Apple vs. Android: der sinnlose Krieg, bei dem jeder Fanboy verliert
Ob Android gegen Apple oder Android gegen Android: Tech-Fans lieben hitzige Diskussionen und regelrechte Clan-Kriege, die oft auch in den Kommentarabschnitten unserer Artikel wüten. In Wirklichkeit sind wir alle Schafe, die denken, sie seien Hirten. Aber wie sind wir in diese Situation gekommen? Und warum ist das gefährlich?
Wenn wir über Smartphones und Fanboys sprechen, denken wir sofort an Apple. Wir alle haben die Bilder vor Augen von den vermeintlich Apple-verblendeten Kunden, die stundenlang in Quechua-Zelten vor einem Apple Store frieren. All das, um ein vermeintlich mehrfach überteuertes iPhone zu kaufen.
Auf der anderen Seite kennt jeder dieses Gemeinschaftsgefühl. Ob es nun zwei Asus-User sind, oder zwei Tesla-Fahrer, die sich mit einem vermeintlich wohlverdienten Nicken gegenseitig gratulieren, im Leben die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Wir heben uns von der Masse ab, frei nach dem Motto: "Think different" – aber alle zusammen und zur gleichen Zeit. Was läuft da schief?
Wir sind alle Fanboys, Fangirls oder Fanpeople von etwas ...
- "... aber bei Android bekommt man viel mehr Leistung für weniger Geld. Was für ein Haufen Schafe, diese Apple-Fanboys! Ich bin ein Mi-Fan, ich entscheide mich für das Preis-Leistungs-Verhältnis made by Xiaomi"
- "... aber die OnePlus-Community! Außerdem kann ich im Gegensatz zum iSheep ein Datenblatt lesen, und Pete Lau hat die danksten Memes auf Instagram."
- "... klar ist das ein schönes OnePlus 8 Pro für 800 Euro! Mein Realme X50 Pro kann das aber besser – und zwar für 200 Tacken weniger".
- "... aber Ihr habt alle nichts vom Leben verstanden. Ihr kauft Kommerz made in China, all diese Marken gehören zu BBK. Sony ist eine echte Marke mit Geschichte für Kenner"
Ich beende diesen imaginären Dialog, der aber garantiert so oder so ähnlich gerade in diversen Kommentarspalten und Freundeskreisen zuträgt. Wir sind alle Fanboy, Fangirl oder Fanpeople von jemandem oder etwas. Und dieser tragische Zustand ist das Ergebnis eines sehr merkwürdigen und schädlichen Massenmarketings.
Tribal Marketing: fruchtbarer Boden für Fanboyismus
Deutlich wird das vor allem durch ein Video, das im vergangenen Jahr von dem ausgezeichneten – und dem modernen Marketing sehr kritisch gegenüberstehenden – belgischen YouTuber Un Creative gedreht wurde. Und zugegeben: Dieses Video war auch meine Inspiration zu diesem Artikel.
Ja, Illusion ist zentraler Bestandteil der Werbeindustrie. Doch mit Tribal Marketing spielen wir hier in einer völlig neuen Liga. In einer Liga, die den Verbrauchern schadet.
Laut der Website " definitions-marketing.com" besteht Tribe Marketing darin, das soziale Verhalten bestimmter Gruppen von Verbrauchern (Tribes) zu nutzen, um ein Produkt oder eine Dienstleistung zu bewerben.
Ein Tribe, zu Deutsch: Stamm, zeichnet sich durch gemeinsame Rituale, Codes und Verhaltensweisen aus. Codes können zum Beispiel Kleidungs- oder Sprachcodes sein.
Konkret geht es darum, Kunden, die vielleicht nicht viel gemeinsam haben, in ein gemeinsames "Interessen-Silo" zu pressen. So hat es der amerikanische Unternehmer und ehemalige Marketingdirektor von Yahoo!, Seth Godin, in seinem großartigen TED-Vortrag definiert: "The tribes we lead".
Bei diesen Stämmen handelt es sich um ein Phänomen, das dem Web und den sozialen Netzwerken eigen ist – und das tief in unserer Stammesgeschichte verwurzelt ist. Bevölkerungsgruppen verbinden sich auf Basis gemeinsamer Interessen. Nur statt dem blanken Überleben geht es heute um andere Gemeinsamkeiten. Soziale Netzwerke sind voll von Nischen, die weit über soziokulturelle, ethnische, geographische, sprachliche, religiöse und geschlechtsspezifische Unterschiede hinausgehen. Aber darum soll es hier nicht gehen.
Die offensichtlichste Verkörperung des Tribal-Marketings ist Apple, inklusive dem Haus-Guru Steve Jobs. Neben dem exklusiven Premium-Gefühl bildet das Apple-Ökosystem eine hermetisch abgeriegelte Blase, die sich in ein immer einheitlicheres System von Produkten und Dienstleistungen präsentiert. Das Motto: Die technologische Hölle, die haben die anderen.
In Gemeinschaften einteilen, um besser zu regieren
Aber Apple ist keineswegs ein einzigartiges Beispiel. Auf dem Smartphone-Markt träumen alle Android-Hersteller davon, die gleiche Anziehungskraft wie die Marke Apple zu haben. Das ist unbestreitbar.
Doch Apple ist nunmal führend – das iPhone ist das meistverkaufte Smartphone der Welt – und die Zahl der Herausforderer ist riesig. Sie alle suchen einen gemeinsamen Feind, um Kunden als Stamm zu vereinen und gegen den dominanten Platzhirsch, der zur Zielscheibe wird, anzutreten.
Bei den Mi-Fans oder der OnePlus-Community ist dieser Ansatz wohl offensichtlich. Preis-Leistungs-Verhältnis statt überflüssiger Luxus – Smart statt Schaf, um nur nicht zum Apple-Clan zu gehören.
Über Instagram und Facebook werden die Kunden zu Freunden. Kumpelhaft gibt es Nachhilfe per Twitter, Memes oder Apple-Witze auf TikTok, während man sich selbst als den jungen und angriffslustigen Herausforderer präsentiert. Erst fahren OnePlus und Xiaomi diese Strategie, bevor sie schließlich durch geistige Verwandte oder gar Schwester-Marken neue Krieger Herausforderer formen: namentlich wären das Realme und Redmi.
Abgesehen von den Technophilen, die den Markt wirklich kennen, wissen nur wenige Fanboys von OnePlus, Oppo oder Realme, dass all diese Marken unter einer BBK-Electronics-Decke stecken.
Wir haben also einen expandierenden Technologieriesen, der den Markt mit Produkten verschiedener Marken überschwemmt, von denen jede ihren eigenen Mythos, ihre eigenen Werte und ihren eigenen Tribe hat, der sie verteidigt. Fans setzen sich für eine Marke ein, ohne dafür bezahlt zu werden. Selbst Influencer werden dafür bezahlt, positiv über Produkte zu berichten – und dienen hier der Fan-Akquise.
Euer Lager, unser Lager: Marken werden politisch
Es geht aber nicht immer nur um Apple gegen Android. Das erkennt man gut an der Entstehung immer mehr Androiden-Tribes. Das Besondere: Sie haben sich bereits teilweise vom gemeinsamen Feind Apple abgewandt, um sich gegenseitig zu bekämpfen.
Jeder predigt für seine Gemeinde, weil er sich in jenen Werten wiederfindet, die die eigene Marke vermittelt. Doch per Definition hat ebendiese gar keine: Wir sprechen von privaten Unternehmen, motiviert durch private Interessen – nämlich durch Profit. Erst durch eine kluge Personifizierung und die Assoziation mit Moral werden sie in gewisser Weise zur Vaterfigur für unsere Gemeinschaft – unseres Tribes.
Wir haben das mit der eindeutig politischen Haltung von Twitter auf dem Höhepunkt der Black-Lives-Matter-Bewegung und der Frage des Rassismus in den Vereinigten Staaten gesehen. Twitter fühlte sich von seinen Nutzern gezwungen, in der öffentlichen Debatte Stellung zu beziehen – und tat das.
Andere Marken sind sogar gebeten worden, sich öffentlich zu diesem Thema zu äußern. Marken verkörpern Ideen, Werte. Und ihre Kunden wollen sich mit ihnen identifizieren können. Getreu dem Motto: Wenn Nike seine Unterstützung für den Antirassismus nicht zeigt, kann ich nicht Mitglied des Nike-Tribes bleiben.
Marken werden also nicht nur zur Fußballmannschaft, sondern auch zur politischen Partei. Und auf dem Smartphone-Markt haben wir zum Beispiel mit Huawei mehr oder weniger das gleiche Phänomen. Seit Trump Huawei im vergangenen Mai auf die Ersatzbank gesetzt hat, ist das Unternehmen zu einem Markenzeichen des chinesisch-amerikanischen Handelskrieges geworden.
Und Huawei nimmt die Rolle mehr oder weniger freiwillig an. Das Ziel: jene Kunden, die den Stamm nur ungern verlassen, weiter verbünden. Man spielt also die Karte des Underdogs aus, der bei Null anfangen muss. David gegen den übermächtigen Goliath aus Nordamerika.
Sogar wir bei AndroidPIT haben Huawei verteidigt mit dem Argument, dass nicht alles verloren ist und dass die Marke auf dem richtigen Weg ist, wieder auf die Beine zu kommen. Was übrigens nicht falsch ist. Aber es ist eine kognitive Voreingenommenheit, die auch wir kritisch reflektieren müssen.
Am Ende wird aus der Not das Versprechen geboren, eine andere Welt anbieten; eine bessere Welt ohne Google, den bösen Riesen und das Instrument von Trump. Das geht soweit, dass ich in meiner Rezension des Huawei P40 immer noch Kommentare sehe, in denen behauptet wird, eine Web-Verknüpfung zu Chrome oder Gmail sei dasselbe, als habe man die Google-Anwendungen nativ auf seinem Smartphone!
Nun, wir lassen uns nicht alle täuschen, oder?
Es ist also nicht alles schwarz-weiß in dieser Geschichte. Ich bin nicht der erste, der erkennt, dass eine kundennahe Marke positive Aspekte hat. Es ist schön, seine Kunden bei der Markteinführung eines Produkts einzubeziehen, sie über soziale Netzwerke einzubinden oder sie sogar Produkte testen zu lassen und ihr Feedback zu berücksichtigen, um die Benutzererfahrung zu verbessern. OnePlus macht das großartig.
Und ich bin mir auch sehr bewusst, dass Tribal Marketing nicht der einzige Faktor für die Bindung vieler Verbraucher an ihre Marke ist. Es gibt objektive Kriterien wie das Preis-Leistungs-Verhältnis, die Benutzeroberfläche, Hardware-Innovationen oder das Ökosystem, die Menschen dazu bringen, eine Marke mehr zu mögen als eine andere.
Aber es ist dieser Begriff des "Liebens", der mich stört und den ich gefährlich finde. Diese Gefühle sollte man bei einer Marke nicht haben. Natürlich kann ein Produkt Emotionen hervorrufen. Man kann ihm einen sentimentalen Wert beimessen, der aber nicht an einer Kommunikationsstrategie sondern an der eigenen Welt wachsen sollte. Aber was sollen wir sagen? Erst kürzlich haben wir in der AndroidPIT-Redaktion über jene Smartphones geschrieben, die den größten Eindruck auf uns hatten. Wir sind unseren Emotionen ausgeliefert.
Jede Marke macht manchmal gute Produkte und manchmal auch schlechte Produkte. Und das ist etwas, auf das man sie hinweisen muss – und ihr nicht verzeihen, weil man sie sowieso mag.
Das OnePlus 5 war mein erstes Android-Smartphone, und ich liebte das OnePlus 7T und machte es zu meinem täglichen Begleiter. Als OnePlus jedoch beim OnePlus 8 und OnePlus 8 Pro den Preis ein wenig zu weit nach oben trieb, war ich ganz klar anderer Meinung.
Ich empfinde keine "Liebe" für OnePlus. Ich verstehe mich gut mit der Marke, einige ihrer Produkte gefallen mir besser als jene von anderen Marken. Entsprechend traurig war ich über die Entlassungen in Europa – aber die Marke OnePlus an sich gefällt mir nicht. Wenn sie anfangen, schlechte Smartphones herzustellen, oder wenn ich sie zu teuer finde, werde ich sie nicht weiter unterstützen.
Andererseits hasse ich auch keine Marke, egal was die Sony-Fanboys unter einigen meiner Artikel sagen. Ich spreche kaum über Sony, weil deren Smartphones im Moment kaum eine Rolle spielen. Aber als mir angeboten wurde, das Xperia 10 II (Teaser) zu testen, habe ich das gerne angenommen.
Ebenso mag ich das iPhone nicht besonders gern, aber ich erkenne die Stärke von Apple und seinem unbestreitbar monumentalen Ökosystem.
Und ich bin sicher, dass viele von Euch die gleiche Philosophie haben. Man sollte einer Marke nicht zu treu sein, vor allem, wenn sie sich mehr auf die Kunden-Loyalität als auf die Qualität ihrer Produkte verlässt, um Euch zu überzeugen. Hören wir also mit dem Zank auf, denn am Ende haben wir alle andere Vorlieben. Oder?
Ich hab mich zu Beginn der Zeiten Apple und Android auch dazu hinreißen lassen. Wobei mir das iPhone garnicht auf den Sack ging. Es war das arrogante Getue Macher Apple User damals.
Viele Jahre später (also heute) ist das alles wurscht.
Ja auch ich habe persönliche Vorlieben und Abneigungen, das hat jeder im gewissen Maße. Was mich aber dann wirklich stört ist das Marketing was versucht mit noch größeren Zahlen und angeblich neuen Funktionen zu protzen. Wo doch jeder normal denkende Mensch schon heute es nicht mehr schaffen sollte die Leistung der Top Geräte voll auszunutzen. Ich meine jede Marke hat seine Kundschaft die Ihm treu ist, und das ist auch gut so.
Und was mir so richtig gegen den Strich geht, ist wenn andere für mich entscheiden wollen welches technische Gerät für mich das beste wäre, so was in jeder Form geht gar nicht.
Alles richtig, aber mein Amiga hat den Atari ST zerstört! :)
Ich kann diese Überheblichkeiten nicht ab. Wieso muss ich andere attackieren weil sie ein anderes Handy gut finden? Hat das nicht auch etwas mit Respekt und Toleranz zu tun? Sollten wir uns nicht stark machen gegen solche Tendenzen? Widersprechen?
Wer bin ich den anderen Nutzern vorzuschreiben was sie gut finden sollen?
Denn wer das tut ist plopp in die Falle getappt. Die die Werbung /Marke ausgelegt hat.
Jeder sollte das für sich am besten funktionierende System und Gerät nutzen und das am besten so nachhaltig wie möglich.
Am Ende braucht man doch einfach nur ein Smartfone, was zum Telefonieren, whatsappen, Fotos machen und Musik hören genutzt werden kann...und das können sie alle(!)
Für Alles andere drum herum gibt es psychologisch sehr gut ausgebildete Leute, die das Marketing um ein Produkt aufziehen und deren Geschichten mit "verkaufen" an uns arme Seelen.
Fanboy😅👍 ja bin ich. Ein Nintendo-Fanboy. Als die Switch raus kam war ich schon 2 Stunden ( halb 8)vor Eröffnung beim Saturn, weil ich dachte sich da eine Schlange bilden würde. Dem war aber nicht so. Gerade mal 2 andere waren ähnlich der Meinung und einer der beiden war sogar schon früh um 6 zum Saturn gefahren.
Sowas hab ich auch schon gemacht, einfach weil es auch mal Spaß macht. Da muss man noch nicht mal groß Fan von etwas sein. Prinzipiell habe ich auch einige Marken, zu denen ich mehr stehe und auch mehr Vertrauen habe als in andere. Nintendo gehört da für mich auch dazu. Es gab nur ganz wenige Konsolen oder Handhelds von Nintendo, die ich ausgelassen habe.
Meine Wii U ist aktuell neben der Switch noch in Betrieb. Wii Sports und AC Let‘s go to the City wegen.😁 Kann ja da meine Stadt nicht so einfach ins Jenseits befördern. So schlecht ist die Wii U nun auch nicht wie viele sagten. Alleine der Miiverse war schon klasse. Das vermisse ich auf der Switch genauso wie die Bedienoberfläche der Wii U. Die Switch ist zu steril irgendwie, wenn man die anmacht.
Tja, ist alles richtig im Artikel. Trotz allem bin ich kein Fanboy. Bei Smartphones hatte ich schon Motorola, Sony-Ericsson, Nokia, 2x Sony, 2x Samsung, ZTE, 2x Huawei, und was weiß ich noch. Zurzeit liebäugle ich mit dem neuen Sony, aber erst mal Tests abwarten. Ich kaufe mir immer das Flaggschiff, dass meinen Ansprüchen am nächsten kommt. Nur Apple werde ich nicht kaufen. Nicht weil ich ein Hater bin, das ist genauso doof wie ein Fanboy. Nein, erstens, dass ist auch der stärkste Grund, ich will nicht in das Apple-Ökosystem, aus dem man nur noch schwer rauskommt. Kaufe ich mir ein I-Phone, habe ich auch bald eine Smartwatch von denen. Denn die soll ja richtig gut sein. Aber dann muss ich beim I-Phone bleiben, da die Uhr mit Android nicht wirklich zusammenarbeitet. Das ist nur ein Beispiel. Überhaupt habe ich im Android-Ökosystem eine riesige Auswahl an Geräten. Zudem habe ich immer noch die Bilder im Kopf, wie sich Menschen vor dem Apple-Store feiern und bejubeln ließen, weil sie ein Telefon gekauft haben. Zu mehr schien es bei denen nicht zu reichen. Ein Telefon kaufen, dass ist ja mal eine Leistung.
Aber auch so bin ich kein Fanboy. Die Marken meiner Klamotten kenne ich nicht und auch bei Autos war ich schon querbeet unterwegs.
Jetzt fahre ich einen Mustang Cabrio. Und trotzdem bin ich weder Online, noch in der Realität in irgendeiner Mustang-Gruppe. Denn auch das ist nur ein Auto. Das mir zugegebener Maßen einen Heidenspaß bereitet. Aber dennoch nur ein Auto ist.
Preis-Leistung ist eigentlich die beste Bezugsgröße, einen Gegenstand zu kaufen.
Also die Marken meiner Klamotten kenne ich alle. Erstens weil ich da Wert auf Qualität lege und zweitens natürlich, weil ich keine große Lust habe, auf Verdacht quer durch den Laden anzuprobieren. Kenne ich die Marke, kenne ich auch die Qualität, die Schnitte und die Größen und kann sogar blind online bestellen. Vor allem bei Schuhen ist mir das ganz wichtig. Insofern finde ich Marken auch sehr gut, weil man sich dadurch auch viel Zeit spart. Das war immer schon so. Man hat sich einen Walkman von Sony gekauft, weil man wußte, der ist gut. Und musste sich nicht durch zig No-Names durchprobieren.
Ok, zugegebener Maßen kenne ich die Marke meiner Schuhe (Bugatti). Zurzeit trage ich allerdings Sneaker, da kenne ich die Marke nicht. Irgendein italienischer Name. Schuhe sind auch was anderes. Ich bin 196 cm Groß und wiege 120 Kg, da muss man schon, auch wegen Schuhgröße 48, auf die Marke schauen. Weniger bei Sneaker, egal ob Puma, Adidas oder Lloyd, nach einem Jahr ist die Sohle durch. Hemden kauft meine Frau, kenne ich die Marke auch nicht. Welche Jeans ich gerade anhabe weiß ich nicht. Die Größen fallen bei mir immer gleich aus, egal welche Marke. Und eine 15 Euro Kik Jeans hält bei mir genauso lange wie die 120 Euro Jeans von meinem Herrenausstatter. Bei Jeans ist die Qualität eigentlich immer gleich, da ist Marke uninteressant. Zeigen auch aktuelle Tests und eben die eigene Erfahrung.
Mir geht es eigentlich darum, dass ich nicht verstehe, wie man meinen kann, mit dem Kauf irgendeiner Marke, sei es Apple, BMW oder Armani, mehr zu erstehen als ein Produkt. Ich fand es schon früher als Motorradfahrer unheimlich dämlich, für teuer Geld eine Harley zu fahren mit den Worten "man kauft ja auch einen Lifstyle". Klar, du Easy Rider mit Halbglatze, Bierbauch und 8-16 Uhr Job in der Stadtverwaltung.
Genauso wie sich ein Freund von mir eine Sportwagenrakete gekauft hat, mit den Worten "ich mag es sportlich". Ich sagte ihm, er solle doch mit zum Boxtraining kommen, dann könnte er auch irgendwann aus der Büchse vernünftig aussteigen. Statt sich raus zu hieven. Nutzt ja nix wenn das Auto sportlich ist, aber der Fahrer nicht.
Und um auf Apple zurückzukommen. Was kaufe ich denn anderes als ein Telefon? Eins, das sehr teuer, aber nicht zwingend technisch führend ist.
Und technische Geräte probiere ich nicht durch. Ich lese einige Tests, bevor ich eine Investition von 1000 Euro tätige. Daher warte ich erstmal auf Tests von dem Sony Xperia 1 II.
Eigentlich wollte ich mir erst das Galaxy S20 Ultra zulegen. Habe ich aufgrund der Tests von abgesehen.
Naja, ich wollte eigentlich nur sagen, dass ich dieses Festhalten an Marken nicht grundsätzlich verurteile, weil es durchaus praktisch sein kann. Wenn man aber natürlich mit einer Marke nur versucht, sein Ego zu polieren, dann hast du Recht. Bei Jeans kann ich dir übrigens nicht zustimmen, da gibt's gewaltige Unterschiede sowohl in den Größen (kommt drauf an, in welchem Land die genäht sind) als auch in der Qualität. Wer öfter in gut sortieren Jeansläden kauft, weiß das sicher. Und auch beim iPhone bin ich nicht bei dir, denn wer sagt denn, dass es zwingend technisch führend sein muss? Wobei man allein darüber schon diskutieren könnte. Aber viele Nutzer brauchen keine hochgezüchtete, auf dem allerletzten Stand befindliche Technik, sondern ein System, das rundum gut funktioniert. Und da führt Apple nun mal für viele.
Ich muss zugeben das hat was Wahres. Ich ertappe mich auch dabei. Und fühle mich wohl. Das ist aber auch ein unschätzbarer Mehrwert wenn man weiß was man kriegt. Und es passt.
„ Zu mehr schien es bei denen nicht zu reichen. Ein Telefon kaufen, dass ist ja mal eine Leistung.“
Das sind übrigens genau die Kommentare auf die ich in Diskussionen verzichten kann. Musst Du andere beleidigen? Reicht es nicht, wenn Du sagst, dass es nicht Dein Ding ist, bzw. Du es nicht verstehst? Musst Du andere abwerten?
Ich denke an die Bilder, in denen diese Honks den Apple - Laden verließen, den Telefonkarton hochhielten wie einen Siegerpokal und beklatscht wurden. Wer sich feiern lässt, weil er ein Telefon gekauft hat, hat meinen Respekt nun wirklich nicht verdient.
Zwischen Respekt zeigen und sich abwertend zu äußern ist ein großer Unterschied. Du musst es nicht gut finden, Du musst es nicht verstehen oder gar zu mögen, aber Du könntest aufhören Menschen abzuwerten. Das ist unhöflich. Und gerade dazu wird doch im Artikel aufgerufen. Ich kritisiere Dich doch auch gerade ohne Dich abzuwerten oder zu beleidigen.
Mich ärgert das Fanboygehabe extrem. Es verhindert, dass ich im Netz fundiert über (in meinem Fall) Apple diskutieren kann. Dabei ist es wurscht wo ich diskutiere. Ob hier, Heise, Golem oder eine reine Apple-Seite. Die nervigen Fanboys die, je nach Zugehörigkeit, alles schlecht machen oder jede Kritik als Beleidigung auffassen, sind überall.
Ein schön geschriebener Artikel.
Vielleicht wird durch solche Artikel die Grauzone für viele etwas schmaler bzw. verschwindet sogar ganz.
Techboys, Techgirls, Techpeople, etc. klingt doch viel besser...
Alles schön und gut. Allerdings hat ein wenig Rivalität noch nie geschadet. Das gilt in der Technikwelt genauso wie auf dem Fußballplatz. Man identifiziert sich halt gerne mit seinen Investitionen und mit seinem Verein - das ist einfach menschlich. Solange es friedlich bleibt und Unbeteiligte ihren Spaß an den ganzen Fanboys haben, ist die Welt doch in Ordnung. 😉