Nach Milliardenstrafe: Google hebt Zwangsbündelung von Apps auf
Nachdem Google im Juli von der EU zu eine Milliardenstrafe verurteilt wurde, lenkt das Unternehmen jetzt ein und überarbeitet das Android-Geschäftsmodell. Dabei hebt man unter anderem den Zwang für Gerätehersteller auf, Google-Dienste installieren zu müssen.
Im Juli verhängte die EU eine Strafe in Höhe von 4,3 Milliarden Euro über Google. Der Grund: Das Unternehmen habe sich eine zu dominante Stellung aufgebaut. Dazu gehöre auch, dass Google Zahlungen an Provider und Hardware-Produzenten leistet, um so zu erreichen, dass ausschließlich die eigene Software auf den Endgeräten zum Einsatz kommt.
Jetzt hat Google eine Reihe von Maßnahmen vorgestellt, um Brüssels Vorwürfe auszuräumen und damit natürlich künftig solche Strafen zu vermeiden. Dafür werden drei Veränderungen an den bisherigen Auflagen vorgenommen.
Keine Zwangsbündelung von Android-Apps mehr
Zum einen werden Smartphone-Hersteller künftig die Möglichkeit haben, einzelne Google-Apps statt eines ganzen App-Pakets auf ihren Geräten vorzuinstallieren. Bislang mussten diese, wenn sie beispielsweise den Kartendienst Maps integrieren wollten, auch Googles Internetsuchdienst und den Internetbrowser Chrome mitinstallieren.
Damit erfüllt Google eine der wichtigen Forderungen der EU-Kommission. Die sah in der Zwangsbündelung nur Googles Weg, die eigene Suchmaschine nach der Vormachtstellung auf dem PC auch auf mobilen Geräten zu verstärken. Für die Google-Suche und den Chrome-Browser will das Unternehmen künftige separate Lizenzen anbieten.
Des Weiteren werden Smartphone-Hersteller künftig auch abgewandelte Android-Versionen auf den Markt bringen können, auf denen die Google-Dienste vorinstalliert sind. Bislang verbat es Google, die eigenen Apps auf solchen Android-Abwandlungen anzubieten. Diese mussten dann über teils komplizierte Umwege auf dem Smartphone installiert werden.
Die Änderungen am Android-Geschäftsmodell werden am 29. Oktober im Kraft treten und gelten für alle neuen Smartphones und Tablets, die danach im Raum der Europäischen Union gelauncht werden.
Was sagt Ihr zu Googles Änderungen? Nur ein kleines Einlenken, um die Marktwächter zu besänftigen, oder könnte das wirklich etwas verändern?
Quelle: Google
"Des Weiteren werden Smartphone-Hersteller künftig auch abgewandelte Android-Versionen auf den Markt bringen können, auf denen die Google-Dienste vorinstalliert sind. Bislang verbat es Google, die eigenen Apps auf solchen Android-Abwandlungen anzubieten."
Dürfen die Hersteller dann in Zukunft auch Fons mit google-losem Android neben solchen mit Google-Android verkaufen?
Diese strikte alles-oder-nichts Regel bzgl. des ganzen Produktkatalogs hat mich persönlich nämlich deutlich mehr gestört als die App-Bündelung auf dem Gerät.
Das ist jetzt vielleicht nicht populär, aber ich liebe die Google Apps als Alltagsbegleiter (Maps, Notizen, Kalender, Chrome, Youtube etc.) und bin einfach nur froh, wenn die Dinger vorinstalliert sind. Ich verstehe auch die heftige, andauernde Kritik an den Google Apps nicht, sie funktionieren wunderbar.
Ja nutzte ich auch sehr gerne, und finde es schön das auf meinem Gerät keine Apps doppelt sind.
So ungewöhnlich ist das denke gar nicht. :) Gerade Chrome nutzen aus meinem Bekanntenkreis eigentlich fast alle.
Hm, für mich erklärt der Artikel nur die halbe Warheit. Die Kollegen von TV gehen hier weiter:
"The Play Store and many of Google’s other apps, like Gmail, Google Maps, and YouTube, will be bundled together under a paid licensing agreement."
und
"It is not yet clear how much the fees will be. But one way or another, device makers have to pay if they want any of these Google services."
Ich denke das ist ganz entscheidend denn neu müssten die Anbieter z.B für den Play Store zahlen.
Ich denke nicht, dass Google hier das große Geld verdienen will, schließlich haben sie ja ein großes Interesse daran, ihre Apps auf möglichst viele Geräte zu bekommen und Daten sammeln zu können.
Ich denke ähnlich wie Tenten. Die Lizenzgebühr wird vermutlich eher symbolischer Art sein.
Ich habe das Problem schon bei Microsoft und der Browserwahl nicht verstanden.
Es zwingt mich doch keiner die vorinstallierten Apps zu nutzen. Ich habe als Nutzer immer noch die Freiheit auch Konkurenzprodukte zu nutzen.
Natürlich ist es ärgerlich, wenn ich ungenutzten Müll nicht deinstallieren kann, aber wenn alles strafbewährt wäre, was für mich als Kunden ärgerlich/nervig ist, dann wären sämtliche Firmen bereits pleite.
Wie hoch war noch mal die Strafzahlung, die VW, BMW, und Konsorten an die EU gezahlt haben? Ach stimmt, da hat mans ja nach fast 6 Jahren überhaupt erstamal geschafft ein offizielles Verfahren zu starten. Man war ja mit Googles vorinstallierten Apps beschäftigt.
Merke: "unerwünschte vorinstallierte" Software im Auto gut ... im Handy schlecht.
Es geht darum, dass auch Chrome und anderes vorinstalliert sein MUSS, wenn man als Hersteller den Play Store vorinstallieren will.
Damit verschafft sich Google aufgrund seiner Marktposition einen Vorteil gegenüber allen anderen Browser-Herstellern. Nicht jeder weiß, dass es andere Browser gibt, wo er sie findet und warum ein anderer Browser besser als Chrome sein könnte.
Außerdem betrifft das Vorgehen ja auch eine ganze Reihe weiterer Google-Apps: Hangouts, Drive, Google+, Duo, die Synchronisierung mit den Google-Konten (Android bietet vorinstalliert beispielsweise kein CardDAV und CalDAV an, iOS schon)
Leider ist immer nur von Chrome und der Suche die Rede. Ich weiß nicht, ob die anderen Apps kein Thema des Prozesses waren oder ob es sich um eine Vereinfachung durch die Medien handelt.
Worum es geht ist mir klar. Es gibt zwar einen Zwang für die Hersteller, das Komplettpaket zu installieren, aber es gibt eben keinen Zwang für die Kunden, dieses auch zu nutzen. Ich habe als Kunde völlige Freiheit in der Entscheidung, welche App ich nutze möchte.
Und jemandem, der nicht weißt "dass es andere Browser gibt, wo er sie findet und warum ein anderer Browser besser als Chrome sein könnte" ist damit auch nicht geholfen. Im Gegenteil - er wird dazu gezwungen sich mit etwas zu beschäftigen, dass er nicht weiß, kennt, versteht oder will.
Und nur wenig ist schlimmer (im technischen Bereich), als jemand, der keine Ahnung von der Materie hat, aber agieren muss.
Dann ist es Dir eben nicht klar, worum es geht. Google nutzt seine Marktmacht, um die Hersteller dazu zu verpflichten, die Google-Apps vorzuinstallieren. Dadurch geraten alle anderen Entwickler gleicher Apps ins Hintertreffen.
Das wäre so, als würde ein Vermieter Dir die Garage nur vermieten, wenn Du ein Auto aus seinem Autohaus dort einstellst.
Der Vergleich hinkt ein wenig. Die Garage wäre mit dem einen Auto voll und quasi nicht mehr für andere Autos nutzbar. Vorinstalleirte Apps kann man deaktivieren und somit fressen sie nur noch einen geringen Bruchteil des Speicherplatzes, eine Isntallation und Nutzung von Drittanbieterapps ist aber problemlos möglich.
Mir ist vollkommen klar worum es geht und ich finde es auch gut, dass der Marktausnutzung ein Riegel vorgeschoben wird. So dramatisch wie viele hier finde ich diese vorisntallierten Apps aber gar nicht, vor allem wenn man sich anschaut, was andere Hersteller für Bloatware auf ihre Geräte kippen. Mir persönlich hätte es genügt, wenn das Urteil gelautet hätte: Vorinstallierte Apps müssen vollständig deinstallierbar sein.
@Aries: Das wäre eben genau nicht so. Weil ich dann eben nicht mehr die Freiheit habe, ein Auto meiner Wahl in die Garage zu stellen. Bei den Apps habe ich die aber Wahl.
Wenn man es so vergleichen möchte, dann eher so, dass mir der Vermieter kostenlos ein Fahrzeug aus seinem Autohaus in die Garage zur freien Nutzung stellt und ich aber trotzdem auch ein anderes nutzen kann, wenn ich denn will. Da würde sichirgendwie niemand beschweren.
Hier wurde ein Detail vergessen zu erwähnen:
im Zusammenhang mit den genannten Änderungen müssen die OEMs zum Ausgleich zukünftig Lizenzgebühren zahlen, für alle Geräte, die in der EU verkauft werden.
Je nachdem wie diese Gebühren ausfallen könnte es also dazu kommen, das wir zukünftig mehr zahlen müssen (weil der Hersteller die neuen Kosten an uns Käufer weiter reicht), und/oder manche Geräte in der EU gar nicht mehr angeboten werden, und/oder manche Geräte dann tatsächlich mit Hersteller-Appstores statt dem Playstore kommen.
Hat das doch noch einer gesehen.. ;)
Auch wenn es einige Gegenargumente geben wird, finde ich es falsch das iOS nicht gleich behandelt wird wie Android. Immerhin ist es ein geschlossenes System das aber im Vergleich zu Android Narrenfreiheit besitzt. Klar ist iOS im Vergleich nicht so stark verbreitet aber wie war das noch mal das vor dem Gesetz alle gleich seien..?
Wenn es aber um Marktposition oder Monopolstellungen geht, können doch gar nicht alle gleich sein.
Außerdem wird IOS ja nur von Apple genutzt. Apple zwingt also nur sich selbst, Apps von sich selbst vorinstallieren zu müssen. Macht wenig Sinn, oder?
Für Hersteller und Kunden gut, für Google weniger da weniger Daten gesammelt werden können. Die meisten Hersteller werden trotz Lizenzgebühren auf beliebte Apps wie z. B. Maps kaum verzichten
Finde ich super! Weniger Google-Bloatware ist immer was feines.
Bin Mal gespannt, wie sich das in der Praxis dann zeigt.
Weniger von Google, dafür mehr Müll von den Herstellern. Da haben wir ganz viel davon.
Wenn ich mir ansehe, was die Hersteller alles vorinstallieren, kann das nicht mehr viel mehr werden, sonst müssten sie mehr internen Speicher verbauen.