Snapdragon X Elite & Plus: Qualcomm rüstet sich fürs Duell mit Apple
Es scheint eine Ewigkeit her zu sein, dass Qualcomm seine neuen Hochleistungs-ARM-Chips für den PC-Markt ankündigte. Sechs Monate später bestätigt das nordamerikanische Unternehmen nicht nur die Modellnamen für seine "Snapdragon X Elite"-Chips, sondern auch eine zugänglichere Version des Chips, den Snapdragon X Plus.
Beide neuen Chips basieren auf demselben Oryon-ARM-CPU-Kern, der auf der Technologie basiert, die Qualcomm beim Kauf des Nuvia-Startups erwarb. Der Plus-Chip verfügt jedoch über weniger Kerne in jedem Verarbeitungsblock. Da der Elite-Chip bereits im Oktober angekündigt wurde, tritt das Snapdragon-Duo in der folgenden Tabelle gegen die Apple M3-Generation an, anstatt gegen die seinerzeit aktuellen M2-Chips.
Snapdragon X Elite | Snapdragon X Plus | Apple M3 Max | Apple M3 | |
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Performance-Kerne |
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Effizienz-Kerne |
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RAM |
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GPU |
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Modem |
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Konnektivität |
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Prozessknoten |
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Kühne Behauptungen
Was die Gesamtleistung angeht, stellte Qualcomm bereits im Oktober kühne Behauptungen auf, als das Unternehmen den Snapdragon X Elite mit den damals verfügbaren Chips von AMD und Intel verglich. Jetzt nimmt Qualcomm auch den Apple M3 ins Visier. Das Unternehmen verspricht eine 10 Prozent schnellere Multithreading-Leistung im Vergleich zum Snapdragon X Plus, wobei der Elite-Chip im Geekbench-Test einen Vorsprung von 28 Prozent hat.
Im Vergleich zu Intels neuesten Meteor-Lake- und AMDs Zen4-Chips soll der Snapdragon X Plus sowohl bei CPU- als auch bei integrierten GPU-Benchmarks schneller und energieeffizienter sein als seine x86-Konkurrenten.
Und wie bei jeder anderen Produkteinführung 2024 versäumt es natürlich auch Qualcomm nicht, die KI-Fähigkeiten der "Snapdragon X Plus"-NPU besonders hervorzuheben: Der Halbleiter-Gigant behauptet gar, es handele sich hier um die "schnellste NPU der Welt für Laptops".
Die Behauptung mag sehr theoretisch klingen, unglaubwürdig ist sie deswegen noch lange nicht, da sowohl AMD als auch Intel ihre ersten zarten Schritte in der NPU-Arena machen. Qualcomm (und Apple, Google, MediaTek …) hingegen hat bereits stark in KI für den mobilen Bereich investiert.
Plus oder Elite?
Im Vergleich zum bereits angekündigten Snapdragon X Elite sieht die Plus-Variante wie ein typischer Binned-Chip aus, bei dem defekte CPU- und/oder GPU-Kerne deaktiviert werden, sobald sie die (viel beschäftigten) TSMC-N4-Produktionslinien verlassen.
Diese Praxis wird bereits seit vielen Jahren nicht nur von AMD und Intel, sondern auch von Apple angewendet. Apple bietet seine "M3 Pro"- und "M3 Max"-Prozessoren mit einer unterschiedlichen Anzahl von CPU- und GPU-Kernen an, je nachdem, wie viel Geld ihr investieren könnt.
CPU-Kerne | Maximaler Dual-Core-Boost-Takt | GPU | |
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X1E-84-100 |
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X1E-80-100 |
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X1E-78-100 |
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X1P-64-100 |
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Für den Snapdragon X Plus bedeutet das, dass er zwei Oryon-CPU-Kerne weniger hat, die etwas konservativer getaktet sind, und das gleiche Schicksal droht den Adreno-GPU-Kernen – leider hat Qualcomm schon vor vielen Jahren aufgehört, seine GPU-Konfigurationen offenzulegen.
Abgesehen von diesen Hauptkernen sind die restlichen Spezifikationen identisch: 42 MB Cache-Speicher, 45 TOPS AI-Kerne, LPDDR5X-Unterstützung, Kameraauflösung, Konnektivität und sogar andere Schnittstellen wie USB4 und M.2-Unterstützung.
Laut Qualcomm sollen die ersten PCs, die mit dem Snapdragon X Plus ausgestattet sind, Mitte 2024 auf den Markt kommen – der (etwa) gleiche Zeitrahmen, der auch für den "X Elite"-Prozessor gilt.
Während wir auf erste Testgeräte warten, teilt uns gerne Eure Erwartungen in den Kommentaren unten mit. Glaubt Ihr, dass Qualcomm endlich das Versprechen von Windows auf ARM-Chips einlösen wird, oder müssen wir weiterhin mit Kompatibilitäts- oder Leistungsproblemen aufgrund von Altanwendungen leben?
"Glaubt Ihr, dass Qualcomm endlich das Versprechen von Windows auf ARM-Chips einlösen wird, oder müssen wir weiterhin mit Kompatibilitäts- oder Leistungsproblemen aufgrund von Altanwendungen leben?"
Das Versprechen wird wohl in Erfüllung gehen, weil ja auch Microsoft schon die ARM-Architektur unterstützt, und Windows-Varianten, die speziell für diese Architektur übersetzt wurden, zur Verfügung stellt. Entscheidender wird aber sein, ob weit verbreitete Anwendungen und Programme von den jeweiligen Herstellern speziell für die ARM-Architektur von Qualcomm übersetzt und angepasst werden, oder ob sie nur auf einer Emulationsschicht laufen werden, die ihnen einen IA64 Prozessor vorgaukelt und dabei jede Menge Leistung und damit auch Effizienz frisst, und damit die Vorteile des neuen Wettbewerbers dahinschmelzen lässt.
Aber selbst dann müssen die neuen Rechner nicht zu Selbstläufern werden, denn sehr viele Windows-Programme wurden auch für Linux angepasst (hierbei ist die zugrunde liegende Prozessorarchitektur gleich geblieben, allerdings haben sich die Betriebssystemaufrufe geändert). Und obwohl Linux fraglos auch Vorteile gegenüber Windows hat (z.B. bei den Lizenzkosten) kommt Linux nicht über einstellige prozentuale Marktanteile bei Desktop-PCs und Notebooks hinaus.
Dazu kommt, dass Intel und AMD nicht tatenlos zusehen werden, wie ein neuer Marktteilnehmer ihnen die Butter vom Brot nimmt, sondern verstärkte Anstrengungen unternehmen werden, bei Leistung und Effizienz zuzulegen.
Das, und auch der Druck auf die Produktpreise sind aber aus Verbrauchersicht positiv zu bewerten, weshalb aus dieser Perspektive die Bemühungen Qualcomms und Microsofts durchaus zu begrüßen sind.