Künstliche Intelligenz gegen Krankheiten: Der Maschinendoktor
Kann die Künstliche Intelligenz der Wissenschaft wirklich helfen, Krankheiten zu besiegen? Diese auf den ersten Blick utopische Idee wird zweifellos die Skeptiker der modernen Technologie zum Lachen bringen. Wissenschaftler hingegen sehen das Potenzial, und gleich mehrere mögliche Lösungen werden bereits umgesetzt.
Altruistisch? Vielleicht. Nützlich? Ohne Zweifel.
Unsere Welt der Technophilen wird manchmal bis zum Äußersten getrieben: Viele Fanboys verteidigen die Marken, die sie lieben, mit allen Mitteln, bis zu einem Punkt, der sogar Soziologen beunruhigt. Das ist die Kraft des Marketings in seinem Rohzustand, es ist weder neu, noch wirklich überraschend, da die heutigen Generationen in diesen Trend hinein geboren wurden, ohne es überhaupt zu merken.
Ein beunruhigendes Thema also, und Skeptiker neigen dazu, in die gleiche Kerbe zu hauen: Technologie-Unternehmen sind nur an sich selbst interessiert, sie wollen den Nutzern nicht helfen, wie sie behaupten, sondern sie nur entfremden, um sie in ihren Eco-Systemen zu halten und dergleichen. Diese Punkte, die in der Regel auch begründet werden können, müssen jedoch eingeordnet werden. Viele namhafte Technologie-Unternehmen öffnen sich neuen wissenschaftlichen Ideen, und obwohl ihr Interesse an der Medizin nicht uneigennützig ist, ist es dennoch real und kann einen echten Unterschied machen.
Die Medizin findet ihren Platz in der Entwicklung
Da die Künstliche Intelligenz vor allem eine Technologie ist, ist es nicht verwunderlich, dass sich alle Großen der Branche mit dem Thema beschäftigen. Amazon hat die sogenannte Abteilung "1492" gegründet, eine Abteilung für vernetzte Gesundheit, die unter anderem im Bereich Machine Learning arbeitet. Die Jahreszahl im Namen gibt den Hinweis: Amazon betrachtet das Feld der digitalen Gesundheit einfach als einen neuen Kontinent, den es zu erforschen gilt, wie es Christoph Kolumbus 1492 mit Amerika tat. Google bzw. der Mutterkonzern Alphabet betrachtet natürlich auch diese Technologien. Facebook fehlt es nicht an Ambitionen, im Gegenteil. Bis zum Jahr 2100 will der Konzern alle Krankheiten ausrotten. Microsoft hingegen nimmt sich erst einmal ein Ziel vor: Krebs soll es mit Hilfe der KI bis 2026 nicht mehr geben.
Über die (wahrscheinlich ein bisschen zu optimistischen) Ambitionen dieser Unternehmen hinaus ist es interessant zu verstehen, wie die KI die Medizin revolutionieren könnte.
Die Künstliche Intelligenz hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Denken wir zurück an das Jahr 1997, als der Astrophysiker Piet Hut sagte, dass es hundert Jahre dauern würde, bis eine Maschine einen Menschen beim Brettspiel "Go" schlagen könnte. Im Jahr 2017, also nur zwanzig Jahre später, gelang es dem AlphaGo-Programm von DeepMind, einer Google-Tochter, den Go-Weltmeister zu schlagen.
Die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz ist viel mehr als nur ein Spiel. Die riesige Datenbasis, die sie benötigt, um alle möglichen Szenarien zu antizipieren, kann sich nun dank des Konzepts des Machine Learning aufbauen. Je mehr Daten die KI hat, desto effektiver kann sie sein. Wie ein Mensch, kurz gesagt, weil dessen Reaktionsfähigkeit von seinem Wissen abhängt. Aber die Maschine ist viel schneller.
Früh erkennen statt spät behandeln
Diese Analysegeschwindigkeit und die Präzision, die die Maschine bei vielen Daten haben kann, machen sie zu einem entscheidenden Vorteil in der Medizin. Sie soll jedoch nicht die Diagnose eines Arztes ersetzen, sondern diese ergänzen.
Laurent Schlosser, Direktor der Public Sector Division von Microsoft, erklärt, dass "98 Prozent der Gesundheit heute kurativ ist. Die KI wird es ermöglichen, zu einer präventiveren Medizin überzugehen". Was er hier andeutet, ist, dass die Stärke der KI mehr in der Früherkennung von Problemen als in deren Behandlung liegt. Statt Krankheiten erst zu behandeln, wenn sie schon ausgebrochen sind, soll bereits der Ausbruch verhindert werden.
Die Verständnis- und Erkennungsfähigkeit der KI ermöglicht in Kombination mit medizinischen Entscheidungen durch Menschen eine frühzeitige Erkennung von Krankheiten. Daher ist die Onkologie in der Medizin das bevorzugte Gebiet der KI. Dort spielt die Erkennungsdiagnostik eine wichtige Rolle. Das offensichtlichste Beispiel ist die KI, die in China in der Hälfte der Zeit Tumore besser erkennen konnte als ein Team von 15 Medizinern. Erwähnenswert ist auch die Netzhautanalyse von Google, die mit einem einfachen Scan des Auges eine Fülle von Informationen über den Gesundheitszustand des Patienten liefert und darauf abzielt, mögliche Schlaganfälle vorherzusagen.
DeepMind, das die beeindruckende KI für das Spiel von Go entwickelt hat, hat ein sehr edles Ziel: die KI zu nutzen, um die Zahl der Todesfälle in Krankenhäusern zu reduzieren, indem menschliche Fehler von Ärzten begrenzt werden. Durch den Zugriff auf Patientendaten könnte die KI feststellen, ob der Patient ein Problem hat oder nicht, indem sie alle gesammelten Daten (letzte Operation, Geschichte, Alter, etc.) analysiert.
KI statt Notruf
Viele andere Unternehmen, große wie kleine, beschäftigen sich mit dem Thema. Es gibt bereits mehrere Lösungen, in der Regel auf einem weniger spezialisierten Niveau, als wir es oben gesehen haben. Babylon Health etwa ist eine Online-Beratungsanwendung. Das in London ansässige Unternehmen arbeitet intensiv an Künstlicher Intelligenz, um Diagnosen zu verbessern, und der britische Natinal Health Service (NHS) ist davon so überzeugt, dass es als Alternative zum Telefonnotruf in England getestet wird. Die Erfolgsquote liegt bei 92 Prozent, was überzeugender ist als bei Ärzten (82 Prozent) und Krankenschwestern (77 Prozent).
Wir müssen wachsam bleiben
Wie immer bei der Technik kommen wir auf die gleiche Frage zurück: Werden uns die Maschinen irgendwann ersetzen? Das ist zwar in manchen Dingen prinzipiell möglich, aber nicht in naher Zukunft. Die mit der Künstlichen Intelligenz verbundenen medizinischen Technologien zielen darauf ab, Probleme zu verstehen, Anomalien zu erkennen und gegebenenfalls Lösungen zu analysieren. Es ist eine ergänzende Diagnose, die darauf abzielt, zu sehen, was die menschliche Medizin nicht selbst sehen kann. Die Zukunft wird uns zeigen, wie sich das entwickelt.
Ein anderes Problem ist dringender: Digitale Unternehmen übernehmen die Kontrolle über einen neuen Markt. Werden wir jemals Google-Krankenhäuser sehen? Facebook-Kliniken? Wird den Patienten automatisch eine Werbe-ID zugewiesen? Auch darüber lohnt es sich, einmal nachzudenken.
"Werden wir jemals Google-Krankenhäuser sehen?"
Warum nicht? Da, wo der Staat versagt oder nicht handeln will, springen Privatunternehmen in die Lücke. Das ist auch heute schon der Fall, in vielen Bereichen, in denen man Profit machen kann. Einige Unternehmen werden immer größer und diese erreichen irgendwann einen Punkt, an dem Geld nicht mehr das oberste Ziel der Profitoptimierung ist. Auch das ist ja heute schon der Fall, wenn man an die Daten der Nutzer denkt. Um weiter zu wachsen, braucht es aber auch Akzeptanz in der Masse, also wird man neben Werbung selbstverständlich auch sein soziales Engagement forcieren müssen. Eigene Kliniken, billiger Wohnraum, gute Löhne, eine Kranken- und Altersvorsorge, die man sich leisten kann. Warum sollten Unternehmen wie Amazon, Google, Microsoft das nicht bieten? Neal Stephenson hatte das bereits 1992 in Snow Crash vorausgesehen und ich halte das für immer realistischer.
Dem Autor möchte ich allerdings auch noch eine andere Frage als Denkanregung mitgeben: Was wird denn die KI aus Redakteuren oder Bloggern machen? Bereits heute werden ja kleinere Artikel von einer Software geschrieben. Was denkt ihr, wird Apit in fünf bis zehn Jahren überhaupt noch von Menschen gestaltet oder seid ihr dann schon überflüssig geworden?
...... Unternehmen werden immer größer und erreichen einen Punkt an dem Profitmaximierung nicht mehr oberste Priorität hat......
Ja doch, träum schön weiter😂
Wenn sie kein Geld mehr wollen, dann eben Macht⚔️
Immer schön richtig zitieren und nicht (die wichtigsten) Teile auslassen...
Ich glaube Tenten hat es so gemeint, dass Geld allein nicht mehr ausreicht, um ein Produkt zu optmieren. Google braucht DATEN, um Künstliche Intelligenz zu verbessern. Von Geld allein wird eine KI nicht schlauer. Das meinte er glaube ich.
@rolli.k
Sorry, aber was bist du denn für einer? Zitierst jemanden und legst ihm völlig andere Worte in den Mund? Ist das deine neue Form des Trollens?
Gemeint ist, dass es multinationalen Konzernen nicht mehr unbedingt nur noch um Geld geht. Unternehmen, deren Größe so angewachsen ist, dass sie sich auch von lokaler Politik nicht mehr in Schranken weisen lassen, haben dann bereits genug davon. Um an diesem Punkt weiterwachsen und den Status Quo aufrecht zu erhalten braucht es mehr als nur Kapital. Wenn ein Unternehmen wie VW der Kanzlerin verdeckt mit dem Verlust von 100.000 Arbeitsplätzen droht, dann hat das mit Geld allein nichts zu tun.
Das MHN , medizinisch holographische Notfallprogramm aus Star Trek Voyager,aber eben im Dauerzustand wäre eine tolle Unterstützung.
Ich wusste, dass du mit dem MHN ankommst, Karsten ;-p
Direkt ein ganzes Holodeck, noch besser^^
Die KI wird vom Menschen programmiert. Auch KI kann keine unheilbaren Krankheiten besiegen.
Das stimmt so nicht. Eine "KI" lernt selbstständig dazu und erkennt Muster und Zusammenhänge, an die ein Programmierer nicht im Traum denken würde. Gerade das macht das Thema ja so spannend.
Dabei geht es auch nicht darum unheilbare Krankheiten zu besiegen, sondern Krankheiten möglichst früh zu erkennen und die Chancen auf Heilung zu erhöhen.
Dann sollte aber der Text im Beitrag geändert werden, der suggeriert nämlich das KI Krankheiten besiegen kann.
Da wäre dann aber weit mehr zu korrigieren. KI wie es sie heute gibt, ist nichts weiter als eine sehr fortschrittliche Statistik. Auf dieser Basis "lernt" die Software, eigenes Denken mit freiem Willen ist das aber nicht. Das will man hier aber immer suggerieren.
@René H.
Alles eine Frage der Formulierung. Ein Mensch kann eine Krankheit auch nicht besiegen. Das übernehmen die (vom Menschen) entwickelten Heilmittel ;)
Das Grundgerüst einer KI ist von Menschen gemacht, das war's aber auch schon.
Gerade dahingehend gab es erst vor ein paar Monaten eine "witzige" Geschichte seitens Google bzw. DeepMind. Die haben nämlich zwei KIs miteinander kommunizieren lassen. Diese haben dann jedoch schon nach kurzer Zeit selbstständig eine eigene Sprache entwickelt, die die Experten nicht mehr entschlüsseln und verfolgen konnten, weshalb die KIs abgeschaltet werden mussten.
Zudem kann auch eine KI eine andere KI entwickeln. Auch das hat Google eine KI schon machen lassen.
Das mit der eigenen Sprache war ein interessantes Experiment. Schade, dass man es nicht weiterverfolgt hatte, denn eigentlich ist da genau das passiert was man immer zu erreichen versucht: eine eigene Intelligenz zu entwickeln, die sich über das zu Erwartende hinaus bewegt und dabei schöpferisch tätig ist. Auch kleine Kinder entwickeln oft eine eigene Sprache, auch untereinander. Das was man da also beobachten konnte, waren vielleicht erste Schritte hin zu einer Eigenständigkeit.