Samsung Freestyle im Test: Überall-Entertainer mit Macken
Mit dem Freestyle versucht Samsung das Konzept "Beamer" neuzudenken. Denn während Ihr herkömmliche Modelle am besten fest ins Wohnzimmer installiert und nach der Einrichtung nie wieder bewegt, sollt Ihr den Freestyle mitnehmen. Im Test klappt das hervorragend, dennoch ist Samsungs 1.000-Euro-Gadget noch nicht ganz zu Ende entwickelt.
Pro
- Kinderleichte Einrichtung + Aufstellen
- Viele smarte Features
- Viel Entertainment-Zugang
- Tolles Bild in dunklen Räumen
- Guter Klang
Contra
- Kein integrierter Akku
- Gähnend langsames TizenOS
- Transporthülle nur per Zukauf
- Arretierung nicht immer ganz zuverlässig
- Kein optischer Zoom
- Keine Schutz gegen Wasser und Staub
Kurzfazit zum Samsung Freestyle
Zu einem Preis von 500 Euro wäre der Samsung Freestyle ein saucooles Gadget gewesen! Für knapp 1.000 Euro ist die Hardware des smarten Beamers aber zu schwachbrüstig, denn das vorinstallierte TizenOS läuft gähnend langsam. Darüber hinaus müsst Ihr für den Einsatz im Freien die passende Schutzhülle und eine Power-Bank dazukaufen.
Abseits dieser Negativpunkte zeigt sich der Freestyle aber als tolles Konzept für Überall-Entertainment. Dabei ist das Aufstellen deutlich einfacher als bei herkömmlichen Mini-Beamern und die integrierten Lautsprecher tatsächlich nutzbar. Dass im Freestyle zudem ein Smart-TV und ein ambientes Raumlicht Platz finden, ist wirklich klasse. Ein eingeschränkter Kauftipp also, wenn Ihr ein gutes Angebot findet.
Design & Verarbeitung
Der Samsung Freestyle sieht anders aus als herkömmliche Mini-Beamer. Denn Samsung weicht von einer Kastenform ab und packt Projektor, Lautsprecher und Smart-TV-Hirn in einen Zylinder. Dieser sitzt auf einem 180-Grad-Scharnier, wodurch der Freestyle zum flexibelsten Beamer der Welt wird. Eine IP-Zertifizierung und eine Schutzhülle im Lieferumfang wären aber wünschenswert.
Gefällt:
- Cooles und sehr funktionales Design
- Austauschbare Gummihülle
- Stabiler Stand auf den meisten Untergründen
Gefällt nicht:
- Schutzhülle optional und mit 59 Euro zu kostspielig
- Viel zu wenig Anschlüsse
- Schwierige Position der Knöpfe
Das Design des Samsung Freestyle lässt sich am besten anhand von Bildern beschreiben, denn es ist herrlich unkonventionell. Der Mini-Beamer besteht aus einem Standfuß samt 180-Grad-Scharnier und einer Haupteinheit, die Projektor, Lautsprecher und sonstige Hardware enthält. An der Vorderseite findet Ihr einige Touch-Buttons und an der linken Seite zwei Anschlüsse – USB-C zur Stromversorgung und Mini-HDMI.
Habt Ihr schon einmal einen Beamer benutzt, wisst Ihr, dass das zu wenig ist. Denn Ihr benötigt einen optionalen Adapter, um Hardware wie Blue-Ray-Player oder Euer Notebook an den Samsung Freestyle anzuschließen. Ebenfalls schade ist, dass der USB-C-Stecker kein Thunderbolt unterstützt und Ihr Laptops also nicht per USB-C anschließen könnt.
Im Testzeitraum ebenfalls nervig ist die Positionierung der Buttons auf der Vorderseite des Beamers. Hierbei handelt es sich um berührungsempfindliche Flächen, die während des Betriebs schwer erkennbar sind, da Euch eine superhelle LED-Lampe ins Gesicht leuchtet. Am besten verliert Ihr also die beiliegende Fernbedienung nicht, die der Apple-TV-Remote ähnelt und insgesamt einen guten Job macht.
Während die Fernbedienung beiliegt, müsst Ihr Euch für Außeneinsätze eine Schutzhülle dazukaufen. Diese ist mit 59 Euro ziemlich kostspielig, dafür aber echt hochwertig. Werdet Ihr draußen von einem Regenschauer überrascht, solltet Ihr den Mini-Beamer schnell hineinpacken, denn einen Schutz gegen Wasser und Staub bietet er nicht.
Bildqualität und Auto-Arretierung
Der Samsung Freestyle setzt auf LED-Technik und löst mit maximal 1.080p auf. Dabei ist er mit 550 LED-Lumen im Vergleich zu anderen Mini-Beamern recht dunkel, kann dafür aber Bildschirmdiagonalen von 30 bis 100 Zoll scharf anzeigen. Die Lebensdauer der Lampe schreibt Samsung mit 20.000 Stunden aus. Das Betriebsgeräusch ähnelt mit 30 Dezibel einem lauten Notebooklüfter.
Gefällt:
- Tolles Bild trotz 1.080p in dunklen Räumen
- Viele Features zur Auto-Arretierung
- Auch mit maximaler Helligkeit nicht zu laut
Gefällt nicht:
- 550 LED-Lumen bei Tageslicht zu dunkel
- Kein optischer Zoom
- Rotation nicht manuell einstellbar
Auf dem Papier haut der Samsung Freestyle keinen Beamer-Fan vom Hocker. Denn 550 LED-Lumen und eine maximale Auflösung von 1.920 x 1.080 sind für Mini-Beamer höchstens durchschnittlich. Im Praxistest überzeugte der Projektor aber dennoch mit einer scharfen Darstellung dank Autofokus und tollen Farben. Darüber hinaus gibt es viele Anpassungsmöglichkeiten des Bildes in den Einstellungen.
Worum Ihr Euch beim Freestyle (meist) keine Sorgen machen müsst, ist die Arretierung des Bildes. Denn für diese hat der Hersteller sowohl einen Autofokus, eine automatische Keystone-Korrektur als auch eine Funktion zur Neigung eingebaut. Der Schatten, der bei Keystone-Korrekturen natürlich aufkommt – schließlich können Beamer das Licht nicht um die Kurve projizieren, ist auch in dunkeln Räumen erfreulich gering.
Schade ist allerdings, dass Samsung nicht noch einen optischen Zoom eingebaut hat. Zwar könnt ihr das Bild bei zu großem Abstand zur Wand (maximal sind 2,7 Meter zur Wand drin) verkleinern, allerdings verliert Ihr dabei an Auflösung. Ebenfalls ärgerlich ist, dass Ihr die Rotation des Bildes nicht manuell anpassen könnt. Hierdurch trat im Test das Problem auf, dass das Bild schräg angezeigt wurde, obwohl der Freestyle auf einem geraden Untergrund stand.
Smarte Funktionen & Performance
Samsung hat seinen Freestyle mit einem vollwertigen TizenOS-Betriebssystem ausgestattet. Dieses kennt Ihr, falls Ihr schon einen Samsung-Smart-TV im Wohnzimmer stehen habt. Erfreulicherweise könnt Ihr so auf den Dienst Samsung TV Plus zugreifen, genauso wie auf Apps für Netflix, Disney+, Amazon Prime Video und viele viele mehr. Hier punktet Tizen, auch wenn die Performance grausam ist.
Gefällt:
- Riesiger Entertainment-Katalog aus Filmen, Serien, Fernsehprogrammen und Spielen
- Nahtlos in das Samsung-Ökosystem eingebettet (Tap View, Verknüpfung mit Samsung Smart-TVs und mehr)
- Auch als Ambient-Zimmerleuchte einsetzbar
- Alexa und Bixby mit an Bord
- Auch AirPlay-kompatibel
Gefällt nicht:
- Sehr träge Performance
Samsungs Mini-Beamer punktet besonders bei den Multimedia-Fähigkeiten – und genau dafür ist er auch konzipiert worden. Denn die fehlenden Anschlüsse macht der Freestyle mit einem bunten Strauß an Streaming-Inhalten wieder wett. Im umfangreichen App-Store für TizenOS findet Ihr dabei Apps für alle gängigen Mediatheken und Streamingdienste sowie zahlreiche Mobile Games.
Zusätzlich kommt mit Samsung TV Plus ein kostenloser Live-TV-Anbieter auf den Freestyle, der im Test kurioserweise bei jedem Start die Serie Spongebob Schwammkopf anzeigte. Neben dem Schwammkopf-Kanal gibt es aber knapp 90 weitere Sender, die Ihr Euch in der verlinkten Senderliste anschauen könnt. Die Integration ins Samsung-Ökosystem wird durch Tap View und der Verknüpfung zu Smart-TVs über das heimische WLAN abgerundet.
Nächstes smarte Thema? Sprachassistenten – hierfür gibt's im smarten Mini-Beamer Mikrofone, die Ihr über einen Hardwareschalter deaktivieren könnt. Aktiviert hören wahlweise Bixby oder Alexa auf Eure Anweisungen. Ebenfalls positiv hervorzuheben ist, dass Ihr den Beamer über die mitgelieferte Schutzkappe in eine Ambience-Zimmerleuchte verwandeln könnt. Hierfür installiert Samsung einige Ambience-Bildschirmschoner auf dem knapp 2,5 Gigabyte großen, internen Speicher.
Leider äußert sich Samsung über die sonstige Hardware nicht. Das ist schade, denn so wüsste ich, welchen Prozessor ich ab heute täglich verteufeln müsste. Denn die Performance des Samsung Freestyle war im Test unterirdisch. Webseiten brauchten im Browser "Samsung Internet" mehrere Sekunden zum Laden und immer wieder kam es zu Rucklern. Im nachfolgenden Video habe ich Euch das einmal festgehalten.
Hätte ich 1.000 Euro für den Freestyle ausgegeben, würde ich ihn mit einer derart stockenden Bedienung womöglich zurückschicken. Das wäre aber schade, denn die Entertainment-Möglichkeiten sind für einen Mini-Beamer wirklich einzigartig.
Lautsprecher: Ausreichend und erweiterungsfähig
Im Freestyle sitzt ein 5 Watt starker Lautsprecher, der 360-Grad-Sound ermöglichen soll. Mit an Bord sind zudem Dolby Digital Plus, Adaptive Sound, Dialog Enhancement und vor allem: Bluetooth zum Verbinden von externen Lautsprechern.
Gefällt:
- Solide Lautstärke zum Filmeschauen ohne Verständnisprobleme
- Verbindung zu Bluetooth-Speakern möglich
Gefällt nicht:
- 360-Grad-Klang nicht gleich Raumklang
- Kein Audio-Out-Port
Der integrierte 5-Watt-Lautsprecher im Samsung Freestyle macht seine Aufgabe gut genug. Damit meine ich, dass Ihr Filme und Serien laut genug aufdrehen könnt, um Dialoge ohne genaues Hinhören verstehen zu können. Gleichzeitig übertönen die Lautsprecher das Lüftergeräusch des Freestyle ohne Probleme.
Der 360-Grad-Klang, den Samsung bewirbt, beschreibt allerdings nicht wie von mir fälschlicherweise angenommen einen 3D-Raumklang. Stattdessen dringt der Ton 360 Grad aus allen Seiten des Speakers. Dieses Feature ist vor allem dann sinnvoll, wenn ihr den Beamer orthogonal zum Boden nach oben ausrichtet und das Bild an die Decke projiziert.
Während ich mich im Menü über die einfache Möglichkeit gefreut habe, Bluetooth-Lautsprecher und sogar Peripherie wie Maus und Tastatur verbinden zu können, fehlt mir persönlich ein kabelgebundenes Audio-Out. Meine analoge Stereoanlage mit 3,5-Millimeter-Klinkenadapter kann ich so also nicht anschließen. Ärgerlich, aber für Samsung sind Kabel offenbar ein Zeichen zu geringer Flexibilität!
Akku ... oder eben nicht
Im Samsung Freestyle gibt es keinen integrierten Akku. Stattdessen sollt Ihr laut Samsung eine knapp 180 Euro teure "Battery Base" dazukaufen oder eine Powerbank anschließen. An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, dass der Freestyle für den flexiblen Überall-Einsatz konzipiert wurde.
Gefällt:
- Moderater Stromverbrauch
- Funktioniert mit Powerbanks
Gefällt nicht:
- Kein integrierter Akku
- Teure Battery Base
Einen portablen Mini-Beamer ohne integrierten Akku zu verkaufen, ist schon recht mutig. Zumal beliebte Modelle wie die Nebula Capsule für einen deutlich geringeren Preis mit ausdauernden internen Batterien kommen. Samsung schlägt stattdessen vor, dass Ihr knapp 180 weitere Euros in eine Battery-base investiert, die passend an der Unterseite des Beamers angeklemmt wird.
Alternativ könnt Ihr den Freestyle auch mit einer externen Powerbank betreiben. Diese muss allerdings eine Ausgangsleistung von 65 Watt unterstützen, die der Freestyle zum Arbeiten benötigt. Die Akkulaufzeit ist natürlich abhängig von Eurer Powerbank, das von Samsung zu Testzwecken beigelegte Modell schafft es mit 23.800 Milliamperestunden aber theoretisch auf fast acht Stunden Dauerwiedergabe. Für das im Test genutzte Modell zahlt Ihr knapp 40 Euro auf Amazon.
Abschließendes Urteil
Zusammenfassend bewegt sich der Samsung Freestyle irgendwo im Spannungsfeld zwischen "Genial" und "Viel zu teuer". Denn zu deutlich geringeren Preisen gibt es beispielsweise Modelle von Anker, die ebenfalls ein integriertes Betriebssystem bieten und dank integrierten Akkus sogar deutlich flexibler sind. Samsungs Modell hat zusätzlich den Vorteil, dass Ihr ihn dank 180-Grad-Scharnier und Auto-Arretierungsfunktionen flexibler Aufstellen könnt.
Darüber hinaus punktet der Freestyle mit einem gewaltigen Angebot an Entertainment-Möglichkeiten. Leider ist die Hardware aber so schwach, dass der Weg bis zum passenden Film und der richtigen Serie sehr sehr mühsam ist. Laufen Inhalte aber einmal, sind Bild- und Tonqualität in dunklen Räumen sehr gut, bei Tageslicht ins die 550 LED-Lumen allerdings zu gering.
Hätte Samsung uns den Freestyle nicht leihweise zur Verfügung gestellt, hätte ich mich bei einem Kauf über das teure Zubehör aufgeregt. Denn insgesamt fast 240 Euro für eine Hülle und einen Zusatzakku zu bezahlen, ist nichts weiter als eine Frechheit. Sowas sollte bei einem portablen Beamer beiliegen. Aus Trotz würde ich den Beamer zum Schutz lieber in ein Apple-Poliertuch einhüllen – denn dieses wirkt im Vergleich mit nur 25 Euro ausnahmsweise günstig. Was ist aus Dir geworden, Samsung?