Samsung Galaxy XCover 6 Pro im Test: Schwer zu schlagen
Der Markt für robuste Handys ist heißer als je zuvor, und weiterhin mischt Samsung vorne mit. Mit dem Galaxy XCover 6 Pro verteidigt der Hersteller seinen Spitzenplatz in dieser Nische gegen die neuen Herausforderer und bietet starke Spezifikationen zum hohen Preis. Wie sich das Handy schlägt, erfahrt Ihr im vollständigen NextPit-Test.
Pro
- Unschlagbare Software-Unterstützung
- Gute Leistung und Akkulaufzeit
- Anständiges Ökosystem für Zubehör (für Unternehmen)
Contra
- Teuer
- Durchschnittliche Kameraleistung
Das Samsung Galaxy XCover 6 Pro in Kürze
Bis 2022 war Samsung im Grunde die einzige große Handy-Marke, die mit der XCover-Reihe eine robuste Smartphone-Serie mit regelmäßig neuen Modellen im Angebot hatte. Angesichts der drohenden Gefahr durch Lenovo/Motorola und Nokia legten die Südkoreaner 2022 ihr "Pro"-Modell mit einem Mittelklasse-SoC nach. Viele Funktionen der früheren XCover-Modelle – zum Beispiel den herausnehmbaren Akku, der Micro-SD-Kartensteckplatz und den Kopfhöreranschluss – behielt man bei.
Das Galaxy XCover 6 Pro bietet außerdem Pogo-Pins für Zubehör und den batterielosen Betrieb sowie ein Paar programmierbare Zusatztasten, mit denen Samsung auf Firmenkunden abzielt. Um sich von Konkurrenten wie dem Motorola Defy (Testbericht) und dem Neuling ThinkPhone abzuheben, verspricht Samsung einen viel besseren Software-Support mit fünf Jahren Sicherheitsupdates und vier Android-Upgrades.
Das hat natürlich seinen Preis: Die UVP liegt mit 609 Euro damit mehr als 150 Euro höher als das Unternehmen anfangs für ein anderes Mittelklasse-Smartphone, das Galaxy A53 (Test), verlangte. Immerhin ist der Straßenpreis bei unter 500 Euro angekommen. Samsung scheint der Meinung zu sein, dass die Funktionen des XCover 6 Pro eine Positionierung auf dem Unternehmensmarkt verdienen, ähnlich wie die ThinkPad-, Latitude- und EliteBook-Modelle auf dem Laptop-Markt. Aber ist das genug?
Display und Verarbeitungsqualität
Samsung verfolgt bei der XCover-Reihe ein einfaches Rezept: mit das widerstandsfähigste Glas auf dem Markt, ein gummiertes Kunststoffgehäuse und eine abnehmbare Akkuabdeckung. Das XCover 6 Pro ist da nicht anders: Das Gerät liegt gut in der Hand und senkt auch durch die Rillen an den Seiten und auf der Rückseite das Risiko, beim Sturz beschädigt zu werden.
Vorteile:
- Gute Verarbeitungsqualität
- MIL-STD-810H Spezifikation für Vibration, Staub, Feuchtigkeit, etc.
- Display mit Handschuhen bedienbar
- Zwei zusätzliche programmierbare Tasten
- Kopfhöreranschluss und Micro-SD-Steckplatz
Nachteile:
- Dicke Display-Ränder
Neben der mittlerweile üblichen IP68-Einstufung für den Schutz gegen das Eindringen von Wasser und Staub erfüllt das Galaxy XCover 6 Pro den MIL-STD-810H-Standard für Höhe, Feuchtigkeit, Eintauchen, Salznebel, Staub, Vibration, Sturz, Temperatur und sogar Pilzbefall.
Das LC-Display wird durch Gorilla Glass Victus+ geschützt, was zum Zeitpunkt der Markteinführung das hochwertigste Produkt von Corning war. Angesichts des 6,6 Zoll großen Displays ist das eine wichtige Vorsichtsmaßnahme. Nicht so schön finde ich, dass das Display von ziemlich dicken Rändern umgeben ist. Aber auch das kennen wir von anderen robusten Handys von Motorola und Bullit, den Hauptkonkurrenten des XCover.
Der Bildschirm bietet eine ordentliche Farbwiedergabe und eine ausreichende Helligkeit für den Außeneinsatz. Er hat eine Bildwiederholfrequenz von 120 Hz – wie die meisten Mittelklasse-Smartphones von Samsung. Es bietet aber nicht den hohen Kontrast, den wir von OLED-Displays gewohnt sind.
Spannend: Der Digitizer im Display besitzt eine andere Empfindlichkeit als andere Panels und kann daher auch mit Handschuhen und sogar im Nassen bedient werden. Im Test mit normalen Winterhandschuhen war die Berührungsempfindlichkeit praktisch nicht von der Bedienung des Geräts mit bloßen Fingern zu unterscheiden. Leider hatten wir keine Arbeitshandschuhe dabei, um die von Samsung in den Marketingmaterialien genannten Szenarien zu testen …
Das Samsung Galaxy XCover 6 Pro verfügt über einige weitere nicht selbstverständliche Funktionen, darunter einen Micro-SD-Kartenslot, eine Kopfhörerbuchse, ein paar Pogo-Pins zum Aufladen und zusätzliche Tasten, auf die wir im Abschnitt Software und Leistung eingehen.
Leistung und Software
Die Leistung des Snapdragon 778G ist bereits bekannt, mit einem ausgewogenen Verhältnis von Leistung und Effizienz, das für die große Mehrheit der Nutzer:innen ausreicht. Samsung bestätigt den guten Ruf des SoC beim XCover 6 Pro mit guter Wärmekontrolle und einem Leistungsniveau, das mit den besten Mittelklasse-Handys auf dem Markt gleichzieht.
Vorteile:
- Der Snapdragon 778G bietet eine hervorragende Leistung
- Fast keine Bloatware
- Keine Anzeichen von Überhitzung
Nachteile:
- -
Auf dem Papier ist das XCover 6 Pro fast so etwas wie ein großer Bruder des Galaxy A53 und könnte als Ersatz für das Galaxy A73 angesehen werden (die Produktcodes lauten SM-G736 bzw. SM-A736), wie die Benchmark-Ergebnisse zeigen:
Galaxy XCover 6 Pro (Snapdragon 778) |
Motorola Defy (Snapdragon 662) |
Samsung Galaxy A53 (Exynos 1280) |
Nothing Phone (1) (Snapdragon 778+) |
|
---|---|---|---|---|
3DMark Wild Life |
|
|
|
|
3DMark Wild Life Stresstest |
|
|
|
|
Geekbench |
|
|
|
|
Die Tabelle macht auch deutlich, wie viel schneller das XCover 6 Pro im Vergleich zum Motorola Defy ist. Bedenkt dabei aber, dass das von Bullit gebaute Defy stark im Preis gesunken ist und (zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels) fast ein Drittel der Samsung-UVP kostet und mit dem älteren – und ähnlich teuren – XCover 5 konkurriert.
Die Spieleleistung ist ebenfalls gut: Spiele wie Call of Duty: Mobile laufen auch mit hohen Einstellungen und dem HD-Texturpaket flüssig. Die Meisten werden keine Unterschiede zwischen dem XCover 6 Pro und anderen aktuellen Handys mit Snapdragon 778-, Exynos 1280- oder Dimensity-1000-Prozessoren feststellen.
Erstklassige Software-Unterstützung
Das Verkaufsargument des XCover 6 Pro für den Business-Markt ist wahrscheinlich die Software: Samsung bietet fünf Jahre lang Sicherheitsupdates und vier One-UI-Upgrades – fast doppelt so viel wie Motorola. Als wir das Gerät auspackten, haben wir es als Erstes auf Android 13 aktualisiert, eine Version, die es auf den Motorola-Handys noch nicht gibt.
Ein weiteres "Business"-Merkmal des XCover 6 Pro ist das Fehlen von Bloatware. Nur YouTube Music und Facebook haben sich eingeschlichen – die Bing-App wurde installiert, weil wir auf dem von der EU vorgeschriebenen Auswahlbildschirm während der Einrichtung versehentlich die Microsoft-Suche ausgewählt haben. Nicht einmal Samsungs Armada überflüssiger Apps wurde installiert, so dass Health, Notizen und sogar der Browser fehlten, was zu einer sauberen Installation mit 26,67 GB führte.
Beschäftigt Ihr Euch näher mit den Funktionen der One UI, findet Ihr einige zusätzliche Optionen, vor allem für die zusätzlichen Tasten auf der linken und oberen Seite des XCover 6 Pro. Die zusätzlichen Tasten – zusammen mit dem Power-Button auf der rechten Seite – können als eine Vielzahl von Tastenkombinationen programmiert werden, z. B. für Push-to-Talk (PTT), Taschenlampe oder zum Öffnen bestimmter Apps.
In Sachen Biometrie und Sicherheit verfügt das XCover 6 Pro über einen seitlich angebrachten Fingerabdruckleser im Power-Button und die übliche Gesichtserkennung für diejenigen, die Handschuhe tragen. Beachtet, dass das robuste Samsung-Handy keine Tiefensensoren hat, die wie Apples FaceID oder Microsofts Hello Schutz vor ähnlichen Personen oder Bildern Eures Gesichts bieten.
Samsung Galaxy XCover 6 Pro: Kamera
Für normale Nutzer:innen ist die Kamerasektion wahrscheinlich der schwächste Punkt des Galaxy XCover 6 Pro. An den Kameras des Handys gibt es nichts auszusetzen, sie sind einfach nur uninspirierend.
Vorteile:
- Die Ultraweitwinkelkamera ist wirklich weit
- Keine überflüssigen Kameras auf der Rückseite
Nachteile:
- Das Ultraweitwinkelobjektiv ist wirklich weit
- Die Bildqualität ist bestenfalls durchschnittlich
Fotos bei Tageslicht sind in Ordnung und vergleichbar mit den meisten Mittelklasse-Handys, aber die Farbwiedergabe wirkt etwas gedämpft, vor allem im Vergleich zu den normalerweise satten Bildern der Samsung-Handys.
Was mich am meisten überrascht hat – sowohl positiv als auch negativ – war, wie weit (offen) die Ultraweitwinkelkamera ist. Ich löschte viele Dateien, weil ein Finger oder ein Kleidungsstück in der Aufnahme auftauchte. Andererseits sorgte das weite Sichtfeld für eine klare Unterscheidung im Vergleich zur Hauptkamera – und das bei einem klaren Look.
Apropos klarer Look: Die Farben der Ultraweitwinkel-Aufnahmen wirken etwas weniger gesättigt als die der Hauptkamera, und es gab Anzeichen von Verzerrungen, aber das könnte einfach das Ergebnis des großen Sichtfelds sein.
Die Selfies waren trotz der suboptimalen Bedingungen (und des Motivs) in Ordnung – die starken Lichtreflexe waren ganz allein meine Schuld. Die Detailgenauigkeit und die Farben passen, aber die Motivtrennung beim Porträtmodus hatte ein paar Schwierigkeiten mit rebellischen Haarsträhnen.
Wechselakku fürs Business
In der Akku-Abteilung befindet sich das ungewöhnlichste Merkmal des Galaxy XCover 6 Pro: der herausnehmbare Akku. Das Telefon kann nicht nur nach einem schnellen Akkutausch wieder in Betrieb genommen werden, sondern lässt sich mit einem optionalen Dock auch ohne Akku verwenden.
Vorteile:
- Gute (aber nicht großartige) Akkulaufzeit
- Optionaler batterieloser Betrieb mit Pogo-Pins
- Umgekehrtes Aufladen per Kabel
Nachteile:
- Langsames Aufladen
Samsung bietet Ersatzakkus für etwa 40 Euro (Modellnummer GP-PBG736ASABW) an, was weder billig noch unverschämt teuer ist. Das Ökosystem des XCover 6 Pro offenbart bereits einiges des verrückten seriösen Zubehörs, das fürs XCover Pro erhältlich ist, darunter 10er-Ladestationen mit Pogo-Pins und Barcode-Scanner-Schlitten mit optionalem Pistolengriff und Kartenleser.
Aber zurück zum Test: Die Akkulaufzeit ist angesichts der Nennkapazität von 4.050 mAh ordentlich und reicht mit den Standardeinstellungen für mehr als einen Tag. Und für diejenigen, die unter Reichweitenangst leiden, ist es möglich, mit einer adaptiven Akkufunktion in den 60-fps-Modus zu wechseln. Das führte im PC Mark Battery Test zu einer Steigerung von etwa 30 Prozent – von 10 Stunden und 57 Minuten auf 14 Stunden und 25 Minuten. Im Flugzeugmodus erreicht der Test bei PC Mark theoretisch 17 Stunden und 5 Minuten.
Wenn es ums Aufladen geht, bietet das Galaxy XCover 6 Pro außer der Pogo-Pins-Alternative nichts Außergewöhnliches an. Das kabellose Aufladen fiel wahrscheinlich dem herausnehmbaren Akku zum Opfer – obwohl Modelle wie das Galaxy S5 beides hatten. Etwas, das seltsamerweise in Samsungs Marketingmaterialien fehlt, ist die Einbeziehung des kabelgebundenen Rückwärtsladens (oder Power Share, wie es Samsung nennt).
Beim Testen des XCover 6 Pro konnte ich so sogar ein Tablet aufladen, wenn auch nur langsam. Das ist eine willkommene Ergänzung für den Arbeitsplatz, um andere Geräte und Zubehör mit Strom zu versorgen, und könnte sogar als Marketingargument dienen. Immerhin könnt Ihr so das XCover 6 Pro als Powerbank verwenden.
Aufladen | Galaxy XCover 6 Pro | Motorola Defy | Galaxy A53 |
---|---|---|---|
5 Minuten |
|
|
|
20 Minuten |
|
|
|
1 Stunde |
|
|
|
Volle Ladung |
|
|
|
PC Mark Batterietest |
|
|
|
Aber ich schweife ab: Beim kabelgebundenen Laden bietet das XCover 6 pro nur eine Leistung von 15 W. Das reichte aus, um das Handy in weniger als zwei Stunden aufzuladen, aber denkt daran, dass wir es mit einem 4.050-mAh-Akku zu tun haben. Eine letzte Sache: Das XCover 6 Pro wird nicht mit einem Ladegerät in der Verpackung geliefert.
Samsung Galaxy XCover 6 Pro: Technische Daten
Nachfolgend führe ich weitere Punkte auf, die die NextPit-Community interessieren könnten, aber keine zusätzlichen Absätze wert sind:
- Das Galaxy XCover 6 Pro bietet NFC-Unterstützung und ist mit Google Pay für kontaktlose Zahlungen kompatibel.
- In der Verpackung des Testgeräts war ein USB-C-auf-USB-C-Ladekabel enthalten.
- Die Softwareversion während des Tests war G736BXXU2BWA1 (Sicherheitspatch vom Januar 2023).
- Nach dem Zurücksetzen des aktualisierten Handys zeigte das Betriebssystem 26,67 GB belegten Speicherplatz an.
Spezifikationen | |
---|---|
Gerät | |
Bild | |
Design |
|
Bildschirm |
|
Speicher |
|
CPU / GPU |
|
Kamera |
|
Video |
|
Schnittstelle/OS |
|
Akku |
|
Audio |
|
Abmessungen & Gewicht |
|
Konnektivität |
|
Abschließendes Urteil
Es ist nicht einfach, ein Nischengerät zu rezensieren, vor allem eines mit einer begrenzten Anzahl von Konkurrenten. Der Markt für robuste Telefone ist voll von Optionen kleiner Unternehmen, aber diese können in der Regel nicht dasselbe Niveau an Software und Kundensupport bieten wie Samsung mit seinen großen, engagierten Vertriebsteams und seinem riesigen Budget für Forschung und Entwicklung.
Um ehrlich zu sein, ist der Zielmarkt des XCover 6 Pro nicht der traditionelle Verbraucher. Unter den großen Marken sind die einzigen Konkurrenten des XCover 6 Pro das Motorola Defy und das kommende Think Phone, die beide schwächeln, wenn es um den für Unternehmenskunden so wichtigen Software-Support geht.
- Samsung-Fans hier entlang: Das sind aktuell die besten Galaxy-Smartphones
Das Samsung Galaxy XCover 6 Pro ist nicht billig, aber das ist das Motorola Think Phone mit seinem Flaggschiffpreis und seiner schwächeren Software-Sicherheitspolitik auch nicht. Samsungs Einfluss auf den Unternehmensmarkt profitiert zudem vom etablierten Netzwerk von Zubehörpartnern mit spezialisierten Tools für Nischenanwendungen, die sich die meisten von uns nicht einmal vorstellen können.
- Lest auch: Das Motorola Defy im Test
Samsung ist hartnäckig drangeblieben, um es sich in dieser Nische bequem zu machen. Etwas, was wir von den Konkurrenten nicht behaupten können. Selbst wenn Ihr kein großes Unternehmen seid, ist das Galaxy XCover 6 Pro Eure einzige Option auf dem Markt, wenn ihr Wert auf Funktionen wie einen herausnehmbaren Akku, einen Kopfhöreranschluss, einen Micro-SD-Slot, eine gute Softwareunterstützung, eine gute Leistung und eine robuste Bauweise legt.
Ich bin mit dem Handy durchaus zufrieden.
Kamera ist leider etwas schwach. Da hätte ich für eine bessere auch noch ein paar Scheine dazugepackt. Da ich aber bei Wind und Wetter draußen bin und schon einige Flaggschiffe nach einigen Monaten Kaputt hatte (was sicherlich oft an meiner Umgehendsweise mit den Geräten lag), gibt es für mich keine Alternative.
Und bisher hält es mich schon einige Monate ohne Probleme aus.
Stimme dem Testurteil mit einer Ausnahme zu. Auf der Front sind die Spaltmaße um das Display viel zu gross so das sich da leider eine menge staub und dreck ansammelt. Hätte ich das vorher gewusst hätte ich es definitiv nicht zu dem absolut überzogenen Preis gekauft.