Google I/O Highlights: drei neue Pixels, KI-Hammer, neue Google-Suche
Insbesondere ChatGPT hat dieses Jahr bei KI mächtig vorgelegt – entsprechend hoch war der Druck bei der Eröffnungskeynote der Google I/O. Und Google fährt hier ein volles KI-Repertoire auf, das all seine Dienste in den kommenden Monaten umwirft – von Google Docs über Android-Smartphones bis Google Maps und die gute, alte Suche. Und ja, es gibt auch einen neuen Assistenten und drei neue Pixel-Geräte.
Hier geht's direkt zu den einzelnen Themenblöcken rund um die wichtigsten News von der Google I/O:
- Neue Pixel-Geräte: 7a, Fold und Tablet
- Tablets, Uhren und mehr: Was ist neu bei Android?
- Neue KI-Modelle auf der Google I/O
- KI macht alle Dienste neu – von Gmail bis Photos
- Die Google-Suche bekommt ein KI-Upgrade
Neue Pixel-Geräte: 7a, Fold und Tablet
Eine große Überraschung war es nicht, als Rick Osterloh auf der Google I/O drei neue Pixel-Devices aus dem Hut zauberte: das Pixel 7a, das Pixel Tablet und das Pixel Fold. NextPit hatte bereits die Gelegenheit, das Pixel 7a ausführlich zu testen. Wieso das Smartphone die neue Referenz in der Mittelklasse ist, lest Ihr im Test des Pixel 7a von Camila.
Daneben gab es auch noch zwei größere Pixel-Devices zu sehen, die sich ebenfalls seit langer Zeit abzeichnen: das erste Google-Foldable namens Pixel Fold und das erste Google-Tablet namens Pixel Tablet. Wir haben an anderer Stelle bereits ausführlicher über die beiden Devices berichtet:
- Pixel Fold: Googles erstes Foldable kostet fast 2.000 Euro – aber wieso?
- Pixel Tablet: Das kann Googles Smart-Home-Tablet mit dem schicken Halter
Tablets, Uhren und mehr: Was ist neu bei Android?
Natürlich ging es auf der Google I/O auch um das Android-Ökosystem – inklusive Android 14 und Wear OS. Hier gab es keinen besonderen roten Faden, sondern mehr ein buntes Potpourri an neuen Features.
Ein besonderes Augenmerk bei Android 14 liegt auf der Anpassbarkeit – wie schon bei Android 13 oder Android 12. Es gibt neue, automatisch erzeugte Stile und Farbschemata, "Cinematic Wallpapers" mit 3D-Parallaxen-Effekt, KI-generierte Wallpaper und – haltet Euch fest – Emoji-Wallpaper. Wer wollte nicht schon immer ein antippbares Kackehaufen-Emoji auf seinem Homescreen haben?
Auch Eure Kommunikation auf Smartphones bekommt einen KI-Anstrich. Ihr könnt Eure gewöhnlichen Konversationen mit "Magic Compose" in unterschiedliche Stile umschreiben lassen – und dann entweder wie Shakespeare schreiben oder wie ein Boomer, der vor 17 Minuten gelernt hat, wie man Emojis in Textnachrichten einfügt.
Apropos Messaging: Wear-OS-User dürfen sich bald über eine native WhatsApp-Anwendung für ihre Smartwatch freuen. Ab diesem Sommer könnt Ihr dann also Nachrichten direkt am Handgelenk empfangen und beantworten, beispielsweise komfortabel per Sprachnachricht.
"Find My"-Alternative von Google
Außerdem gibt's von Google jetzt auch einen direkten Konkurrenten zu Apples "Find My" mit dem phantasievollen Namen "Find my Device". Mit einem Seitenhieb auf Apple entschuldigt Google sein spätes Erscheinen des Dienstes mit der Begründung, man habe sichergehen wollen, dass jedes Missbrauchspotenzial ausgeschlossen sei. Aber hey, man arbeitet mit Apple zusammen, um heimlich eingeschmuggelte Tracker zu erkennen.
Einen weiteren Seitenhieb auf Apple gab's beim SMS-Nachfolger RCS, den Geräte aus Cupertino immer noch nicht unterstützen. Und ganz am Rande fand sich auch noch ein Ausblick auf Ende 2023. Google gab bekannt, dass man gemeinsam mit Samsung an einem Immersive-XR-Projekt arbeitet. Kommt hier also bald ein AR/VR/MR/XR-Knaller, gemeinsam entwickelt von Google und Samsung?
Neue KI-Modelle auf der Google I/O
Basis all dieser Dienste ist das KI-Model PaLM 2, das in vier unterschiedlich hungrigen Versionen kommt – vom Leichtgewicht für lokale Mobil-Anwendungen bis hin zum Schwergewicht für riesige Modelle. Was man damit machen kann? Laut Google so ziemlich alles: von Code korrigieren bis zum Stellen medizinischer Diagnosen. Und auch Drittanbieter können PaLM 2 in ihren Diensten nutzen – beispielsweise Wendy's, um Bestellungen entgegenzunehmen.
Außerdem stellt Google auch sein KI-Modell Gemini vor, das wie PaLM 2 in unterschiedlichen Modellen kommt. Anders als PaLM 2 konzentriert sich Gemini aber auf das Generieren von Content. Eine Besonderheit ist hier, dass alle KI-generierten Inhalte mit unsichtbaren Wasserzeichen klar als solche gekennzeichnet sind.
Auch Bard, Googles Konversations-Bot auf Basis von PaLM 2, bekommt einen spektakulären Auftritt. Viel Applaus gibt's von den Entwicklern vor Ort für die Coding-Features, denn Bard kann über 20 Programmiersprachen von C++ über Python bis Google Sheets. Und natürlich könnt Ihr Euch auch allerlei Texte schreiben lassen und diese direkt exportieren, etwa zu Google Docs und Gmail.
Bard hat außerdem Plugins, zum Start besonders für Google-Dienste. So könnt Ihr Bard etwa nach Schulen in Kalifornien fragen, die Ihr auf Nachfrage dann direkt in Google Maps seht – und anschließend in eine Tabelle einsortiert und Spalten mit zusätzlich per KI recherchierten Infos hinzufügt. Per Knopfdruck lässt sich das Ergebnis dann exportieren und teilen. Auch Plugins zu externen Diensten sollen bald folgen, etwa eine Adobe-Firefly-Integration, um per KI Bilder zu generieren.
Google Bard soll ab sofort in 180 Ländern zur Verfügung stehen, neben Englisch kommen jetzt auch die Sprachen Koreanisch und Japanisch hinzu. Google plant aber, in den kommenden Monaten mit Bard 40 weitere Sprachen zu unterstützen.
KI macht alle Dienste neu – von Gmail bis Photos
Nach sieben Jahren als "AI-First Company" will Google all seine Kerndienste neu erfinden, so Sundar Pichai. Eine wichtige Rolle dabei spielt natürlich künstliche Intelligenz.
Gmail beispielsweise kann mit "Help me Write" künftig Mails für die User schreiben. Auf der Keynote zeigt Google ein Beispiel, wo eine Beschwerdemail vorformuliert wird und dabei Informationen aus dem E-Mail-Verlauf einfließen, beispielsweise die Flugnummer. Per Knopfdruck wird der Entwurf förmlicher geschrieben und soll die Fluggesellschaft mit Nachdruck zu einer großzügigeren Entschädigung motivieren.
Die Features von "Help me Write" kommen auch zu Google Workspace, also zu Google Docs, Sheets, Slides und mehr. Hier könnt Ihr nicht nur Texte schreiben lassen, sondern auch individuelle Tabellenvorlagen generieren oder sogar ganze Präsentationen anlegen lassen. In den Präsentationen in Slides könnt Ihr natürlich auch wieder Bilder per KI generieren lassen. Duet AI for Workspace soll kommenden Monat den ersten Testern zur Verfügung stehen – und noch dieses Jahr der breiten Öffentlichkeit.
Auch Maps bekommt ein Update, powered by KI. Routen sollen sich künftig in 3D abfliegen lassen. Dabei werden sogar die Verkehrsdichte und das Wetter anhand des geplanten Zeitpunktes simuliert. Das sogenannte "Immersive View for Routes" soll diesen Sommer in 15 Städten verfügbar sein, darunter in New York und London.
Google Photos bekommt nach dem Magic Eraser einen Magic Editor. Hier könnt Ihr auf Euren Fotos nicht nur das Wetter ändern, sondern beispielsweise auch eine Person im Bild herumschieben oder abgeschnittene Objekte rekonstruieren. Wenn das so funktioniert wie auf dem gezeigten Beispiel, dann ist das ziemlich beeindruckend. Der Magic Editor soll später dieses Jahr starten.
Mit Sidekick verpasst Euch Google außerdem einen digitalen Assistenten, der Euch nicht nur Eure Fragen beantwortet, sondern Euch sogar direkt kontextbasierte Fragen vorschlägt. In einer Präsentation schlägt Euch Sidekick beispielsweise vor, ob Ihr nicht Notizen für Euren Vortrag anlegen möchtet – und schlägt Euch die passenden "Speaker Notes" gleich vor und integriert diese per Klick in Eure Slides.
Die Google-Suche bekommt ein KI-Upgrade
Wohin bei Reise mit drei Kindern und Hund? Bryce Canyon or Arches. Künftig bekommt Ihr hier ein KI-generiertes Suchergebnis mit Snapshots inklusive Links zu den Quellen. Basis ist hier der bestehende Google-Algorithmus, der Quelle nach ihrer Relevanz bewertet und sortiert.
Jedes Suchergebnis startet stets einen Konversationsmodus, in dem Ihr weitere Fragen zu dem Ergebnis stellen könnt. Sucht Ihr beispielsweise nach einem E-Bike für den Weg zur Arbeit, dann präsentiert Euch Google hier künftig verschiedene Optionen und weist Euch darauf hin, auf welche Features Ihr hier achten müsst. Ihr könnt hier dann beispielsweise die Suchergebnisse auf rote E-Bikes einschränken – und bekommt dann gleich Links zum Kauf bestimmter Modelle präsentiert – ohne jemals die Google-Suche zu verlassen.
Natürlich ging Google beim Thema "KI" auch auf die ethischen Implikationen ein und versprach, man werde hier zwar "mutig", aber auch "verantwortungsvoll" agieren. Immer wieder wurde betont, man werde KI-generierte Inhalte stets durch Metadaten als solche markieren, insbesondere was Bilder angeht. Außerdem gebe es dank KI auch neue Fact-Checking-Methoden, beispielsweise, was die Authentizität oder den Ursprung von Fotos angeht – Stichwort: Mondlandung.
Unterm Strich war die heutige Google I/O ein großer Schritt in die Post-Smartphone-Ära. Wenn wir uns mit dem Web unterhalten können, dann sind wir für Eingaben und Ausgaben eben nicht mehr nur auf Bildschirme in der Hosentasche angewiesen. Technologie kann mehr und mehr unsichtbar werden und wird dennoch omnipräsenter denn jemals. So erschreckend wie faszinierend.
Wenn bei der Hardware das "Einsteiger-Smartphone" die interessanteste Neuerung ist...
So sieht leider mein Fazit aus. Dass man auf dem Tablet Markt nicht mit Apple konkurrieren kann, ist keine neue Erkenntnis. Dass man es aber nicht mal versucht und sein (für mich dadurch zu teures) "Second-Screen-Spielzeug" so nahezu ohne jedes produktive Feature präsentiert... Gleiches Spiel beim Fold. Ja, sieht nett aus. Aber Samsung hat hier wenigstens so weit gedacht, dass deren Produkt ein wunderbarer Begleiter in Büro und Uni ist, den man sinnvoll mit einem S-Pen bedienen kann. Google? Schnappschüsse und Videochat im Mittelpunkt.
Immerhin finde ich die Themen rund um KI bei Google gut platziert, bin aber auch mindestens genauso stark davon genervt, dass man in Europa wieder warten muss.
Das kann man allerdings auch andersherum betrachten: Das Highlight bei der Hardware ist kein Luxus-Smartphone, sondern eben ein richtig, richtig gutes Gerät für die breite Masse :)
... und das mit KI & DSGVO ist wirklich nervig ^^
Fande ich ehrlich sehr schwach. Find my devices, ist nicht wirklich gut durchdacht. Statt sich mit Apple zu vergleichen, sollte Google lieber ihre Dienste ausreifen. Wieder alles nichts halbes und nichts ganzes.