die Weitwinkelkamera verschlimmbessert: Einerseits kommt nun ein höher auflösender Sensor zum Einsatz, andererseits hat LG die Bildabdeckung reduziert, was auf Kosten der fotografischen Möglichkeiten geht. Noch immer nimmt die Weitwinkelkamera mehr von der Umgebung wahr, aber der Unterschied ist nicht mehr so klar zu erkennen.
Die Weitwinkelkamera bleibt unter dem Strich ein Highlight der LG-Kamera-Konstruktion. Sie eröffnet vielfältige Sichtweisen auf ein Motiv und erweitert somit den fotografischen Horizont erheblich.
Die Kamera selbst leidet noch immer unter dem vergleichsweise schlechten Bildsensor. Das macht sich insbesondere in der Detailzeichnung von Motiven wie Blättern von Bäumen bemerkbar. Gegenlichtsituationen erfasst das LG G7 oft nicht ideal.
Insgesamt ist die Kamera eher eine Schwäche des LG G7 als eine Stärke. Die Konkurrenz in der Preisklasse ist zuverlässiger darin, das beste Bild aus den Gegebenheiten zu zaubern. Hier muss LG in künftigen Smartphones dringend nacharbeiten, denn im Preissegment von 800 Euro reicht die Kameraqualität in dieser Form nicht aus.
vielen dank übrigens für diesen kameratest.
leider finden sich im netz unendlich viele kameravergleiche, die nur für handynutzer geschrieben werden,
die bei der kameraimplementierung zwar großen wert auf eine vielzahl von einstellmöglichkeiten legen, selbst aber nur - und oft nichts anderes - die voreinstellung ab werk nutzen.
ergänzend sollte daher bei einem ernsthaften kamera"test" bemerkt werden, dass lediglich die voreingestellten default- einstellungen im jpg-format beurteilt wurden.
die besonderheiten solcher (manchmal wirklich) durchdachten manuellen eingriffsmöglichkeiten geben dem fotografen, dem diese parameter von der DSLR bereits vertraut sind incl. des RAW- formats, eine vielzahl an kontrollen an die hand, die später auch auf einem 20" klapprechner mit adobe ps(e), LR, gimp o.ä. durchaus interessante ergebnisse generieren können.
wie bereits erwähnt - man darf nicht die schärfe, dynamik etc. erwarten wie z.b. bei einer fast aktuellen D7200 und einem 150mm sigma macroobjektiv möglich sind,
aber wenn ich die mit minolta-scanner digitalisierten velvia-dias zum vergleich heranziehe,
sehen die G5-RAWs gar nicht übel aus.
wieviel potential mag da jetzt, schon wieder 2 entwicklungsjahre später, in der G7, S9 o.ä. stecken...
seit 23 jahren mit nikon slr unterwegs, habe ich lange die kamerafunktionen von handys belächelt - sie einfach nicht ernst genommen.
von anfang an habe ich gern im weitwinkel-bereich fotografiert und stieß vor knapp 2 jahren auf das dual-lens setting beim LG G5 mit einem 130° bildwinkel - da musste ich einfach mal zuschlagen!
und bis auf ein paar einschränkungen (akku, gps-probs... - dinge, die erfreulicherweise schnell, einfach und v.a. selbst zu beheben sind! das netz bietet unermütlich tipps & tricks zum G5) - dieses modulare (leider nicht weiter verfolgte) handy ist ein zentraler bestandteil meiner freizeitmäßigen fotografie geworden! manueller modus, RAW, sensorgröße, dynamik, laterale bildverzerrungen... - wenn man weiß, worauf man sich beim umstieg von DSLR auf handy-fotografie einlässt, ersetzt dieses setting oft - natürlich nicht immer! - die große kameratasche mit zwei, drei linsen.
meine derzeit 3 kamerabodies liegen in der letzten zeit öfter mal zuhaus und ich bin dennoch weiterhin gern experimentell fotografisch unterwegs...
Das ist wohl das Los bei Unternehmen mit kritikresistenten Entwicklungsabteilungen.
Immer wieder wird (zu Recht) der Kamerabereich negativ besprochen und es ändert sich NIX.
Wie Tim schon schreibt, ist der manuelle Modus bei LG überragend; die Automatik ist unterirdisch. Mal rasch "aus der Hüfte" gerade in Lowlight-Situationen liefert mein S7 wirklich gute Ergebnisse, mein V30 versagt im Gegensatz dazu komplett.
und statt etwas zu verbessern, wird die Hardware nur schlechter gemacht.
Beim V30 hat man die Sensoren enorm verkleinert und beim G7 zudem noch den Weitwinkel...
Aus meiner Erfahrung (ich arbeite ebenfalls in einer Entwicklungsabteilung, allerdings nicht für Smartphones) sind es nicht die Entwickler, sondern das Management und andere Entscheidungsträger, die resistent gegen Kritik sind.
Leider entscheiden letztendlich die, die am wenigsten Ahnung haben ;)
bei LG arbeiten scheinbar auch so "genie´s" wie bei htc :-D die verschlimmbessern auch ihre handys mit jedem jahr.
Allgemein herrscht scheinbar keine Einigkeit, wenn es um Weitwinkelkameras geht, hier in dem Beitrag wird die Fischaugenoptik als interessant betittelt, woanders als störend... ich finde sie ebenfalls ehr störend, obwohl bei meinem LG V30 finde ich nun keine störenden Verzerrungen im Weitwinkel bei 120 Grad..... kann aber auch daran liegen, dass dieses Verzerrungen zu klein sind für meine Augen :)
Naja.
Weitwinkel != Fischauge. Das ist ein GEWALTIGER Unterschied...
Aber ein Weitwinkel hat rein optisch nun einmal die unveränderliche Eigenschaft, an den Ränder zu verzerren. Wen das stört, soll den Hauptsensor nutzen. Sich über so eine unveränderbare Eigenschaft zu beschweren ist so dumm.
Soll LG doch einfach zwei mal exakt die gleiche 71° Kamera verbauen, dann haben sie DEFINTIV keine Verzerrung mehr, die ja SO schlimm ist.
Ich brauch keine 2 Kameras hinten. nicht mal 3... auch eine Linse kann super Fotos machen
"Einen RAW-Modus gibt es nicht"
Ehm, doch? Bei LGs Kamera-App kann man im "Manuellen Modus" auch RAW aktivieren.. Außer natürlich, sie haben das entfernt. Was ich weniger glaube.
Meiner Meinung nach ist die Kamera vom G7 aber einfach nur eine pure Enttäuschung. Vor allem mit Blick auf den "Weit"winkel.
Der Sinn eines WEITwinkel-Objektives ist es, das man sehr viel aufs Bild bekommt. Es ist eine physikalische bzw. optische Gegebenheit, dass da NATÜRLICH Verzerrungen am Rand entstehen können.
Das ist so, als würde man sich darüber beklagen, dass ein Teleobjektiv nicht sonderlich Weitwinklig ist.
Wer sich über etwaige Verzerrungen aufregt, soll gefälligst den Hauptsensor nutzen.
LG hat hier in eine komplett bescheuerte Richtung entwickelt. Viele finden das Weitwinkel-Konzept unter allen Dual-Kameras am Besten und was macht LG? Genau dieses Feature kaputt. Man hätte den Weitwinkel eher wenn dann vergrößern sollen und nciht immer weiter verkleinern.
Zudem verbaut LG mal wieder die anscheinend billigste Hardware überhaupt. Beide Sensoren haben eine Pixel-Kantenlänge von nur 1,0 micron. Das ist lächerlich für ein 2018er Flaggschiff.
und dieser Nachtmodus macht es auch nicht besser, da dort die Auflösung extrem verringert wird.
Das einzig gute bei LG beim Thema Kamera ist der manuelle Modus. Der ist herausragend gut. Alles andere ist nur noch schwach. Schlechte Software, noch schlechtere Hardware. Damit hätte LG nicht mal 2015 einen Blumentopf gewonnen.
Stimmt, im manuellen Modus kann man eine RAW-Datei speichern. Ich habe das im Artikel korrigiert.
Die konkurrenz Apple, Samsung, htc und huawei sind schon lange vorbeigezogen was kamera betrifft selbst sony und one plus haben sich gemausert außer lg bleibt seit dem G5 irgendwie auf der strecke und dazu wird noch das einzige alleinstellungsmerkmal der Weitwinkel deutlich reduziert was schade ist
*G4