Huawei Nova 10 Pro im Test: Super-Selfie-Smartphone ohne Google
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Huawei hat im September 2022 das Huawei Nova 10 und Nova 10 Pro offiziell vorgestellt. Wir durften bereits das Pro-Modell in der NextPit-Redaktion ausführlich testen. Trotz Mittelklasse-Positionierung gibt es einige interessante Features, wie eine 60-MP-Dual-Frontkamera sowie ein 100-Watt-"SuperCharge Turbo"-Netzteil. Wie sich das Smartphone des immer noch vom US-Embargo gebeutelten Herstellers schlägt und ob sich ein Kauf lohnt, lest Ihr nun im NextPit-Test.
Pro
- Überragendes 120-Hz-OLED-Display
- Haptik überzeugt durch einen guten Grip und wenig Gewicht
- 60-MP-Dual-Frontkamera
- 50-MP-RYYB-Hauptkamera
- 100-Watt-Netzteil
Contra
- Ersteinrichtung umständlich
- Nach wie vor kein 5G-Support
- Nach wie vor keine Google Mobile Services
- Huawei App Gallery unvollständig
- Für die Mittelklasse zu teuer
Huawei Nova 10 Pro: Preis und Verfügbarkeit
Ich will kein Geheimnis um den Preis machen, den uns die deutsche Pressevertretung nun doch noch durchgestochen hat. Wir erinnern uns: Im Heimatland China wollte der Konzern bereits 3.999 Yuan haben, was in etwa 580 Euro wären. Das es hierzulande nicht günstiger wird, war abzusehen. Doch 699 Euro, die das Huawei Nova 10 Pro in der Version mit 8 GB RAM und 256 GB internen Programmspeicher hier kosten soll, ruft in mir etwas Verwunderung aus.
Versteht mich nicht verkehrt – mein nun folgender Test wird an der ein oder anderen Stelle unter Beweis stellen, dass es sich bei dem Nova 10 Pro nicht zwingend um ein Mittelklasse-Smartphone handelt. Doch dieser Preis ist angesichts einiger Aspekte in Europa nicht gerechtfertigt. Da verwundert es auch nicht, das uns eine Verfügbarkeit nach wie vor nicht genannt wurde. Sobald uns neue Informationen vorliegen, werden wir diesen Testbericht aktualisieren.
Huawei Nova 10 Pro: Design und Verarbeitung
Das 16,4 x 7,5 x 0,8 Zentimeter große Huawei Nova 10 Pro überrascht beim Erstkontakt durch seine gute Haptik und sein geringes gefühltes Gewicht. Dabei wiegt das Mittelklasse-Smartphone stolze 191 Gramm und ist damit auf dem Datenblatt zumindest eher Mittelmaß.
Gefällt:
- Liegt gut und sicher in der Hand
- Matte und fingerabdruckresistente Rückseite (Starry Silver)
- Tasten an der richtigen Position
Gefällt nicht:
- Doppelt herausstehendes Kamera-Array
- Stereo-Lautsprecher zu leise
Die silberfarbene Rückseite unseres Testkandidaten ist leicht angeraut und bietet daher Schutz vor Fingerabdrücken und einen guten Grip. Wir haben die Farbe Starry Silver erhalten, alternativ steht aber auch noch Starry Black zur Auswahl. Diese bietet aber leider keinen Schutz vor genetischem Beweismaterial.
Das Huawei Nova 10 Pro bietet alle Hardwaretasten auf der rechten Seite, die optimal positioniert sind. Ich erreiche sie alle, ohne das Smartphone durch meine Hand wandern zu lassen. Während die vorn und hinten seitlichen Abrundungen zu gefallen wissen, steht das ovale Kamera-Array massiv aus der Rückseite hervor und lässt das Device auf dem Schreibtisch liegend heftig kippeln.
Bezüglich des farblichen Kontrasts von Silber und Gold kann man geteilter Meinung sein, mein Fall ist es nicht. Trotz Mittelklasse ist das Nova 10 Pro mit Stereo-Lautsprechern versehen. Es gibt entsprechende Öffnungen oben, unten und zwischen dem Rahmen und dem Display oben auf der Vorderseite. Die Klangqualität ist sowohl beim Telefonieren als auch beim Musik hören im oberen Drittel angesiedelt, könnte aber noch etwas mehr maximale Lautstärke vertragen.
Eine analoge Klinkenbuchse gibt es nicht. Das möchte ich aber auch nicht mehr kritisieren. Bluetooth-Kopf-, bzw. In-Ear-Hörer erleichtern den audiophilen Alltag inzwischen ungemein.
Huawei Nova 10 Pro: Display
Das 6,78 Zoll große AMOLED-Display ist mit seiner Auflösung von 2.652 x 1.200 Pixeln (429 ppi) und der maximalen Bildwiederholrate von 120 Hertz sehr gut ausgestattet – eher auf Flaggschiff-Niveau als Mittelklasse.
Gefällt:
- Hochauflösendes Display
- Curved Panel
- 120 Hertz Bildwiederholrate
- Always-on-Display mit individueller Auswahl
Gefällt nicht:
- Kein LTPO-Display (1-120 Hz)
Auch bei dem Nova 10 Pro setzt Huawei auf ein Curved-Display. Das erntet aber aufgrund ungewollten Berührungen am Bildschirmrand gern auch Kritik. Doch ich kann euch beruhigen. Es gibt zwar keine spezielle Einstellung gegen seitliche Fehleingaben, doch in unserem Test sind diese nicht aufgetreten. Sehr wohl gibt es aber eine Einstellung für versehentliche Display-Eingaben in der Tasche. Der Bildschirm bietet eine sehr gute Blickwinkel-Stabilität, hohe Kontraste und knackige Farben. Diese können auf Wunsch auch entsprechend angepasst werden. Die maximale Helligkeit beträgt gemessene 765 Nits und lässt sich auch unter der direkten Berliner Sonne gut ablesen.
Huawei unterscheidet die veränderbare Aktualisierungsrate in "Dynamisch", "Hoch" und "Standard". Also wahlweise 60 oder 120 Hertz – oder man überlässt Huawei die Regulierung. Auch bei der Auflösung darf der Nutzer zwischen "Niedrig" (800 x 1.768 Pixeln), "Hoch" (2.652 x 1.200 Pixeln) und einer "Intelligenten Auflösung" wählen. Hier erhält der Besitzer des Huawei Nova 10 Pro eine dynamische Lösung, welche ihm hilft, Strom zu sparen. In unserem Test funktionierte diese recht zuverlässig. Mehr dazu in unserer Kategorie Akku.
Schön wäre natürlich ein LTPO-Panel (Low Temperature Polykristallines Oxid) gewesen, welches noch effektiver beim Strom sparen behilflich sein kann: Denn jenes Wunderwerk der Technik reguliert die dargestellten Bilder pro Sekunde bereits von 1 bis 120 Hertz mithilfe der künstlichen Intelligenz. Doch Huawei verortet das Nova 10 Pro in der Mittelklasse. Somit ist es mit den genannten Daten schon sehr gut ausgestattet.
Selbstredend bietet uns der chinesische Konzern auch ein Always-On-Display. Hier gibt's wieder einmal eine schier unendliche Auswahl, welche sich nicht hinter den Spezialisten von Xiaomi zu verstecken braucht. Wem diese nicht reicht, der findet weitere Vorschläge auf dem vorinstallierten Design-Manager (Huawei-Konto notwendig). Das AOD-Panel lässt sich durch antippen oder zu geplanten Zeiten aktivieren. Gerät der Akku unter eine Kapazität von zehn Prozent, ist die Funktion automatisch deaktiviert.
Huawei Nova 10 Pro: Software
Ich komme bei Huawei nicht herum, ein gesondertes Kapitel für das Thema Software zu eröffnen. Der Grund dürfte hinlänglich bekannt sein, da das Unternehmen seit 2019 unter US-Embargo steht, wenngleich Bloomberg hier zuletzt von möglichen Lockerungen berichtet hat. Wie ihr vermutlich hinlänglich gelesen habt, darf Huawei zum aktuellen Zeitpunkt keine Google-System-Anwendungen verwenden. Das schließt den für viele so wichtigen Google Play Store und die sich auf unterschiedlichen Plattformen synchronisierenden Anwendungen ein. Prominent zu benennen wären hier Gmail, der Google Kalender als auch die Google Kontakte. Das impliziert bei einem Huawei-Smartphone ein wenig Umdenken, zu dem uns der chinesische Konzern die Huawei AppGallery und Petal Search zur Seite stellt.
Gefällt:
- Huawei gibt sich große Mühe
- drei Jahre System- und Sicherheitsupdates
- Seniorenmodus
Gefällt nicht:
- Keine Google Mobile Services (GMS)
- Selten, dass Bank-Apps oder Bezahlfunktionen ausführbar sind
- heftige Werbe-Attacken auf den Huawei-Alternativen
Beginnen möchte ich mit der Ersteinrichtung des Huawei-Smartphones. Diese ist in meinen Augen deutlich zeitintensiver als bei jedem anderen Android-Smartphone, auf dem die Google-Dienste bereitstehen. Es gibt jede Menge Fragen zu Medien- und Standort-Services, dem HMS Core, Analysen, welche Apps man vorinstalliert haben möchte und vieles mehr. Das mag auch bei Google der Fall sein, doch subjektiv erscheint mir der Weg bei Huawei deutlich länger.
Will man die Huawei AppGallery nutzen, dann benötigt es eine Huawei-ID. Natürlich hätte Huawei gern eure Telefonnummer, Email-Adresse und die Daten eurer Kreditkarte für mögliche Einkäufe. Später heißt es, dass zur Vervollständigung auch die Kontaktdaten eurer Angehörigen, beziehungsweise Freunde für Notfälle nicht schlecht wären. Wer Sympathisant der US-amerikanischen Sicherheitsbedenken ist, kann dann spätestens an dieser Stelle die weitere Nutzung des Smartphones vergessen.
Huawei stellt als Google-Play-Store-Alternative die Huawei AppGallery zur Verfügung. Der chinesische Konzern hat die vergangenen Monate produktiv genutzt und das verfügbare Portfolio ordentlich hochgeschraubt. Sollte doch eine Anwendung fehlen, hilft meist die integrierte Petal-Suche weiter. Mit ihr wird dann die vermisste Anwendung bei App-Stores von Drittanbietern gesucht. Das bedeutet am Ende auch, dass ihr dann eine von Huawei überprüfte *.apk-Datei installiert. Eine entsprechende Berechtigungsverwaltung gibt es, jedoch fragt Huawei diese nicht vor der Installation ab. BTW: Die App "Petal Search" ist in meinen Augen zu einer komplett anderen App mutiert. Sie dient nun als News-Feed, Suchfunktion für Orte in Eurer Nähe und Shop-Ergebnisse. Klar, die Parallelen zu Google sind klar erkennbar. Eine App-Suche habe ich mit dieser App aber nicht sinnvoll durchführen können – diese erfolgt generell aus der Huawei AppGallery heraus.
Anwendungen wie YouTube oder WhatsApp, welche zwingend die Google-Dienste benötigen, müssen dann halt den Umweg über den Browser nehmen. Das ist mit Sicherheit nicht so angenehm, hat sich aber im Alltag als weniger störend etabliert als ursprünglich vermutet. Generell gefällt die EMUI-Benutzeroberfläche von Huawei. Sie zeigt sich aufgeräumt und schnell.
Drei abschließende Sätze zum Betriebssystem und der Updatepolitik. Zum Einsatz kommt hier die hauseigene Benutzeroberfläche EMUI in der Version 12.0.1 auf Basis von Android 12. Der Sicherheitspatch wird in den Einstellungen auf den 1. Juli 2022 datiert. Huawei hat auf Nachfrage der NextPit-Redaktion, drei Jahre System- und Sicherheitsupdates für das Huawei Nova 10 Pro garantiert. Die Security-Patches werden von Huawei selbst erstellt.
Performance
Huawei verbaut im Nova 10 Pro einen im 6-Nanometer-Prozess gefertigten Snapdragon 778G Octa-Core-Prozessor mit einem LTE-4G-Modem. LTE-5G geht aufgrund der seit 2019 anhaltenden US-Sanktionen nicht. Das Mittelklasse-SoC (System on a Chip) leistet auch schon im von uns getesteten Nothing Phone (1) gute Dienste, dort natürlich mit 5G-Support. Ihm stehen 8 GB RAM und 256 GB nicht erweiterbarer interner Programmspeicher zur Unterstützung.
Gefällt:
- Bietet im Alltag ausreichende Performance
Gefällt nicht:
- Kein 5G-Support
- Keine Option zur Speichererweiterung
Der Snapdragon 778G 4G unterscheidet sich natürlich zu dem gleichnamigen 5G-Prozessor lediglich durch das verbaute Modem. Auch er bietet vier ARM-Cortex-A78-Kerne für Performance-Aufgaben mit einer maximalen Taktfrequenz von 2,4 GHz und vier weitere Cluster, basierend auf der ARM-Cortex-A55-Architektur. Letztere sind für den energiesparenden Einsatz vorgesehen und takten daher auf maximal 1,8 GHz. Das integrierte "G" in der Modellbezeichnung steht für eine Gaming-Performance, welche Qualcomm durch optimierte WiFi- und Grafik-Einstellungen realisiert. Eben für jene grafischen Aufgaben ist eine Adreno 642L GPU (Graphics Processing Unit) verbaut.
Wer hätte es gedacht? Natürlich reicht der Qualcomm-Chip für ein flüssiges Nutzererlebnis bei den täglichen Anwendungen. Auch Autorennspiele wie "Asphalt 9" waren kein Thema. Bei Mehrspieler-Shootern wie "Fortnite" oder "PUBG" sollten die grafischen Einstellungen auf einen mittleren Wert reduziert werden. Auch unser Test mit einer FLIR-Kamera stellte unter Beweis, dass der Prozessor zu keinem Zeitpunkt zu großen Überhitzungen führte. Ganz anders bei den Flaggschiff-Prozessoren aus Kalifornien.
Auch ein extremer Belastungstest der CPU (Central Processing Unit) stellt unter Beweis, dass der Prozessor nicht softwareseitig gedrosselt werden muss, sondern zu 95 Prozent unter Volllast arbeitet. Dennoch zeigen unsere Benchmark-Testergebnisse, dass der Snapdragon 778G gegenüber den Mitbewerbern eher unterer Durchschnitt ist. Nur der Dimensity 900 von MediaTek und der Snapdragon 788 ohne "G" waren noch schlechter. Aber wer gibt schon was auf Zahlen.
Huawei Nova 10 Pro (Snapdragon 778G) |
Google Pixel 6a (Google Tensor) |
Oppo Find X5 Lite (Dimensity 900) |
OnePlus Nord 2 (Dimensity 1200) |
Motorola Edge 20 (Snapdragon 778) |
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3DMark Wild Life |
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3DMark Wild Life Stresstest |
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Geekbench 5 |
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Kamera: Mega-Selfies
Huawei ist gemeinhin beim Thema Kamera ein Garant für überragende Qualität. Und so verwundert eine 60-Megapixel-Dual-Frontkamera nicht zwingend, wenngleich ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Doch wie gut ist der Konzern ohne die kooperative Unterstützung des deutschen Kamera-Experten Leica? Denn ab sofort baut man auf die hauseigene "XMAGE"-Technologie.
Gefällt:
- 60-MP-Dual-Frontkamera
- 50-MP-RYYB-Hauptkamera
- gelungene Tagesaufnahmen
- schöne Makro-Fotos
- Digitalzoom mit zufriedenstellenden Ergebnissen
Gefällt nicht:
- Keine optische Vergrößerung
- Nachtaufnahmen
- 5-fache Selfie-Vergrößerung
Frontkameras
Beginnen wir mit der Dualfrontkamera, welche aus einer 60-Megapixel-Ultraweitwinkel- und einer 8-Megapixel Portrait-Kamera besteht. Damit reicht die Selfieknipse schon fast an eine Hauptkamera heran und bietet nicht nur eine Tiefenunschärfe bei Fotos, sondern spielt ihre Qualitäten primär im 4K-Videobereich (30 fps) aus. Vlogger dürften sich über Funktionen wie Autofokus, 0,7 bis 5-facher Zoom, Folgemodus sowie Dual-Kamera-Funktion freuen.
Während ich mir noch die Frage stelle, wozu man für die Frontkamera eine 5-fache Vergrößerung benötigt, werden Schminkexpert:innen vermutlich bereits die Augen verdrehen. Dennoch wissen die Selbstaufnahmen durchaus zu gefallen.
Hauptkameras
Auf der Rückseite begrüßt uns eine vertikal angeordnete Triple-Kamera, welche von Huawei selbst als "Star-Orbit-Ring-Design" bezeichnet wird. In der Mitte des Arrangements befindet sich die 50 Megapixel auflösende "RYYB Ultra-Vision-Hauptkamera". Diese ist uns bereits aus dem Huawei P50 Pro bekannt und arbeitet mit einer Subpixel-Anordnung (1x Rot, 2x Gelb und 1x Blau). Laut Huawei soll dieser Sensor 40 Prozent mehr Licht aufzeichnen.
- Wer mehr über SuperSpectrum-Sensoren erfahren möchte, liest Stefans ausführlichen Beitrag zu dem Thema.
Darüber befindet sich eine 8-Megapixel-Ultraweitwinkel-Kamera, welche ein Sichtfeld von 112 Grad bietet und auch für Makro-Aufnahmen ab einer Entfernung von zwei Zentimetern verwendet werden kann. Ganz unten befindet sich eine 2-Megapixel-Portrait-Kamera, die im Grunde lediglich die Tiefenberechnungen für den Bokeh-Effekt liefert. In meinen Augen für die Mittelklasse auf dem Datenblatt ein sehr solides Setup, was nun auch in der Realität getestet werden möchte.
Es war fast zu erwarten: Die 50 Megapixel auflösende Hauptkamera liefert hochwertige Ergebnisse ab. Farbtreue, Dynamik und auch Kontraste sind bis zum Rand hin gut dargestellt. Auch unter der Vergrößerung am PC gibt es kaum Ansätze zur Kritik. Wem die Farben ein wenig zu "aufgepumpt" wirken, der kann im Pro-Modus auch RAW-Aufnahmen erstellen und sie später am Computer nach eigenem Wunsch bearbeiten.
Die Vergrößerung ist bereits bei einer 2-fachen Vergrößerung im Grunde unbrauchbar. Das wird auch bei dem maximalen 10-fach Zoom nicht besser. Das liegt hauptsächlich daran, dass es sich prinzipiell um einen digitalen Zoom handelt. Die Nachtaufnahmen hingegen wissen zu gefallen. Wir haben zum Vergleich im Nacht- als auch Standard-Modus fotografiert. Wer in das vorliegende Material hineinzoomt, erkennt schnell, dass der Nachtmodus seine Berechtigung hat.
Eine echte Überraschung boten die Frontkameras. Der Blick auf das Datenblatt lässt es schon vermuten: Es gibt ohne digitale Vergrößerung kaum Grund zur Kritik. Auch bei wenig Licht gefallen die digitalen Fotos noch. Wobei die "Spiegelfunktion" auch genutzt werden sollte, um das Plakat im Hintergrund auch wirklich lesen zu können. .
Huawei Nova 10 Pro: Akku
Das Huawei Nova 10 Pro ist mit einem 4.500 mAh starken Akku ausgestattet. Das sind satte 500 mAh mehr als beim Basis-Modell, generell aber kein Aufreger. Anders sieht's beim 100 Watt schweren Netzteil in der Mittelklasse aus. Huawei nennt den Schnellladestandard "SuperCharge Turbo". Und anders als bei Apple oder Samsung ist das Ladegerät im Lieferumfang enthalten.
Gefällt:
- 100-Watt-Netzteil im Lieferumfang
- In etwas mehr als 30 Minuten voll aufgeladen
Gefällt nicht:
- Kein kabelloses Laden
- Laden mit
Huawei zufolge soll das Smartphone binnen 20 Minuten komplett aufgeladen sein. Das stimmt leider nicht (stimmt doch). Denn nach der besagten Zeit sind es in unserem Fall erst 59 Prozent. Für die komplette Ladung dauert es dann weitere 17 Minuten. Was ich aber erst auf Hinweise meiner Kollegen in Erfahrung gebracht habe ist, dass es einen sogenannten "Turbomodus" gibt. Entweder hält man auf dem Sperrbildschirm in die Mitte des Kreises einen Finger gedrückt, bis der Modus bestätigt wird oder man wechselt im runtergezogenen Quick-Settings-Menü diese Benachrichtigung. Das geht jedoch nur einmal. Ist die Benachrichtigung verschwunden, müsst ihr den Stecker wieder rausziehen und erneut einstecken. Vorausgesetzt, ihr nutzt das mitgelieferte Netzteil. Zwar bietet der Konzern auch mit Netzteilen von Drittanbietern schnelles Laden an, doch mit den 100 Watt von Huawei ist das nicht annähernd zu vergleichen.
Und wenngleich schnelles Laden eine ganze Menge kompensieren kann, ist für Euch natürlich die effektive Nutzungsdauer mit einer Ladung entscheidend. Unser Batterie-Benchmark spuckt 9 Stunden und 2 Minuten aus. Das ist unterirdisch beispielsweise im Vergleich zum Google Pixel 6a, das mit einem 4.410 mAh starken Akku knapp auf 15 Stunden kommt. Das verwundert ein wenig, da das Huawei Nova 10 Pro im täglichen Gebrauch locker zwei Tage durchhielt. Allerdings muss ich auch gestehen, dass nicht wie auf meinem Daily Driver die typischen Anwendungen wie Slack, WhatsApp und die Google System Apps installiert sind. Eine ständige Synchronisation fand also erst gar nicht statt.
Ich möchte ebenfalls darauf hinweisen, dass die Display-Einstellungen im Bezug auf Bildwiederholrate und Auflösung bei der Akkulaufzeit kaum ins Gewicht fielen. Ich würde im Fall einer Kaufentscheidung zum Huawei Nova 10 Pro, zu den Optionen "Intelligente Auflösung" und "Dynamisch" raten.
Huawei Nova 10 Pro: Technische Daten
Technische Daten | |
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Name des Geräts | |
Bild | |
Bildschirm | 6,78-Zoll-OLED, Auflösung 1200 x 2652 Pixel (429 PPI), 120 Hertz Bildwiederholfrequenz |
Maße | 164,24 x 74,55 x 7,96 mm (H x B x T) |
Gewicht | 191 g (inkl. Akku) |
SoC | Qualcomm Snapdragon 778G 4G 4x ARM Cortex-A78 @ 2,42 GHz 4x ARM Cortex-A55 @ 1,80 GHz Adreno 642 (Grafikprozessor) |
Speicher (variiert je nach Region) |
8 GB RAM 256 GB interner Programmspeicher |
Software | EMUI 12.0.1 (Basis Android 12) 3 Jahre garantierte Sicherheits- und System-Updates |
Erweiterbarer Speicher | Nein |
Hauptkamera | 50 MP | f1.8 Blende | 27 mm Brennweite | RYYB | PDAF | AIS |
Ultra-Weitwinkel-Kamera | 8 MP | f/2.2 Blende | 112° Blickwinkel |
Tiefenkamera | 2 MP | f/2.4 Blende |
Video | 4K bei 30 fps (Rückseite) 4K bei 30 fps (Vorderseite) Gyro-EIS, Folgemodus, Dual View |
Selfie | 60 MP | f/2.4 Blende | 100° Blickwinkel | AF 8 MP | f/2.2 Blende | Portrait |
Audio | Stereo-Lautsprecher |
Akku | 4.500 mAh |
Aufladen per Kabel | Max. 100 W |
Kabelloses Laden (Qi) | Nein |
UWB | Nein |
Abschließendes Urteil
Solang Huawei den US-Sanktionen unterlegen ist, bleibt die Beurteilung ein zweischneidiges Schwert. Knapp 700 Trommelstöcke für ein Smartphone mit einem Snapdragon 778G mit LTE-4G und fehlenden Google Mobile Services ist in Europa unakzeptabel. Das ändert auch kein 100-Watt-Netzteil im Lieferumfang oder ein überragendes OLED-Display. Sollte der chinesische Konzern in unmittelbarer Zeit den Preis auf 500 Euro anpassen, dürfte das Smartphone vermutlich eine gute Kaufentscheidung für Influencer und Vlogger sein.
Denn trotz US-Embargo: In Sachen Smartphone-Kameras macht Huawei niemand so schnell etwas vor, auch ohne deutsche Kooperation und Leica-Logo. Denn wenngleich manch einer von euch bei den technischen Daten der Hauptkamera abwinken wird – schaut euch doch erst einmal die Testfotos in der Bildergalerie an und lasst uns in den Kommentaren auf Basis der Fotos diskutieren.
Ich hatte mal ein Nova plus vor 6 Jahren, das war richtig gut. Aber da waren auch noch die Google Dienste drauf😁
Ja, wer auf Google angewiesen ist, wird nach wie vor mit Huawei nicht glücklich. Die Alternative wäre dann Honor. Vielleicht das gerade auf der IFA 2022 vorgestellte Honor 70?
Selbst ohne die üblichen Huawei-Probleme (keine Google-Services, kein 5G) wäre das Nova für mich ein Nischenmodell für die Generation "me, myself and i". Während mich persönlich die Selfiecam so rein gar nicht tangiert (siehe zuletzt euer Selfie-Blindtest), fällt die weitaus wichtigere Rückseite mit 8 MP UWW und der noch schlimmeren 2 MP-Knipse gnadenlos durch. Das ganze dann in Deutschland zu einem vermutlichen Preis von rund 600 Euro, wenn man die 500 in China als Basis nimmt? Da müsste ich entweder die Mission verfolgen, Huawei im Alleingang zu unterstützen - oder mir fehlt einfach ein Schuh.
Ich verstehe auf was du hinaus möchtest. Doch das die puren MP-Zahlen nicht immer relevant sind, stellt ja Google regelmäßig unter Beweis.
Wir haben ja mal ein, zwei Testfotos hochgeladen. Was gefällt Dir denn da nicht?
Ich habe mich jetzt mal durch eure Galerie geklickt (auch im Original) . Die Bilder der Hauptkamera sind gut, keine Frage. Alles andere hätte mich bei Huawei auch enttäuscht.
Der UWW hingegen fällt wegen der lediglich 8 Megapixel im Detail doch stark ab, siehe z. B. die Makroaufnahme des Blumenstempels. Generell erwarte ich in dieser Preisklasse einfach mehr als diese ewigen 8 MP, die sich wie ein roter Faden durch unendlich viele China-Modelle ziehen. Ein ordentlicher Sensor mit 12 MP darf es jenseits der 600 Euro tatsächlich mal sein.
Und die satten 60 MP für Selfies zielen halt komplett an mir vorbei, weil ich nun einmal ein Anhänger des Fotos "Brandenburger Tor" und nicht von "Ich vorm Brandenburger Tor" bin. Vermutlich geht mir einfach die permanente Selbstdarstellung und - verliebtheit der heutigen Generation ab, die mich zum Kauf des Nova motivieren könnte.