Darum sagt Ihr Nein zu Smart Home
Im zweiten Teil unserer Umfrage-Auswertung wollen wir herausfinden, warum rund ein Drittel unserer Leser keine Anschaffung eines Smart-Home-Gerätes plant. Die Zweifel erstrecken sich vom reinen Mangel an Interesse über den bislang zu großen Aufpreis bis hin zu Sicherheitsbedenken. Wir werfen einen Blick auf einzelne Reaktionen.
Die Zukunft ist heute: Online-Versandhandel und Web-Dienstleister Amazon hat mit seinen Echo und Echo Dots den Sprachassistenten Alexa in Millionen Haushalte gebracht. Google wird voraussichtlich noch im Sommer Google Home mit seinem Assistant in unsere Stuben bringen. Auch Apple hat schon seinen Homepod gezeigt. Sie alle wollen die Zentrale Eures Smart Homes werden, Licht einschalten, Rollläden herunterlassen, Türen öffnen, Heizungen regeln. Doch nicht jedem von Euch gefällt dieser Ausblick.
Smart Home kommt derzeit zu einem hohen Preis. Nicht nur kosten die einzelnen Komponenten viel Geld. Derzeit sind zumindest die oben genannten Smart-Home-Zentralen noch auf die Internetverbindung zum Server angewiesen, in dem eine der gigantischen künstlichen Intelligenzen (KI) trainiert wird. Etliche Kommentare beschäftigten sich genau damit.
Torsten: "Smart Home hätte ich eigentlich verdammt gerne. Aber so lange das nur [...] über Internet und fremde Server realisierbar ist, möchte ich das einfach nicht."
Karl E: "Smart Home könnte okay sein, wenn man es wirklich ausschließlich lokal im Haus oder in der Wohnung nutzt, ohne Verbindung zum Internet."
Die übrigen Kommentare erachten die bisherigen Implementierungen noch als zu kleinteilig. Die Ausführung von Aries fasst etliche Zweifel und Kritikpunkte zusammen, die in der Diskussion geäußert wurden:
- Was bringt es mir, wenn ich weiß, dass Einbrecher in der Wohnung sind? Ist eine Alarmanlage mit stillem Alarm bei der Polizei, die es schon Jahrzehnte gibt, nicht vielleicht die smartere Lösung?
- Was bringt es, wenn ich den Einbrechern zusehen kann? Ist nicht eine simple Kamera die smartere Lösung?
- Was bringt es mir, wenn ich zusehe, wie meine Wohnung abbrennt? Ist ein Rauchmelder mit Feuerwehrruf nicht die smartere Lösung?
- Licht schalten, Rollos steuern, hält keinen Einbrecher ab. Im Gegenteil, wenn keine Leute, keine spielenden Kinder am Haus zu sehen sind, ist das doch ein Hinweis, dass etwas zu holen ist. Oder warum sollte ich Anwesenheit vorgaukeln?
- Wenn ich schon zu faul bin, für das Licht vom Sofa aufzustehen, kann ich das auch mit Fernbedienungen und Klatschschaltern ohne Internetverbindung umsetzen. Aber wer bringt mir das Bier und die Chips? Der Roboter? Trägt der mich auch ins Bett oder muss ich den Weg etwa selbst gehen? Kleidet der mich auch ein und wählt die zum Wetter passende Kleidung?
- Wozu muss ich die Heizung aus der Ferne steuern? Das machen Thermostate auch ohne Internetverbindung super. Die zwei Mal im Jahr, wenn ich länger weg bin, kann ich die Heizung auch gleich bei meiner Rückkehr aufdrehen. Abgesehen davon, dass es so kalt gar nicht sein sollte, damit sich kein Schimmel bildet.
- Auch eine Klimaanlage muss ich nicht aus der Ferne steuern. Die kann ich auch einschalten, wenn ich in die Wohnung komme.
- Der Kühlschrank muss nichts bestellen. Ich sehe doch bei jedem Öffnen, was da ist. Auf was ich Appetit habe, weiß der Kühlschrank nicht und der Supermarkt muss es nicht analysieren.
- Warum muss ich Alexa erzählen, was ich bestellen möchte? Ist ein Klick so kompliziert?
- Warum muss ich Google Home sagen, welche Musik ich hören möchte? Mein Kodi-System mit App ist nicht kompliziert zu bedienen.
- Warum verlangt mein Samsung-TV einen Samsung-Account, wenn ich die vorinstallierte Twitter-App nutzen will? Für wen ist der TV smart? Für mich oder für Samsung?
Der Glaube an den Mehrwert der derzeitigen Smart-Home-Geräte, wie man sie in Elektromärkten findet, ist insgesamt gering bis nicht vorhanden. Der minimale Komfortgewinn ist nicht erkennbar, wenn dafür teure Neugeräte angeschafft, energiehungrig mit dem Internet verbunden und von einer wenig Vertrauen erweckenden Technologie gesteuert werden soll.
Welche Stärken suchen also die Leser, die der bisherigen Welle an Lifestyle-Smart-Home Geräten offenbar fehlen? Michael K. blickt auf andere Länder und erklärt: "Vielleicht kann man mit Smart Homes eines Tages Geld sparen, wenn es hochvolatile Stromtarife gibt. Dann könnte es die großen Haushaltsgeräte wie Geschirrspülmaschine und Waschmaschine einschalten oder das E-Auto zu der Uhrzeit laden, wenn der Strompreis niedrig ist."
Ein Bereich, der bisher noch kaum von den Lesern beachtet, aber von manchen angemerkt wird, ist der Gesundheitssektor: Wie groß ist der Mehrwert für die Menschen, die sich nur noch eingeschränkt bewegen können? Peter Herzog berichtet:
"Ich sitze im Rollstuhl und habe mir angefangen vom Fernseher, Radio über Licht etc. so viel wie möglich sprachgesteuert eingerichtet. Ich möchte es nicht mehr missen. Hat einer der "Ablehner" schon mal dran gedacht alt zu werden, oder wegen eines Arztfehlers plötzlich nicht mehr gehen zu können? Die Geräte werden immer besser und die Nachteile... sind auszuhalten :-)"
In bestimmten Szenarien verkommen die Sorgen um lauschende KIs oder nicht-hundertprozentige Sicherheit. Dann erfreut man sich mehr, dass die Einrichtung der neuen Geräte auch ohne Fachkenntnisse abläuft. Freilich ist der Online-Zwang der bisherigen Implementierungen eine große Schwäche. Hoffen wir auf Mozilla und seine Common Voice, die Sprachsteuerung für Open-Source-Projekte. Diese könnte zumindest eine kleine Alternative zu den For-Profit-Giganten werden.
Und ja, die Sicherheit der Smart-Home-Netze muss gravierend auf Router-Ebene und in jeder einzelnen Komponente verbessert werden. Ich will mich darauf verlassen können, dass die Sicherheitslücke in meinem Samsung-Kühlschrank dem Einbrecher nicht dabei hilft, auf meine Kosten bei Amazon zu bestellen oder gar meine Haustür zu öffnen. Und ich will ein Verkaufsverbot für Geräte, deren Sicherheitslücken sich nicht schließen lassen.
Zum Glück arbeitet die EU an einer entsprechenden Richtlinie, bei der wir zumindest auf der Verpackung ablesen können, wann der Hersteller den Support einstellt. Dann wissen wir wenigstens, wann es smart wäre, die Komponenten zu ersetzen.
Amazon verdient 90% seines Umsatzes mit Cloud Dienste. Und Alexa ist ständig online und sammelt fleißig Daten. Nun zählt mal 1 und 1 zusammen. Was passiert dann?
Wenn man dieser neoliberalen Marktwirtschaft eine zusätzliche Chance geben will, dann sollte man sich sein ganzes Leben vollstopfen mit KI und solchen Dingen, die angeblich "smart" sind. Die ganzen Unternehmen können das, nähmlich unser erarbeitetes Guthaben, sehr gut ge- oder verbrauchen. Denn eines ist doch mal "klar wie Klosbrühe". Der Geldbeutel des dadurch "gebeutelten Verbrauchers" bleibt durch diese technischen Verschlimmbesserungen mehr als "smart".
Ich persönlich gehe da nicht ganz so weit. Ein wenig Unterstützung kann durchaus ganz hilfreich sein. Allerdings möchte ich später nicht fettleibig (durch chemiefrittierte und zudem genveränderte Kartoffelchips oder irgendwelche brickelnden Zuckerwässerchen, geschweige denn durch irgendwelche obergärigen Hopfengetränke) oder andererseits knochenschwundgeplagt (durch zu wenig Bewegung, geschulded der ganzen "Alexas", "Dots", "Siris" oder wie auch immer sie verdinglicht liebkosend benannt werden) dahinsichen und verscheiden, ohne wirklich gelebt zu haben. Letzteres bedeutet nun mal, sich zu bewegen und ausgiebig mit der Umwelt zu interagieren. Da sind irgendwelche 3D-Fantasien mittels Brillen oder auch Projektoren definitiv kein Ersatz. Auch nicht, wenn dabei irgendein "Kontakt in diese Welt" mittels Sensoren simuliert wird. Was meine Haustür angeht, nutze ich den guten alten Schlüssel, denn den muß ich motorisch trainierend immer wieder in das Schlüsselloch einfügen und bewege somit meine Handgelenke und trainiere die Muskulatur. Außerdem werden weit mehr Synapsen des Gehirns angesprochen, als wenn man nur dauernd irgendwelche Befehle an irgend eine "Maschine" brüllt.
Eine Gesellschaft, die mittels dieser Dinge kommuniziert bringt es im Großen und Ganzen nie zur wirklichen Gemeinschaft, sondern bewegt sich irgendwann nur noch in einer Welt, wie die von Huxley und zudem in einer von Orwell.
Ich finde, man sollte bei der Diskussion erst mal zwischen wirklich "smarten" Geräten und nutzlosen Gimmicks unterscheiden.
Smarte Geräte bringen einen wirklichen Mehrwert, zum Beispiel eine automatische Lichtsteuerung, die abends den Blauanteil im Licht entfernt (klingt vielleicht witzig, aber man schläft wirklich besser). Auch ein RFID Türschloss zählt für mich dazu, wenn man sich den Chip implantieren lässt, kann man nie wieder den Schlüssel vergessen. Will man aus dem Urlaub jemanden in die Wohnung schicken, kann man ihm einen zeitlich begrenzten Zugang aufs Handy schicken. Ein automatischer Staubsauger ist auch sehr nützlich, spart viel Zeit, da er einfach durch die Bude rollen kann, wenn niemand daheim ist.
Nutzlose Gimmicks sind für mich zum Beispiel Fernseher mit Sprachsteuerung. Die funktionieren so lange, bis man ein anständiges Audiosystem dran hat, dann verstehen die keinen Befehl mehr (die Erfahrung habe ich mit Samsung, Sony und LG gemacht). Bei der Meinung gehe ich aber von einem gesunden Erwachsenen aus. Für körperlich oder geistig eingeschränkte Menschen kann auch so etwas sinn machen.
Ähnlich sehe ich das bei Lösungen, um Heizung oder Klimaanlage zu steuern oder bei Kühlschränken, die automatisch Lebensmittel nachbestellen können.
Dann kommen auch noch die Probleme dazu, wenn man verschiedene Systeme kombiniert. Da fällt mir eine lustige Diskussion zwischen "Alexa" und dem Fernseher eines Bekannten ein, die ich hautnah miterleben durfte.
Den Datenschutz lasse ich jetzt einfach mal außen vor, die meisten Menschen, die wirklich alles "smart" haben möchten, teilen auch alles in den sozialen Netzwerken, von ihrer Frühstücksvorliebe bis hin zur Konsistenz ihres Stuhlgangs...
Ich sage immer noch NEIN zum Glashaus 😠
Ich finde es beängstigend, dass ein böser Gangster, die Politik oder weiß der Geier mich "beobachtet" und mein Leben überwacht.
Theoretisch könnte mich wer auch immer in meine Wohnung einsperren, meine Rollo runter fahren, mein Internet/Telefon sperren und meine Haustüre verriegeln....
Sehe schon in der Bildzeitung
stehen :
Mia, Ein junges Mädchen wurde verhungert in ihrer Wohnung gefunden 😁😁😂😂
..das zeigt, das auch junge Menschen dem ganzen durchaus kritisch gegenüber stehen, Super!
Ich bin froh, dass ich von Ferne Einfluss auf Rollos und Licht habe. Sogar die Katze kann ich automatisch oder manuell im Urlaub füttern. Geht alles, muss nix...
Bei uns machen das die Nachbarn, hast du keine?
Ein Smarthome macht einem dann vollständig überwachbar.
Schon ein Mobiltelefon macht einen bis zu einen gewissen Grad überwachbar,, aber wenn dann auch noch alles was ich zu Hause mache in irgend einer Form registriert wird und von fremden in der Ferne ausgelesen werden kann, (IOT ist derzeit nun nicht wirklich sicher und alles was eine Verbindung zum Internet hat, kann auch gehackt werden) dann ist das einfach zu viel.
Der Kühlschrank der wunderbar darüber Auskunft gibt, was und wie viel ich esse und trinken? Muss das sein?
Der digitale Assistent, welcher dann doch mal mehr aufnimmt als er soll?
Wunderbare Aufzeichnungen darüber, wann ich welches elektrische Geräte verwende und wie viel Strom ich verbrauche?
Ein Aspekt wurde genannt, über den ich selbst nie nachgedacht habe, die Menschen, die eine größere Einschränkung in ihrem Sein im Vergleich zu einem "normalen" Menschen haben, können wirklich von sowas wie Smartphone profitieren, wer gehbehindert ist, der kann Sprachsteuerung wirklich gut brauchen, das sehe ich ein .... Blinde, Gehörlose usw. benötigen benfalls besondere Unterstützung, doch da braucht es auch spezielle Technik, mal abgesehen von der Sprachsteuerung und naja, den Fernbedienungen, die auch ohne Smarthome ganz gut helfen können, ich war ja auch mal ein halbes Jahr ziemlich Gehbehindert, da ist alles sehr viel Anstrengender und ich war für jede Hilfe dankbar.... Licht und Fernseher über Fernbedienung ging gut, brauchte dazu keine Sprachsteuerung oder Smartphone... aber ich finde, diesesn Aspekt zu disskutieren und zu erörtern macht Sinn, aber natürlich sollten das vor allen jene tun, die davon betroffen sind, sofern sie das können ..... Ich denke aber auch für zumindest die Gehbehinderten und Rollstuhlfahrer ohne weitere Einschränkungen ist Technik da, um zu helfen ..... aber was ist mit anderen Hilfebedürftigen?
Mit "Smart" ist immer eine Vernetzung im LAN verbunden. Zumindest das LAN hängt am Internet. Unterstützung für behinderte und alte Menschen gibt es schon lange ohne Intetnetverbindung.
Jedes Gerät im LAN vergrößert die Angriffsfläche. Erst Recht, wenn es Serverdienste den Zugriff von außen ermöglichen oder Laien sich nicht bewußt sind, was sie konfiguriert haben.
Und wer pflegt die smarte Infrastruktur ? Die Oma/Opa die gerade das Festnetz noch bedienen will oder kann. Mal sehen was da so alles kommt. Privat wäre mir eine Blockhütte am See in Kanada mit PC am Kabel am liebsten. Smart Home ist nicht wirklich ein erstrebenswerter Zustand für mich.
Jeder wie er will und kann.
Mehr digital detox und der Mensch bleibt menschlicher
Da geb ich dir nicht ganz recht. Billige Smarthome lösungen kommen ohne Internet nicht aus. Bei einen hochwertigen Smarthome so wie ich besitze, sitz der Server bei mir im Verteilerschrank und funktioniert auch noch alles ohne Internet bis auf der fernzugriff. Da läuft nicht jede glühbirne über einen Webserver und die Musik die abgespielt wird kommt von der IR gesteuerten Steroanlage und nicht vom Amazon Server. Auserdem lassen sich mit einem Hochwertigen system weit mehr dinge bewerkstelligen, denn Lichter einschalten und Musik abspielen ist noch kein Smarthome :-)
Momentan ist es nicht so hilfreich und zu teuer.