Oppo Reno 4 5G im Test: Oppo hat nun auch ein 5G-iPhone
Abgerundete Ecken, ein randloses Display und die Kamera oben links auf der Rückseite: Das Oppo Reno4 5G könnte auf den ersten Blick auch ein iPhone sein, wäre da nicht die Punch-Hole-Notch auf der Vorderseite. Gleichzeitig lässt es sich der Hersteller nicht nehmen, gleich mehrere Versionen des Smartphones auf den Markt zu bringen. In diesem Test geht es um die Standard-Version, die mit 5G, einer Triple-Kamera auf der Rückseite und mit superschnellem Schnellladen daherkommt.
Pro
- Schnelle Systemperformance dank SD765
- Schöne iPhone-Optik mit solider Verarbeitung
- Triple-Kamera liefert gute Ergebnisse
- Wundersame Videostabilisierung
- Schnellladen mit 65 Watt
Contra
- Display mit 60 Hertz
- Kein WiFi 6
- Keine IP-Zertifizierung
- Schlechter Lautsprecher
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Oppo Reno4: Preis und Verfügbarkeit
Bevor es losgeht eine kurze Einordnung der Reno4 5G-Modelle: Oppos neue Reno 4-Serie besteht aus drei Geräten, von denen das Standard-Modell das vergleichsweise Unspektakulärste ist. Denn während die Pro-Version mit einer Bildwiederholrate von 90 Hertz und OLED glänzt und das Reno4 Z ein LCD mit 120 Hertz bietet, schafft es das Standard-Modell nur auf 60 Hertz. Alle Unterschiede könnt Ihr in unserer Vorstellung der drei Handys lesen. Konzentrieren wir uns nun auf das Reno4 5G!
Für wen eignet sich das Reno4 5G?
Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 599 Euro platziert Oppo das Reno4 5G als Alternative zum Samsung Galaxy S20 FE, bietet im Vergleich aber die schlechtere Hardware. Vergleichbar ist die Harware es Oppo-Smartphones eher mit Geräten wie dem Pixel 4a oder dem OnePlus Nord, die deutlich günstiger sind. Optisch erinnert das Smartphone zudem stark an die Optik des iPhone X, beziehungsweise seiner Nachfolger ohne Touch-ID. Wem also das iPhone SE 2 zu altbacken aussieht, der findet im Reno4 5G womöglich eine interessante iPhone-Alternative mit Android und ein paar technischen Überlegenheiten.
Zu Kaufen gibt es das Oppo Reno4 5G in deutschen Onlineshops kurz nach der Veröffentlichung schon für 548 Euro. Ist die Kaufentscheidung schon gefällt, könnt Ihr gleich hier zuschlagen:
Das macht das Oppo Reno4 5G gut
Look and Feel
Mit seinem ziemlich randlosen 6,4-Zoll-Display, der Rückseite aus Glas und abgerundeten Rändern fühlt sich das Reno4 5G sehr hochwertig an. Denn Oppo lässt in puncto Materialwahl und Verarbeitung die Muskeln spielen. Dabei wirkt das Gesamtpaket ein wenig runder als beim Find X2 Neo, das im Test ein wenig grober und undurchdachter wirkte. Das Reno4 5G hingegen wirkt, als hätte es ein Altmeister in liebevoller Handarbeit gefertigt, um seinem Lehrling sein Handwerk zu zeigen.
Dieser positive Eindruck wird von einigen weiteren Eigenschaften gestützt. So spart Oppo nicht am Vibrationsmotor, der leise und bestimmt arbeitet. Dieser weist mit subtilen Vibrationsschlägen darauf hin, dass die biometrischen Sicherheitsfunktionen Euch erkannt haben. Genauer gesagt sind das eine sekundenschnelle Gesichtserkennung und ein sehr präziser Fingerabdrucksensor, der unter dem Display liegt. Das Zusammenspiel dieser drei fast schon banalen Funktionen macht so viel Spaß, dass ich das Handy als Zeitvertreib immer wieder ge- und wieder entsperrt habe. Kleine Details, die eine große Wirkung haben!
Triple-Kamera samt Selfie-Duo
Lasst Ihr das Oppo Reno4 5G gesperrt und zeichnet eine kreisrunde Geste auf das Display, öffnet Ihr die Kamera-App per Shortcut. (Aktivierung im Menü erforderlich, dankt mir später) Anschließend dürft Ihr Euch an knackigen Farben, scharfen Aufnahmen und an einem überraschend brauchbaren HDR-Modus erfreuen.
Doch kurz noch ein paar Worte zur Technik. Das Reno4 5G verfügt über eine rückseitige Triple-Kamera, die Motive über einen Laser-Autofokus scharfstellt. Das wird später vor allem bei Nachtaufnahmen wichtig. Die Hauptkamera löst mit 48 Megapixeln auf, von denen Euch auf Wunsch alle 48 Millionen Pixel zur Verfügung stehen. Die Offenblende ist mit f/1.7 top und die Brennweite von 26 Millimetern angemessen. Reicht das Sichtfeld nicht aus, bietet das Reno4 5G noch eine 8-Megapixel-Ultraweitwinkelkamera mit einem Sichtfeld von 119 Grad und eine Zusatz-Linse mit zwei Megapixeln für Tiefeninformationen.
In das Display eingelassen ruhen zwei Selfie-Kameras, die zusammen für gute Ergebnisse sorgen. Dabei übernimmt die eine Kamera die Aufnahme der Bilder mit 32 Megapixeln und die zweite Linse sammelt Tiefeninformationen. Ein wirklicher Unterschied zu softwarebasierten Lösungen für Selfie-Bokeh lässt sich dabei nicht erkennen. Dennoch handelt es sich bei dem Quintett an Kameras um ein sinnvolles Setup, das ohne überflüssige Monochrom- oder Makrolinsen daherkommt. Das macht sich auch in den Aufnahmen bemerkbar.
Denn vor allem Lichtstimmungen hält das Reno4 5G durch satte Farben und einen schönen Dynamikumfang gut fest. Dabei wirken Aufnahmen im HDR-Modus überraschend natürlich und erstrahlen nicht im unnatürlichen Gemälde-Look wie bei vielen anderen Smartphones. Wie Ihr in den Testbildern sehen könnt, überträgt sich das norddeutsche Miesepeter-Wetter schön in das Endprodukt. Gleichzeitig lässt sich mit den hochauflösenden 48-Megapixel-Aufnahmen auch in der Nachbearbeitung etwas anfangen.
Eine derart hohe Auflösung sorgt aber auch beim ½-Zoll-Sensor des Reno4 5G für störendes Rauschen. Das kommt vor allem dann zum Vorschein, wenn Ihr den Nachtmodus aktiviert. Auch wenn die Aufnahmen dabei viele Details verlieren, punktet das Oppo-Smartphone auch hier mit stimmungsvollen Bildern. Seid Ihr also keine notorischen Foto-Zoomer, werden Euch auch die Nachtaufnahmen des Smartphones gefallen.
Eine Innovation hält Oppo beim Stichwort Nachtmodus dann noch bereit. Denn diesen könnt Ihr auch aktivieren, wenn Ihr vom Foto- in den Videomodus wechselt.
Night-Videos und Videostabilisierung
Bei der Aufnahme von Videos überrascht das Oppo Reno4 5G, denn 4K-Aufnahmen mit 60 Bildern pro Sekunde gibt es noch nicht in allzu vielen Smartphones. Videoschwenks sind seidig und die Auflösung eignet sich gut dazu, um die Aufnahmen zurechtzuschneiden und anschließend in Full-HD-Auflösung auszugeben. Erneut überrascht das Smartphone mit einer schönen Lichtstimmung, die beispielsweise die bläulichen Farben der unter Video- und Fotografen beliebten blauen Stunde passend festhalten konnte.
Haltet Ihr nichts von ruhigen Aufnahmen mit schönen Lichtern, könnt Ihr das Reno4 5G auch getrost mit auf Euer cooles Mountainbike nehmen und dann viel zu knapp an mir vorbeifahren, wenn ich meine lahmen Videos drehe. Denn wie schon beim Find X2 Neo treibt Oppo Herstellern von Gimbals mit seiner Videostabilisation den Schweiß auf die Stirn. Selbst schnelle Bewegungen oder wiederkehrende Stöße beim Heruntergehen von Treppen gleicht das Handy zuverlässig aus. Allerdings benötigt der in der Kamera-App als “Profi-Bildstabilisator” bezeichnete Modus mehr Licht, als die normale Videostabilisierung. Für Aufnahmen im Dunkeln eignet sich der Modus also eher wenig.
Performance
An den positiven Aspekten hat die sonstige Hardware des Reno4 5G eine Teilschuld! Denn mit dem Snapdragon 765 und 8 Gigabyte Arbeitsspeicher läuft das Smartphone flott und stabil. Die Konfiguration ist in der Mittelklasse allerdings nichts allzu Besonderes mehr. Im OnePlus Nord arbeitet derselbe Prozessor und auch im Motorola Moto G 5G Plus überzeugte das 5G-SoC.
Vor allem nach der Minimierung der Animationen über die Entwicklereinstellungen von Android läuft das installierte Android 10 auf Hochtouren. Menüs und Apps ploppen im Bruchteil einer Sekunde auf, nur um genauso schnell per Geste wieder zu schließen. Die Mobile Games PUBG Mobile, Call of Duty: Mobile und Battle Prime bestätigen diesen Eindruck. Hier sind die Ladezeiten kurz und selbst wenn Ihr die Grafikeinstellungen nach oben schraubt laufen die Spiele mit 30 bis 60 Bildern pro Sekunde. Wenn Ihr Euch dann wie ich mal wieder mitten im Arbeitstag in einer Runde PUBG verliert und der Akku zur Neige geht, hält Oppo noch einen großen Trumpf in der Hinterhand!
Super VOOC-Schnellladen mit 65 Watt
Denn das Oppo Reno4 5G lädt dank Super VOOC 2.0-Technologie über ein 65-Watt-Netzteil! Dieses wirkt nach dem Auspacken gleich auffallend klobig und besitzt ein ansteckbares, sehr dickes, USB-C-Kabel. Mit dem Original-Netzteil geht es dann innerhalb von 15 Minuten von 10 Prozent Akkustand auf 50 Prozent. Wollt Ihr das Smartphone komplett füllen, dauert es insgesamt 40 Minuten. Das sind gute Werte, die jedoch leicht über den von Oppo genannten Laborwerten liegen. Überraschend ist zudem, dass sich in der Praxis weder am Smartphone noch am Netzteil übermäßig viel Wärmeentwicklung feststellen lässt.
Mit einer vollen Akkuladung hält das Smartphone dank großem 4015-Milliamperestunden-Akku lange durch. Natürlich abhängig von Eurer Nutzung, doch bei gelegentlichem Telefonieren, E-Mails-Checken und nach der Arbeit per Google Maps nach Hause kommen solltet Ihr bei nächtlichem Aufladen keine Probleme bekommen. Zumal Oppo seine Akkuverwaltung sehr individuell angeht. Je nach Euren Bedürfnissen könnt Ihr in den Einstellungen einen Leistungsmodus oder zwei Energiesparmodi aktivieren.
Leider unterstützt das Oppo Reno4 5G kein kabelloses Laden und eignet sich somit auch nicht für das Aufladen von Kopfhörern durch Auflegen. Kleines Trostpflaster: Auch die teurere Version Reno4 Pro unterstützt kabellose Ladetechniken nicht.
Das macht das Oppo Reno4 5G nicht gut
Display mit 60 Hertz
Wo wir schon bei den anderen Versionen aus dem neuen Reno4 5G-Lineup sind: je nach Vorliebe nutzt Oppo im Standard-Modell den “schlechtesten” Bildschirm. Denn während das Reno 4 Pro einen 90 Hertz und das Reno 4Z sogar ein 120-Hertz-Panel besitzt, müsst Ihr Euch im Reno4 5G mit 60 Hertz zufriedengeben. Wie Kollege Antoine in seinem Kommentar zum iPhone 12 schreibt, ist das gegenüber der 5G-Kompatibilität zum Zeitpunkt des Launchs noch die schlechtere Karte. Denn hohe Bildwiederholraten werden auch in der Smartphone-Mittelklasse immer mehr zum Standard.
Dabei handelt es sich beim Display des Reno4 5G keineswegs um ein schlechtes Display. Denn das OLED-Panel mit seiner Auflösung von 2400 x 1080 Pixeln, dem Bildschirm-zu-Gehäuse-Verhältnis von über 90 Prozent und einer Maximalhelligkeit von 600 Nits eine echt gute Figur. Die Farben sind zudem kräftig und decken den DCI-P3-Farbraum zu knapp 93 Prozent ab. Die geringe Bildwiederholrate ist aus diesem Grund umso nerviger.
Denn ein wenig entsteht der Eindruck, als hätte Oppo das langsamere Panel nur als Abgrenzung zum Reno4 Pro installiert und schaffe somit Kaufgründe, es gar keine braucht. Denn eigentlich gehört das 90-Hertz-Panel im Jahre 2020 in das Standard-Modell und die bessere Kamera sowie das größere Display sollten für die Pro-Version reichen.
Unaufgeregtheit
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf kam mir ein weiterer Gedanke: Das Oppo Reno4 5G ist irgendwie … langweilig. Das Design ist bekannt, das Datenblatt geht in Ordnung und auch die Kamera ist trotz ihrer guten Ergebnisse bei Weitem keine Besonderheit mehr. Da wirkten das Find X2 Neo und vor allem das Find X2 Pro mutiger und man hatte das Gefühl, Oppo könnte glatt die Underdog-Position einnehmen, die Huawei lange innehatte.
Selbst die Schnellladefunktion, so technisch eindrucksvoll sie auch sein mag, ist am Ende eher ein Gimmick. Denn wie viele Smartphone-Nutzer lade ich mein Smartphone meist am Ende des Tages und lasse es über Nacht an der Steckdose. Ob das Handy dann schon beim Einschlafen voll ist oder erst nach ein paar Stunden, kann mir am Morgen recht egal sein. Das ist bei den anderen Modellen der Serie anders. Das Reno7Z 5G überrascht seinen Nutzer mit einem 120-Hertz-Display und hält die Fahne der integrierten Kopfhöreranschlüsse hoch. Ein kleiner Rebell in der Welt der günstigen Smartphones, dem Mama, also das Reno 7 Pro, mit 90 Hertz und hochauflösenderen Kameras Morgens Pausenbrote auf den Weg in die Revolution schickt. Das Reno 7Z 5G hingegen sitzt auf der Couch und lässt sich volllaufen - Druckbetankung mit 65 Watt.
Mono-Speaker
Einen weiteren Makel muss ich dem Reno4 5G noch bei der Klangqualität ankreiden. Während die Gesprächsqualität bei Telefonaten in Ordnung geht, ist der Mono-Speaker bei Mobile Games oder Videos grauenvoll. Zwar ist die maximale Lautstärke ordentlich, der Klang ist dabei aber sehr blechern und es fehlt an Bässen. Darüber hinaus verhaut Oppo wie bei so vielen Smartphones aktuell die Platzierung des Speakers.
Denn der Ton dringt aus drei Löchern nach unten aus dem Gehäuse und beim Festhalten im horizontalen Modus verdeckt man ständig den Lautsprecher des Smartphones. Der Ton wird dann sehr dünn oder ist im schlimmsten Falle kaum noch zu hören. Ein zusätzlicher Lautsprecher in der Ohrmuschel hätte dem Smartphone gutgetan.
Kein IP-Rating, kein WiFi-6, kein Android 11 zum Start
Schade ist auch, dass Oppo sein Smartphone nicht gegen Wasser absichert. Eine IP-Zertifizierung fehlt dem Smartphone und sonstige Schutzmaßnahmen erwähnt Oppo auf der Produktseite nicht. Ebenfalls vergebens sucht Ihr die Unterstützung für den WiFi-6-Standard und auch Android 11 ist ab Werk nicht mit an Bord.
Allerdings hat Oppo bereits ColorOS 11 angekündigt, für dessen Grundlage Android 11 dient. Da das Reno4 5G eines der neusten Oppo-Smartphones ist, ist ein Update wahrscheinlich. Wie lange Ihr Euch hierfür noch gedulden müsst, bleibt aktuell abzuwarten.
Abschließendes Urteil
Mit dem Oppo Reno4 5G kauft ihr ein grundsolides Smartphone, das dank SD 765-Prozessor echt flott unterwegs ist. Aktuelle Standards wie 5G und 128 Gigabyte Speicherplatz machen aus dem günstigen Smartphone auch einen Begleiter auf Dauer. Dabei gefallen sowohl das Aussehen, als auch die Verarbeitung und vor allem die Bilder der Triple-Kamera samt Videos. Allerdings ist das Reno4 5G durch seine wenigen Alleinstellungsmerkmale ein wenig langweilig und für die gebotene Hardware viel zu teuer. Wer aber nach einem eher langweiligen Handy sucht und Apples iPhones ohne Touch-ID schon immer schön fand, der findet mit dem Oppo Reno4 5G eine hochwertige Alternative mit einer guten Kamera. Das 60-Hertz-Display passt dabei zwar zum Apple-Charme, sorgt in diesem Testbericht aber für Abzüge bei der Testwertung.
Alternativen zum Oppo Reno4 5G
Viele der Alternativen zum Reno4 5G sind in diesem Testbericht schon genannt worden! Ordnet Ihr die Smartphone-Listen im Netz nach dem Preis und schaut dann nach ganz nach links, seht Ihr das Pixel 4a ohne 5G, das OnePlus Nord mit 5G und 120-Hertz-Display sowie das Xiaomi Redmi 9. Auch beim Griff zum iPhone SE 2 mit Apple iOS spart Ihr Geld. Während dieser Testbericht entstand, hat OnePlus zudem mit dem OnePlus 8T aufgetrumpft, das dem Oppo-Smartphone preislich ebenbürtig ist. Weitere Informationen findet Ihr in den jeweiligen Testberichten!
Würde das Oppo Reno 4 5G gerne Mal ausprobieren, vor allem die Kamera. Schönen Advent.