Die Windkraft: Ein unverzichtbarer Pfeiler der deutschen Energiezukunft
Die deutsche Energiepolitik steht an einem Wendepunkt. Im Vorfeld der Bundestagswahlen wird das Thema Energie immer drängender, nicht zuletzt wegen der steigenden Preise. Ein Wahlversprechen von AFD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel, „alle Windmühlen der Schande“ abreißen zu wollen, sorgt für entsprechendes Aufsehen. Die Energiewende in Deutschland hat ihre Schattenseiten. Die Kosten für den Netzausbau und die politischen Streitigkeiten führen zu einem großen Unmut in der Bevölkerung. Zudem gibt es einen breiten Widerstand gegen Windkraftanlagen, nicht zuletzt wegen ihrer Sichtbarkeit in der Landschaft. Aber nehmen wir einmal an, man würde tatsächlich alle Windkraftanlagen in Deutschland stilllegen. Was würde das bedeuten?
Der Verlust eines fundamentalen Energiebausteins
Die Windenergie ist nicht nur ein fester Bestandteil der deutschen Energieversorgung, sondern trägt entscheidend zu einem Drittel des jährlichen Energieverbrauchs bei. In Zahlen: Rund 34 Prozent des deutschen Stroms stammen aus den mehr als 29.000 Windkraftanlagen, die über das Land verteilt sind. Dies bietet nicht nur eine zuverlässige Energiequelle, sondern schafft auch um die 100.000 Arbeitsplätze. Eine Streichung dieser Kapazitäten würde also nicht nur die Energieversorgung destabilisieren, sondern auch Unmengen an Arbeitsplätzen gefährden.
Warum es keine alternativen Lösungen gibt
So verlockend es auch für manche erscheinen mag, die Windkraft einfach abzuschaffen, gibt es zurzeit keine echten und ausreichenden Alternativen, um die entstehenden Lücken zu füllen. Der Weiterbetrieb von Atomkraftwerken ist keine praktikable Lösung, da die Betreiber der veralteten Anlagen sich scheuen, die teuren Modernisierungen zu übernehmen.
Auch der Aufbau neuer Gaskraftwerke ist mit hohen Kosten und langen Bauzeiten verbunden. Und noch problematischer ist die Abhängigkeit von anderen Ländern, die mit der Beschaffung von fossilen Brennstoffen einhergeht. Ein plötzlicher Verzicht auf Windenergie würde also bedeuten, ein Drittel der Energieunabhängigkeit gegen ein fragiles Konstrukt zu tauschen, das weder der Industrie noch den Verbrauchern hilft.
Windkraft: Eine Erfolgsgeschichte
Es gibt übrigens auch positive Aspekte, die nicht übersehen werden sollten. Deutsche Unternehmen wie Siemens und Enercon haben in den letzten Jahren innovative Technologien für die Windenergie entwickelt. So hat Deutschland eine führende Rolle im internationalen Markt, insbesondere beim Ausbau von Offshore-Windparks übernommen. Die Stromgestehungskosten sind durch diese Innovationen so weit gesenkt worden, dass sie oft zwischen 3 und 6 Cent pro kWh liegen – das ist deutlich günstiger als die meisten Großhandelspreise für Strom.
Ja, es gibt Herausforderungen wie die Dunkelflauten in der Energiewende, also Zeiten, in denen weder Wind noch Sonne ausreichend Energie liefern. Um diese Probleme nachhaltig zu lösen, wird ein umfassender Netzausbau notwendig sein, sowie die Schaffung ausreichender Speicherkapazitäten und Alternativen zur Wind- und Solarenergie.
Es ist also an der Zeit, konstruktiv über Ergänzungen nachzudenken, anstatt alles Bestehende gleich abzureißen oder stillzulegen. Die Lösung der Schwierigkeiten in der Energieversorgung erfordert einen verantwortungsvollen und zukunftsorientierten Umgang mit vorhandenen Ressourcen sowie die Schaffung von Alternativen.
Quelle: FAZ