Mi Mix Fold: Werden flüssige Kameralinsen das nächste große Ding bei Handykameras?
Wieder einmal hat Xiaomi mit dem Mi Mix Fold ein sehr innovatives Smartphone vorgestellt. Besonders interessiert uns da heute die neue Kamera-Technologie. Wir erklären Euch die flüssige Kameralinse und spekulieren, ob wir hier eine kleine Smartphone-Kamera-Revolution erwarten dürfen.
Als Xiaomi vor wenigen Tagen sein über zwei Tage laufendes Launch-Event abhielt, gab es neben vielen weiteren neuen Smartphones und anderen Tech-Gadgets auch das Mi Mix Fold zu bestaunen. "Bestaunen" ist dabei auch das richtige Wort, denn es ist das erste Foldable von Xiaomi, kommt mit einem flexiblen internen 8,01 Zoll WQHD+ Display sowie einem 6,52 Zoll großen externen Display, bietet ein Vierfach-Lautsprecher-Setup – und eben auch die sogenannte "Liquid Lens".
Über diese flüssige Kameralinse möchten wir heute sprechen und dazu klären wir zunächst einmal, was sie tut und wie sie funktioniert.
Was kann die Liquid Lens und wie funktioniert sie?
Lasst uns hier jetzt mal die restlichen Kameras im Mi Mix Fold ignorieren und auch den von Xiaomi entwickelten Surge C1 Prozessor zur Bildverarbeitung, der erstmals zum Einsatz kommt. Voller Fokus also auf die Flüssiglinse!
Das Mi Mix Fold ist laut Aussage von Xiaomi das weltweit erste Smartphone mit Flüssiglinsen-Technologie und das chinesische Unternehmen spricht vollmundig von einer neuen Ära – der bionischen Fotografie! Die Flüssiglinse orientiert sich dabei am Prinzip der Bionik des menschlichen Auges und bildet eine linsenähnliche Struktur mit einer transparenten Flüssigkeit, die von einer Folie umhüllt ist und sich damit signifikant von den gewohnten optischen Linsen unterscheidet. In der Pressemitteilung erklärt Xiaomi:
Der Krümmungsradius der sphärischen Oberfläche kann dank eines hochpräzisen Motors, der auf Xiaomis selbst entwickelter Technologie basiert, präzise verändert werden, was einen 3-fachen optischen Zoom, ein bis zu 30-faches Teleobjektiv und einen minimalen Fokusabstand von 3 cm ermöglicht.
Mit anderen Worten ausgedrückt: Xiaomi sorgt dafür, dass in einem Array, welches aus vier Kameras besteht, lediglich drei Kameralinsen benötigt werden, weil das Objektiv gleich die Funktionen zweier Objektive abdeckt. Die Tele-Linse bietet uns also nach der Verformung auch die Möglichkeit der 30-fach-Mikroskop-Fotografie. Mag sein, dass so ein Mikroskop-Feature für Viele nur eine Spielerei ist, aber immerhin eine, die für Xiaomi-Konkurrent Oppo wichtig genug war, um sie im eigenen Flaggschiff Oppo Find X3 Pro unterzubringen.
Xiaomi betont auch die hohe Lichtdurchlässigkeit und die Beständigkeit in extremen Umgebungen, die eine "stabile, langlebige und hochwertige Optik" ermöglichen soll. Noch nicht geäußert hat sich Xiaomi zur Kostenstruktur dieser neuen Linsen-Technologie. Es ist immerhin ein Unterschied, ob man so etwas in einer Art Konzept-Smartphone umsetzt, was allein durch den Foldable-Formfaktor einen hohen Preis rechtfertigt – oder, ob man dieselbe Technologie in einem 600-Euro-Smartphone unterbringen möchte. Es scheint aber so zu sein, dass sich diese Flüssiglinsen sogar kostensparend verbauen lassen könnten.
Auch Huawei und OnePlus experimentieren mit bionischen Linsen
Könnte man diese Technologie tatsächlich vergleichsweise kostengünstig produzieren und im Smartphone verbauen, dürften auch andere Smartphone-Hersteller ihr Interesse für diese Liquid Lens anmelden. Dabei ist die Technologie an sich alles andere als brandneu. Corning, das wir hauptsächlich durch sein Gorilla Glass kennen, produziert bereits seit vielen Jahren seine Varioptic Liquid Lenses für den industriellen Bereich und feierte bereits 2019 das Verkaufen von zwei Millionen dieser Linsen.
Auch Corning stellt die Vorteile der flüssigen Linsen heraus und spricht von:
- Keine beweglichen Teile, was die Lebensdauer der Linse deutlich erhöht
- Hunderte von Millionen Zyklen Ausdauer
- Höhere Geschwindigkeit
- Robustheit und unübertroffene Vibrations- und mechanische Stoßfestigkeit
- Nahfokus-Fähigkeit
- Geringe Leistungsaufnahme
- Geräuschloser Betrieb
Jetzt gilt es also nur noch, dafür zu sorgen, dass diese in der Industrie bereits genutzte Technologie auch in unseren Smartphones untergebracht wird. Dabei tut sich derzeit noch nicht sonderlich viel, aber zumindest gibt es schon Gerüchte, dass auch Huawei für sein P50 Pro einen Ansatz mit Flüssiglinse wählen könnte.
Vor knapp einem Jahr wurde bekannt, dass Huawei bereits im Dezember 2019 selbst ein Patent auf so eine Liquid Lens eingereicht hat. Erwartet wird auch hier, dass bereits in diesem Jahr Smartphones damit ausgerüstet werden und das P50 Pro würde sich damit quasi aufdrängen als potenzieller Kandidat. Den Gerüchten zufolge soll die Technik im Huawei-Smartphone bewirken, dass die Bildstabilisierung deutlich verbessert wird und zudem das Fokussieren so schnell möglich sein soll wie etwa beim menschlichen Auge. Auf dem folgenden Bild seht ihr die Bestätigung für das Liquid-Lens-Patent Huaweis, eine Garantie fürs Auftauchen mit dem P50 Pro ist das freilich noch lange nicht.
Auch OnePlus stellt uns diesbezüglich schon spannende Veränderungen im Kamerabereich in Aussicht. Kurz nach der Verkündung der Hasselblad-Partnerschaft, von der als erstes das OnePlus 9 und das OnePlus 9 Pro profitieren, sprach das Unternehmen von kommenden Innovationen. Dabei ging es um neue Panorama-Kameras mit größerem Sichtfeld, aber eben auch um die bionische Linse. Im Pressetext erklärt uns OnePlus zu der neuen Linse:
"Diese wurde vom menschlichen Auge inspiriert, was zum heutigen Namen führt: Bionische Linse. Bei diesem Objektiv wird der herkömmliche Spulenmotor für einen nahezu sofortigen Autofokus unter einer Millisekunde ersetzt, 5- bis 10-mal schneller als beim Spulenmotor. Diese Technologie kann auch den Energieverbrauch während des Fokussierungsprozesses senken und gleichzeitig den Sensor der Frontkamera verkleinern."
Als Beispiel-Szenario für den blitzschnellen Autofokus einer solchen Linse erwähnt OnePlus das schnelle Aufnehmen von zwei Fotos – Porträt und Hintergrund – und das Kombinieren dieser Fotos für Selfies. Auch die Brennweite von 15 Zentimetern und die Stabilität einer solchen Linse spricht OnePlus an und erhöht so zumindest schon mal bei mir die Vorfreude auf kommende OnePlus-Smartphones.
Werden Flüssiglinsen der nächste große Kamera-Trend bei Smartphones?
Auch, wenn die CeBIT schon 2005 derartige Linsen zeigte und sogar eine damalige Partnerschaft zu Samsung erwähnt wird, waren diese Liquid Lenses bislang noch kein Thema in Smartphones. Mit Xiaomi, OnePlus und Huawei sind zumindest schon einmal drei Unternehmen vorgeprescht und ich müsste mich schon schwer täuschen, wenn da nicht bald schon weitere Hersteller folgen würden.
Es gibt immerhin mehrere Vorteile dieser Technologie: Möglicherweise fielen dadurch optische Bildstabilisatoren und der ToF-Sensor weg und wenn man dann auch eine Linse einsparen könnte, wäre die Flüssiglinse allein schon aus Platzgründen eine lohnende Alternative. Weniger bewegliche Teile bedeuten weniger Risiko für Defekte und das blitzschnelle Fokussieren ist sicher auch noch ein fettes Pro-Argument.
Wenn das also tatsächlich alles einigermaßen kostengünstig verbaut würden könnte, die Kamera-Sektion des Smartphones dadurch robuster und langlebiger wird und neben dem eingesparten Platz auch neue und bessere Features möglich werden, bleibt doch eigentlich nur ein Schluss zu: Die Liquid Lens wird der nächste "heiße Scheiß" in Smartphone-Kameras!
Vielleicht ist das noch ein bisschen früh, um diesbezüglich so optimistisch in die Zukunft dieser Flüssiglinse zu schauen, aber vieles spricht halt dafür. Das möchte ich aber jetzt nicht so im Raum stehen lassen, ohne dass Ihr uns Eure Meinung dazu geigt. Nehmt also bitte an unserer Umfrage dazu teil und lasst uns auch in den Kommentaren hören, ob Ihr ebenfalls davon ausgeht, dass sich diese Technologie weiter verbreiten wird, oder ob Ihr eher glaubt, dass wir es hier mit einem Nischen-Feature zu tun haben.
Der Fokus auf ein Feature welches früher außer Nokia niemanden wirklich interessiert hat zeigt schon recht deutlich die Sackgasse sich die Hersteller befinden. Allein das immer schmalere Seitenverhältnis welches genau dem Gegenteil entspricht wie das menschliche Auge funktioniert war doch schon eine überflüssige, aufgezwungene und teuer bezahlte "Innovation".
Sind ja alles positive Punkte die so eine Flüssiglinse bringen soll. Auf jeden Fall eine neue Innovation.. Und ein weiterer Schritt die Smartphonekameras zu verbessern. Finde ich super 👍
Sollte die Linse das liefern was sie verspricht, vor allem in einem Smartphone verbaut, dazu noch technisch einwandfrei funktioniert & dazu noch kostengünstig produziert werden kann, wird es nicht lange dauern bis das alle haben.
Wenn, wie im Artikel zu lesen, schon in Jahr 2005 auf der CeBit solche Linsen vorgestellt wurden und Corning schon 2 Millionen davon produziert hat, dann ist es ja nur eine Frage der Serienreife-Entwicklung, bis das in Konsumenten-Kameras eingesetzt wird.
Wenn die beschriebenen Vorteile der Linse auch in Kombination mit dem Sensor Vorteile bei der Bildqualität bieten und sich das zudem noch wirtschaftlich produzieren lässt, dann werden wohl in Kürze alle großen Hersteller damit auf den Markt gehen.
Bei 30-fach Tele dürfte das Todesurteil für die herkömmlichen Systemkameras gesprochen sein.
Nicht die Dinge verdrehen! ^^ es ist ein 3-facher Zoom oder 30-fache Makrovergrößerung - nicht 30-facher Zoom. Auf das wird man in Smartphones sicherlich noch eine ganze Weile warten. Also auf optisch basierten, nicht diesen digitalen Quatsch, mit dem sich die Android-Hersteller derzeit die Köpfe einschlagen.
Nana, die Android Hersteller sind aber bereits bei 10 fach optischen Zoom angekommen. 3 fach und 5 fach ist schon seit längerem Standard. Klar, die 50,100 oder gar 120 fach Zoom sind nicht mehr Fototauglich, aber zumindest zur Beobachtung als eine Art Fernglas durchaus brauchbar.
Wenn ich mir immer wieder ansehe wie groß solche Optiken sind für einen optischen Zoom sind dann wird das noch Jahre dauern bin man was brauchbares in der Handyswelt hat, was 100fach etc angeht. Wenn überhaupt.