StreamOn & Co.: Zero-Rating-Dienste werden in ganzer EU untersagt
Nach der jüngsten Entscheidung der Bundesnetzagentur gegen die Zero-Reting-Angebote von Deutscher Telekom und Vodafone hat nun auch die europäische Ebene reagiert: Die EU-Regulierungsbehörde BEREC hat solche Services jetzt für den gesamten Binnenmarkt untersagt.
Beim Zero-Rating wird der Traffic bestimmter Apps oder App-Kategorien nicht mehr auf die begrenzten Datenvolumina der Nutzer angerechnet. Das ermöglicht es beispielsweise, dass auch ein Kunde mit geringem Datenvolumen ohne Einschränkungen Filme und Serien auf einem bestimmten Streaming-Dienst anschauen kann. Das verstößt letztlich gegen die Maßgabe der Netzneutralität, nach der alle Dienste von den Betreibern der Zugangsnetze gleichrangig zu behandeln sind.
Tarif-Übersichten auf NextPit
Bisher bezogen sich die Regelungen auf der EU-Ebene streng genommen lediglich auf bezahlte Sonderbehandlungen. Die Zero-Rating-Angebote von Telekom und Vodafone sahen aber gar keine Bezahlung vor. Diese Lücke in der europäischen Gesetzgebung wird nun also durch die entsprechende Aktualisierung der Leitlinien, die den Handlungsrahmen für die jeweiligen nationalen Telekom-Regulierer darstellen, geschlossen.
Nur scheinbar harmlos
Das Verbot des Zero-Ratings stieß bei verschiedenen Nutzern immer wieder auf Unverständnis, da letztlich ja der normale Anwender scheinbar davon profitierte. Allerdings zeigen verschiedene Marktanalysen, dass dieser Eindruck täuscht. Denn die Existenz solcher Services verzögert demnach die Einführung preiswerter Flatrate-Angebote und sorgt dafür, dass die Preise für mobile Daten-Tarife höher liegen als in Märkten ohne Zero-Rating.
Auf Seiten der Anbieter wirkt der Zugang zu diesen Services aufgrund dessen, dass keine direkten Kosten anfallen, ebenfalls diskriminierungsfrei. Allerdings müssten Dienste-Anbieter sich in einem Mobilfunkmarkt voller Zero-Rating-Angebote letztlich mit den durchaus nicht trivialen vertraglichen und technischen Teilnahmebedingungen diverser Netzbetreiber auseinandersetzen. Das ist beispielsweise für ein großes Unternehmen wie Spotify oder Netflix durchaus machbar, nicht aber für ein kleines Podcast-Label oder einen unabhängigen Video-Anbieter, womit diese hinsichtlich des Zugangs zu den Nutzern benachteiligt sind.
Quelle: Berec Europa
Erst dachte ich unsinnig, aber nach dem Lesen des Artikels macht diese Regulierung durchaus Sinn.
Denkt man weiter, müsste so auch die Flatrate-Telefonie verboten werden, denn die damit anfallenden Daten werden weder erfasst, noch abgerechnet und erhalten stets Vorzug vor sonstigen Daten. Die klassische 2-Draht-Telefonie findet doch erst recht mit Smartphones nicht mehr statt, sondern ist VoIP-basiert (ich nenne da mal im 4G-Netz VoLTE bspw.) und müsste auch außerhalb einer Flatrate mittels Daten berechnet werden statt Zeiteinheiten.
Bei der Flatrate Telefonie werden aber keine kleinen Web / Streaming Anbieter benachteiligt.
Das ist korrekt, aber die Netzneutralität wird trotzdem durch den Dienst Telefonie ausgehebelt - und um Netzneutralität geht es ja im Kern. Telefoniedaten haben immer den Vorzug vor anderen Daten.
Es beginnt ja schon am heimischen Router, der, wenn er eine Fritzbox ist, Internettelefonie als sog. "Echtzeitanwendung" voreingestellt hat. Gut, welche Daten man im heimischen Netz priorisiert ist die eine Sache, aber das Beispiel zeigt, wo die Aushebelung der Netzneutralität schon anfängt.
Zitat aus der Seite der Bundesnetzagentur:
"Netzneutralität bedeutet, dass Daten unabhängig von deren Herkunft, Inhalt, Anwendung, Absender, Empfänger in Netzen gleich behandelt werden."
Ich fand diese Art Tarif schon von Anfang an fragwürdig. Klasse, dass es jetzt geregelt wurde.
Finde ich auch!
Die EU ist mittlerweile ein echter Treiber was Digitales anbelangt. Wer hätte das gedacht?