Snapseed mit HDR Scape ausprobiert: Das Leben ist kein Computerspiel
Beim gestrigen Google+-Event (Foto-App Snapseed vorgestellt, die Fotos automatisch mit einem HDR-Effekt versieht. Ich habe die Funktion ausprobiert und finde sie beeindruckend, weiß aber gleichzeitig: Die Grenze zwischen Segen und Fluch war selten so schmal.
Google+: Social-Network-Mekka für Fotografen
Google bemüht sich schon länger darum, Google+ mit Foto-Features zu bereichern, die es bei Konkurrenten wie Facebook nicht gibt, zum Beispiel viel Speicherplatz für Bilder in Originalgröße, Optionen zur Bildbearbeitung inklusive gut umgesetzter automatischer Optimierung (zum ausführlichen Test) oder Bearbeitung von RAW-Dateien. Google+ als Netzwerk der Wahl für Fotografen? Wenn es nach Google ginge, wäre das so.
Snapseed: HDR Scape für mehr Drama
Im September brachte Google einige Filterfunktionen, die auf der Fotosoftware Snapseed basieren, zu Google+ (zur Meldung) - jetzt hat auch die Snapseed-App selbst eine neue Funktion bekommen. "HDR Scape" erzeugt aus Euren Fotos automatisch HDR-Bilder anhand des sogenannten "Pixel-Edge-Contrast"-Algorithmus. Das Gute daran: Der Effekt kann auf bereits aufgenommene Bilder angewendet werden. Das Schlechte ist jedoch: Der Effekt verlockt dazu, überstrapaziert zu werden.
HDR: Fluch und Segen der automatischen Optimierung
Snapseeds "HDR Scape" birgt die gleiche Gefahr wie alle automatischen Bearbeitungseffekte: Das Problem ist nicht das Feature an sich, sondern die unbedarfte Art, mit der viele ihre Fotos totbearbeiten. Einmal kurz an den Reglern schrauben, und schon sieht ein langweiliges Foto plötzlich "ganz toll" aus. Das Ergebnis ist der "Instagram-Effekt". Alle Welt jagt ihre Fotos durch tausend Filter, ohne jemals ein Bildbearbeitungsprogramm von innen gesehen zu haben. Im besten Fall kommen dabei schöne, stimmungsvolle Aufnahmen heraus, im schlimmsten Fall wirkt danach jedes Bild wie aus einem drittklassigen Computerspiel.
Das Leben als Computerspiel
Vielleicht ist die Über-Dramatisierung von Fotos ein Symptom unserer Reizüberflutung. Stinknormale Fotos reichen nicht mehr, wir brauchen mehr Effekt, mehr Drama, mehr Sättigung! Dabei ist die Idee hinter HDR ("High Dynamic Rage", zu Deutsch soviel wie "hoher Kontrastumfang") ja gut. Durch einen erhöhten Kontrastumfang sollen Fotos näher an das herangebracht werden, was die Leute mit ihren Augen tatsächlich sehen, wenn sie ein Bild aufnehmen. Aber muss man alles machen, was man kann? Das Leben ist kein Computerspiel, doch in den einschlägigen Foto-Foren tummeln sich Bilder von Leuten, die das Prinzip HDR so überstrapazieren, dass es in den Augen weh tut.
HDR Scape: Ja, aber
Ich habe "HDR Scape" ausprobiert und bin begeistert, wie einfach man die Funktion bedienen kann - durch horizontales Wischen über das Display stellt man die Stärke des Filters ein, vertikales Wischen wechselt zwischen Filterstärke, Helligkeit, Sättigung und Glättung. Aber bei allem Komfort gilt: Die besten Ergebnisse erzielt man mit einem sehr behutsamen Einsatz der Funktion. Vor allem bei der Filterstärke ist Vorsicht geboten, 25 Prozent reicht in den meisten Fällen aus, über 50 Prozent sollte man nicht gehen, sonst wird's gruselig. Außerdem ist es nicht verkehrt, die Sättigung zu reduzieren, vor allem wenn man die Filterstärke hoch ansetzt.
In der Bildergalerie findet Ihr ein paar Vergleichsbilder, in denen Ihr den Effekt des HDR-Scape-Filters im Direktvergleich sehen könnt. Weitere Fotos gibt es auf meinem Google+-Profil.
Habt Ihr HDR Scape schon ausprobiert? Was sind Eure Erfahrungen mit den besten Einstellungen? Und wie steht Ihr generell zum HDR-Effekt?
Ich finde die App ganz nett. Da ich keine Ahnung von Bildbearbeitung habe und es viel zu lange dauern würde mich in eine professionelle Software einzuarbeiten greife ich halt gerne zu so kleinen simplen Helfern. Nicht jeder ist aus Leidenschaft Fotograf und besitzt teure Kameras. Um ein nettes Bild bei einer Party zu machen reicht mir meine Handy Kamera vollkommen. Zusätzlich bin ich auch der Meinung das einem guten Fotograf aus Leidenschaft total schnuppe ist mit welchen Geräten er fotografiert, Hauptsache er fotografiert. Achja irgendwo habe ich auch gelesen das mal ein professioneller Film mit Handy Kameras gedreht wurde mit dem Schauspieler aus Slumdog Millionär oder wie der Film auch heißt. Ich finde die App Klasse und zur Fotografie sage ich nur eins, entweder man kann's oder man kann's nicht.
Grüße
Dima
Habe HDR bereits mit einem anderen Programm getestet und macht Sinn für bestimmte Lichtverhältnisse, wenn man nur seinen Smartie dabei hat. Z.B. filigrane Objekte gegen den Himmel zu fotografieren - die Standard-App belichtet so Käse das das Objekt meist schwarz rauskommt - oder Nachtaufnahmen werden mit HDR auch besser und kommen fast an die Bilder meiner Panasonic FZ60 heran.
Und ich gebe zu: Habe keine Zeit und Lust mich in die Bearbietung von RAW-Bildern einzuarbeiten. Und auch nicht Geld für eine Spiegelrefelx auszugeben...
ich denke, dass das Thema etwas “überdramatisiert“ wird. wer Kitsch aus seinem Bildern machen möchte, bitte sehr. und welches schöne Bild, ob Werbung, Bildband oder sonstiges wird den heute nicht nachbearbeitet...
HDR in Maßen ist OK und man sieht es nicht unbedingt.
Allerdings. dieses Überzogene ist wie Augenkrebs und schon seit mind. 2 bis 3 Jahren out.
Da gehen die Meinungen schön auseinander. Der eine nennt es Fotografie aufhübschen, ich nenne es Knipsen.
Da ich kein gutes Material habe, sprich Spiegelreflexkamera etc., sondern nur ein billiges Smartphone, nutze ich dieses nur wenn das Licht von vornherein stimmt. Hdr und sonstige Filter möchte ich nicht nutzen, da so das Bild verwurstet wird.
Wer es nutzen möchte.... Klar warum nicht; ist Geschmackssache.
@Patrick Körner: Leben hängen natürlich nicht davon ab, nein. Und natürlich sollte jeder Bilder so bearbeiten, wie man will. Aber ich weiß auch, dass man mit Effekten gerne übertreibt - nur weil man es kann und es so einfach geht wie in diesem Fall. Und das muss nun wirklich nicht sein.
Der Autor tut ja direkt so, als wenn Leben davon abhingen. Ausserdem bearbeite ich persönlich Bilder so, wie es mir am besten gefällt und nicht ob andere meinen, das hat nichts mit Fotografie zu tun. Es muss nicht immer realistisch sein, oft ist der Effekt das, worauf es ankommt.
Danke für das positive Feedback, mir machen solche Artikel auch Spaß :-)
Zu HDR habe ich auch eine gespaltene Meinung, am ehesten bin ich, wie im Artikel geschrieben, von der "Ja, aber..."-Fraktion. Wenn man damit vorsichtig umgeht, ist HDR ein Segen, aber man kann es eben sehr schnell übertreiben.
Und ich bin auch der Ansicht, dass Smartphone-Fotografie durchaus etwas mit Fotografie zu tun hat, denn es kommt wie gesagt nicht auf die Technik an. Klar kann mit "richtigen" Kameras ungleich bessere Ergebnisse erzielen, aber wie unter anderem Flash Fan anmerkt: Gutes Equipment macht noch lange keinen guten Fotografen - eine gute Software aber genauso wenig.
mehr solche artikel. macht echt spass zu lesen. weiter so
"High Dynamic Rage" find ich eigentlich richtig getypoet =)
Guter Artikel, über solche Funktionen mit einer Handykamera kann man natürlich immer streiten...
Und eine teure Kamera mit noch teurerem Objektiv macht noch laaaange keinen guten Fotografen...
Ein billiges "Tiefen und Lichter" halt...
natürlich hat das was mit Fotografie zu tun, immerhin handelt es sich immer noch um ein Photo.
Ob die Bilder nun gut werden sei mal dahingestellt ;)
Aber ich bin mir sicher, es gibt Leute die mit ner HandyCam besser Bilder schießen als andere mit ner Profi Spiegelreflex....
Ich finde die Effekte auch witzig.
Aber nichts fürs Photoalbum ... da gehören originale rein.
Für Facebook Profilbilder und fürn Facebook Header jedoch finde ich das ganz witzig.
Da darf der Effekt auch gerne mal übertrieben sein ;)
Natürlich kann man die Handykamera nicht mit einer großen vergleichen, damit mache ich von Haus aus bessere Fotos aber man hat sie ja nunmal nicht immer dabei. Also ich hab schon viele tolle Bilder mit meiner Handykamera gemacht, und Snapseed ist ein tolles Bea Programm. Wenn man nicht übertreibt kann man kleine Feinheiten damit toll raus holen.
Ich finde es immer wieder amüsant... Einige haben tatsächlich das Gefühl, dass ein Schnappschuss mit der Billig-Smartphone-Knipse "verschönert" mit ein paar abartigen Effekten irgendwas mit Fotografie zu tun hat.