Die Google-Jahre: Wie Motorola zum Spielball im Patentkrieg wurde
In unserer Artikel-Serie über die Geschichte von Motorola-Handys geht es auf die Zielgerade: Im Android-Zeitalter von Motorola ist die Übernahme durch Google eine echte Zeitenwende: Der Konzern, der die Geschichte der Handys über Jahrzehnte hinweg wie kaum ein anderer dominiert und bestimmt hat, wurde von einem gerade einmal (rund) 15 Jahre alten Konzern übernommen, der dank seiner Suchmaschine zu einem der mächtigsten Konzerne wurde. Kommt da zusammen, was zusammen gehört?
Inhaltsverzeichnis der Geschichte von Motorola-Handys
- Folge I: Moon-Shots? Wie mit Motorola-Handys alles begann
- Folge II: Hello Moto: Die Handy-Highlights von Motorola in den 90er & 2000ern
- Folge III: Milestone, RAZR & Co.: Motorolas frühe Gehversuche mit Android
- Folge IV: Die Google-Jahre: Wie Motorola zum Spielball im Patentkrieg wurde
Wendepunkt im August 2011: Google übernimmt Motorola
Trotz manch innovativer Ideen konnte Motorola mit seinen Android-Smartphones nie so recht zur Android-Spitze aufschließen. Schließlich kündigte Google im August 2011 an, den Traditionshersteller zu übernehmen. Von Anfang an stellte Google aber klar, dass es vor allem um Motorolas Patente geht: In der langen Geschichte hatte Motorola die Entwicklung von Handys und der Netze vorangetrieben und so ein Portfolio von 17.000 Patenten sowie 6.800 Anmeldungen geschaffen. Vor allem dieses geistige Eigentum war es, das den Kaufpreis von rund 12,5 Milliarden US-Dollar rechtfertigte.
Zum Hintergrund muss man wissen, dass Patente für Smartphone-Hersteller ein wichtiges Mittel sind, um Konkurrenten auszustechen. Und das geht so: Wer bei einem Konkurrenten entdeckt, dass der eine patentierte Erfindung/Entwicklung verwendet, ohne dafür Lizenzgebühren zu bezahlen, kann gerichtlich Ansprüche durchgesetzen bzw. sogar Verkaufsverbote erwirken. In den vergangenen Jahren waren viele Hersteller zeitweise von einem Verkaufsstopp betroffen. Prominentestes Beispiel war sicher der Streit zwischen Apple und Samsung über mehrere Design- und UI-Patente. Über mehrere Jahre hinweg stritten sich die beiden Kontrahenten - auch Deutschland war ein wichtiger Austragungsort der Streitigkeiten. Bis zum heutigen Tag gibt es immer wieder Berichte über neue Patentstreitigkeiten, HTC und Asus hat es in diesem Jahr getroffen.
Der Knackpunkt: Solange beide Parteien eigene Patente ins Feld führen können, steigen die Chancen einer außergerichtlichen Einigung und die Gefahr von Verkaufsstopps sinkt. Bei der Übernahme von Motorola war dies der entscheidende Gedankengang von Google: Motorolas Patente sollten als Bollwerk gegen Patentangriffe auf Android dienen. Es handelte sich also um eine Abwehrtaktik - das ist entscheidend, denn Google plante nicht, gegen andere Patentverletzer vorzugehen, sondern vielmehr mit Gegenklagen drohen können.
Im Nachgang zeigte sich aber, dass Motorolas Patentportfolio mit vielen sogenannter standardessenzieller Patente gespickt ist. Das heißt, ein Patent ist Teil eines Industriestandards wie GSM, UMTS oder LTE und für diese Patente gilt das Prinzip: Fairer und diskriminierungsfreier Zugang für alle Interessenten. Somit eignen sich viele Patente gar nicht dafür, ein Schreckensszenario für Gegenklagen aufzubauen. Stattdessen können sie sogar Ärger verursachen, denn Konkurrenten können ihrerseits gegen zu harte Lizenzbestimmungen vorgehen.
Motorolas Android-Phones mit einem Hauch Google
Die Übernahme brachte für Google eine neue Gratwanderung mit sich. Schließlich hatte Google nun die Entwicklung von Android in der Hand und mit Motorola eine eigene Smartphone-Produktion. Welche Folgen würde das für die Android-Plattform haben? Wie würde Samsung reagieren? Oder andere Hersteller? Was in den ersten Monaten nach der Übernahme noch ausgiebig diskutiert wurde, blieb aber letztlich ohne große Folgen.
Denn obwohl Google nun auch eigene Hardware entwickeln konnte, blieben die Versuche eher halbherzig. Google war mutmaßlich auch wegen der nicht absehbaren Folgen für das Android-Universum zögerlich, wenn es um eine groß angelegte Attacke auf den Hardware-Markt ging. Das Geschäftsmodell von Googles Android basiert schließlich vor allem auf der hohen Verbreitung, weil Google ja eher indirekte Einnahmen macht - über Verkäufe bei Google Play oder Werbeeinblendungen.
Unter der Regie von Google startete Motorola allen voran die drei Smartphone-Serien Moto E, Moto G und Moto X.
Den größten Erfolg feierte Motorola sicher mit dem Moto G. Schnell wurde es zum meistverkauften Motorola-Handy überhaupt. Und ein Kritiker-Erfolg war es ohnehin. Denn es paarte einen grundsoliden Quad-Core-Prozessor mit einem scharfen Display und einer tollen Alltags-Performance. Und beim Preis beließ es Motorola bei günstigen 169 Euro. Klar, nicht alles war perfekt: Vor allem fehlten LTE und ein großzügiger Speicher mit MicroSD-Erweiterung auf der Feature-Liste. Zu dem Preis war das Moto G im November 2013 trotzdem konkurrenzlos.
Motorola Moto G: Technische Daten
Das noch günstigere Moto E erschien etwas später, konnte aber nicht an den Erfolg des Moto G anknüpfen, denn es war zu spärlich ausgestattet. Interessanter sind da schon das Moto X und seine Nachfolger. Die X-Serie steht für mehrere Highend-Smartphones, allen voran das Moto X der zweiten Generation. Eingeschlagen hat aber vor allem das Moto G und seine Nachfolger.
Überhaupt geriet Motorola in den Strudel von Googles Hardware-Entscheidungen. Das Nexus 6 ist so ein Fall: Nie vollends bestätigte Gerüchte besagten, dass Google schon 2014 das Nexus-Programm ablösen wollte - durch Android Silver. In diesem Programm sollten Highend-Smartphones mit Marketing-Millionen von Google und gutem Kunden-Support in den Markt gedrängt werden. Es kam nie dazu, denn Android Silver wurde gestrichen. Das Nexus 6 soll ein Überbleibsel gewesen sein.
Januar 2014: Google verkauft Motorola an Lenovo
Im Januar 2014 platzte dann die Nachricht rein, dass Google Motorola an Lenovo verkaufen würde. Auf den ersten Blick mit einem dicken Minus: Nur 2,91 Milliarden US-Dollar legte Lenovo für Googles Smartphone-Sparte auf den Tisch. Nicht im Paket waren übrigens die Patente, denn die behielt Google.
Die Google-Jahre waren im Rückblick für Motorola wichtige Jahre: Einige Smartphones waren echte Erfolge, aber abseits der Moto Gs gab es abseits von Kritikerlob kaum Erfolge. Vor allem entschlackte sich der Konzern von alten Designprinzipien und stand plötzlich auch für schnelle Android-Updates. Zwar waren die Smartphones nicht mehr allzu innovativ, aber in den Google-Jahren entwickelte sich eine ganz eigene Designsprache - der abgerundete Smartphone-Rücken vor allem.
Im fünften und letzten Teil der Serie dreht sich alles um die vergangenen zwei Jahre von Motorola und um die Zukunftsaussichten von Lenovo, Motorola und der Marke Moto.
Wie habt Ihr die Google-Jahre von Motorola erlebt? Gab es Smartphones, die Euch wirklich überzeugt haben?
Erstmal schön den Artikel auf meinem Moto G gelesen :D
Niceee! Ich auf dem Nexus 5X :D Eine Frage: Was für eine Android-Version hat das Smartphone?
Ich erinnere mich noch an einen Artikel von vor ein paar Monaten, ich meine er hieß "Dein erstes Moto G vergisst du nie". Damals habe ich schon begeistert zugestimmt und ich tue es heute wieder. Zwar bin ich mittlerweile zum Feind übergelaufen (Sony), aber die Moto Smartphones aus der Google-Zeit gehören zu meinen absoluten Lieblings-Smartphones.
Ein Serie zu Nokia wäre nett.
Oldschool📱
Finde ich schade dass Moto nicht mehr Google ist.
Das Ergebnis kommt promt. (Support)
Es war damals sowas wie Hoffnung dass Google ein reines Android Phone Richtung iPhone mal bringt.
Das erste MotoX war ein super Smartphone.
Jetzt bauen sie bei HTC und verkaufen im Hochpreissegment. Hätte ich lieber von Moto gesehen. Was nicht bedeuten soll Pixel ist schlecht oder schlechter.
Hab mir damals einfach mehr erhofft als zwei drei Phones.
Die Wahrheit wie und warum wird Google nicht kommunizieren.
Jetzt sind die nexus User angeschixxen und bekommen einen saftigen Preis diktiert.
Keine Ahnung ob ich bei Android bleibe wenn mein nexus5/nexus9 abgelegt wird.
Dumm gelaufen.
Man merkt immer genau wer so eure Werbepartner sind und wer dann immer viel Aufmerksamkeit bekommt. Im Moment Lenovo und Honor.
Dein ernst? Nur weil hier auf die Geschichte eines Herstellers eingegangen wird beschwerst du dich das das Werbung ist? Deiner Meinung nach müsste ja dann jede Neuvorstellung/Test eines Smartphones Werbung sein und somit könnte APit 70% der Berichte streichen...interessante Denkweise von dir.
Unabhängig ob es sich um Werbung handelt oder nicht... Solche Themen Reihen sind spannend und es ist sinnvoller sie am Stück zu bringen, als Kreuz und quer durch alle Hersteller zu hüpfen.
Hm Jochen, da hast du irgendwie etwas nicht verstanden....