Fünf Jahre Updates, einfache Reparatur: Das Smartphone wird ökologisch
Der Druck auf die Industrie wächst und die kommende Generation wird nicht nachgeben: Smartphones müssen ökologischer werden. Jüngste Forderungen seitens des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sowie eine EU-weite Online-Petition zum Recht auf selbstbestimmtes Reparieren wecken Hoffnung, dass das Jahrzehnt des ökologischen Smartphones anbricht.
Dass es nicht so weitergehen kann wie bisher, ist völlig klar. Smartphones sind zerbrechlich und auf kurze Lebensdauer ausgelegt. Hersteller haben eine Monopolstellung beim Thema Ersatzteile sowie Software-Updates. Hätte uns jemand vor 30 Jahren Autos verkauft, wie man uns heute Smartphones (teils zum selben Preis!) verkauft, würden wir dem Verkäufer bloß den Vogel zeigen.
Um also das Machtgefälle zwischen Industrie und Käufer wieder etwas auszugleichen und den Wegwerf-Wahnsinn der Smartphone-Industrie zumindest etwas zu bremsen, verdichten sich in jüngster Zeit die Hoffnung weckenden Nachrichten. Zwei davon kommen sogar aus Deutschland.
Nun fordert das BSI fünf Jahre Updates (wir haben berichtet) und iFixit ruft zur großen Petition auf: Wir müssen die Smartphones selbst oder wenigstens deutlich preiswerter reparieren können. Das Info-Video schildert die Motivation hinter dem Volksbegehren, die jedem von uns schon bekannt sein sollten:
Seitdem wir den Artikel: Wege in die Nachhaltigkeit: Wie der Smartphone-Markt sich bessern kann veröffentlicht haben, scheinen sich die guten Nachrichten also zu überschlagen. Aber …
Smartphones reparieren: Worum geht es konkret?
iFixit spricht die Problematik konkret an:
Gesprungene Bildschirme, schwache Akkus, kaputte Ladebuchsen... Wir würden sie gerne reparieren, aber am Ende kaufen wir doch ein neues Smartphone, weil Reparaturen zu teuer, schwierig oder unmöglich sind.
Eine kürzere Lebensdauer von Produkten fördert zwar die Umsätze der Hersteller, geht aber auf Kosten der VerbraucherInnen, der ArbeitnehmerInnen und des Planeten.
Deshalb fordern wir von der Europäischen Union das Recht, unsere Smartphones zu reparieren. Dafür muss sie Hersteller wie Samsung, Huawei und Apple dazu verpflichten, reparierbare Smartphones zu entwickeln und allen Reparaturwerkstätten und VerbraucherInnen Ersatzteile und Reparaturinformationen zur Verfügung zu stellen.
Denn aktuell sieht es so aus, dass Hersteller die Ersatzteile nur beschränkt und teuer bereitstellen und Fachleute in (nicht lizenzierten) Werkstätten oft erraten müssen, wie sie Smartphones reparieren sollen. Dass Smartphones immer komplizierter versiegelt werden, macht die Reparatur ungleich komplizierter.
Da viele Verbraucher im Angesicht dieser Hürden und Kosten stattdessen das Gerät teuer ersetzen und so den Umsatz der Hersteller befördern, liegt es nahe, Samsung, Huawei und Co. böswillige Absicht zu unterstellen.
Was hat das mit Updates zu tun?
Ähnlich prekär ist die Lage mit Software-Updates. Auch wenn sie sich in vielen Fällen gebessert hat, hat sie sich nicht fundamental verändert. Wovon ich spreche? Smartphone-Hersteller haben ganz ähnlich zur Ersatzteil-Situation als einzige die Kontrolle darüber, ob, wann und wie die Software auf Eurem Smartphone aktualisiert wird. Anders als bei einem alten Windows-Computer könnt Ihr nicht einfach einen USB-Stick anschließen und ein neues Windows oder Linux installieren.
Da Smartphones oft bloß zwei Jahre lang benutzt werden, wird dieses Problem nicht für jeden Nutzer sichtbar. Spätestens aber, wenn das Gerät drei oder gar vier Jahre in Verwendung ist, treten erste Symptome vernachlässigter Software zum Vorschein. Bestimmte Apps funktionieren nicht mehr. Unter Malware-Entwicklern ausgetauschte Schadsoftware macht sich durch Werbeeinblendungen bemerkbar. Schlimmstenfalls stiehlt ein Gauner Eure Zahlungsinformationen und richtet finanziellen Schaden an.
Inzwischen liefern die großen Hersteller Huawei, Samsung und Apple für die meisten neuen Geräte bis zu vier Jahre lang Software-Updates – zumindest Sicherheits-Patches. Die BSI empfiehlt, alle Smartphone-Hersteller diesbezüglich in die Pflicht zu nehmen. Der Verbraucher soll schon beim Kauf sehen, bis wann er das Gerät sicher verwenden kann. Der Forderungskatalog sieht neben der beschriebenen Kennzeichnung vor, dass …
- Smartphones beim Verkauf die neuste Betriebssystem-Hauptversion haben (das wäre derzeit Android 10) oder zumindest installieren können,
- Ab Veröffentlichung fünf Jahre lang Sicherheitsupdates bekommen,
- Sicherheitsupdates maximal einen Monat nach Bekanntwerden der Sicherheitslücke ausliefern.
Beide Forderungen müssen noch zueinander finden
Während die Forderungen von iFixit und die des BSI gleichermaßen die Nutzungsdauer von Geräten verlängern sollen – was Umwelt und unsere Geldbeutel schonen würde – könnte die Behörde gerne noch einen Schritt weiter gehen. Denn was tun wir mit Smartphones, die nach fünf Jahren keine Sicherheitsupdates mehr erhalten?
Wir brauchen auch ein Recht auf Nachnutzung, damit wir die Geräte auch nach ihrem Lebenszyklus noch selbstbestimmt einsetzen können. Bisher ist es meist so, dass sich die Software in den Geräten nicht oder nur mangelhaft austauschen lässt. So ist eine sichere Verwendung in den Bereichen Self-Hosting oder Heim-Automatisierung nicht möglich, wobei die Geräte Hardware-seitig für derlei Einsätze prädestiniert wären.
Denn so lange ein altes Smartphone nicht komplett in die Elemente seiner Herstellung aufgebrochen und aus ihm ein neues Gerät gebaut werden kann (Smartphone-"Recycling" existiert nicht), müssen wir die Produktion und damit den Raubbau reduzieren und gleichzeitig alte Geräte wiederverwenden.
Und damit das wieder Spaß macht, hoffe ich, dass die Projekte von iFixit und die Forderungen vom BSI baldige Wirkung zeigen.
Titelfoto: © iFixit
Quelle: Petition, BSI-Forderungskatalog
Hallo,
ich bin auch ein technikaffiner Typ, sehe allerdings nicht ein, warum mein Alltagsgegenstand "Smartphone" ständig erneuert werden muss.
Ich nutze das SGS 5 Neo seit Marktstart in D - also seit fast 5 Jahren. Da es seit ewig keine Updates mehr gibt habe ich ich das Lineage ROM 16 installiert und bin nun mit Android 9 auch da relativ aktuell. Mit etwa 120 Apps habe ich auch alles dabei, was ich so benötige, zumal die SD-Karte mit 120GB alle Daten aufnehmen kann.
Zur Ausstattung: Ich habe ich mir einen Magnetadapter für den USB-Anschluss zugelegt - also keine ausgeleierte Buchse!
Einen neuen Akku hat das Teil auch bekommen und das Display habe ich mit Panzerglasfolie geschützt, sowie den Rest das Gerätes mit einer Silikonhülle geschützt.
Damit funktioniert mein SGS 5 Neo sicher auch noch längere Zeit.
Man kann also auch mit den vorhandenen Mitteln diese Geräte lange Nutzen!
Grüße aus Leipzig
Habt ihr schon vom Fairphone3 gehört?
-hat austauschbaren Akku, wird mit Reparatur et verkauft...
Artikel mit gutem Ansatz, die Aussage in der Überschrift ist aber wieder falsch, den kein Smartphone wird ökologisch, zumindest nicht so schnell .... dazu fehlt, wie im Artikel ja auch dargestellt, die industrielle Struktur und wohl auch der Wille.
Noch eine kurze Anmerkung zur Überschrift : " Das Smartphone wird ökologisch " .
Nein, wir würden es begrüßen, aber ob das jemals so kommt, steht auf einem anderen Blatt.
Liebe AP, mir fällt seit Wochen auf das Ihr Wunschdenken, Mutmaßungen und wilde Spekulationen als Aufmacher verwendet und die Überschrift suggerienen soll die Angelegenheit wäre bereits in Stein gemeiselt.
Versucht doch bitte nicht dauernd den Stil der 80´er Jahre Bildzeitung zu kopieren, selbst dort hat man begriffen, dass das kein Journallismuss ist, sondern nur Click Bait.
Ihr glaubt der Planet und die Menschen sind zu retten ?
Das glaube ich nicht.
Was man glaubt oder nicht glaubt, spielt keine Rolle. Man muss es versuchen, denn zu viel steht auf dem Spiel.
Von was reden wir hier ?
Wie viel Leute haben hier jedes Jahr ein neues Phone ?
Im Prinzip wollen das doch viele so.
"Wie viel Leute haben hier jedes Jahr ein neues Phone ?" Bezogen auf die Leute in diesem Board oder statistisch für Deutschland ?
Da sich auf Seiten wie Android Pit, Curved etc. natürlich sehr Technikaffine User herumtreiben denke ich die Zahl derer die Ihr Phone nach 12 Monaten oder weniger wechseln, ist verdammt hoch. Ein Max Muster, dort draußen in der Welt hat sich alle 2 Jahre eines ausgesucht wenn der Handyvertrag verlängert wurde. Aber auch beim Max hat sich rumgesprochen, das der Vertrag ohne Gerät günstiger kommt und dann werden die Geräte gerne mal 3-4 Jahre genutzt.
Wir dürfen hier nicht immer unsere Gewohnheiten auf die breite Masse projezieren.
Ich für meinen Teil mache z.B. mal ein Selbstexperiment und hatte mir zum Marktstart das Mi A2 gekauft und will es nutzen bis es auseinanderfällt bzw. keine Updates mehr kommen. Außerdem wollte ich mal testen ob in meinem Smartphone wirklich immer ein Snapdragon 800-irgendwas drin sein muß, oder ob ich mit so nem simplen Gerät genausogut fahre ?
Was soll ich sagen ? Ich habe es noch und es ist mein Daily Driver. Aber ich bin allgemein dazu übergegangen 2x über die Notwendigkeit von Dingen nachzudenken die man so im laufe eines Jahres anhäuft und dazu gehören auch die dauernd neuen Smartphones die unterm Strich oft nicht mehr machen als ihr Vorgänger auch.
Also, mein Moto G5 ist mittlerweile knapp 3 Jahre alt und dank WechselAkku wird es mir bestimmt noch etliche Jahre treue Dienste leisten.
Interessant wie immer alle die Politik zu Dingen zwingen möchte.
Würde es keine Käuferschaft geben, hätte man das Problem nicht. Es gibt Alternativen, die vielleicht nicht auf dem gleichen technischen Niveau sind jedoch auf jeden Fall brauchbar.
Wäre es also ein wirkliches Anliegen wie jeder hier so selbstverständlich tut, solltet ihr dringend die Wahl eures Smartphones überdenken.
Ja die Politik hier, die Politik da zu schreiben ist nämlich äußerst gemütlich und einfach.
Grüße ;).
Ganz einfach, weil die Politik die sind die das Gesetz schlussendlich bestimmen und von denen jede gesetzliche Bestimmung ausgeht. Es ist nicht gemütlich und äußerst einfach sondern es ist die einzige Anlaufstelle für solche Dinge. Ein anderes Smartphone zu wählen ist gar nicht so einfach, da mittlerweile so gut wie jedes irgendwie Nachteile hat. Somit könnte man auch den Umweltschutz auch als nebensächlich abtun, da es ja mit dem Mars eine Alternative geben würde.
Es ist nicht einfach aber es geht Peter.
Darum geht es mir.
Wir können auch die Tierhaltung und alles von der Politik bestimmen lassen, aber wie man sieht passiert so gut wie nichts und die Glöckner lässt sich lieber mit Nestlé Bossen ablichten.
Ich gehe in einen regionalen Biomarkt, mit Bioland Siegeln, mit Tieren die man in der Gegend anschauen kann die vernünftig auf Weiden leben.
Klar kostet es dann das dreifache, klar ist es einfach in einem Aldi hack für 1.99 zu kaufen.
Aber es geht eben auch anders.
Auch ohne die Politik.
Und genau das Gleiche ist es auch bei Smartphones.
Kann ich absolut nur zustimmen. Man muss Einsatz zeigen, meine Einkäufe dauern dreimal so lange und sind wesentlich teurer als die von Bekannten, die einfach alles bei Aldi und Rewe im Großeinkauf besorgen. Dafür unterstütze ich eine Marktfrau, einen Griechen, einen Bauern, Fischzüchter und noch zwei drei andere, die ich persönlich kenne und die selbst etwas bewirken wollen und nicht Nestlé, denen Land und Leute komplett egal sind. Wenn man etwas verändern möchte, muss man Einsatz zeigen, sich engagieren und nicht im Sessel kleben und immer nur jammern, dass doch die anderen, in dem Fall die Politiker etwas tun sollen. Was du nicht selbst machst, macht auch kein anderer für dich.
@Maximilian HE
@Tenten
Wer sichs leisten kann hat die Wahl und kann zum Beispiel teurere Lebensmittel kaufen.
Welche nachhaltigeren Handys und Tablets nutzt ihr denn?
Ich nutze immer noch ein Ipad Mini 2, das inzwischen ja doch einige Jahre auf dem Buckel hat. Privat nutze ich einen zwei Jahre alten Androiden und beruflich ebenfalls ein zwei Jahre altes iPhone.
Aber was willst du jetzt damit sagen? Dass du nichts tun kannst, weil du zu wenig Geld hast? Dass Engagement eine Frage des Geldes ist? Oder dass all das, was ich tue eh nichts wert ist, weil ich bei Smartphones nicht nachhaltig genug bin? Oder bei Kleidung? Oder was auch immer?
Und was genau hat deine Frage damit zu tun, dass es nichts bringt, immer nur zu jammern, dass doch die Politik es richten soll?
Ein Einkauf bei Lebensmitteln da hat man aber eine großzügige Wahl. Gut und teuer oder schlecht und günstig. Und das bei jeder Art von Lebensmitteln. Beim Smartphone in unserem Beispiel sieht es ganz anders aus. Bei teuren Smartphones ab 700€ aufwärts gibt es keinen Wechselakku mehr, und die Updates bei Android sind sehr beschränkt. Man hat entweder die Wahl das man sich irgendwo noch ein sehr günstiges einfaches Smartphone kauft, wo man den Akku noch wechseln kann. Dafür aber bei der Hardware überall Abstriche machen sowie bei den Updates sowieso. Oder man kauft bei Apple, wo man 5 Jahre Updates erhält aber sonst keine andere Auswahl hat. Politiker sind halt die einzigen die da was verändern können. Natürlich muss man diese aber auch mit Einsatz überzeugen. Jammern am Stammtisch bringt überhaupt keine Veränderung.
Mir geht es ja nur darum das man bestimmte Dinge nur durch die Politik durchsetzen lassen kann.
@Tenten
Ja, Engagement ist auch eine Frage des Geldes. Mir geht es komfortabel. Ich gehöre der Minderheit an, die aus finanzieller Sicht alle Späßchen mitmachen könnte. Und ja, ich bin der Meinung, dass alles was du tust eh nichts Wert ist. Nicht, weil du als Europäer natürlich nicht nachhaltig genug lebst, sondern weil der Zug schon längst abgefahren ist. Aber jeder soll sein Verständnis von Respekt vor dem Planeten und seine Idee von Nachhaltigkeit seinen Vorstellungen entsprechend leben. Dazu kann man bei der Marktfrau, dem Griechen, dem Bauern, dem Fischzüchter kaufen, oder man fordert gesetzliche Regelungen für "ökologische Smartphones" (was für ein Euphemismus). Letztendlich geht es nur darum, die eigene Seele zu besänftigen.
Das ist theoretisch richtig, auch gut wenn du so handelst aber die große Mehrheit wird das nicht tun. Daher ist die Politik schon gefragt, die wird aber auch nichts tun weil sie im Solde der Profitgeier steht.
Wenn jeder mit Deiner Einstellung durch s Leben geht wird sich nie irgendwas ändern @Ahoi.
Ich sehe das anders und verhalte mich was Ernährung und Auto/Flugzeug etc. angeht anders.
Beim Smartphone bin ich selber noch nicht soweit meine Mitte zu finden.
Aber nichts zu tun, nur weil andere etwas potenziell nicht tun ist absolut falsch.
Ist auch immer das Totschlagargument beim Klimaschutz.
Da wird immer gesagt "Ja in China, ja in China".
Dass dort der pro Kopf Verbrauch um EINIGES niedriger ist als in Europa und gerade Deutschland wird aber unter den Tisch gekehrt.
Ich tue was ich kann. Wenn es nichts bringt, war ich zumindest nicht Teil dessen was falsch lief bzw. habe meinen möglichsten Teil gegeben um es zu verhindern.
Bei Lebensmitteln gebe ich dir recht und kaufe auch im Rahmen meiner Möglichkeiten Bioprodukte. Aber bei Smartphones ist es eben nicht das Selbe, hier wäre das einzige Gerät welches ich kenne, dass sich in Sachen Nachhaltigkeit und Reparierbarkeit bemüht, das Fairphone und das ist weder bei der Hard- noch bei der Software auf der Höhe der Zeit.
Außerdem betrifft es nicht nur Smartphones, eine einfache und bezahlbare Reparatur müsste für alle Geräte im Haushalt möglich sein. Unsere letzte Waschmaschine war durch einen Defekt auf der Platine kaputt gegangen, wäre auch nicht allzu schwierig gewesen diese zu wechseln. Aber das Ersatzteil hätte 500€ gekostet und vier Wochen Lieferzeit. Und dabei war es sogar eine Siemens, keine super billige NoName. Man bekommt für deutlich weniger und wesentlich schneller eine neue Waschmaschine. Wie will man das durch sein Kaufverhalten ändern? Es gibt keinen Hersteller von Haushaltsgeräten der mit toller Reparierbarkeit und günstigen Ersatzteilen wirbt.
Es gibt viele Bereiche, in denen wir mit unserem Kaufverhalten Einfluss nehmen können. Aber hier sehe auch ich nur die Möglichkeit durch den Gesetzgeber.