MWC 2012 Rückblick: Angriff aus Fernost im Smartphonemarkt
(Bild: yeinjee.com)
Der Mobile World Congress ist fast vorüber. In wenigen Minuten schließt der Weltkongress der Mobilfunkbranche in Barcelona seine Tore und der MWC 2012 ist Geschichte. Zeit um noch einmal auf die Messe zurückzublicken. Dies möchte ich noch gar nicht in der Art und Weise tun, was mir am Besten gefallen hat, sondern was mir diesmal vor allem aufgefallen ist.
Smartphones sind die Zukunft
Vielleicht hat der Eine oder Andere von Euch die Keynote von Eric Schmidt mitverfolgt. Er stellte klar, wie wichtig das (mobile) Internet für die Menschheit werden würde. Es wird den Menschen Chancen eröffnen, die heute noch keine haben. Und auch bei uns, in den "entwickelten" Ländern, wird das Web die Technologien in atemberaubender Geschwindigkeit vorantreiben. Er sagte außerdem wörtlich: "Bald wird jeder Mensch Android in der Tasche haben".
Smartphones werden wesentlich dazu beitragen die Zukunft zu gestalten. Irgendwann, in nicht zu ferner Zeit, wird jeder von uns die Rechenleistung in der Tasche haben, mit der vor ein paar Jahrzehnten noch ganze Städte betrieben wurden.
Europa spielt keine Rolle mehr...
Spätestens nach der Scheidung zwischen Sony und Ericsson, sowie dem leisen Abtauchen von Nokia kann man getrost behaupten: Die Zukunft findet blöderweise ohne Europa statt. Es mag ein wenig überzogen klingen, da es natürlich noch jede Menge andere Technologien, wie Solarenergie, gibt, die für unsere Zukunft entscheidend sein werden.
Ein wenig schade ist es aber dann doch allemal zu wissen, dass die europäischen Unternehmen es nie verstanden hatten dauerhaft im internationalen Konzert der großen Handy-Hersteller mitzuspielen. Dabei lagen die Trümpfe irgendwann alle in der Hand der Europäer. Nokia hatte lange Jahre das Handy-Geschehen auf der Welt bestimmt. Oder aber auch Siemens, als deutsches Unternehmen, die nur sehr kurz erfolgreich auf dem Weltmarkt agieren konnten. Alcatel, Sagen, Ericsson oder aber auch Bosch - Anfang des Jahrtausends wähnten sie sich alle noch auf der Erfolgsspur.
...und die USA kränkelt ebenso!
Den amerikanischen Anbietern geht es da aber auch nicht so viel besser. Motorola, einst das Maß aller Dinge, wurde gerade für überzogene 12 Milliarden Dollar von Google gekauft. Dabei erleuchtete der Stern des Smartphone-Giganten einst mal unseren Handy-Globus. Aus. Vorbei.
Eigentlich muss man Apple doch da ziemlich dankbar sein, dass die Kalifornier die Flagge der alten Welt noch stolz nach oben halten. Oder?
Fernost = China
Naja, nicht so ganz. Denn Fernost ist nicht gleichzusetzen mit dem gesamten südostasiatischem Raum. Den Japanern ging es nämlich auch schon mal besser. Und selbst den erfolgsverwöhnten Südkoreanern peitscht eine raue, chinesische Brise ins Gesicht. Bei der Pressekonferenz von Huawei, einem riesigen chinesischen Netzwerkhersteller, gibt man sich selbstbewusst. "Wir gehen davon aus, dass Motorola, LG und Sony auf dem deutschen Markt bis Anfang 2013 keine Rolle mehr spielen werden", sagt Lars-Christian Weisswange von Huawei. Und auch Samsung sollte sich durchaus mal die warme Kleidung ans Bett legen. Immerhin wollen die Chinesen von ihrem neuen Super-Smartphone Acend D quad dieses Jahr noch 60 Millionen (!) Stück verkaufen.
Nicht gerade ein bescheidenes Ziel.
In den selben Reigen reiht sich auch das Unternehmen ZTE ein. Angeblich sollen sich ZTE und Huawei abgrundtief hassen. Dass man trotz der eher noch schwachen ZTE-Geräte auf dem MWC durchaus schon jetzt Respekt vor den Chinesen hat, zeigt sich an der Tatsache, dass wir an einem Stand eines Smartphone-Herstellers unsere offiziellen Messebänder abnehmen müssen, auf denen überall ZTE draufgedruckt ist. "Man möge diese Bänder nicht", so die simple Antwort auf unsere Frage, was für einen Grund diese Aktion habe.
Die Chinesen haben Beeindruckendes geleistet. Die Huawei-Produkte waren das Gesprächsthema der Messe. Und wahrscheinlich auch - sehr bald - der Masse.
Die Welt spricht chinesisch. Mit Händen und Füßen,
Apropos sprechen...
Das neu erstarkte asiatische Selbstbewusstsein war aber überall zu spüren. Und zu sehen. Und zu hören. Die Weltkarten der Hersteller zeigen Asien in der Mitte und verdrängt Europa in den Westen, sowie Amerika in den Osten. Hören konnte man die Asiaten übrigens ebenfalls fast überall. Die leitenden Mitarbeiter ließen es sich nicht nehmen die Präsentationen vor dem gespannten Publikum gleich selbst abzuhalten.
Dazu gehört ein gut gestärktes Selbstbewusstsein des Präsentators, aber auch viel Geduld und Interpretationsfähigkeit des Auditoriums. Richard Yu, President und Chairmen von Huawei konnte man beispielsweise nur manchmal verstehen. Gott sei Dank hatte er aber Folien mitgebracht, auf denen sehr viel Informationen niedergeschrieben waren.
Das hilft!
Diesen Luxus hatten wir leider bei Samsung nicht. Denn obwohl zehn, ausschließlich deutsche Journalisten eingeladen, und einige deutsche Samsung-Mitarbeiter vor Ort waren, wurden die neuen Produkte von einer Koreanerin vorgestellt, die ein Kauderwelsch in der Lautstärke des kleinen Däumlings sprach. Informationsgehalt für uns Journalisten - gleich Null!
Und dennoch bleibt zu attestieren, dass Samsung, HTC, ASUS, Fujitsu, Huawei, ZTE und all die Anderen es uns eben vormachen. Man kann Geräte bauen, die in der Welt gewollt, gebraucht und geliebt werden. Man muss einfach nur schnell sein.
Schnell und gut
Das sind die Produkte. Aber auch die Unternehmen. Huawei hat seinen superschnellen Quadcore-Chipsatz in einer Rekordzeit von nur vier Monaten entwickelt. Jeder, der das Gerät bisher in der Hand hatte, sagt ihm eine große Zukunft voraus.
Liebe Lands- bzw. Kontinentalleute, wieso haben wir denn verlernt auch so innovativ zu sein? Es muss ja nicht gleich die Welt europäisch sprechen.
Aber es wäre doch schön, wenn man wieder das Gefühl bekommen könnte, die Zukunft würde ihre Pläne nicht ganz ohne uns machen.
@Holger S.: Das sehe ich sehr ähnlich. Die Herstellungspreise sind in Europa einfach viel zu hoch. Hinzu kommt, dass wir technologisch immer weiter abdriften. Das liegt zum Einen an den Investitionen in Forschung und Entwicklung, zum Anderen an der Tatsache, dass die Ausbildung der Menschen in Asien immer besser bzw. unsere schlechter wird.
Und dann ist da noch der Hunger, der weiter oben schon angesprochen wurde. Man bekommt gerne den Eindruck, dass wir hier alle satt sind und viele sich denken, dass das alles schon so weiter gehen wird.
Das einzige wo man z.B. am intl. Markt noch Punkten kann sind, Auto- und Maschinenbau. Aber auch da drängt Asien (besonders China) immer weiter nach vorne. Europa im Spar u. Pleite Dillema, USA lebt nur noch von Apple und Coca Cola und Asien bekommt jetzt seine Chance die sie garantiert nutzen werden.
Der Smartphone Bereich ist da nur ein Punkt von vielen für den ganzen Wandel.
Ich teile viele Aussagen in diesem Beitrag. Der Auftritt der Chinesen war wirklich sehr eindrucksvoll. Aber ich habe nicht diesen großen Respekt. Ti Mo weist meines Erachtens in die richtige Richtung - in der Software sind die Asiaten nach wie vor keine Macht. Als ich bei ZTE war und lauffähige Geräte sehen wollte - Fehlanzeige. Alles nur Dummies.
Und Nokia war in Barcelona alles andere als tot. Ein riesiger und eindrucksvoller Auftritt - natürlich ohne Android, was in Barcelona ganz eindeutig dominiert hat, aber hinsichtlich Android teile ich die Auffassung von Georg R.
Ich habe meine persönlichen Eindrücke einmal hier beschrieben:
http://pretioso-blog.com/mobile-world-congress-2012-mein-persoenlicher-rueckblick/
Den europäischen Herstellern fehlt einfach der mut sich zu etablieren... Manchmal wünsche ich mir das Siemens sich nochmal ein Herz fasst und nochmal kommt... Die haustelefone sind der Maß aller Dinge! Und Siemens steht für Qualität!
In Europa und USA werden Firmen tot gemanagt. Ein riesiger Haufen von sogenannten Führungskräften beschäftigen sich mit sich selbst und Probleme werden entweder dadurch gelöst das ein weiteter Manager eingestellt wird, oder indem man sich einen weiteren Prozeß ausdenkt. Daher wird nur noch geredet aber kaum noch etwas gemacht.
Wenn man mal ehrlich ist, wo wären denn die ganzen Smartphones ohne die Chinesen?? Selbst Äppel lässt ja dort das iPhone zusammenzimmern.
Ok, vielleicht bekämen wir in Europa sowas auch hin, aber zu welchen Preisen??
Denke mal, da wären vierstellige Handypreise keine Seltenheit.
Guter Blog.
Ich denke der Westen hat dazu beigetragen das der Osten stark/stärker geworden ist. Die Produktion, teilweise auch Entwicklung wurde ja zunehmend in den Osten verlagert. Somit wurde auch Know-How verlagert.
Zum Beispiel Foxconn, die ja für Apple produzieren, könnten locker auch alleine ein Smartphone bauen. Die wissen ja wie es geht. Vielleicht brauchen sie paar Softwareentwickler aber sonst. Und was besser zu machen ist wissen sie dadurch auch. Von daher ist der Erfolg nicht so verwunderlich.
Hätte Nokia nicht diesen falschen Stolz und würde auch mal einen Androiden rausbringen.
Deren Handys haben Style und sind kreativ, aber am Betriebssystem mangelte es schon immer!
Wenn man sich mal die Gründungsmitglieder der Open Handset Alliance ansieht, findet man aber auch viele Asiatische Hersteller. Ein rein westliches Produkt ist Android also auch nicht. Eher ein weiteres Beispiel für die Globalisierung. Apple sollte meiner Meinung nach nicht als Beispiel für die USA zählen. Die haben bei all ihren Produkten eine so große Gewinnspanne, dass die auch locker noch Gewinn machen würde, wenn sie in den USA produzieren würden. Und warum tun sie es nicht? Weil sie geldgeil sind wie nur was....
@Matthias S.: Genau das meinte ich damit: Wo ist der Hunger hin?
Das Ascend D quad ist kein 0815-Handy, es ist ein 01Star-High-End Smartphone! :D
naja, mal abwarten würde ich sagen, nokia ist mit paar interessanten geräten zurück und ehrlich gesagt interessiert mich zumindest mal win 8 auf den teilen. android ist zwar nicht übel aber mich nerven schon mal die ganzen zwielichtigen app's und die unnötigen freigaben dafür. zuguter letzt denke ich ist google auch mit vorsicht zu geniesen, die verkaufen ja werbung und keinen datenschutz!
irgendwie vermisse ich die gute alte zeit, wo nicht jeder auf meinem "handy" irgendwelche schnüffelsoftware installieren konnte.
Ich weiß nicht, aber ich glaub die Großen haben gerade ein bisschen ein "Durchhänger" xD Die Großen Überraschungen blieben aus ...
Der Gewinner des MWC 2012 ist für mich ganz klar Huawei ... Ich freu mich auf das Ascend D Quad XL ... sobald es draußen ist bin ich zurück in der Android-Welt ...
Die Umstellung von einem Smartphone zurück auf ein 0815-Handy ist echt übel ...
Android ist aber mit den USA gleich zu setzten. Europa findet z.Z. nicht statt. Schuld daran ist u.a. die Politik, die sich mit allem möglichen beschäftigt, aber nichts unternimmt der modernen Technik, Entwicklung und PRODUKTION interessantes Umfeld zu bieten. So werden die traditionsreichen Unternehmen "ausgehungert" und vergrault. Die einen verlagern ihre Produktion ins Ausland, die anderen schließen die Fertigungsbetriebe ganz. Auf dem Kampffeld bleiben die fernöstlichen Konkurrenten.
Die Asiaten haben etwas, dass bei uns fast vollkommen verloren ging. Hunger.
Wir sind mit dem Mittelmaß zufrieden. Wir haben uns mit so ziemlich allem sattgegessen. Die Amerikaner auch. Irgendwann wird das auch in der Asiatischen Region passieren. Danach kommt wieder eine neue Region. Vielleicht Südamerika?
Ich kanns gar nicht abwarten bis das Ascend D Quad rauskommt... Wenn ich doch nur kein bloedes Desire HD haette :( :P
Und der Westen ist nicht mehr im Smrtphone Markt?
Also letztes mal als ich gecheckt hatte, waren die 3 Grossen Betriebssysteme von Apple, Google & Microsoft.
Und alle drei kommen aus dem Westen :)
Ja Android ist der Erfolg zu verdanken und damit Google, Huawei wäre sonst nicht in der Lage bei Smartphones mit zu mischen!
Aber was sollten Huawei und Co nur ohne Android machen. Ohne Android hätten die keinen so großen Erfolg gehabt.
Also kann man ja sagen, dass der "Westen" den Baustein für den riesen Erfolg des "Osten" gelegt hat.
Wow! Kann ich nur zustimmen... ;) macht mir aber auch irgendwie angst diese Entwicklung... :/
*thumps up* for this blog...
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