Polaroids Android-Kamera: Großer Name, kleine Lügen
Nachdem Andreas bereits über die neue Android-Kamera Polaroid iM1836 geschrieben hat, wollte ich mir heute selbst ein Bild von dem Gerät machen. Schließlich ist das Prinzip, eine Systemkamera mit Android zu verbinden, schon sehr vielversprechend. Am Ende kam dann aber weniger ein Hands-on dabei raus, als eine Geschichte über eine inzwischen üblichen Ausbeutung von ehemals großen Namen.
Es begann damit, dass mir Polaroids Pressevertreter an seinem Stand keine funktionierende iM1836 präsentieren konnte. Eine der beiden Kameras machte keinen Mucks, die andere ließ sich wenigsten einschalten und konnte, wenn auch etwas widerwillig, immerhin seine Androidfähigkeiten unter Beweis stellen. Bei einem Gerät sei der Akku leer und warum, die andere keine Fotos machen kann, wisse man nicht, sagte mir der Polaroid-Vertreter.
Nun, welche Spezifikationen die Android-Kamera haben soll, stand ja schon in Andreas' Artikel. Ich wollte das Gerät aber ausprobieren und sehen, ob sie der Galaxy Camera das Wasser reichen kann. Schließlich haben sich ja nicht wenige Nutzer auf eine Android-Kamera gefreut, die durch Wechselobjektive mehr auf Fotoqualität setzt. Tatsächlich sieht die Android-Polaroid ziemlich gut aus und fühlt sich durch ein Metallgehäuse auch wertig an. Schraubt man das Objektiv ab und setzt es wieder ein, ändert sich der Eindruck aber schon ein bisschen. Es fühlt und hört sich nicht so an, wie man das sonst von einem Bajonettanschluss kennt. Das Objektiv schleift sich eher vom Gehäuse, und dreht man es zurück, wartet man vergeblich auf ein sattes Einrasten.
Bei der Polaroid iM1836 sitzt der Chip im Objektiv.
Interessant ist, dass der Sensor im Objektiv untergebracht ist und nicht im Body. Deshalb benötigt man auch einen Adapter - den es noch nicht gibt - um andere Objektive aufzusetzen. Wenn die iM1836 auf den Markt kommt, gibt es nur ein Standardobjektiv, weitere sollen aber folgen.
Die Auflösung des 3,5 Zoll großen Displays konnte mir der Pressevertreter auch nicht nennen. Da man schon im Menü ein grieseliges Bild sieht, dürfte sie nicht allzu hoch sein. Auch Prozessorleistung und Arbeitsspeicher blieben ein Geheimnis. Weil die Bedienung des Geräts aber weit von flüssig entfernt ist, darf man auch da keine Wunder für 350 Dollar erwarten.
Das Display der Android-Polaroid ist nicht annähernd so gut wie der Bildschirm der Galaxy Camera.
So weit so gut, aber eigentlich hätte mich - und natürlich Euch - vor allem die Fotoqualität der Kamera interessiert. Als ich daher hartnäckig nachfragte, ob nicht doch irgendwo ein funktionierendes Gerät zu finden sei, erhielt ich eine überraschende Antwort des Pressesprechers. Polaroid vermarkte die Kamera ja eigentlich nur. Ich solle doch mal rüber zum Hersteller Vivitar gehen. Der habe vielleicht eine Kamera, die fotografieren kann.
Tatsächlich befindet sich der Vivitar-Stand nur wenige Meter neben dem von Polaroid. Dort konnte man mir zwar keine voll funktionsfähige iM1836 zeigen, dafür aber einen Plastikbruder ohne Android. Die Vivitar-Vertreter waren sehr freundlich und gaben auch gerne Auskunft, auf meine Frage, ob es denn überhaupt eine funktionierende Android-Polaroid gebe. Nein, der Chip sei noch nicht fertig, weil man den Auftrag für die Fertigung des Geräts zu spät bekommen habe, sagte mir ein Pressevertreter. Auch die Frage nach der Größe des Sensor verriet er mir gerne. Ein Zoll soll der Sensor messen. Geplant sei, die Kamera im März in den USA und im Juli in Europa auf den Markt zu bringen.
Ich trage einen großen Namen.
Dass der Sensor noch nicht fertig ist, bedeutet natürlich nicht, dass die iM1836 nicht doch noch rechtzeitig fertig wird und dann auch gute Fotos macht. Es gefält mir aber nicht, dass man so etwas nicht gleich offen mitteilt und dank einer Pressemitteilung bei Lesern ein falscher Eindruck entsteht. Dass ein ehemaliges Traditionsunternehmen nur noch seinen Namen auf Geräte von Drittherstellern presst, ist leider inzwischen eine weit verbreitete Unsitte und gilt schon fast als selbstverständlich. Schade, eine "echte" Android-Polaroid wäre eine tolle Sache gewesen.
@ Tobias: ich fühle mit dir, aber ob besseres gibt oder nicht interessiert die Samsung Fanbase genausowenig wie die Apple Fanbase. muss man wohl mit Leben, Samsung ist der neue Apple, nur eben in Plastik, mit Android und weniger schickem Image.
Mich pers. interessiert viel mehr wie sich das Gerät gegen eine richtige Kamera schlägt.
Müsst ihr eigentlich immer alles mit Samsung vergleichen? Ihr seid doch die übelsten Samsung fanboys o.o Samsung ist bei euch immer das beste was es gibt.. Obwohl es viel besseres gibt.
Kein überzeugender Auftritt. Ist aber egal, solange die finale Version gut wird. Bis jetzt hat nur das Polaroid Marketing versagt, das unfertige Prototypen auf die Messe gewunken hat.
also die galaxy cam is auch nicht gerade der kracher was die bildqualität angeht, vor allem für den preis :o
Mogelpackung....
lol was ist das für ein Witz. werde meiner Canon 7D treu bleiben! für son Schrott würde ich keine müde Mark zahlen
Polarid, genau wie Rollei sind seit Jahren keine ernstzunehmende Namen in der Foto Branche. Unter beiden Namen wird nur noch billiger Tech Müll von anderen Firmen produziert.
Es ist ja nicht nur so, dass diese Kamera vom Design eine Kopie der Nikon 1 J1 ist, die verbauen auch noch einen Sensor in der gleichen Größe. Die wollen wohl den Erfolg der Nikon für sich nutzen. (Nein, ich habe keine Nikon 1.)
siehe: http://www.nikon.de/de_DE/product/digital-cameras/nikon-1/nikon-1-j1
Polaroid kann man nix vorwerfen - das ist ja nur noch ein Name den man sich einkauft. Ist wie das "geprüft vom Institut Frisenius" :-D
Klar ist es schade, aber wer wirklich erwartet hat das Polaroid nach Jahren der fast vollständigen marktabstinenz plötzlich total krasse Produkte aus Eigenentwicklung hervorzaubert, der ist leider ein wenig naiv.
Was F3.0 … 5.6! — Ahh ich sehe schon: Die Frontlinse hat kaum die Hälfte des Radius des Objektiv. Wieder so eine echte Mogelpackung wo billiges schwarzes Plastik statt Glas verwendet wird.
Immer dran denken: In der Photographie kann man Glas nur durch eines ersetzen: Mehr Glas.
Ist die äußerliche Ähnlichkeit mit der Nikon 1 J-Serie Absicht?
Das ursprüngliche Polaroid an sich gibt es nicht mehr. Es gibt die PLR IP Holdings, LLC die aber zum großen Teil nur mit der Vermarktung und Lizensierung des Namens Polaroid beschäftigt ist. Aber so schlimm wie z. B. AEG ist es nicht. Denn AEG ist wirklich nur ein Name und sonst nichts mehr. Hinter Polaroid steckt immerhin noch ein Funken Wahrheit.
Aber insgesamt ist das eben heute gängige Praxis.
namen die noch niemand kennt machen sich nicht so gut auf dem Markt. Dann erwirbt man eben die Nutzunsrechte an einem bekannten Namen.
Am Ende ist das auch kein Problem da es ja keinen wirklichen Unterschied macht ob hinter dem Namen auch das steckt was drauf steht oder nicht.
Da presst nicht das Traditionsunternehmen seinen Namen auf Fremdgeräte.. das Unternehmen gibt es nicht mehr. Hier wurden nur die Rechte am Namen gekauft um besser in den Markt zu kommen. Das ist auch der Grund warum es heute wieder TVs gibt mit dem Namen Grundig, Telefunken und ITT. Da wurde auch nur der Name gekauft um bessere Qualität zu suggerieren.
Seltsamer Messe Auftritt des Hersteller, flößt nicht gerade vertrauen ein.
Also das sie vom technischen her bezogen auf den Preis nicht an die Galaxy Camera rankommt, das sollte klar sein. Denn die Galaxy Camera hat ja schließlich auch einen Quad Core Prozessor und solchen Schnick Schnack. Das Teil ist also schon so gut ausgestattet wie das Galaxy S3