Huawei Watch GT 3 im Test: Schön, ausdauernd, funktionsbeschränkt
Schießt sich Huawei mit der Watch GT 3 selbst ins Bein? Die Smartwatch erinnert stark an die sehr teuere und ziemlich gute Huawei Watch 3 Pro, für die Ihr knapp 500 Euro zahlen müsst. Wie gut sich das mit einer UVP von ab 229 Euro deutlich günstigere Modell im Alltag schlägt, habe ich im Test für Euch herausgefunden. Spoiler: Ich persönlich würde mich für die Watch GT 3 entscheiden. 🤓
Pro
- Lange Akkulaufzeit von bis 14 Tagen
- Tolles Display
- Schöne Verarbeitung
- Gute Bedienung per 3D-Krone
- Präzises Tracking
Contra
- Kaum Apps zur Auswahl
- Kein LTE-Modul
- Keine Antwortmöglichkeiten für Messages
- Überraschend störend: Keine Emojis
- Kein NFC
Kurzfazit
Die Huawei Watch GT 3 glänzt im Vergleich zu ihrer großen Schwester mit einem deutlich besseren Preis-Leistungs-Verhältnis. Den Rotstrich setzt der Hersteller unter anderem beim LTE und bei der Antwortmöglichkeit auf Benachrichtigungen an. Das ist ärgerlich, aber kein absolutes No-Go. Schade ist, dass Huawei sein Angebot an installierbaren Apps noch immer kaum erweitert hat.
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Die Hardware der Watch GT 3 ist aber nahezu tadellos. Verarbeitung und Display sind top, und die Tracking-Funktionen sinnvoll. Sucht Ihr aber nach einer Smartwatch mit hoher Autonomie, ist die GT 3 eher nichts für Euch. Zwar ist die Akkulaufzeit mit bis zu 14 Tagen grandios, allerdings fehlt ein LTE-Modul. Dazu nervt es ungemein, dass Ihr auf Nachrichten nicht einmal mit vorkonfigurierten Nachrichten antworten könnt.
Design & Display: Huawei kann Smartwatch einfach
Die Huawei Watch GT 3 könnt Ihr in zwei Gehäusegrößen kaufen. Dabei wählt Ihr zwischen 42 Millimetern und 46 Millimetern – dezent ist die Uhr somit in keiner Ausführung. Dennoch ist sie leichter und weniger wuchtig als die Watch 3 Pro, was beim Sport positiv auffällt. Beim Display vertraut Huawei auf AMOLED, was der Uhr an hellen Tagen gut tut. Wasserdicht ist die Smartwatch bis 5 ATM.
Hat mir gefallen:
- Schöne Verarbeitung
- Sehr gutes Display
- Verschiedene Gehäusegrößen
- Präziser Vibrationsmotor
Hat mir nicht gefallen:
- Druckpunkt der 3D-Krone zu schwammig
Am Design der Huawei Watch GT 3 gibt es abseits meiner persönlichen Präferenzen nicht viel auszusetzen. Im Vergleich zum Vorgänger, der Huawei Watch GT 2, ist sie geschrumpft. Das zweite GT-Modell kam ausschließlich mit 47-Millimeter-Gehäuse nach Deutschland und eignete sich somit eher für große Handgelenke. Dass Huawei zwei verschiedene Gehäusegrößen anbietet, ist somit positiv hervorzuheben.
Gehäusegrößen und Armbänder
Größe | Armband | Preis |
---|---|---|
42 mm | Kunststoffarmband | 229 Euro |
42 mm | Lederarmband | 249 Euro |
42 mm | Milainaisearmband | 299 Euro |
46 mm | Kunststoff | 249 Euro |
46 mm | Lederarmband | 269 Euro |
46 mm | Edelstahlarmband | 329 Euro |
Selbiges gilt für die Qualität des eingesetzten AMOLED-Panels. Dieses löst mit 466 x 466 knackscharf auf und ist hell genug, um auch bei Sonnenschein abgelesen zu werden. Wie bei der Watch 3 Pro funktioniert die Bedienung über eine 3D-Krone, die ein wenig an die Apple Watch erinnert. Allerdings ist der Druckpunkt der Krone der Watch GT 3 deutlich schwammiger als bei den anderen Modellen. Daran kann man sich gewöhnen, eine gewisse Unklarheit darüber, ob Ihr eine Auswahl getroffen habt oder nicht, bleibt jedoch.
Zu guter Letzt muss ich noch den Vibrationsmotor der Smartwatch loben, da ich glaube, dass dieser bei Wearables besonders wichtig ist. Die Vibrationsstöße sind präzise und stark genug, um auch in der Bewegung im Kleinhirn anzukommen. Dazu gibt's die leichten Impulse beim Drehen der Krone, die im Testzeitraum wieder einmal zu einer Art "Fidget-Spinner" geworden ist.
Software: HarmonyOS noch immer in der App-Krise
Auf der Huawei Watch GT 3 kommt HarmonyOS zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein eigenes Betriebssystem Huaweis, das als Folge des Handelsembargos mit den USA entwickelt wurde. Wieder ist HarmonyOS intuitiv und hübsch, allerdings mangelt es nach wie vor stark an verfügbaren Apps.
Hat mir gefallen:
- Installation der Companion-Apps trotz Umwegen intuitiv
- HarmonyOS schön aufgeräumt
- Einfache Bedienung
Hat mir nicht gefallen:
- Kaum zusätzliche Apps in der App-Gallery
- Gar keine Apps in Verbund mit Eurem iPhone
Als ich vor einigen Monaten die Huawei Watch 3 Pro testete, war HarmonyOS noch brandneu. Dementsprechend gab es ein paar Startschwierigkeiten, die aber schon damals durch ein Update behoben werden konnten. Schön zu sehen ist im Dezember 2021, dass Huawei die Einrichtung der Uhr noch weiter verbessert hat. Mit einem Pixel 6 war die Einrichtung und das Pairing trotz des Umwegs namens APK-Installation simpel und einfach.
HarmonyOS blieb seit der Watch 3 Pro unverändert. Das Betriebssystem ist aufgeräumt, an die Bedienung per 3D-Krone optimiert und bietet klare Menüs und schicke Icons. Dazu kommt eine Vielzahl an Watchfaces, und auch die verschiedenen Kacheln im Betriebssystem könnt Ihr höchstpersönlich anordnen.
Während HarmonyOS mir durchaus gefällt, kann ich Huaweis Fahrlässigkeit bei der Verfügbarkeit von Apps nicht mehr nachvollziehen. In der Huawei App-Gallery, die Ihr bei der GT 3 nur noch über die Health-App erreicht, gibt es Stand 17. Dezember nur 31 Apps. Für mich interessant ist davon keine, eher vermisse ich Big-Player wie Spotify, Google Maps und Co. Sicher ist das dem US-Embargo geschuldet, schade ist es dennoch.
Ebenfalls schade: Nutzt Ihr ein iPhone, könnt Ihr gar nicht auf die App-Gallery zugreifen. Wenn es doch für iPhones eine besser Smartwatch-Alternative gäbe ...
Performance & Ausstattung: Weder LTE, noch NFC
Huawei senkt die Kosten der Watch GT 3 unter anderem durch drei Abstriche: Zum einen hat der Hersteller sein Flaggschiff-Smartwatch-SoC durch den ARM Cortex-M ersetzt. Zum zweiten fehlt die Möglichkeit, die GT 3 mit einem LTE-Modul zu bestellen. Zu guter Letzt gibt's kein NFC für mobiles Bezahlen. Wie beim teureren Modell müsst Ihr auf Premium-Funktionen wie EKG, Bioimpedanzsensor und weiteres verzichten.
Hat mir gefallen:
- Flüssige Performance im Alltag
- Sensoren für Puls, SpO2 und Hauttemperatur
- Präzises GPS
Hat mir nicht gefallen:
- LTE und NFC sind dem Rotstrich zum Opfer gefallen
- Im Vergleich zu anderen Smartwatches kaum Besonderheiten
Da sich in der App-Gallery von Huawei kein Benchmarking-Tool findet, lässt sich die Performance der Smartwatch nicht wirklich quantifizieren. Ein Leistungsunterschied ist im Vergleich zum teureren Modell aber im täglichen Gebrauch nicht spürbar. Apps und Features öffnen und starten schnell, das Durchscrollen von Listen erfolgt ohne Ruckler. Viel mehr muss eine Smartwatch in dieser Hinsicht auch kaum leisten.
Was sie allerdings im Jahr 2021 können sollte: sich auch ohne Smartphone mit dem Internet verbinden und Euch an der Supermarktkasse nicht im Stich lassen. Diese Anforderungen erfüllt die Uhr nicht, denn eine Version mit LTE fehlt im Katalog des chinesischen Elektronikriesen. Während man die Internetverbindung noch mit dem Smartphone substituieren kann, ist das fehlende NFC ein schmerzhafter Verlust. Denn digitales Bezahlen ist so technisch auch dann nicht möglich, wenn Huawei Pay sich in Deutschland mehr verbreitet.
Für die Nutzung beim Sport hat Huawei verschiedene Sensoren für Vitaldaten in die Uhr integriert, allerdings gibt es hier nur die Standard-Riege. Ihr könnt Euren Puls messen, bekommt den Blutsauerstoffgehalt angezeigt und dürft Eure Hauttemperatur messen. Alle drei Features lassen sich 24 Stunden am Tag automatisiert nutzen, was für eine lückenlose Überwachung Eures Körpers sorgt. Hier glänzt die Uhr!
Der Glanz verfliegt aber ein wenig, wenn Ihr auf die Konkurrenz schaut. Die Apple Watch führte vor einigen Versionen ein digitales EKG ein und kann Euch vor einem Herzinfarkt schützen. Die Galaxy Watch 4 bietet neben einem EKG auch noch eine Pulsmessung und in der vierten Generation die Messung Eurer Bioimpedanz. Hier muss Huawei spätestens beim nächsten Modell nachbessern.
Akku: 14 Tage Akkulaufzeit – unter einer Bedingung
Die Watch GT 3 kommt je nach Gehäusegröße mit 292 oder 455 Milliamperestunden. Mit dieser Kapazität erreicht Huawei lange Laufzeiten von bis zu 14 Tagen, aber nur beim größeren Modell. Die maximale Nutzungsdauer halbiert sich beim kleineren Modell – somit sind 7 Tage drin. Kabelloses Laden ist ebenfalls möglich, auch mit Eurem Smartphone.
Hat mir gefallen:
- Lange Laufzeiten beim größeren Modell
- Solide Laufzeiten beim kleineren Modell
- Wireless-Charging mit an Bord
Hat mir nicht gefallen:
- Nix!
Die obigen Angaben stammen von Huawei selbst und basieren auf Laborwerten unter optimalen Nutzungsbedingungen. Das größere Modell bewies aber auch im Alltag eine lange Ausdauer. Direkt nach dem Auspacken habe ich alle Messmöglichkeiten dauerhaft aktiviert. Bei intensiver Nutzung hielt die Smartwatch sieben Tage durch. Ein sehr guter Wert, der eine lückenlose Aufzeichnung Eurer Vitaldaten ermöglicht.
Die kleinere Uhr soll laut Huawei-Homepage bei intensiver Nutzung vier Tage durchhalten. Da uns dieses Modell nicht vorliegt, können wir das leider im Alltag nicht überprüfen. Was ich allerdings für beide Modelle attestieren konnte, ist die Kompatibilität des Wireless-Charging. Denn mit dem Pixel 6 konnte ich die Smartwatch auch ohne den mitgelieferten Ladepuck aufladen.
Der Ladepuck ist übrigens derselbe wie beim teureren Huawei-Modell. Er hält magnetisch an der Uhr und verbindet sich via USB-A mit Eurem Notebook oder Ladegerät.
Abschließendes Urteil
Das neue GT-Modell ist eine Smartwatch mit viel Licht und Schatten. Zwar wirkt der Preis von ab 229 Euro auf den ersten Blick günstig, allerdings bedeutet dieser auch etliche Abstriche. Ein LTE-Modell gibt es nicht, NFC für mobiles Bezahlen fehlt, und im Vergleich zu vielen anderen Smartwatches fällt Huawei bei den Tracking-Funktionen zurück. Dazu lässt sich der Funktionsumfang in Deutschland nur kaum durch Apps erweitern.
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Besonders hervorzuheben ist die Akkulaufzeit des neuen Smartwatch-Modells. Allerdings gelten die versprochenen zwei Wochen nur für das größere Modell, das ab 249 Euro startet. Die kleinere Version hält "nur" sieben Tage durch, was noch immer solide ist. Loben muss ich Huawei wieder für die sehr hohe Verarbeitungsqualität und das gute Bedienkonzept, das aus dem Zusammenspiel aus der 3D-Krone und dem intuitiven HarmonyOS entsteht.
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Im aktuellen Huawei-Lineup ist die Watch GT 3 für all diejenigen empfehlenswert, die keine 500 Euro für eine Smartwatch übrig haben. Der Preis ist attraktiv für eine hochwertige Smartwatch mit solidem Funktionsumfang. Allerdings gibt es bei anderen Herstellern zu Preisen zwischen 200 und 300 Euro bessere Modelle. Vor allem die Samsung Galaxy Watch 4 wird der GT 3 mit ihrem grandiosen Funktionsumfang und ihrer Vielzahl an Apps gefährlich.
Die Galaxy Watch 4 wir der Huawei insofern nicht gefährlich da sie ein Galaxy Smartphone voraussetzt, wie die Apple Watch eine lächerliche Akkulaufzeit bietet und noch nicht einmal Qi Charging unterstützt.
Zum Test: Antworten auf SMS, WhatsApp etc. sind seit dem vorletzten (!) Firmwareupdate mit der GT3 möglich, dies bitte ich zu korrigieren.
Beste Grüsse
Torsten
Hi Torsten!
Die Galaxy Watch 4 kann man auch mit anderen Smartphones verwenden. Nur fehlen dann ein paar Features wie das EKG und die Messung des Blutdrucks. Im Test habe ich sie die meiste Zeit mit einem Pixel 3 XL genutzt.
Nach dem Firmware-Update schaue ich einmal auf der Watch GT 3. Hatte sie eigentlich im Test regelmäßig aktualisiert und kann das Feature bisher nicht nutzen.
Vielen Dank für den Hinweis und schöne Feiertage!
Update: Kein Firmware-Update verfügbar bei mir. Und eine Antwortmöglichkeit kann ich bei Benachrichtigungen nicht nutzen.
Welches Smartphone nutzt Du denn zusammen mit der Watch?
Servus, ich hatte mich mit der Galaxy Watch etwas missverständlich ausgedrückt, meinte natürlich den vollen Funktionsumfang welcher eben nur mit einem Samsung Handy möglich ist. Dies ist auch bei Apple so und leider ziehen da wohl weitere Hersteller mit. Aber ich finde es gut das es für jeden Geschmack eigene Uhren gibt und (außer Apple Käfig) vielfältig kombinierbar sind.
Schau mal (ich hoffe der Link ist ok., unter huaweiblog.de/news/huawei-watch-gt-3-firmware-update-sammelthread/#zu-den-nderungen). Es gab weitere Updates die unter anderem auch die Brustgurtunterstützung inkludieren.
Updates sollen mit der neuesten Health App kommen. Nutze ein Mate20pro, immer noch (für mich) eines der besten Smartphones welches weiterhin grosse Updates erhalten wird.
Die GT3 ist - wie die zuletzt von mir besessene GT2 Pro auch - ein Fitnesstracker im Smartwatch-Gewand mit eng unrissenener Zusatz-Funktionalität. Der Vergleich mit Galaxy und Apple Watch ist daher einer mit zwei grundsätzlich verschiedenen Ansätzen, die nur deshalb immer wieder vermischt werden, weil das alles unter "Wearables" geführt wird. Im Übrigen hat die Galaxy im Vergleich zur Apple Watch eine deutlich längere Laufzeit. An die von Fitness-Trackern freilich kommen beide nicht im Ansatz heran. Was aus den genannten Gründen wenig überraschend ist.
Das die Galaxy Watch 4 zudem lediglich für EKG und Blutdruck ein Samsung Smartphone voraussetzt und ansonsten sehr wohl mit anderen Androiden kompatibel ist, wurde ja zwischenzeitlich bereits erwähnt. Weshalb sich das im Vergleich mit der GT3 durchaus verschmerzen lässt, da die beides von vornherein nicht anbietet.