Fitbit-Daten zeigen Langzeit-Effekte von COVID-19
Eine Studie mit Daten von Fitbit-Nutzern zeigt, wie sich eine COVID-19-Infektion langfristig auf den Körper auswirkt. Am deutlichsten sind die Effekte auf den Ruhepuls der Nutzer zu beobachten – aber auch Schlaf und Aktivität sind durch eine Corona-Infektion messbar beeinflusst.
- Durchschnittlich dauert es nach einer Corona-Infektion 79 Tage, bis sich der Ruhepuls normalisiert hat
- Deutliche Auswirkungen sind auch auf den Schlaf und das Aktivitätsniveau zu sehen
- Womöglich erlauben Fitness-Tracker künftig eine Früherkennung
Die Studie beleuchtete 875 Fitbit-Nutzer:innen, die Symptome einer akuten Atemwegserkrankung zeigten. Bei 234 von ihnen fiel ein Test auf COVID-19 positiv aus, bei 641 nicht. Um die Auswirkungen einer Corona-Infektion zu untersuchen, verglich das SRTI (Scripps Research Translational Institute) nun die langfristigen Veränderungen der durch die Wearables erfassten Vitalparameter.
Am deutlichsten war hier eine Veränderung des Ruhepulses sichtbar. Nach dem Einsetzen der Symptome hatten COVID-19-Infizierte durchschnittlich 79 Tage lang eine erhöhte Herzfrequenz in Ruhe. Bei 32 Personen (13,7 Prozent) war die Ruhepuls sogar mehr als 133 Tage lang um mehr als fünf Schläge pro Minute erhöht. Es handelte sich dabei auch tendenziell um Erkrankte, die im Rahmen der Studie stärkere Symptome dokumentierten.
Messbare Auswirkungen gab es auch auf den Schlaf und die Schrittzahl. Nach durchschnittlich 24 Tagen hatte sich bei den Positivgetesteten der Schlaf wieder weitgehend normalisiert. Bis die körperliche Aktivität wieder auf einem Normalniveau angelangt ist, dauert es durchschnittlich 32 Tage.
Die Daten wurden im Rahmen einer Studie des Scripps Research Translational Institute (SRTI) zwischen März 2020 und Januar 2021 erhoben. Hier nahmen insgesamt 37.146 Personen teil, die langfristig Daten ihrer Wearables zur Verfügung stellten. So war es möglich, auch einen „Normalzustand“ vor einer Infektion zu erheben. Grundsätzlich finde ich das Thema enorm spannend – und wie wir in den vergangenen Monaten mit der Corona-Warn-App & Co. gesehen haben, gibt es ganz viel Potenzial für Kontroverse.
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Über das Thema Wearables & Pandemien hatte ich übrigens 2017 mal mit dem damaligen Withings-Mitgründer Cédric Hutchings gesprochen. Auch damals war die Frage, wie sich mit Hilfe von Wearables-Daten die Ausbreitung einer Krankheit in der Bevölkerung nachvollziehen ließe.
Das Fazit: Technisch wäre es kein großes Problem, organisatorisch aber sehr wohl. Und organisatorisch bedeutet in diesem Fall, dass man die Daten irgendwo zentral sammeln und auswerten muss; und das alles unter Einhaltung des Datenschutzes und Gewährleistung der Datensicherheit.
Würdet Ihr die Daten Eurer Fitness-Tracker zur Verfügung stellen (oder tut es vielleicht sogar?), um die Verbreitung einer Krankheit einzudämmen oder eine Krankheit besser zu erforschen? Ich freue mich auf eine (gesittete :D) Diskussion über dieses Thema in den Kommentaren.
Spannend finde ich im Zusammenhang dazu auch die von Fitbit selbst durchgeführte Studie dazu, wie sich COVID-19 gegebenenfalls durch die von Fitness-Trackern typischerweise erhobenen Daten diagnostizieren lässt.
Via: Fiercehealthcare Quelle: JAMA Network / SRTI
Wer meine Beträge liest, der weiß, dass ich einen hohen Anspruch an Datenschutz im Sinne von Privatsphäre aber auch Datensicherheit im Sinne von Schutz vor unbefugtem Zugriff habe. Gesundheitsdaten sind für mich ganz besonders schutzwürdige Daten. Dem Hersteller einer Smart Watch muss ich ein hohes Maß an Vertrauen entgegenbringen können. Wenn ich sehe, dass in den ganzen Apps mindestens Firebase Analytics enthalten ist (und oft noch mehr), ist mein Vertrauen dahin. Wenn ich Daten zur Verfügung stellen will, dann will ich das einstellen können und auch jederzeit wieder abstellen können. Es muss für mich nachvollziehbar sein, dass abgeschaltet auch wirklich abgeschaltet ist und ich wäre "Programmierfehlers" gegenüber in diesem Fall besonders intolerant.
Außerdem ist es mir wichtig, was mit Backup passiert. Ein Backup muss so verschlüsselt sein, dass es auch für den Hersteller nicht lesbar ist. Sonst ist das eine Lücke in der Privatsphäre. Das ist leider häufig der Fall. AGBs müssen diesbezüglich einfach und klar sein.
Datenschutz heißt nicht, dass ich gar keine Daten für niemanden bereitstelle. Das geht nicht einmal wenn ich mich der Technik komplett entziehe. Datenschutz bedeutet, dass ich jederzeit Kontrolle darüber habe, wer meine Daten zu welchen Zwecken bekommt. Und dass ich eine Einwilligung jederzeit widerrufen kann.
Tatsächlich habe ich mir als Kritiker der Technik erst vor zwei Wochen für eine Smart Watch zugelegt. Bis zur Entscheidung habe ich mir lange Zeit genommen und mir viele Apps der Hersteller angesehen. Bei der Smart Watch meiner Wahl gefielen mir die Voreinstellungen im Hinblick auf Privatsphäre nicht.
Grundsätzlich bin ich bereits, auch im Sinne der Pandemiebekämpfung Daten bereitzustellen. Die müssen dann aber zwingend streng anonymisiert sein. Genau da habe ich jedoch meine Bedenken.
Anhand einer Smartwatch die mehr oder weniger ein ungenaues Spielzeug ist, Rückschlüsse auf eine Krankheit zu ziehen halte ich für vermessen.
wie kannst du denn sowas sagen,dass wäre ja,als ob jemand sagen würde,dass die pcr tests nichts taugen
„dass wäre ja,als ob jemand sagen würde,dass die pcr tests nichts taugen“
Hoffe doch, dass das sarkastisch von dir gemeint ist 😁
Ich hab in den letzten Jahren Dutzende Smartwatches und Fitness-Tracker benutzt, und da kann man durchaus was aus den Daten lesen.
Ganz einfaches Beispiel: Gestern ordentlich gebechert? Ruhepuls geht hoch, Tiefschlaf ist schlechter. Ob die Puls jetzt +/- 0,x% genau ist, spielt da doch gar keine Rolle, entscheidend ist halt ein Unterschied zum "Normalbetrieb" des Körpers. Und da kann man schon etwas erkennen.
Oder ich hab über die Jahre immer mal wieder Phasen mit regelmäßigem Lauftraining. Und sobald ich auf Ausdauer trainiere, geht über die Wochen und Monate hinweg der Ruhepuls runter. Wenn ich das Ausdauertraining bleiben lasse und monatelang eher Kraft/Athletik trainiere, geht der Ruhepuls ganz langsam wieder etwas hoch – und wenn ich gar nicht trainiere wegen Verletzung oder Nullbock, dann halt schneller.
Anderes Beispiel: Schritte. Ob 10.000 erfasste Schritte jetzt wirklich genau 10.000x rechter Fuß vor linken Fuß und vice versa bedeutenm, ist ja wumpe. Aber wenn jemand mit chronisch rezidivierenden Depressionen auf einmal sein Aktivitätsniveau von Monat zu Monat viertelt, dann könnte das eine depressive Phase sein. Natürlich muss man noch andere Ursachen ausschließen, z. B. nen gebrochenen Fuß :p
Unmittelbar und mit medizinider Sicherheit lässt sich mit einer Smart Watch ganz sicher keine Erkrankung erkennen. Eine Abweichung in bestimmter Größenordnung allerdings kann zu einer Warnung führen, damit sich der Träger medizinisch untersuchen lässt.
Stimmt! Der Puls hängt von vielen Faktoren ab. Von da auf irgendwelche Krankheiten zu schließen ist reiner Blödsinn. Für Sport um seinen Puls zu kontrollieren mag eine Smartwatch ja taugen, aber nicht mehr und nicht weniger.
Eine Smart Watch kann mehr. Sie kann feststellen, ob Du liegst, sitzt, stehst, gehst, joggst oder sprintest. Dann kann sie die Herzfrequenz auch damit in Relation setzen. hat sie zudem, ein Pulsoximeter, kann sie zusätzlich die Blutsauerstoffsättigung mit der Bewegung und der Herzfrequenz in Relation setzen.
Eine Smart Watch kann auch ein EKG aufzeichnen.
All diese Daten haben keine so hohe medizinische Relevanz wie Labormessungen von ausgebildetem Personal und genaueren Messgeräten. Sie haben aber eine allgemeine Aussagekraft und können zur Untersuchung im Labor anhalten. Ich würde sogar annehmen, dass ein Protokoll aus einer Smart Watch für einen Arzt einen Hinweis geben kann, in welche Richtung er untersuchen sollte. Immerhin zeichnet eine Smart Watch nicht nur einen Tag auf und ist damit weniger von der Tagesform abhängig.
Das mag ja alles sein.
In meiner Familie ( Frau, Tochter und Schwiegersohn) haben alle eine Smartwatch verschiedener Hersteller Huawei, Samsung und Fitbit. Und was die oft prognostizierten stellt es einem manchmal die Haare auf. Auf sowas sich zu verlassen gleicht einen Blick in die Glaskugel.
Nur 234 Covid-19-Positive. Also eine Mini-Mini-Miniaturstudie. Hinsichtlich eventueller Langzeitfolgen von Covid-19 somit völlig ohne Aussagekraft.
Spekulationen bezüglich einer möglichen Früherkennung sind damit auch haltlos.
Und die Erkrankten haben die Symptome lediglich selber dokumentiert? Das Ganze wurde demnach nicht mal ärztlich begleitet. Man kann es daher auch als Spaßveranstaltung bezeichnen.
Also all das hier beschriebene traf auch auf mich zu. Bei einer Erkältung mit Fieber die ich etwa 5 Jahre vor Corona hatte. Es ist absoluter Blödsinn das diese Daten als Früherkennung von Covid-19 genutzt werden können, da es sich um normale Reaktionen des Körpers auf eine Infektion handelt. Egal mit welchem Virus oder Bakterium.
Was ist denn "all das hier beschriebene"?
1. Langzeitauswirkungen / SRTI-Studie
Die SRTI-Studie vergleicht ja explizit COVID-19 mit Nicht-COVID-19-Atemwegserkrankungen. Entsprechend werden die beschriebenen längerfristig erhöhten Ruhepulse auch nicht bzw. signifikant seltener bei "normalen" Atemwegserkrankungen beobachtet.
Die fiebrige Erkältung wird ja vermutlich nicht den Ruhepuls über mehrere Wochen oder gar Monate erhöht haben, oder?
2. Früherkennung / Fitbit-Studie
Wenn man auch nur eine gewöhnliche Infektion vor dem Auftreten erster Symptome erkennen kann, ist doch auch schon etwas gewonnen. Die Betroffenen könnten dann beispielsweise einen oder mehrere Schnelltests machen und so Kontakte vermeiden, die sie ohne einer Früherkennung gehabt hätten.
Es geht hier auch gar nicht darum, eine Wunderwaffe zu haben, die sofort 100% aller Fälle erkennt. Es ist ja schon viel gewonnen, wenn nur einige Infektionen zusätzlich erkannt werden können und so der R-Wert ein Stück weit gedrosselt wird.
... mein - ich glaube - dritter Daumen hoch, den ich hier vergebe. Manche wollen nicht, manche können nicht kapieren.