Schwere Vorwürfe gegen Xiaomi: Unabhängiger Gutachter soll Klarheit bringen
Xiaomi wurde in der vergangenen Woche beschuldigt, bestimmte Inhalte auf europäischen Smartphones zu blockieren. In einer neuen Erklärung bestreitet das Unternehmen die Vorwürfe erneut und wagt einen neuen Schritt. Denn nun soll ein unabhängiger Gutachter den Sachverhalt erneut prüfen. Kann Xiaomi seine Weste wieder ein wenig rein waschen? Hier gibt's die vollständige Erklärung für Euch!
- Xiaomi teilt mit, den Anschuldigungen der litauischen Sicherheitsbehörde zu widersprechen, sie aber ernst zu nehmen
- Klarheit soll nun ein unabhängiger Gutachter bringen
- Hersteller beteuert zudem, dass die Bestimmungen des europäischen Datenschutzgesetzes (DSGVO) einhält
Der Bericht des litauischen Unternehemns untersuchte 5G-Mobiltelefone von drei chinesischen Herstellern – Xiaomi, Huawei und OnePlus – und behauptet, dass das Xiaomi Mi 10T einen Wortfilter enthält, der für die Zensur in Apps verwendet werden könnte und Begriffe enthält, die mit politischen und sozialen Gruppen in Verbindung stehen.
Aus dem NCSC-Bericht selbst geht jedoch hervor, dass der Filter bei den in Europa verkauften Modellen nicht aktiviert ist. In der Antwort von Xiaomi wird das Vorhandensein der Wortliste, die angeblich in einer Datei namens "MiAdBlacklistConfig" aktiviert wird, nicht bestritten. Der Hersteller erklärt jedoch, dass er ein Begriffsverwaltungssystem verwendet, welches "zum Schutz der Nutzer vor unangemessenen Inhalten wie Pornografie, Gewalt, Hassreden und Verweisen eingesetzt werden kann".
Xiaomi erklärt nun in einer zweiten Pressemitteilung, dass es ein unabhängiges Gutachten einholt, um die vom NCSC aufgeworfenen Punkte zu widerlegen. Wann die Ergebnisse der Analyse vorliegen, ist bislang allerdings unklar. Darüber hinaus betonte der Hersteller, dass er die Standards für den Umgang mit personenbezogenen Daten in Europa respektiert, die im Datenschutzgesetz (DSGVO) zusammengefasst sind.
Die vollständige Erklärung von Xiaomi
Zitatgeber: ein Sprecher von Xiaomi
Datum: 27. September 2021
Xiaomi ("wir") sind uns des Berichts "Cybersecurity assessment of 5G-enabled mobile devices" („der Bericht“) bewusst, der kürzlich von der litauischen Cybersecurity and Information Authority (NCSC) veröffentlicht wurde.
Wir nehmen die in dem Bericht erhobenen Vorwürfe ernst. Wir bestreiten zwar die Darstellung bestimmter Ergebnisse, aber wir lassen die im Bericht aufgeworfenen Fragen von einem unabhängigen Experten prüfen. Wir sind von der Integrität unserer Produkte und der Compliance-Praktiken unseres Unternehmens in Litauen und ganz Europa überzeugt, und wir glauben, dass eine dritte Partei dies für unsere Nutzer und Partner bestätigen wird.
Xiaomi möchte insbesondere auf zwei wichtige Punkte in dem Bericht eingehen:
1. Angebliche Zensur
Die Produkte von Xiaomi beschränken oder filtern nicht die Kommunikation von oder zu ihren Nutzern. Xiaomi hat nie und wird auch in Zukunft keine persönlichen Aktivitäten seiner Smartphone-Nutzer einschränken oder blockieren, wie z. B. das
Suchen, Anrufen, Surfen im Internet oder die Verwendung von Kommunikationssoftware Dritter. Im NCSC-Bericht wird nicht behauptet, dass wir dies tun.Der Bericht verweist darauf, dass Xiaomi eine Werbemanagement-Software einsetzt, die nur begrenzt in der Lage ist, bezahlte und Push-Werbung zu verwalten, die über Xiaomi-Apps wie Mi Video und Mi Browser an die Geräte gesendet wird.
Dies kann genutzt werden, um Nutzer vor anstößigen Inhalten wie Pornografie, Gewalt, Hassbotschaften und Bezugnahmen, die für lokale Nutzer beleidigend sein könnten, zu schützen. Diese Praxis ist in der Smartphone- und Internetbranche weltweit üblich.
1 siehe Artikel 13 Controversial Content of Facebook Ads policies, verfügbar unter
https://www.facebook.com/policies/ads/; Political Content Clause of Google Ads policies, verfügbar unter
https://support.google.com/adspolicy/answer/6008942Wir überprüfen unsere Richtlinien für das Werbemanagementsystem von Zeit zu Zeit, um sicherzustellen, dass sie den Bedürfnissen und Erwartungen unserer Nutzer entsprechen.
Xiaomi hat sich verpflichtet, in allen Ländern verantwortungsvoll und transparent zu handeln. Wir verpflichten uns zu ständiger Verbesserung und Innovation und begrüßen den Austausch mit Nutzern, Aufsichtsbehörden und anderen Interessengruppen.
2. Datenverarbeitung und Datenübermittlung
Der Bericht suggeriert auch fälschlicherweise eine unangemessen Datenverarbeitung. Tatsächlich erfüllt Xiaomi alle Anforderungen der Datenschutzgrundverordnung, einschließlich der Verwendung, Verarbeitung und Übertragung von Endnutzerdaten. Unsere Konformität gilt für alle Systeme, Apps und Dienste. Jegliche Nutzung von personenbezogenen Daten setzt die gültige Zustimmung des Endnutzers voraus und erfolgt immer in Übereinstimmung mit den
lokalen oder regionalen Gesetzen und Vorschriften der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten.
Xiaomi arbeitet in Übereinstimmung mit den ISO/IEC 27001 Information Security Management Standards und dem ISO/IEC 27701 Privacy Information Management System. Seit 2016 erhält Xiaomi außerdem jedes Jahr die Enterprise Privacy Certification von TrustArc. Dies gewährleistet den bestmöglichen Schutz der Privatsphäre und der Sicherheit für den Endbenutzer.
Xiaomi möchte noch einmal betonen, dass wir uns dem Datenschutz und der Sicherheit unserer Nutzer verpflichtet fühlen. Wir arbeiten mit den höchsten Standards und halten alle lokalen und regionalen Vorschriften ein.
Stellt man jetzt eigentlich Apple auch an den Pranger und bestellt einen unabhängigen Gutachter, da Apple ja in Zukunft ungefragt die Fotos der Nutzer scannen will? Oder ist das dann wieder nicht so schlimm und verdächtig weil das ein großer US Konzern ist?
Siri soll zumindest in der Vergangenheit auch "schlüpfrige", sexualisierte Begriffe gefiltert, also nicht erklärt haben. Das hatte wohl was mit deren Vorstellung von Jugendschutz zu tun. Tatsächlich wurden aber solche Begriffe auch für Erwachsene damit tabuisiert, also zensiert.
Dabei ist es nicht selbstverständlich dass ein Erwachsener einen Begriff wie "Gang-Banging" , der darüber hinaus doppeldeutig ist, kennt, und daher einen Sprachassistenten zur Erklärung verwenden will.
Ein Wortfilter für Suchbegriffe wie unterstellt wäre aber höchst ineffektiv. Jeder der eine Suchmaschine benutzt wird ganz intuitiv den Kontext des Begriffs in der Suche ändern und den Suchbegriff sogar umschreiben oder Synonyme verwenden, wenn er mit den Ergebnissen nicht zufrieden ist. Dagegen sind einfache Wortfilter aber machtlos. Ich denke, die Erklärung Xiaomis ist zutreffend, und alleine die Möglichkeit, dass so ein Filter zur Zensur verwendet werden könnte, ist für den baltischen Kleinstaat ein Mittel, den chin. Hersteller zu diskreditieren, sozusagen als Mittel der Rache in einem diplomatischen Disput. Die Geräte sind sicherlich auch schon von ganz anderen Stellen vorher untersucht worden, der Filter ist dort aber anders gedeutet worden, nämlich dafür, wofür er eigentlich gedacht ist, oder es ist ihm keine Bedeutung beigemessen worden, weil er die auch nicht hat.
Der zeitliche Zusammenhang dieser "Entdeckung" mit dem diplomatischen Konflikt lässt diesen Verdacht jedenfalls plausibel erscheinen.
Die Durchsuchung von Fotobeständen auf iPhones nach Bildern mit möglicherweise kinderpornografischen Inhalten ist aber vorläufig vom Tisch. Nach Protesten will Apple das Ziel, den Kampf gegen Pädophilie, zwar nicht aufgegeben, aber nach Möglichkeiten suchen, das auf alternativen Wegen zu machen.
„Stellt man jetzt eigentlich Apple auch an den Pranger…“
Die stehen deswegen schon am Pranger…