Wechselt Samsung von Google auf Bing wegen ChatGPT?
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Vor ein paar Wochen habe ich einen Artikel geschrieben, der im Nachhinein etwas katastrophaler klingt, als ich es eigentlich beabsichtigt hatte. Trotzdem stehe ich noch immer zu dem Beitrag und es scheint, dass Google das auch so sieht. Einem aktuellen Bericht der New York Times zufolge sind die Spannungen in der Google-Zentrale groß, da Samsung allen Anschein nach beschlossen hat, in den nächsten Android-Smartphones anstelle der Google-Suche, Bing als Suchmaschine zu etablieren. Das kostenlose ChatGPT von Microsoft wird hier als Grund vermutet.
Google Bard versus Microsofts ChatGPT
Wer die gesamte Thematik rund um die aktuell explodierende Entwicklung um Chat-Bots wie Bard von Google und ChatGPT von Microsoft ein wenig vernachlässigt hat, sei hier kurz ins Boot geholt: Die Google-Suche ist die weltweit am meisten genutzte Suchmaschine und damit die führende Plattform im Internet und für Android- und iPhone-Nutzer:innen. Dieser Erfolg ist zum Teil auf Verträge mit großen Unternehmen wie Samsung und Apple zurückzuführen, die die Suchmaschine als Standardfunktion auf ihren Smartphones anbieten.
- Nicht verpassen: Google Bard – direkter Konkurrent zu ChatGPT
Die Einführung einer ChatGPT-gestützten Suchfunktion auf Bing durch Microsoft im Februar hat jedoch Googles Monopol in der Sucharena infrage gestellt. Google reagierte schnell mit der Ankündigung von Bard, seinem hauseigenen Chat-Bot, und seitdem ist der Kampf um die generative KI (Künstliche Intelligenz) in aller Munde.
Jetzt hat die New York Times (NYT) ein weiteres Kapitel in Googles Kampf mit der Konkurrenz auf dem Gebiet der KI aufgedeckt. Laut der NYT erwägt Samsung, seinen 3-Milliarden-Dollar-Vertrag mit Google zu kündigen und seine Investitionen auf Microsoft zu verlagern, weil es von dessen innovativem KI-Ansatz überzeugt ist. Wie Nico Grant berichtet, waren Google-Mitarbeiter schockiert, als sie erfuhren, dass Samsung erwog, Google gegen Microsofts Bing als Standardsuchmaschine auf seinen Geräten auszutauschen.
Google soll die Nachricht im März erhalten haben, und seitdem haben die Mitarbeiter:innen neue KI-gestützte Suchwerkzeuge entwickelt, die im Mai vorgestellt werden sollen. Ich bin geneigt zu glauben, dass diese Ankündigung während der Google I/O 2023 – Googles Entwicklerkonferenz – am 10. Mai erfolgen wird. Es scheint, dass das Projekt von Googles Chat-Bot Bard angetrieben werden soll und unter dem Codenamen "Magi" entwickelt wird.
Ziel ist es, die Suchmaschine umzugestalten und den Nutzern ein deutlich besseres und Personen bezogenes Erlebnis zu bieten als der bisherige Dienst. Meiner Meinung nach ähnelt "Magi" der Integration von ChatGPT in Bing und dem Edge-Browser. Bard wird bereits von ausgewählten Nutzern in den USA und Großbritannien getestet, daher bezweifle ich, dass es sich stark von der Erfahrung unterscheidet, die wir seit Längerem mit Bard und Bing machen. Aber das ist reine Spekulation.
Es wurde außerdem erwähnt, dass Google auch an verschiedenen anderen KI-Tools arbeitet. Dazu gehören ein KI-Bildgenerator namens GIFI, ein Sprachlernsystem namens Tivoli Tutor und eine "Searchalong"-Funktion, die einen Chat-Bot in Google Chrome einbindet, um Fragen zur aktuellen Webseite zu beantworten. Eben fast identisch wie die KI-Suchleiste von Bing im Edge-Browser.
Schließlich erwähnt die Times, dass diese neuen Funktionen vorab exklusiv in den USA verfügbar sein werden und zunächst maximal eine Million glückliche Nutzer:innen erreichen.
Unter Bezugnahme auf meinen Artikel vom März, in dem ich angedeutet habe, dass ein glanzloses Android-14-Update Googles Partner wie Samsung in die Arme der Konkurrenz treiben könnte, glaube ich, dass Google im Mai zweifellos einige (oder vielleicht sogar mehrere) KI-gesteuerte Tools einführen wird. Das ist unvermeidlich. Auch wenn ich nicht glaube, dass der Erfolg der Google-Suche allein von den Partnerschaften mit Samsung oder sogar Apple abhängt, ist es doch ein Warnsignal, wenn ein großer Partner nach jahrelanger Zusammenarbeit einen Wechsel zu einem anderen Unternehmen in Erwägung zieht.
Ich bin schon gespannt auf die Google I/O – wie sieht es bei Euch aus? Ich kann es kaum erwarten, zu sehen, was auf uns zukommt! Schreibt uns Eure Gedanken zu dem Thema in den Kommentarbereich.
Quelle: New York Times (Paywall)