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Trumps Plan: iPhone 'Made in USA' könnte Preise explodieren lassen

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© nextpit (erstellt mit ChatGPT)

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Das iPhone wurde in den USA erdacht – wird dort aber nicht produziert. Wenn es nach US-Präsident Donald Trump geht, wäre es absolut denkbar, es komplett in den Vereinigten Staaten zu fertigen. Wir klopfen die Faktenlage ab: Was kostet der Spaß dann – und ist eine reine US-Produktion des iPhones überhaupt machbar? 

Selbstgefällig sitzt US-Präsident Trump im Weißen Haus und glaubt, man könne die Produktion des iPhones einfach mal per Fingerschnippen in die USA verlagern. Auf die konkrete Frage zur möglichen US-Produktion des iPhones sagte White House Press Secretary Karoline Leavitt gestern bei der Pressekonferenz im Weißen Haus:

Absolut! Er ist der Meinung, dass wir die Arbeitskraft, die Belegschaft und die Ressourcen haben, um das zu schaffen. Und wie sie wissen, hat Apple 500 Milliarden Dollar hier in den Vereinigten Staaten investiert – wenn Apple also nicht glauben würde, dass die USA das hinbekommen können, hätten sie diesen riesigen Batzen Geld wahrscheinlich nicht investiert.

Man konnte der anwesenden Presse anmerken, dass sie nicht überzeugt war, und das auch aus gutem Grund. Es gibt berechtigte Zweifel an der Umsetzbarkeit und auch die Gewissheit, dass so ein iPhone deutlich teurer wäre als die in Asien gefertigte Variante.

Kann Apple das iPhone allein in den USA produzieren?

Einfache Antwort: Nein! Nicht, wenn man die Gegenzölle auf Trumps Strafzölle umgehen will, und dafür jeden Rohstoff, jede Arbeitskraft und jedes Bauteil aus den USA beziehen möchte. 

In der US-Administration scheint sich aber die Meinung durchzusetzen, dass diese reine US-Produktion des Apple-Handys machbar wäre. Vor einigen Tagen erklärte Trumps Handelsminister Howard Lutnick vor Fernsehkameras: "Die Armee aus Millionen und Millionen menschlichen Wesen, die winzige Schrauben reindrehen, um iPhones zu produzieren – so etwas wird nach Amerika kommen".

Dass das kompletter Unsinn ist, lässt sich mit mehreren Fakten belegen:

Die Lieferkette und die Rohstoffe

Apple, das übrigens aufgrund von Trumps Zöllen ein Fünftel seines Wertes verlor und nun nicht mehr das wertvollste Unternehmen der Welt ist, müsste mehr tun, als einfach nur ein, zwei "iPhone-Werke" aus dem Boden zu stampfen. Schon im Artikel zu Trumps Zöllen und den Auswirkungen auf US-Produkte erwähnte ich, dass Apple sehr stolz auf über 50 Länder verweist, die an der Produktion beteiligt sind. Wortwörtlich heißt es auf der Apple-Seite

Tausende Unter­nehmen und Millionen Menschen in mehr als 50 Ländern sind Teil unserer Lieferkette und tragen mit ihren Fähigkeiten, Talenten und ihrem Einsatz zur Herstellung, Lieferung, Reparatur und Wieder­verwertung unserer Produkte bei.

Foxconn in China kann sich binnen Stunden spezialisierte Bauteile für die Endmontage liefern lassen, weil sich die Industrie in Shenzhen so verdichtet angesammelt hat. Diese komplette Infrastruktur müsste in den USA erst errichtet werden – und Rohstoffe würden dann dennoch fehlen. Materialien wie Tantal, Lithium oder Wolfram gibt es nur in kleinen Mengen in den USA. Bis zu 80 Prozent der seltenen Erden stammen aus China und Kobalt ist in den USA nahezu nicht vorhanden. Übrigens macht sich das Internet längst über die USA lustig, was die iPhone-Produktion angeht:

Das Fachpersonal

Apple hat die Leute gar nicht, die benötigt werden. Das Unternehmen profitiert davon, dass man von der Skalierung in Asien profitiert und schnell reagieren kann: 15.000 Arbeiter werden morgen benötigt? Die stehen dann in China auf der Matte – in den USA undenkbar. Tim Cook selbst sagte zudem bereits vor ziemlich exakt zehn Jahren, dass in den USA gar nicht die Fachkräfte bereitstünden. Während in China der Fokus auf die Fertigung gelegt wurde, wäre die Zahl entsprechend geschulter Leute sehr überschaubar. Präzisionsmontage, Qualitätskontrolle und das alles im Schichtbetrieb und mit vielen tausend Mitarbeiter:innen? In den USA so nicht darstellbar. 

Die Kosten

Apple bzw. die USA haben also nicht die Rohstoffe, die Infrastruktur und Industrie, oder das Fachpersonal, um das iPhone aus dem Nichts komplett in den USA fertigen zu lassen. Damit ist Trumps Plan eigentlich schon vom Tisch. Da haben wir aber noch gar nicht die Produktionskosten berücksichtigt. Apple müsste seinen Mitarbeiter:innen deutlich mehr bezahlen, zudem würden weiter Rohstoffe und Bauteile aus dem Ausland benötigt. An diesem Punkt kämen die Strafzölle auch wieder ins Spiel, die Trump vor wenigen Stunden für China auf insgesamt 104 Prozent anhob. 

Was würde das iPhone "Made in USA" denn kosten?

Lasst uns da noch einmal ausführlicher draufschauen, was das denn für den Preis des iPhones bedeuten würde. So viel vorab: Ganz klar sind sich die Experten da noch nicht. So äußerte Analyst Dan Ives von der Investmentfirma Wedbush gegenüber CNN, dass ein Gerät etwa 3.500 US-Dollar kosten würde bei Verlegung der Produktion etwa nach West Virginia oder New Jersey. Würde Apple lediglich zehn Prozent der Lieferkette in die Staaten verlegen, würde es Apple allein um die 30 Milliarden US-Dollar kosten, schätzt der Analyst.

Needham-Analystin Laura Martin weist darauf hin, dass allein die Verlagerung von 14 Prozent der iPhone-Produktion nach Indien drei Jahre gebraucht habe. Auch der Faktor Zeit spielt hier also eine Rolle. Die New York Post sieht den Preis eines iPhone 16 Pro Max (Test) künftig bei etwa 2.300 US-Dollar – immerhin ein saftiger Aufschlag von etwa 700 Peitschen. Analyst Wayne Lam von TechInsights vermutet fürs iPhone 16e (zum Test) alleine einen Anstieg von 550 auf 820 Dollar, was die Preise der Bauteile angeht. 

So oder so: Das Premium-Handy made in USA wäre definitiv eine sehr kostspielige Nummer, wenn man davon ausgehen muss, dass Apple zumindest Teile der Erhöhungen an die Käufer:innen weitergeben muss. 

Wieso Donald Trump glaubt, dass Apple sich 20 Jahre lang eine perfekte Lieferkette mit Schwerpunkt China aufbaute, nur um den ganzen Bums jetzt in die USA zu verlagern, wird sein Geheimnis bleiben. Was hingegen die iPhones künftig kosten werden, dürften wir dafür aber noch in diesem Jahr herausfinden – ich bin gespannt!

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Carsten Drees

Carsten Drees
Senior Editor

Fing 2008 an zu bloggen und ist irgendwie im Tech-Zirkus hängengeblieben. Schrieb schon für Mobilegeeks, Stadt Bremerhaven, Basic Thinking und Dr. Windows. Liebt Depeche Mode und leidet mit Schalke 04.

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