Lenovo Mirage Solo & Camera: Daydream-Headset mit WorldSense-Tracking vorgestellt
Gestern hat Oculus konkrete Informationen zur Oculus Go veröffentlicht, jetzt ziehen Google und Lenovo nach. Die Mirage Solo ist das eigenständige Daydream-Headset, das nun in allen wesentlichen Informationen vorliegt. Außerdem hat Lenovo eine VR180-Kamera vorgestellt.
- Oculus Go vorgestellt
- Daydream View im Test
Schon im Mai 2017 ließ Google verlauten, es werde eigenständige Daydream-VR-Headsets geben. Damals waren Lenovo und (HTC) Vive als Hardware-Partner im Gespräch. Vive hat sich inzwischen gegen ein solches Unterfangen entschieden und konzentriert sich auf den Markt in China. Bleibt also Lenovo; und jetzt ist die Mirage Solo endlich offiziell präsentiert worden.
Zwei wesentliche Merkmale unterscheidet das Mirage-Solo-Headset von einem Daydream-Smartphone mit Daydream View: Einerseits sind alle VR- und Systemkomponenten im Headset verbaut, es braucht also keine weitere Hardware. Und die Verortung im Raum erfolgt über Kameras nach dem sogenannten Inside-Out-Tracking-Verfahren. Zwei Kameras erfassen den Raum und erkennen so, welche Position der Spieler im Raum eingenommen hat. Im Zusammenspiel mit den Lage- und Beschleunigungssensoren im Smartphone kann sich der User im Raum bewegen. Google nennt das Tracking-System WorldSense.
Mirage Solo mit WorldSense-Tracking
Das Daydream-Headset erkennt so, wie Ihr Euch bewegt, ob Ihr Euch duckt, ausweicht oder dreht. Google verspricht, dass das Tracking so schnell und präzise ist, wie es bei Vive oder Oculus der Fall ist (ohne die Konkurrenten explizit zu nennen). Dagegen ist der Controller der alte bekannte der Daydream View: Hier gibt es also kein Tracking in sechs Dimensionen, sondern nur in deren drei. Heißt also: Ihr könnt den Controller drehen, und schwenken, aber nicht im Raum hin- und herbewegen. Schade.
Mit dem Mirage Solo Headset könnt Ihr alle verfügbaren Daydream-Apps ausführen. Wer schon einmal Daydream ausprobiert hat, dürfte die Oberfläche bereits kennen: Daydream OS ist gewissermaßen ein Android mit reiner VR-Benutzeroberfläche.
Tief im Inneren stecken ein Snapdragon 835, 4 GByte RAM, 64 GByte interner Speicher sowie ein MicroSD-Slot. Beim Display handelt es sich um ein LCD-Panel, das 5,5 Zoll in der Diagonale misst. Die Auflösung liegt bei 1.440 x 2.560 Pixeln - also QHD. Das Headset stellt Inhalte mit 75 Bildern pro Sekunde dar. Interessant wird sein, wie sich der 4.000 mAh Akku schlägt.
Das Gewicht? Die Mirage Solo wiegt 645 Gramm, somit müssen die Kopfriemen einiges halten. Hier wird erst ein Test zeigen, ob das VR-Headset auch über längere Zeit komfortabel ist. Immerhin deuten die Bilder an, dass ein Teil des Gewichts oberhalb der Stirn lagert, was für genügend Komfort sorgen kann.
Bleibt noch der Preis: Den will Lenovo unterhalb der 400-Dollar-Marke halten. Zyniker sehen darin den Preispunkt von 399,99 Dollar, schlimmer könnte es in Europa werden. Weil hier noch Steuern und der Wechselkurs eine Rolle spielen, könnten wir mit 449 Euro oder mehr konfrontiert werden. Anfang des zweiten Quartals soll die Mirage Solo erscheinen.
Welche Chancen hat die Mirage Solo?
Google könnte mit der Daydream-Brille aber einem Irrtum unterliegen. Natürlich ist spezialisierte Hardware besser auf VR-Anwendungen optimiert, eingehende Benachrichtigungen stören hier nicht und leichte Performance-Gewinne sind vorstellbar. Doch wie groß ist das Marktpotenzial wirklich? Schon Oculus-Technik-Chef John Carmack gab sich skeptisch, was das schiere Marktvolumen der billigeren Oculus Go anbelangt. In seiner Keynote sagte er, Oculus-Entwickler sollten nicht die Go anvisieren, sondern für Gear VR entwickeln. Außerdem kann die Mirage Solo sein Tracking-System nur in angepassten Apps ausspielen.
Des Weiteren hat Lenovo die Mirage Camera präsentiert. Die basiert auf Googles Ideen zu einer 180-Grad-Kamera. Die Idee ist, dass stereoskopische Fotos und Videos oftmals gar nicht zwingend das gesamt Rundherum anzeigen müssen, wie es 360-Grad-Kameras bewerkstelligen. Vielmehr decken die VR180-Kameras nur den vorderen Teil ab. Dank der zwei Bildsensoren handelt es sich dennoch um 3D-Fotos. Zur Mirage Camera liegen leider noch keine genauen Informationen vor. Ebensowenig ist klar, wann sie erscheinen wird.
Werdet Ihr bei einem eigenständigen VR-Headset schwach?
Der Wechselkurs? Wenn es nur der wäre, dürfte das Gerät heute 335,- € kosten.