Honor 50 im Test: Smartphoenix aus der Asche
Aus dem noch immer lodernden Embargo steigt es hervor: Das Honor 50 kommt wieder mit Google-Diensten und wird so zum Smartphoenix aus der Asche. Denn der Support für all Eure Lieblings-Apps tut dem Smartphone gut. Hardwaretechnisch macht Honor da weiter, wo sie zuletzt aufgehört haben. Mehr lest Ihr natürlich in meinem vollständigen Testbericht für NextPit!
Pro
- Kommt mit Google-Diensten!
- Tolles Display
- Schöne Verarbeitung
- Quick-Charging mit 66 Watt
- Leistungsstarke Hauptkamera
Contra
- Curved-Display gefällt nicht jedem
- Keine IP-Zertifizierung
- Kein Wireless-Charging
Kurzfazit
Mit dem Honor 50 schafft es der chinesische Hersteller ohne Huawei zu alter Stärke zurück. Denn das Smartphone ist zum Preis von knapp 500 Euro klasse verarbeitet, bietet hochwertige Hardware und füllt eine Design-Lücke, die zuletzt ungeschlossen blieb. Steht Ihr auf dünne Smartphones mit Curved-Display und trauert Ihr dem Huawei P30 Pro nach, solltet Ihr zuschlagen.
Allerdings fehlen Features wie eine IP-Zertifizierung oder Wireless-Charging, die dem Smartphone einen noch höherwertigen Touch verliehen hätten. Insgesamt ist Honor das Comeback samt Google-Diensten aber vollends geglückt. Das Huawei Nova 9 zeigt allerdings, dass die beiden Unternehmen irgendwo doch noch zusammenhängen. Trau dich, Honor! Du schaffst das schon alleine!
Design & Display: Altbekannt
Für ein Handy mit 6,57-Zoll-Display ist das Honor 50 überraschend kompakt. Es misst 160 x 73 x 7,8 Millimeter und wiegt nur 175 Gramm. Das schafft der Hersteller durch den Einsatz eines Curved-Displays, das die Bildschirmränder schrumpfen lässt. Eine IP-Zertifizierung fehlt dem Handy jedoch.
Hat mir gefallen:
- Schickes Design im Look der Huawei-P-Serie
- Angenehm leicht
- Schönes Display mit 120 Hertz und 1 Milliarde Farben
Hat mir nicht gefallen:
- Supermegakrassrutschig
- Keine IP-Zertifizierung
- Kaum individuell
Optisch macht Honor dort weiter, wo die Vorgängermodelle des Honor 50 sowie die P-Serie Huaweis aufgehört haben. So spendiert der Hersteller dem Handy ein 6,57 Zoll großes OLED-Display mit 120 Hertz Bildwiederholrate. Das Bildschirm-zu-Gehäuse-Verhältnis ist dank des Curved-Screens super und auch die Notch ist klein genug, um im Alltag nicht besonders aufzufallen.
Sowohl die Front- als auch die Rückseite sind komplett aus Glas gefertigt. Das sorgt für ein hochwertiges Feeling mit viel Steifigkeit, aber auch für sehr viel Herumgerutsche auf Hosen, Tischen und sonstigen Oberflächen. Der Einsatz einer Hülle ist dabei fast schon Pflicht. Erfreulicherweise legt Honor eine passende Hülle gleich bei.
Wie viele Smartphones im Jahr 2021 bietet das Honor 50 eine Bildwiederholrate von 120 Hertz. Das installierte Android-Betriebssystem ist daher schön flüssig, für einen positiven Gesamteindruck sorgt zudem eine sehr gute Helligkeit. Als Negativpunkte muss ich Honor aber noch die fehlende IP-Zertifizierung sowie die geringe Individualität vorwerfen. Kauft Ihr ein Honor 50, habt Ihr im Prinzip einen Rebrand des Huawei Nova 9 – und einen Quasi-Klon des Huawei P50, das nicht in Deutschland erschienen ist.
Leistung: Einer meiner Lieblings-Prozessoren
Das Honor 50 zieht viel Kraft aus einem Snapdragon 778, der natürlich 5G-fähig ist. Hinzu kommen bis zu 8 Gigabyte Arbeitsspeicher und wahlweise 128 oder 256 Gigabyte interner Speicher. Auf Speichererweiterungen per Micro-SD-Karten müsst Ihr verzichten, NFC ist dafür mit an Bord.
Hat mir gefallen:
- Keinerlei Probleme mit Überhitzung
- Solides Arbeitstempo im Betriebssystem
Hat mir nicht gefallen:
- Noch ein Kamerahandy ohne Micro-SD-Support
- Schlechte Position des Mono-Speakers
- Mittelmäßiger Vibrationsmotor
Bei der Leistung des Honor 50 gibt es wenig Überraschungen, was nicht weiter schlimm ist. Denn schließlich kommt mit dem Snapdragon 778 ein altbekanntes SoC zum Einsatz. Im getesteten Smartphone kam der Prozessor bei Call of Duty: Mobile mit höchsten Grafikeinstellungen auf Touren. Dabei gab's keine Ruckler und auch Überhitzungen konnte ich bei längerem Zocken nicht feststellen. Die hohen Bildwiederhol- und Abtastraten sind bei Mobile Games sehr angenehm.
Auch in Benchmarks überzeugt das SoC im Honor 50. So attestiert der Stresstest in 3D Mark, dass es auch nach 20 Minuten unter Volllast kaum Leistungssabbrüche gibt. Leistungstechnisch ist der Snapdragon 778 zwar hinter dem SD 888, das fällt im Alltag aber nicht weiter auf. Denn auch das vorinstallierte Betriebssystem kommt ganz ohne Ruckler daher. Apps laden ebenfalls ohne spürbare Ladezeiten.
Während das Honor 50 mit 5G, Bluetooth 5.2, NFC und WiFi 6 alle aktuellen Funkstandards unterstützt, müsst Ihr auf eine Speichererweiterung per MicroSD-Karten verzichten. Meiner Meinung nach kritisch bei einem Smartphone, das mit Fokus auf Smartphone-Fotografie und Videografie verkauft wird. Darüber hinaus hat Honor bei den Details gespart.
Es ist vor allem der Mono-Lautsprecher, der den Spiele- und Videogenuss hemmt. Denn beim Halten des Honor 50 in der Horizontalen neigt man automatisch dazu, den Lautsprecher ein wenig abzudecken. Da es keinen zweiten Speaker in der Ohrmuschel gibt, leidet die Klangqualität stark. Auch der Vibrationsmotor ist eher unterdurchschnittlich.
Kamera: 108 Megapixel & Fokus auf Videos
In zwei Kreisen angeordnet sitzt auf der Rückseite des Honor 50 eine Quad-Kamera. Dessen Hauptsensor löst wie in vielen aktuellen Smartphones mit 108 Megapixeln auf, die per Nona-Bixel-Binning auf 12 Megapixel heruntergerechnet werden. Alternativ gibt es eine Ultraweitwinkelkamera mit 8 Megapixeln sowie zwei 2-Megapixel-Sensoren für Tiefeninformationen und Makro. Selfies nehmt Ihr mit 32 Megapixeln auf.
Hat mir gefallen:
- Tolle Nachtfotos
- Zahlreiche Videofunktionen
- Schöne Porträtfotos
Hat mir nicht gefallen:
- Starker Qualitätsabfall beim Wechsel auf andere Kameras
- Fotos sehen häufig künstlich aus
Bilder bei Tageslicht
Falls Ihr meinen Newsletter vom 17. November gelesen habt, wisst Ihr um meine Herbstprobleme Bescheid. Denn wenn es draußen nur grau und trist ist, sehen Handyfotos einfach nicht gut aus. Aus diesem Grund habe ich mich in das NextPit-Studio geschlichen und ein paar Referenzbilder mit dem Honor 50 für Euch geknipst. Schauen wir uns sie mal an:
Die Farbwiedergabe des Honor 50 ist in allen drei Modi schön neutral. Das Licht im NextPit-Studio ist recht kalt und das bekommt der Weißabgleich gut geregelt. Der AI-Modus macht die Aufnahmen ein wenig knalliger, dabei übertreibt es Honor allerdings nicht so stark wie der Hersteller Oppo. Die Schärfe ist bei allen drei Bildern gut – gerade beim hochauflösenden dritten Foto wird aber deutlich, dass 108 Megapixel nicht unbedingt für mehr Schärfe sorgen. Im Detail sieht das Foto wie gezeichnet aus.
Aufgrund fehlender Sonne habe ich den HDR-Modus mit einer Lampe ausprobiert. Oben seht Ihr das Honor 50, unten das Pixel 6, das mit einem sehr guten HDR-Modus aufwartet. Im Vergleich ist das Honor 50 deutlich kontrastärmer und es gehen mehr Details im dunklen Bereich verloren. Dafür ist der Lampenschirm beim "50" weniger ausgebrannt.
Beim Zoomen überrascht das Honor 50 mit einer guten Schärfe, auch beim digitalen 10-fach Zoom. Die Ergebnisse sind trotz eher mittelmäßiger Lichtbedingungen brauchbar. Dass bei 10-facher Vergrößerung Schluss ist, finde ich persönlich in Ordnung. Im Vergleich zu vielen anderen Handys hinkt Honor allerdings hinterher.
Zum Test des Porträtmodus habe ich jeweils ein Selfie mit der Frontkamera und der Hauptkamera im Porträtmodus aufgenommen. Mir gefällt das Porträt der Hauptkamera echt gut, während das Bild der Selfie-Kamera ein wenig überbelichtet ist. Der Unschärfeeffekt ist auf dem linken Bild zudem kaum vorhanden. Für Porträtbilder solltet Ihr also lieber die Hand und das Handy drehen.
Aufnahmen im Nachtmodus
Der HDR-Modus wirkt beim Honor 50 so, als wäre eine weitere Lichtquelle im Hintergrund angegangen. Das ist sehr gut, denn viele Smartphones produzieren bei Nacht sehr künstlich-wirkende Aufnahmen. Die Details bleiben dabei erhalten und offenbar macht Honor auch hier dort weiter, wo Huawei und seine ehemalige Unternehmenstochter vor einigen Monaten aufgehört haben. Sehr schön!
Die guten Ergebnisse des Nachtmodus treffen aber nur auf die Hauptkamera zu. Im Ultraweitwinkel ist die Aufhellung des Bildes kaum spürbar. Zoomen solltet Ihr ebenfalls nicht. Die Qualität nimmt schon bei 2-facher Vergrößerung ab und endet in Pixelmatsch bei 10-fach-Zoom.
Videomodi
Honor integriert im "50" einige Video-Funktionen, die offensichtlich von anderen Herstellern inspiriert sind. Darunter ein Dual-Video-Modus, mit dem Ihr Euch selbst und das Geschehen hinter dem Handy gleichzeitig aufnehmen könnt. Wie genau das aussieht, habe ich Euch auf einem Video festgehalten. Alle Aufnahmen – außer den Clips vom Handy selbst – stammen ohne Bearbeitung vom Honor 50.
Maximal nehmt Ihr mit dem Honor 50 in 4K und mit 30 Bildern pro Sekunde auf. Beim Umschalten auf den Ultraweitwinkel sinkt die Auflösung auf Full-HD. Auch der Story-Modus ist auf FHD begrenzt. Die Animationen und Funktionen laufen größtenteils flüssig. Wirklich umgehauen hat mich die Qualität der Aufnahmen aber nicht.
Gerade beim Gehen sorgt die digitale Videostabilsierung für Artefakte und der Beauty-Mode sorgt fast für ein Horrorfilm-Feeling. Generell haben die Aufnahmen des Smartphones einen ziemlich digitalen oder gar künstlichen Look. Hier bietet Honor eher Quantität, statt Qualität.
Akku und Quick-Charging
Honors neues Top-Modell klotzt mit schnellem Quick-Charging über 66 Watt. Das mitgelieferte Ladegerät ist dementsprechend wuchtig, lädt den installierten 4.300 Milliamperestunden-Akku dafür aber superschnell wieder auf. Die Akkulaufzeit liegt bei realistischen zwei Tagen, nur auf Wireless-Charging müsst Ihr aus irgendeinem Grund verzichten.
Hat mir gefallen:
- Schnelles Quick-Charging
- Solide Akkulaufzeit
Hat mir nicht gefallen:
- Kein kabelloses Laden
Honor scheinen sich während ihrer Abstinenz auf dem Smartphone-Markt bei Oppo und OnePlus umgesehen haben. Denn erfreulicherweise lädt das Honor 50 mit 66 Watt Ladeleistung wieder auf. Zum Test habe ich die Zeiten ab 5 Prozent Ladefüllstand gestoppt und bin auf folgende Spitzenwerte gekommen:
- 30 Prozent in 5 Minuten
- 50 Prozent in 10 Minuten
- 75 Prozent in 23 Minuten
- 100 Prozent in 45 Minuten
Ohne Steckdose in der Nähe ist die Leistung des Smarpthones ebenfalls gut. Trotz des mittelgroßen Akkus, der womöglich aufgrund der Dicke des Smartphones 4.300 Milliamperestunden misst, hält das Handy im Alltag gut zwei Tage durch. In Kombination stellt sich genau die Sorglosigkeit ein, die wir bei einem Smartphone im Jahr 2021 erwarten würden.
Zu Meckern gibt es aber auch etwas: So fehlt dem Handy der Support für kabelloses Laden. Auch die neuen Honor Earbuds 2 lite, die vielerorts als Bundle mit dem Honor 50 verkauft werden, könnt Ihr über Reverse-Wireless-Charging nicht laden. Schade!
Abschließendes Urteil
Die Computerbild hat ihren Testbericht zum Honor 50 mit "Als wäre nichts gewesen" betitelt – dem stimme ich nicht zu. Denn es ist viel passiert in der Smartphone-Welt, seit sich Honor und Huawei aufgrund des Embargos ein wenig auf dem Handymarkt zurückhalten mussten. Genau aus diesem Grund beeindruckt das Honor 50 im Jahr 2021.
Denn mit einem 120-Hertz-Display, einer modernen Kamera samt vielfältiger Videomodi und Quick-Charging mit 66 Watt kann Honor mit vielen Konkurrenten mithalten. Dabei fühlt sich das Honor 50 so an wie seine superbeliebten Vorgänger. Das Honor 50 schließt eine Lücke, die für viele ehemalige Huawei-Fans schmerzhaft war. Diese sind in den letzten Jahren aber mit einiger Wahrscheinlichkeit zur Konkurrenz gewechselt.
Wahrscheinlich erscheint das Honor 50 für die meisten der Abtrünnigen zu früh, um als Neukauf interessant zu werden. Allerdings sollte das Handy für ehemalige Huawei/Honor-Fans ein Zeichen sein, dass es eine Zukunft gibt. Mit Curved-Displays, dünnen und hochwertigen Gehäusen, fehlendem Wasserschutz und – und das ist das beste am Honor 50 – mit Google-Diensten!