Motorola Moto G8 im Test: noch ein gutes Mittelklasse-Smartphone
Nicht Plus, nicht Power und auch nicht Power lite: Einfach nur Moto G8. Motorola hat zwar die Marke im Laufe seiner inzwischen achtjährigen Geschichte reichlich ausgeschlachtet. Dennoch existiert noch das eine wahre Kernprodukt. Doch zeigt es der Mittelklasse endlich wieder, wo der Hammer hängt?
Pro
- Keine Bloatware, frühe Updates
- Gute Kameras
- Klinkenanschluss
- Lange Akkulaufzeit
Contra
- Kein NFC
- Kein WiFi-5
- Langsamer Flash-Speicher
Motorola Moto G8: Preis und Verfügbarkeit
Erst am Ende meines einwöchigen Tests des Motorola Moto G8 habe ich nachgeschaut, was das Gerät eigentlich kostet. Das mache ich öfter, um weniger voreingenommen an die Sache heranzugehen. Der Preis des Moto G8 liegt bei 199 Euro. Dafür bekommt man viel geboten. Da der Markt in diesem Preisbereich jedoch stark umkämpft ist, habt Ihr reichlich gute Alternativen.
Zum Lieferumfang gehört ein SIM-Tool, eine Silikonhülle, ein USB-Ladekabel (Typ-C am Smartphone-Ende) und ein Zehn-Watt-Netzteil. Ein Headset für den vorhandenen Klinken-Anschluss fehlt leider.
Motorola Moto G8: Design und Verarbeitung
Ich nutze zurzeit eigentlich das Huawei Nova 5T (Test) als Hauptgerät. Umso verblüffter war ich, dass das Moto G8 praktisch dasselbe Design trägt. Moto-G7-Kenner merken , dass die Kameras von einem mittig platzierten Kreis nun in eine längliche Glasfassung in einer der oberen Ecken wandert. Der Fingerabdruck wird hinten in der Mitte gescannt.
Ich nutzte im Testzeitraum die beigelegte, transparente Sillikon-Schutzhülle für das Moto G8. Sie verschleiert leider den recht hübsch gestalteten Plastik-Rücken des Moto G8. Immerhin lassen sich die Buttons von ihr ungestört wunderbar bedienen.
Das Display des Moto G8 wird von nicht näher beschriebenem Glas geschützt. Es wirkt oligophob beschichtet und sorgt für ein angenehmes Gleitgefühl beim Swipen. Es ist jetzt 6.4 Zoll groß. Aus Spaß an der Freude zeige ich Euch kurz, wie das historisch einzuordnen ist.
Wachstum der Moto-G-Generationen
Jahrgang | 2013 | 2014 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Moto … | G | G 4G | G (2nd Gen.) | G3 | G4 | G5 | G6 | G7 | G8 |
Display-Zoll | 4,5 | 4,5 | 5 | 5 | 5,5 | 5 | 5,7 | 6,2 | 6,4 |
Dass das Moto G8 sich in den meisten Lebenslagen dennoch nicht zu groß anfühlt, ist unter anderem ner neuartigen Gestensteuerung zu verdanken. Dieses Android-10-Feature hat bei uns seinen eigenen Artikel.
Das Gehäuse sei gegen auftreffendes Wasser, nicht jedoch gegen Eintauchen geschützt. Es gibt keine IP-Zertifizierung wie etwa noch in den Modellen der ersten Jahrgänge.
Motorola Moto G8: Display
Das 6,4-Zoll-Display löst in 720 x 1.560 Pixeln oder 268 PPI auf. Das sieht auf dem Papier recht gering aus, in der Praxis stört das jedoch nicht – außer, Ihr habt eine ultra-hochauflösende Netzhaut oder betrachtet das Display von weniger als 30 Zentimetern Abstand. Dann wird tatsächlich die Pixel-Matrix des IPS-Panels erkennbar.
Es ist jedoch so, dass fast alle Konkurrenten – allen voran die selbstgemachten – ein höher auflösendes Display haben. Das Moto G8 Plus hat auf 6,3 Zoll 2.280 x 1.080 und das G8 Power auf 6.4 Zoll 2.300 x 1.080 Pixel.
Für die Selfie-Cam hat Motorola dem Moto-G8-Display oben links ein Loch ausgestanzt. Falls Ihr Videos oder Spiele im vollen Format anseht, ist das sichtbar. Bleibt Ihr im 16:9-Format, befindet sich das Loch in einem der schwarzen Balken und Ihr seid fein raus.
In Sachen Helligkeit und Farben fehlen mir die Messgeräte für ein objektives Urteil. Das Display war jedoch in Sachen Helligkeit und Farbgenauigkeit auf gutem Niveau. Nachts ist es nicht zu hell, tagsüber hell genug. Der Helligkeitssensor arbeitet schnell genug. Es gibt einen Dark Mode (schwarze Apps mit weißer Schrift) sowie einen Nachtmodus (Blaufilter).
Motorola Moto G8: Software
Zum Testzeitpunkt im Mai läuft auf dem Moto G8 ein nahezu naturbelassenes Android 10 auf Patch-Level März 2020. Auch wenn es fast so aussieht, handelt es sich nicht um Android One. Damit verzichtet Motorola zwar auf die Update-Garantie und kann ein wenig bummeln.
Im Gegenzug kann der Hersteller die Software jedoch in Eigenregie anpassen und unter anderem die berüchtigten Chop-Gesten implementieren. Nehmt das Moto G8 in die Hand und tut so, als würdet Ihr zweimal auf eine Zwiebel hacken. Zack: Da geht der LED-Blitz als Taschenlampe an.
Bloatware gibt es abgesehen von Facebook keine. Lediglich die Google-Apps sind in einem etwas größeren Umfang vorinstalliert als unbedingt notwendig. Facebook sowie viele der Google Apps wie Tabellen lassen sich richtig deinstallieren.
Knapp wird der Speicher deswegen ohnehin nicht. Selbst nach einer Woche Nutzung als Hauptgerät hatte ich noch über die Hälfte des üppigen Speichers frei. Da Ihr Fotos und Videos unbegrenzt und kostenlos bei Google Fotos speichern könnt, sollten die 64 GByte auch vorerst genügen. Wenn nicht, legt Ihr eine schnelle MicroSD-Karte ein, formatiert sie als internen Speicher und verschiebt Apps und Daten darauf.
Motorola Moto G8: Performance
Im Motorola G8 stecken ein Qualcomm Snapdragon 665 , 4 GByte RAM und 64 GByte eMMC-Flash-Speicher.
Motorola Moto G8 im Benchmark-Test
3DMark Sling Shot Extreme | 3DMark Sling Shot VULKAN | 3DMark Sling Shot |
3DMark Ice Storm Extreme | Geekbench 5 (Single/Multi) | PassMark Memory |
PassMark Disk |
|
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Motorola Moto G8 | 1.084 | 1.050 | 1.765 | 23.440 | 315 / 1.420 | 13.604 | 22.026 |
Honor 9X | 890 | 932 | 1.150 | 16.463 | 311/1.348 | 11.875 | 58.355 |
Samsung Galaxy A40 | 496 | 728 | 802 | 13.549 | 262/952 | 12.371 | 15.703 |
Während der Chipsatz – vor allem auch dank der relativ niedrigen Display-Auflösung – für Games tauglich ist, patzt Motorola beim Drumherum. Bei Xiaomi bekommt Ihr im augenscheinlich ähnlich ausgestatteten Mi A3 (Test) deutlich schnelleren UFS-2.1-Flash-Speicher und WiFi-5 (auch IEEE 802.11ac genannt). LTE riegelt bei 150 Mbit/s ab, aber das spielt in Deutschland eine untergeordnete Rolle.
Motorola Moto G8: Audio
Sound kommt beim Moto G8 aus einem einzigen Lautsprecher rechts am unteren Rand. Der lässt sich erstaunlich laut aufdrehen und ermöglicht so auch Freisprechen beim Kochen auf drei Herdplatten. Dialoglastige YouTube-Videos, Podcasts oder Hörbücher lassen sich damit auch hervorragend genießen, da der Sound gut auf Mitten abgemischt ist.
Musik solltet Ihr vielleicht nicht unbedingt damit hören. Dafür könnt Ihr Euer bisheriges Headset oder alte Kopfhörer anschließen. Denn das Moto G8 hat noch den guten alten Klinkenanschluss. Aufgezeichnet wird der Sound in Videos nur in Mono; und zwar mit dem Mikrofon am oberen Ende.
Die Lautstärke sowie die Qualität beim Telefonieren ist wunderbar. Aufgrund des Lockdowns konnte ich leider nicht ausgiebig testen, wie gut es um die Nebengeräuschfilterung beim Telefonieren auf offener Straße bestellt ist.
Motorola Moto G8: Kamera
Besonders erfreut war ich über die Qualität und vor allem den Funktionsumfang der Kamera. Maßgeblich steht Euch eine Weitwinkel- und eine Ultra-Weitwinkel-Kamera zur Verfügung . In der Software schaltet Ihr zwischen ihnen mit den Buttons "1X" beziehungsweise "0,5 x" hin und her.
Hinten stehen Euch Hardware-seitig folgende Optiken und Sensoren zur Verfügung (Herstellerangaben):
- 16 MP (ƒ/1,7, 1,12 µm),
- 2 MP (ƒ/2,2, 1,75 µm) | Makro | geringstmöglicher Fokusabstand 2 cm,
- 8 MP (ƒ/2,2, 1,12 µm) | 118°-Ultra-Weitwinkel, Laser-Autofokus
Bei der Videoaufnahme ist UHD mit 30 fps, FHD mit 60 fps möglich. In Ultra-Weitwinkel gibt es nur maximal FHD mit 30 fps und in Makro nur HD mit 30 fps.
Beim Fotosmachen hilft eine KI, die die Szene automatisch erkennt und live Filter zur Bildoptimierung anwendet. Das funktioniert erstaunlich gut. Beim urbanen Sonnenuntergang mit mächtig Gegenlicht sind Details auch an schwach beleuchteten Fassaden noch super erkennbar. Dieselbe Szene mit der Ultra-Weitwinkel-Kamera wirkt hingegen matschig, verrauscht und voll von Artefakten. Letztere Optik solltet Ihr also nur bei schönem Wetter einsetzen!
Videos werden elektronisch stabilisiert. Es gibt Zeitlupe und Zeitraffer. Auch letzterer wird nachträglich stabilisiert, was jedoch in etwa so viel Zeit in Anspruch nimmt, wie die Aufnahme dauert.
Selfies könnt Ihr über einen Beauty-Filter Porträt-mäßig aufhübschen. Dann verschwinden Poren und Lippen werden pink. Macht Ihr Fotos im manuellen Modus, könnt Ihr sie neben dem JPG auch im RAW-Format als DNG-Datei ausgeben lassen.
Motorola Moto G8: Akku
Die Akkulaufzeit des Moto G8 ist super. Trotz des recht mittelmäßig großen 4.000-mAh-Akkus hält das Smarpthone über zwei Tage mit einer Ladung durch. Auch schnellladen geht, obwohl viele meiner Kollegen das anzweifelten. Das mitgelieferte Zehn-Watt-Ladegerät braucht rund zwei Stunden, um das Moto G8 voll aufzuladen.
Mit einem QuickCharge-3.0-Ladegerät konnte ich diese Dauer um eine halbe Stunde drücken. Das Moto G8 erkannte den Qualcomm-Standard als Motorolas "TurboPower" und lud mit rund einem Prozent pro Minute auf.
Gegen irrwitzig langatmige Konkurrenten wie das Samsung Galaxy M30s oder das Motorola Moto G8 Power (Test) kommt man damit nicht an. Doch erreicht das Moto G8 meinem persönlichen Empfinden nach einen hervorragenden Wert.
Hinzu kommt, dass sich Motorola gute Akkulaufzeit nicht durch aggressives Beenden von Hintergrund-Apps erkauft. Im Testzeitraum habe ich Benachrichtigungen von Telegram, Hangouts, Threema oder eBay stets pünktlich erhalten. Smartphones anderer Hersteller – insbesondere Huawei – fallen mir hier immer wieder negativ auf.
Motorola Moto G8: Technische Daten
Abschließendes Urteil
Das Mittelklasse-Smartphone Moto G8 hat mich positiv überrascht. Akkulaufzeit und Kamera machen einen hervorragenden Eindruck. Die Performance ist dem Preis angemessen und profitiert vor allem davon, dass die Software nur das Nötigste vorinstalliert.
Leider hat Xiaomi mit dem Mi A3 schon im Oktober 2019 eine Vorlage geliefert, die Motorola nicht toppen kann. Dort gibt es noch einen Hauch bessere Performance, ein kompakteres Design und in vielen Bereichen immer ein bisschen bessere Ausstattung (und sogar Android One!).
Das Moto G8 ist ein gutes Smartphone und sein Geld wert. Aber es gibt eben etliche gleich gute Alternativen.
Hab mir das Oukitel C17 Pro geholt für 129€. Ja, bin zufrieden. Macht was es soll und mehr braucht's nicht. Kann das Gerät gut empfehlen
Dachte du hast schon iphone se?
Das hab ich meinen Neffen (12) überlassen. Der mag "...jetzt lieber
Apple statt Bananen." 😁
Und ich will mal wieder Bananen essen statt Apple. Habe bei Amazon einen Androiden gesucht für max. 120€ etwa und bin aus C17 Pro gestoßen. Versteh nicht warum diese Marke hier nicht im Laden steht? Das Gerät ist top. Schickes Äußeres ( wobei schick immer Geschmacksache ist), Verarbeitung ist toll, Kamera macht tolle Bilder ( ich brauche keine Profiergebnisse). Im Vergleich zum Wiko 4 View Lite ist das C17 Pro nicht schlechter.
Da hättest du definitiv was besseres für dein Geld bekommen können
Ja aber im Endeffekt muss jeder für sich entscheiden. Ich fand das Kameraloch besser als ne Tropfennotch.
Klar, ist halt generell kein besonders gutes Gerät, selbst für den Preis
Die Zeit wird's zeigen. Hab mich nach dem auspacken erstmal eingespielt und mal sehen. Bin auch nur durch meinen Onkel auf die Marke aufmerksam geworden. Der hat das Ding auch und ist mehr als zufrieden.
Der historische Wachstum der Moto G Generation passt nicht so ganz. Weil 2013,2014 und auch 2015 gab es noch fast ausschließlich das 16:9 Format. Jetzt im langgezogenen 19:9 oder gar 20:9 Format haben die Smartphones mit 6,4 Zoll eine ganz andere Dimension. Das Samsung galaxy Mega hatte 6,3 Zoll im 16:9 Format und das ist viel größer als das hier vorgestellte Motorola mit 6,4 Zoll.
Eine gute Ergänzung, danke. Vielleicht füge ich noch eine Zeile mit den Abmessungen hinzu.
@Eric Ihr könnt ja Motorola gerne Mal interviewen und nach deren Strategie bzw. Ausrichtung für Ihre G Serie fragen
Ich versuche es. Aber das ist n bisschen so als früge man David Copperfield, wie man durch die chinesische Mauer hindurchspaziert. (Mensch, ich bin alt!)
Da erinnere ich mich doch an mein gutes altes G4 Plus zurück. Was ist nur aus Motorola/Lenovo Geworden? Traurige Entwicklung
Und ich mich an mein gutes altes Moto G (1) im Jahr 2014 😍
Die Auflösung killt es. Die ist einfach nicht mehr zeitgemäß bei so einer Displaygröße.
Nicht mehr zeitgemäß nur auf dem Datenblatt, oder weil man bei der geringen Auflösung fast nichts mehr erkennen kann?
Beides. Einerseits sieht man es (wenn auch nicht stark) bei sowas wie Videos (bilde ich mir jedenfalls ein, zumindest merke ich, wenn Youtube mal nicht auf 1080p abspielt), andererseits weil ein 1080p panel für ein Smartphone von den Kosten kaum bis keinem preislichen Unterschied machen sollte.
Alles, was Gianluca sagt, stimmt. Ich muss aber sagen, dass sich die geringe Auflösung günstig auf die Akkulaufzeit verlängert. Nicht nur wegen des Displays, sondern auch wegen der entlasteten GPU.
Soll Motorola froh sein wenn sich diese Smartphones noch gut verkaufen. Das aktuelle High-Ende RazR verkauft sich ja dermaßen schlecht, das es in USA heißt: bezahl eins, nimm 2.
Ich würde dann eher zum oukitel c17 pro greifen.
Motorola ist mit dem RazR über ihren Schatten gesprungen, hat sich etwas getraut und war sich dabei der "nostalgischen" Käuferschicht sicher.....zu sicher, wie sich herausstellte. Denn zum Lob gesellt sich leider auch Tadel: Verbockt haben sie es einerseits selber, nämlich mit dem astronomisch hohen Preis für ein Mittelklassegerät und andererseits wurden sie zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt von Samsung (Flip) in die Schranken gewiesen.
Dagegen hat das hier vorgestellte (gähn!-)Gerät ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, versinkt damit aber in den unendlichen Weiten der Eintönig- und Allgegenwärtigkeit.
Wieviele G7‘s und G8‘s will Lenovo noch raushauen? Alle haben gefühlt den selben
Prozessor irgendwas mit Snapdragon
660-6xx. Mal haben sie einen kleinen akku und dann wieder einen großen. Mal haben sie ne gute kamera mit ois dann Monate später wieder das selbe Gerät mit deutlich schlechter Kamera. Ich glaube Motorola hat langsam selber den Überblick verloren