Soundcore Spirit X2 im Test: Günstige Alternative zu Apples Powerbeats Pro
Nur wenig nervt härter, als wenn bei einem richtig guten Dauerlauf plötzlich die In-Ears aus dem Gehörgang rutschen und zu Boden fallen. Bei vielen True-Wireless-Kopfhörern ist das kaum auszuschließen, weil sie nicht solide genug am Ohr befestigt sind. Ganz anders die Powerbeats Pro, die mit einem stabilen Steg und einer Gummiklaue sich quasi an Euren Lauschern festkrallen. Der Preis, den Hersteller Apple dafür aufruft, ist Euch aber zu hoch? Dann solltet Ihr die Soundcore Spirit X2 von Anker in Betracht ziehen, die dieses Konzept für weniger als die Hälfte der Kosten realisieren.
Pro
- Sicherer und bequemer Sitz
- Wetterfestigkeit (IP68)
- Lange Akkulaufzeit
- Guter Klang mit kraftvollem Bass
Contra
- Klobiges Design
- Umständliche Fernbedienung
- Keine Trageerkennung
Anker Soundcore Spirit X2: Preis und Verfügbarkeit
Ankers Soundcore Spirit X2 sind seit Juni 2020 in Deutschland erhältlich. Anfangs kosteten die True-Wireless-Kopfhörer 119,99 Euro. Doch nur einen Monat später sind sie bereits für 20 Euro weniger zu haben. Das unterbietet in jedem Fall deutlich die Powerbeats Pro, die Apple derzeit für rund 250 Euro verkauft. Ein weiterer Unterschied: Das Modell von Anker gibt es nur in Schwarz, während das Vorbild von Apple auch in Pink, Gelb, Grün, Hell- oder Dunkelblau, Rot und Weiß zu haben ist. Bei Amazon findet Ihr die Anker Soundcore Spirit X2 momentan zum Preis von 99 Euro vor (Stand 04. Juli 2020).
Anker Soundcore Spirit X2: Design und Verarbeitung
Die Soundcore Spirit X2 richten sich ja ausdrücklich an Fitnessfans. Daher sei an dieser Stelle ein sportlicher Vergleich erlaubt. Wäre das Kopfhörer-Exemplar ein Fußballer, dann vermutlich ein schrankbreiter, ausdauerstarker Defensivspieler, der seinem Zweikampfpartner einer Klette gleich anhaftet und seinen Spielbereich wasserdicht abriegelt.
Im übertragenden Sinn verkörpert auch das Anker-Modell diese Eigenschaften. Dabei handelt es sich nämlich um bullige In-Ear-Kopfhörer, die sich durch Silikonaufsätze direkt am Lautsprecher und separate Silikonflügel davor fest an Gehörgang und Ohrmulde schmiegen. Für zusätzlichen Halt sorgt ein stegförmiges Gehäuse, das vor dem Ohr anliegt und in eine Silikonkralle mündet, die Ihr hinter dem Ohr von oben nach unten führt. Angesichts dessen ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Soundcore Spirit X2 selbst bei heftigstem Körpereinsatz ihre Position verlassen. Weil je zwei Aufsätze und Flügel in unterschiedlichen Größen im Karton liegen, könnt Ihr den Sitz in Eurem Ohr perfektionieren.
Von außen nicht sichtbar sind weitere Abdichtungen, die die Technik im Inneren von Staub und Feuchtigkeit fernhalten. Und zwar so souverän, dass Anker dafür das IP68-Zertifikat erhalten hat. Daher sind die Soundcore Spirit X2 absolut staubdicht und auch vor Wasserschäden nach einem längeren Tauchgang gefeit.
Zusätzlich soll eine feuchtigkeitsabweisende Nanobeschichtung das Gehäuse vor der korrosiven Wirkung salzigen Schweißes schützen. Anker nennt das Verfahren reißerisch „SweatGuard“ und will es sich vom U-Boot-Bau abgeguckt haben. Ob es funktioniert, ist allerdings nach keiner allgemeinen Norm geprüft und abgenommen. Daher müsst Ihr darauf vertrauen, dass euer Schweiß der Technik langfristig nicht schadet.
Die Kehrseite der dreiteiligen Halterung plus Staub- und Wasserschutz ist ein relativ hohes Gewicht. Elf Gramm bringt jeder Ohrhörer auf die Waage. Zusammen mit der Ladeschale sind es 105 Gramm. Das ist gut doppelt so viel wie die meisten True-Wireless-Kopfhörer wiegen. In der Praxis beeinträchtigt das Gewicht aber nicht den Komfort. Auch nach längerer Tragezeit drückt die Technik nicht unangenehm.
Bedienung und Funktionen
Die Soundcore Spirit X2 funken mit Bluetooth 5.0 oder älteren Versionen des Funkstandards und verstehen sich daher mit gängigen Android-Smartphones und iPhones. Auf ein Kernmerkmal der Apple Powerbeats Pro müssen iPhone-Nutzer allerdings verzichten. So leicht wie mit Apple-Zubehör könnt Ihr nicht zwischen mehreren Abspielquellen wechseln. Den dafür ursächlichen H1-Chip lizenziert Apple bisher nicht an Dritthersteller. Daher lassen sich die Soundcore Spirit X2 nicht anders als jeder andere Bluetooth-Kopfhörer auch bedienen.
Man sollte allerdings meinen, dass die voluminöse Kopfhörer-Konstruktion genug Oberfläche bietet, um darauf eine ausgewachsene Fernbedienung zu platzieren. Falsch gedacht. Stattdessen hat sich Anker für ein gängiges Minimum an mehrfach belegten Tasten entschieden. Damit verschenkt der Hersteller Potenzial, sich von den bedienfehleranfälligen Schalthilfen bei Modellen anderer Marken abzusetzen.
Ihr bedient die Soundcore Spirit X2 an jedem Ohrhörer mit einer Wippe, die jeweils zwei Tasten besitzt. Je nachdem, ob Ihr die insgesamt vier Tasten kurz, doppelt oder eins bis fünf Sekunden lang drückt, aktiviert Ihr verschiedene Funktionen.
Mit der Plus-Taste am rechten Ohrhörer erhöht Ihr die Lautstärke oder schaltet zum nächsten Song, mit der Minus-Taste am linken Ohrhörer erreicht Ihr jeweils das Gegenteil. Anhand der beiden identischen Dreieck-Tasten, die sich an jedem Ohrhörer befinden, wechselt Ihr zwischen Play und Pause, nehmt Anrufe an, lehnt sie ab oder legt auf. Außerdem aktivieren die Dreieck-Tasten die Bassverstärkung, den Sprachassistenten und schalten die Kopfhörer als Ganzes aus und ein.
Das sind überwältigend viele Funktionen für sehr wenige Tasten. Intuitiv ist das nicht. Ihr müsst die Belegung stumpf auswendig lernen. Außerdem sind die Tasten so klein, dass es schon in einem ruhigen Moment schwierig ist, blind die richtige Entscheidung zu treffen. In Bewegung erst recht. Ändern lassen sich die Funktionen nicht. Es gibt nämlich keine App, mit der sich die Tastenbelegung nach Euren Vorlieben personalisieren ließe.
Vermisst haben wir außerdem Sensoren, mit denen die Soundcore Spirit X2 erkennen, ob Ihr die Kopfhörer gerade tragt oder nicht. Dadurch spielen sie sinnlos weiter, wenn Ihr sie aus dem Ohr nehmt und etwa auf einen Tisch legt. Stattdessen müsst Ihr sie mit einem fünfsekündigen Druck auf eine der Dreieck-Tasten ausschalten oder zurück in die Ladeschale legen und den Deckel schließen. Dann deaktivieren sie sich ebenfalls.
Anker Soundcore Spirit X2: Audio
Der Klang gehört zu den Stärken der Soundcore Spirit X2. Für diese Preisklasse bietet das Anker-Modell einen sehr guten, sehr ausgewogenen Klang mit klaren Höhen, detailreichen Mitten sowie einem tiefen Bass. Wer möchte, kann den Bass auf Knopfdruck sogar verstärken, was für meinen Geschmack aber zu viel des Guten und auch gar nicht nötig ist.
Die tiefen Frequenzen transportiert das Anker-Modell auch im Standardbetrieb kraftvoll genug. Dafür sorgen zwölf Millimeter durchmessende Treiber, die deutlich größer und damit leistungsstärker als in vielen anderen True-Wireless-Kopfhörern ausfallen. Außerdem hat Anker eigenen Angaben zufolge Wert darauf gelegt, das Modell mit Klangverbesserungssoftware auszustatten, die niedrige Frequenzen an passender Stelle automatisch erhöht.
Ginge es nach mir, dürfte Anker ruhig etwas weniger beherzt mit Klangverbesserungsalgorithmen in das Hörerlebnis eingreifen. Wir hören neben dem angehobenen Bass auch etwas zu sehr verstärkte Höhen raus. Das sorgt zwar für ein knackig abgestimmtes, aber etwas unnatürlich klingendes Ergebnis. Auf dem schmalen Grat des Tunings zu balancieren ist nicht einfach und trennt Ankers beachtliche Soundleistung dann doch von den Besten des Audio-Bereichs.
Dass Anker hingegen zu Gunsten eines niedrigen Verkaufspreises auf die Gegenschalltechnik ANC verzichtet, finden wir verkraftbar. Die passive Abschirmung von Außengeräuschen durch die Silikonaufsätze sorgt für genügend Ruhe, um Musik ungestört zu genießen.
Anker Soundcore Spirit X2: Akku
Kurze Akkulaufzeiten sind die Achillesferse vieler günstiger True-Wireless-Kopfhörer. Nicht so bei den Soundcore Spirit X2. Mit neun Stunden Spielzeit bei einer Akkuladung hält das Anker-Modell sehr lang durch. Und zwar nicht nur für die Preisklasse, sondern auch im Vergleich zu teureren Geräten. In der Powerbank der Ladeschale steckt weitere Power für 27 Stunden. Den Platz der klobigen Kopfhörer und Ladeschale hat der Hersteller also sehr sinnvoll genutzt.
Wie viel Energie noch ungefähr in den Ohrhörern steckt, erfahrt Ihr kurz nach dem Einschalten, wenn Euch eine englische Stimme mit dem Hinweis „Battery high“ oder ähnlich eine grobe Einschätzung gibt. Was die Ladeschale noch auf Lager hat, signalisieren drei Leuchtdioden unter dem Schalendeckel. Wenn der Akku der Powerbank dann doch mal irgendwann ausgepumpt ist, tankt Ihr ihn per USB-C-Kabel wieder auf. Habt Ihr gerade nur Zeit für einen kurzen Boxenstopp, bevor Ihr weitermüsst, reichen zehn Minuten Aufladen für zwei Stunden Spielzeit.
Abschließendes Urteil
Ankers Konzept hinter den Soundcore Sprit X2 ist kein bisschen originell. Es bedient sich schamlos bei den Apple Powerbeats Pro. Aber wie der Hersteller die meisten der Eigenschaften zu einem deutlich günstigeren Preis realisiert, ist durchaus respektabel. Zu einem sehr erschwinglichen Kurs bieten die Soundcore Spirit X2 einen sehr sicheren Sitz selbst bei intensivem Sport, einen guten Klang mit besonders kraftvollem Bass und eine sehr lange Akkuleistung. Als Kehrseite müsst Ihr mit einem sperrigen Design und vergleichsweise hohem Gewicht leben. Negativ fallen die fehlende Trageerkennung und eine umständliche Bedienung durch unnötig wenige Multifunktionstasten auf. Eine App, mit der sich die Tasten nach den eigenen Vorlieben belegen lassen, hätte dem Bedienkomfort gutgetan.
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