Fünf Meilensteine in der Geschichte der virtuellen Realität
Die Geschichte der virtuellen Realität ist älter als viele denken. Die philosophischen Wurzeln reichen bis in die Antike, die Technik nahm aber erst im 20. Jahrhundert Fahrt auf. Wir möchten Euch die wichtigsten Meilensteine in der Entwicklung von Virtual Reality aufzeigen.
Die Antike: Der Ursprung der virtuellen Realität?
Es ist schwer, ein Geburtsjahr der virtuellen Realität festzulegen. Das Konzept der Vorstellung einer anderen Welt als der eigenen ist alles andere als neu und wir müssen auch die verschiedenen Mythologien beachten (die nicht immer von der Realität getrennt waren). Manche Denker beschäftigten sich schon mit dem Konzept der Realität und versteckter Realitäten. Als Beispiel ist hier die Metaphysik von Aristoteles zu nennen.
Auch wenn das Konzept also nicht neu ist, dauerte es bis 1930 bis das erste Mal der Begriff “Virtuelle Realität” auftaucht. Hinter dem Begriff steckt der Franzose Antonin Artaud, der Erfinder der virtuellen Realität, zumindest in gewisser Weise. Er nutzt diese Worte in seinem Aufsatz “Le Théâtre et son double”, also “Das Theater und sein Homonym”. Artaud war damit wohl seiner Zeit voraus, denn erst viel später - in den 1980ern und -90ern - tauchte der Begriff dank dem Interesse der Medien wieder auf und hat sich letztlich durchgesetzt.
1960er: Die ersten Erfahrungen in der virtuellen Realität
Ideen und Konzepte bringen Menschen zum Träumen, andere möchten lieber konkrete Dinge sehen. Das erste VR-Gerät, das öffentlich zugänglich war, sah natürlich noch vollkommen anders aus als die Geräte, die heute von Samsung, Facebook, Google oder HTC vertrieben werden. Es handelte sich aber um ein Gerät, dass vier unserer fünf Sinne ansprechen sollte: Sehen, Hören, Riechen und Fühlen. Bedenkt, dass auch heutige VR-Brillen eine solche Erfahrung nicht anbieten.
Das Gerät nannte sich Sensorama, eine Art mechanischer Maschine, die eine möglichst umfangreiche multimediale Erfahrung anbieten wollte. Ein Prototyp wurde im Jahre 1962 von Morton Heilig angefertigt, fand aber keine Unterstützung und wurde letztlich wieder eingestampft.
Erfindungen wie die Maus und andere Benutzeroberflächen für Computer revolutionierten die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine. Und mit dieser Entwicklung machte der Mensch auch den nächsten Schritt in Richtung virtueller Realität - mit Hilfe von Computern.
1970er: Die ersten VR-Helme
Heutzutage brauchen wir für die virtuelle Realität vor allem zwei Geräte: Die VR-Brille und einen VR-Zuspieler (meist ein Smartphone, PC oder auch eine Spielekonsole). Für viele unvorstellbar: Diese VR-Helme oder Brillen existieren schon deutlich länger als gedacht. Die erste bekannte Brille wurde in den 1960/70ern von Daniel Vikers entwickelt. Das Gerät erlaubte es, Bewegungen zu erkennen. Das funktionierte zwar noch nicht sehr gut, es war aber eine großartige Erfindung für seine Zeit.
Myron Krueger ist einer der auffälligsten Namen in der Geschichte der virtuellen Realität in den 1970er-Jahren. Er setzte für seine Arbeiten den damals aufstrebende Computertechnik ein und verwendete den Begriff “Künstliche Realität” statt virtueller Realität. Währenddessen forschte das Militär im Feld der virtuellen Realität, vor allem um bessere Flugsimulatoren zu entwickeln. Hier ist zum Beispiel SIMNET, ein Simulationssystem, zu nennen, das bis in die 90er-Jahre zum Training von Kampfpiloten eingesetzt wurde.
1990er: Erster Film über die virtuelle Realität
In den 1990er Jahren wurde die Technologie auch für andere Menschen als Technik-Freaks und Träumer interessant: Die virtuelle Realität erhielt in verschiedenen Bereichen Einzug. Eine der wohl bekanntesten Bereiche von VR sind Videospiele, zum Beispiel Sega VR in den frühen 90ern. Zunächst gehypt stellte Sega das Projekt noch vor dem Marktstart ein. Begründung: Angeblich sei das VR-Erlebnis zu real gewesen. Aber VR ist noch viel mehr als das, vor allem die Entwicklung der Telechirurgie. Die ersten Studien dazu wurden 1994 veröffentlicht.
Ein Film, der für die Popularität wohl mitverantwortlich ist, ist die Verfilmung der Kurzgeschichte “Der Rasenmäher Mann” von Stephen King. In der Geschichte geht es um einen behinderten Mann, der dank virtueller Realität (und gewisser Substanzen) telekinetische und telepathische Kräfte erlangt. Leider nagt der Zahn der Zeit an dem Film, er hat aber damals für viel Aufregung gesorgt.
Heute: Die virtuelle Realität ist jetzt real
Noch immer können wir nicht behaupten, dass VR eine ausgereifte Technologie ist. Rechenleistung der Chips und die Qualität der Displays haben heute ein Level erreicht, dass Virtual Realtity für viele Menschen interessant ist. Natürlich bestehen noch bestimmte Probleme, wie zum Beispiel Übelkeit, die bei manchen Menschen hervorgerufen wird und der Katalog an Inhalten ist noch relativ klein, aber man kann schon jetzt viel Spaß mit der Technologie haben. Samsung hat im Jahre 2014 seine Gear VR vorgestellt, kurz darauf folgte die Oculus Rift (längst von Facebook aufgekauft) und die HTC Vive. Mittlerweile spielt bekannterweise auch Google mit der Daydream View (und die Daydream-Plattform) mit und kämpft um Marktanteile.
Längst interessieren sich viele Branchen für die Weiterentwicklung der Technologie, wie zum Beispiel der Medizin-Sektor, aber alle stehen vor dem selben Problem: Es ist noch immer eine Technologie in der Entwicklung, die nach wie vor ihren Preis hat. Im professionellen Bereich lassen sich diese Kosten zwar noch tragen, aber nicht im Bereich der Spiele. Die HTC Vive, die an sich schon recht teuer ist, bedarf zusätzlich noch eines leistungsstarken und somit teuren PCs. All das für eine Technologie, die noch lange nicht ausgereift ist…
Die virtuelle Realität ist schon einen weiten Weg gegangen, aber noch stehen viele Aufgaben bevor, um die Technologie wirklich nutzbar und vor allem bezahlbar zu machen. Angesichts des Engagements vieler großer Konzerne dürfte eines sicher sein: Die Geschichte der virtuellen Realität wird weitergehen.
Was denkt Ihr über die virtuelle Realität? Besitzt Ihr schon entsprechende Hardware oder habt Geräte ausprobiert?
Nix mit am Hut !
Als Ersatz für den ViewMaster aus meinen jungen Jahren finde ich es sehr interessant. Preiswerte Brillen (wie die von ViewMaster) oder auch die Cardboards sind dafür ausreichend. Spiele interessieren mich nicht.
Hahaha, ja, der ViewMaster.
Ein revolutionäres Stück Technik xD
Na hoffentlich führt diese Technik nicht dazu, dass sich immer mehr Leute aus dem aktiven Leben zurück ziehen und ihren Spaß nur noch in einer "irrealen" Welt suchen. Zuviel Technik kann auch einsam machen und das wäre ein trauriger Rückschritt anstatt eines Durchbruchs. Surrogates lässt grüßen.
Den Virtual Boy von Nintendo hätte man schon auch noch erwähnen dürfen.