So klingen Huaweis erste Over-Ear-Kopfhörer
Huawei nimmt es mit Bose, Sony oder Sennheiser auf und will den Markt der führenden Over-Ear-Kopfhörer mit den FreeBuds Studio kräftig aufmischen. Doch wie gut schlagen sich die neuen Premium-Kopfhörer für stolze 300 Euro im Alltag? Wir haben die Huawei FreeBuds Studio im Test angehört.
Pro
- Akkulaufzeit
- Tragekomfort
- Zuverlässiges ANC
- Klang
Contra
- Teuer
- Kein aptX-Audiocodec
- Keine App für iOS
Huawei FreeBuds Studio: Preis und Verfügbarkeit
Satte 299 Euro kosten die FreeBuds Studio von Huawei. Damit reiht sich das Unternehmen preislich oben ein. Denn ein ähnlich hohes Preisschild finden wir mittlerweile auch bei den Sony WH-1000XM3, Bose 700 oder Sennheiser Momentum III, die bei ihrer Vorstellung allerdings rund 400 Euro kosteten.
Die Huawei FreeBuds Studio könnt Ihr ab dem 9. November in den Farben Gold oder Schwarz kaufen.
Hier punkten die Huawei FreeBuds Studio
Rechts verschmilzt der tiefe Bass mit meinen Gedanken. Darüber liegt die E-Gitarre mit zauberhaften Höhen. Etwas tiefer im Kopf höre ich die Geige weinen. Gänsehaut, und dann kündigt das Schlagzeug den Start an: "Life is a waterfall. We’re one in a river and one after the fall" – Das Leben ist ein Wasserfall. Wir sind eins im Fluss und wieder eins nach dem Fall. Die Huawei FreeBuds Studio injizieren mir System of a Down’s "Aerials" direkt ins Herz. Jedes Instrument in diesem Meisterstück ist klar und deutlich zu hören; auch die "Schritte" ganz am Anfang unter der Geige, die überhaupt nur mit guten Kopfhörern zu hören sind. Huawei verbaut dynamische 40-mm-Treiber, die Ihre Aufgabe gut erfüllen und ein ausgewogenes, sehr sauberes Klangerlebnis bieten. Gleichzeitig penetriert der Bass nicht zu hart, nicht zu aggressiv und übertönt nicht – wie bei zahlreichen anderen aktuellen Kopfhörern – die schöne Komposition von Studiotiteln.
Akkulaufzeit
Es ist mein vierter Tag mit den neuen Huawei-Kopfhörern (6. November 2020). Den Akku habe ich out of the Box noch nicht einmal aufladen müssen, und mein iPhone zeigt an, dass immer noch ein viertel der Akkukapazität vorhanden ist. Zu diesem Zeitpunkt haben die Over-Ear-Kopfhörer – stets mit aktiver Geräuschunterdrückung – für Team-Meetings, eine Nacht voller Election-Wahnsinn auf CNN und mindestens fünf Stunden Musikgenuss hergehalten. Ich bin begeistert von dieser Akkulaufzeit und schiele meine treuen Begleiter, die Sony WH-1000XM3 an: Tja, da könnt ihr nicht mithalten. Huawei selbst spricht von einer Akkulaufzeit von bis zu 20 Stunden – ich bin optimistisch, dass ich diesen Wert in den kommenden Tagen an dieser Stelle bestätigen kann.
Tragekomfort
Der Tragekomfort der Huawei FreeBuds Studio ist genauso gut wie der ausgewogene und nicht zu basslastige Sound. Die Kopfhörer sind oben auf dem Kopf gepolstert und besitzen sehr weiche, fluffige Polster an den Hörmuscheln, die gut abschirmen und sehr anschmiegsam sind. So anschmiegsam, dass ich nach wenigen Sekunden vergesse, dass ich überhaupt Kopfhörer trage – nur der schöne Klang bleibt. Ziehe ich den direkten Vergleich zu meinen Sony-Kopfhörern, fällt mir auch nach längerer Zeit des Tragens auf, dass mein Haaransatz nicht schmerzt. Ich las aber andere Tests im Netz, bei denen ein männlicher Tester das genaue Gegenteil beschrieb: Schmerzender Haaransatz und direkter Hautkontakt mit den Ohren. Beides kann ich jedoch nicht bestätigen; die Huawei FreeBuds Pro sind die bequemsten Over-Ears, die ich seit langer Zeit testen durfte.
ANC
Kommen wir zu einem sehr wichtigen Punkt, bei dem Huawei angesichts des Preises unbedingt überzeugen muss: die aktive Geräuschunterdrückung. Huawei hat die "Intelligent Dynamic Active Noise Cancellation"-Technologie aus den von mir ebenfalls getesteten FreeBuds Pro in das Over-Ear-Modell integriert. Das bedeutet, dass die Kopfhörer anhand der Umgebung die Stärke des ANC automatisch regeln. Nutzer eines Huawei-Smartphones oder der App können den ANC-Modus manuell bestimmen. Ab Werk ist jedoch die automatische Regelung eingeschaltet. Das empfinde ich nicht als problematisch, sondern eher als praktisch. Denn gerade im Home Office muss die aktive Geräuschunterdrückung nicht so kräftig eingeschaltet sein, wie etwa beim Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Büro mit wild tippenden Kollegen.
Die aktive Geräuschunterdrückung filtert dumpfe Geräusche, wie etwa das Tippen auf der Tastatur, hervorragend raus, und bringt keinen Druck in den Gehörgang. Höre ich beim Arbeiten Musik, liegt diese über allen Störgeräuschen zentriert in meinem Kopf, was ein großartiges Gefühl ist. Stimmen werden jedoch nahezu gar nicht herausgefiltert, was den integrierten Awareness Mode, also das Einschalten von verstärkenden Mikrofonen zur Wahrnehmung der Umgebung, nahezu überflüssig macht. Aber wie gesagt, habe ich die Kopfhörer nur in ruhiger Umgebung getestet und nicht in der Öffentlichkeit. Hier kann sich der Awareness-Modus durchaus als sinnvoll erweisen. Die vorbeirauschende Bahn habe ich an meinen Arbeitstagen überhaupt nicht mehr wahrgenommen.
Trageerkennung
Was in meinem Test zudem ausgesprochen gut funktioniert hat, ist die automatische Trageerkennung. Die Kopfhörer stoppen die Musik, wenn ich sie abnehme, und spielen weiter, sobald ich sie wieder aufsetze. Nach etwa zehn Minuten schalten sich die Kopfhörer zudem eigenständig ab – so bleibt eine böse Überraschung am Morgen aus, wenn man den Kopfhörer nach Feierabend nicht ausgeschaltet hat.
FreeBuds Studio: Das gefällt mir nicht so gut
Kein aptX
Die FreeBuds Studio kommen mit aktuellem Bluetooth 5.2 und bieten die Audio-Codecs AAC, SBC und L2HC. Ein aptX-Standard fehlt leider. Die Übertragungsrate von Huaweis L2HC ist jedoch höher als die von aptX – natürlich profitiert Ihr davon aber nur, wenn Ihr ein Huawei-Smartphone mit EMUI 11 nutzt, also momentan das Mate 40 Pro.
Keine App für iOS
Neben dem fehlenden Support für Hauweis Audio-Codec fehlt mir als Apple-Userin zudem die Huawei AI Life App auf dem iPhone, mit der ich auf dem Mate 40 Pro beispielsweise die Software der Kopfhörer updaten und die Stärke des ANC manuell bestimmen kann. Bereits beim Test zu den FreeBuds Pro hatte ich erwähnt, dass es eigentlich eine iOS-App geben müsste. Diese kann ich jedoch im App Store immer noch nicht finden.
Abschließendes Urteil
Mit den Huawei FreeBuds Studio gelingt dem chinesischen Unternehmen ein eleganter Einstieg in den Markt der High-End-Over-Ear-Kopfhörer mit ANC. Die Akkulaufzeit ist gegenüber meinen älteren Sony WH-1000XM3 überragend. Und ist der Akku leer, lassen sich die Kopfhörer per Schnellladung zügig wieder mit neuer Energie versorgen. Meine Ohren berühren das Innere der gepolsterten Hörmuschel nicht; gleichzeitig ist die Polsterung so soft, dass ich nach wenigen Minuten gar nicht mehr spüre, dass der hervorragende Sound in meinem Kopf aus einem Kopfhörer kommt.
Die aktive Geräuschunterdrückung funktioniert zuverlässig. Nutzer von Android-Smartphones können die Kopfhörer updaten und das ANC manuell einstellen. iPhone-Nutzer gehen hier leer aus, was schade ist. Gut ist aber, dass es eine ANC-Taste direkt an der linken Hörmuschel gibt. Auch die Touch-Steuerung funktioniert intuitiv und genau so wie bei meinen Sony-Kopfhörern. Alles in allem bekommt Ihr für das Geld sehr gute Kopfhörer mit einer überragenden Akkulaufzeit. Bravo, Huawei! Das ist ein toller Einstieg in den Over-Ear-Markt.
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Sensationelle Haare!!
Okay, hat nichts mit dem Artikel zu tun, musste ich aber doch mal sagen.
Lass ich dir durchgehen!
>>...Stimmen werden jedoch nahezu gar nicht herausgefiltert, ...<<
Also nützen mir die Dinger nichts, wenn ich meine laut sabbelnden und brüllenden Nachbarn nicht hören will.😕
>> ...Ich bin begeistert von dieser Akkulaufzeit und schiele meine treuen Begleiter, die Sony WH-1000XM3 an: Tja, da könnt ihr nicht mithalten. ...<<
Also meine Sony WH-1000xm3 versprechen bis 24h Stunden mit ANC und halten das auch.
Apropos "Automatische Regelung" : Die Sonys stoppen die Musik, schalten ANC aus und sagen an, daß der Modus gewechselt wird. Und der wird ständig hin- und her gewechselt. Also unbrauchbar. Wie sieht das mit den Huawei- Hörern aus?
Ganz einfach es ist Huawei und muss hochgelobt werden, war schon damals als die Smartphones kamen so und ist jetzt wieder das selbe. Macht Euch keine Gedanken Huawei schafft es auch jetzt weil Sie genug Geld für Werbung ausgeben.
Hier wurde zwar knapp seit anderthalb Jahren flächendeckend vom Huaweikauf abgeraten, zudem haben die TWS meist unterdurchschnittlich abgeschnitten bzw. wurden hier so bewertet, aber klar. Super Aussage, super Behauptung. Nur irgendwie keine Beweise ;).