Windows Mixed Reality: So haucht Microsoft VR neues Leben ein
Der VR-Hype hat ein wenig nachgelassen. Nun schickt sich Microsoft an, mit Mixed Reality der Technologie neues Leben einzuhauchen. Auf der IFA haben wir uns das System und die fünf Headsets näher angesehen. Allerdings handelt es sich tatsächlich um Virtual-Reality-Headsets. In einer zweiteiligen Artikelreihe stellen wir Euch zunächst die Plattform vor.
Was ist eigentlich Mixed Reality?
Virtual und Augmented Reality sind wohl den meisten ein Begriff – falls nicht haben wir die wesentlichen Unterschiede in einem eigenen Artikel aufbereitet.
Was ist nun aber Mixed Reality (MR)? Laut Microsoft ist es geradezu eine Mischung aus beidem. Gewissermaßen ist Mixed Reality mächtiger als Augmented Reality, weil die Verschmelzung beider Welten für größere Anwendungsszenarien sorgt – die HoloLens ist dafür ein perfektes Beispiel.
Nun bringen fünf Hersteller zusammen mit Microsoft Mixed-Reality-Headsets auf den Markt. Obwohl: Eigentlich handelt es sich um Virtual-Reality-Headsets. Der Hintergrund ist in der Benennung der Content-Plattform Windows Mixed Reality und auch der Technologie zu finden. Auf der IFA-Keynote sprach Microsoft ganz freimütig davon, VR-Headsets mit seinen Partnern entwickelt zu haben. Mixed Reality ist mit den Mixed-Reality-Headsets nicht möglich.
Allerdings stammt die Tracking-Technologie von der HoloLens ab. Überhaupt basiert Microsofts VR-Plattform auf den Vorarbeiten, die wir von der HoloLens kennen. Kurzum: HoloLens und die neuen VR-Headsets sind zwei Ausprägungen einer Plattform, die Microsoft als Mixed Reality bezeichnet. Im Folgenden bezeichnen wir die Headsets daher auch als Mixed-Reality-Headsets, weil sie für diese Plattform konzipiert wurden.
Mixed Reality: So ist das System konzipiert
Microsoft hat die Mixed-Reality-Plattform konzipiert und betont unter anderem die niedrigen Systemvoraussetzungen – die integrierte Grafik mancher Prozessoren soll ausreichen. Wie uns auf der IFA einige Hersteller bestätigten, liegt das auch an der inhaltlichen Ausrichtung. Zwar sollen mittelfristig auch SteamVR-Spiele funktionieren – zum Start Mitte Oktober jedoch noch nicht – dafür sind aber die üblichen Voraussetzungen für PC-basierte VR zu erfüllen.
Gedacht ist die Mixed-Reality-Plattform vorrangig für Bildungs-, Entertainment- und Produktivitätsanwendungen. Diese wiederum sind nicht so hardwarehungrig wie VR-Spiele. Vive und Oculus haben in vielerlei Hinsicht also keine neue Konkurrenz bekommen. Allen voran beim Tracking bleiben sie ungeschlagen.
Die ersten Minuten in Microsofts Mixed Reality
Startet man in die Mixed Reality, so findet man sich zunächst in einem Haus wieder. Dieses kann man durchstreifen. Jeder Raum steht für unterschiedliche Aktivitäten - im Wohnzimmer lassen sich Videos starten, Urlaubsfilme wiederum auf der Terrasse (standesgemäß mit Blick aufs Meer). An der Wand im Arbeitszimmer hängt ein Internet-Browser und Spiele gibt es auch.
Browsen in VR? Ja, das geht und war unserem Eindruck nach ganz ordentlich möglich. Sicher, die Schriftdarstellung ist nicht so scharf wie bei einem klassischen Desktop-Browser, aber die schiere Größe des Fensters ist für bild- und videolastige Webseiten sicher von Vorteil. Links klicken mit den Motion Controllern war zielsicher möglich. Dabei kam der Browser Edge von Microsoft zum Einsatz, dessen VR-Pendant sich mit der Desktopversion Einstellungen aber vor allem auch die Bookmarks teilt.
Sich durch das virtuelle Haus bewegen geht auf zweierlei Arten: Entweder mittels Teleport. Diese Fortbewegung ist wohl die angenehmste und vor allem für VR-Einsteiger geeignet: Drückt man den analogen Stick auf einem Controller so erscheint ein Pfeil, der mittels Blick und dem kleinen Stick in der VR-Welt positioniert werden kann. Lässt man den Stick los, teleportiert man zu dem gewählten Punkt – wer das zweimal gemacht hat, beherrscht dies. Als Alternative gibt es auch die Option, direkte Bewegungsschritte mit dem Stick auszulösen. Das ist erheblich anspruchsvoller und kann leichter zu Übelkeit führen.
Insgesamt erscheint die Haus-Metapher der Mixed-Reality-Plattform als sehr eingängig. Abzuwarten bleibt, ob Nutzer eine so ausgefeilte Umgebung tatsächlich für sinnvoll erachten. Unklar ist, wie flexibel das System ausgelegt ist. Wünschenswert wäre es durchaus, dass User das Haus an ihre eigenen Bedürfnisse anpassen können.
Im zweiten Teil des Artikels, der am Samstag erscheint, gibt es unsere Impressionen von mehreren Headsets. Die Artikelreihe entstand als Zusammenarbeit zwischen Luis, Benoit und Hans-Georg.
Die HoloLens und MR als Vorstufe des Holodecks. Gene Roddenberry hätte sich gefreut.