ColorOS 12 im Vorab-Test: So wird Euer Oppo-Smartphone mit Android 12
ColorOS 12 ist die neue Benutzeroberfläche für Oppo-Smartphones, die auf Android 12 basiert. Ich habe eine Vorab-Version von ColorOS 12 jetzt eine Woche lang auf einem Oppo Find X3 Pro getestet und lasse Euch in diesem Beitrag wissen, was ich von diesem Android-Overlay halte.
ColorOS 12 ist bislang erst als Beta verfügbar. Wann es wirklich losgeht mit der finalen Version, lest Ihr im Artikel, in dem ich Euch die neuen Features von ColorOS 12 vorgestellt habe. Ziel dieses Artikels ist es, Euch einen Überblick über die Oppo-UI zu geben und Euch Feedback zu den neuen Funktionen zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- Inklusiveres Design echtem Fake Material You
- Mehr Anpassungsoptionen und Omojis
- Überarbeitete Animationen mit einer neuen Engine
- Neue Funktionen
- Fazit
Das integrativere Design
Ich werde hier nicht im Detail auf das Design von ColorOS 12 eingehen. Der Optik haben wir einen Artikel gewidmet, der einen viel umfassenderen Überblick über die neue visuelle Identität des Betriebssystems bietet.
Das Motto von Oppo lautet "Inklusion". Mit "inklusiv" meint der Hersteller, dass er seine Benutzeroberfläche für verschiedene Zielgruppen besser geeignet macht. Ich denke, es ist zutreffender, von Barrierefreiheit zu sprechen. Grundsätzlich hat Oppo ein wenig aufgeräumt, um ColorOS optisch aufzuhellen und das Overlay schlanker zu gestalten.
Diese Änderungen sind zum Beispiel in den Einstellungen zu sehen, wo die Informationen weniger dicht gedrängt sind, die Schrift größer und die Symbole in jedem Bereich in runden Blasen mit hellen Farben untergebracht sind. Dadurch wird die Benutzeroberfläche übersichtlicher und erhält ein klareres, moderneres Aussehen.
Insgesamt hat Oppo keine drastischen Änderungen am Aussehen seines Overlays vorgenommen, aber es ist immer gut zu sehen, wenn eine Benutzeroberfläche zumindest visuell aufgehellt wird, anstatt andersherum.
Mehr Anpassungsmöglichkeiten
ColorOS 12 bietet außerdem zahlreiche Optionen zur Anpassung der Benutzeroberfläche. Oppo treibt das Konzept nicht so weit wie zum Beispiel Xiaomi. Aber ich fand die Bandbreite der Möglichkeiten durchaus gelungen.
Wir sehen neue Symbole und überarbeitete Animationen mit der neuen "Quantum Animation Engine 3.0". Außerdem erblicken wir Material You – okay, es ist fast Material You, macht aber schon einen sehr guten Eindruck.
Tatsächlich verwendet ColorOS 12 noch nicht das eigentliche Material You – der Hersteller hat derzeit schlicht noch nicht den Zugang dazu. Oppo hat jedoch eine eigene Alternative entwickelt, um das Dynamic Theme von Android 12 zu emulieren. So wird dann die Farbe der Benutzeroberfläche an die dominante Farbe des Hintergrundbildes angepasst. Ich halte diesen Versuch für sehr gelungen.
Die Icons unter ColorOS sind sehr anpassungsfähig, da es mehrere Vorlagen gibt. Darunter finden wir den Material Style, der einen realistischeren und damit weniger "flachen" Look mit Reliefs und Schattierungen vorsieht. Die Icons reagieren auf den Druck des Fingers, und die Animationen zum Öffnen der einzelnen Apps sind sehr schön.
Überarbeitete Animationen mit einer neuen Engine
Lasst uns über die Animationen sprechen. Oppo rühmt sich, sie mit der neuen Quantum Animation Engine 3.0 komplett überarbeitet zu haben. Diese Engine greift in 3 Schlüsselelemente ein, um die Animationen flüssiger zu machen:
- 3D-Widerstand: Das Scrollen passt sich an Eure Wischgeschwindigkeit an, d. h. je schneller Ihr wischt, desto länger scrollt Ihr. Ein bisschen wie ein Rad, das man dreht.
- Trägheit: Die Elemente auf dem Display reagieren, wenn Ihr mit ihnen interagiert. Zieht Ihr ein schwebendes Fenster, schwebt es noch eine Weile weiter, auch wenn Ihr es loslasst.
- Feedback: Die UI reagiert und teilt Euch mit, dass Eure Aktion ausgeführt wurde, auch wenn sie nicht gültig ist. Es ist albern, aber wenn Ihr im Schnellzugriffsmenü wischt, reagiert die Oberfläche auch dann, wenn es keine Seite gibt, zu der Ihr wischen könnt. Es ist schwer, dies allein mit Worten zu veranschaulichen. Es entsteht jedoch der Eindruck, dass die UI auf alle unsere Aktionen reagiert, nicht nur auf die, die vom System "erlaubt" oder erkannt werden. Dadurch wirkt es organischer.
Die neuen Funktionen
Produktivität und Multitasking
Mit ColorOS 11 hat Oppo eine neue Funktion namens FlexDrop eingeführt, mit der Ihr Anwendungen in schwebenden Fenstern verwenden könnt. Diese praktische Funktion ist in ColorOS 11 unter dem Namen "Flexible Windows" wieder verfügbar. Es ist wirklich erstaunlich, wie reibungslos und intuitiv das funktioniert.
Ihr könnt ein schwebendes Fenster entweder über das Menü Smart Sidebar oder durch Wischen nach oben aus einer Anwendung heraus erstellen. Weiter könnt Ihr das Fenster durch Wischen zum linken oder rechten Bildschirmrand ausblenden, es durch einmaliges Antippen minimieren und durch zweimaliges Antippen zum Vollbild machen. Es funktioniert wie Zauberei und ist vielleicht meine Lieblingsfunktion von ColorOS 12.
Neben dieser neuen Funktion gibt es auch einige alte, wie z.B. die Drei-Finger-Übersetzung: Ihr macht einen schnellen Screenshot, indem Ihr mit drei Fingern wischt und dann den Text im Bild via Google Lens und Google Translate übersetzen lasst.
Oppo hat weitere Ergänzungen vorgenommen, wie PC Connect: Ein DeX-Modus im Oppo-Stil, der die Interaktion zwischen Eurem Oppo-Smartphone und dem PC erleichtert (nur Windows). Diese Funktion wird jedoch erst im Februar 2022 zur Verfügung stehen.
Battery Utility und der neue Telefonmanager
Oppo hat auch sein Akku-Programm überarbeitet. Jetzt könnt Ihr eine ziemlich genaue Infografik zur Bildschirmzeit und -nutzung anzeigen. Das sollte für alle Android-Hersteller eine Selbstverständlichkeit sein. Aber leider ist dem nicht so. Deshalb begrüße ich Oppos Weg in diesem Punkt.
Außerdem gibt es die neue Telefonmanager-App, die sich stark an der MIUI-App orientiert. Sie fasst die Hauptmenüs für Akku, Apps und das Privacy Dashboard (das Datenschutz-Panel von Android 12) zusammen. Ich persönlich bin kein großer Fan von nativen Apps, die unser Smartphone "optimieren". Sie beenden in der Regel nur die im Hintergrund laufenden Apps, um Arbeitsspeicher freizugeben und den Akku zu entlasten.
Einstellbarer Dunkelmodus
Eine weitere neue Funktion von ColorOS 12 ist der Dunkelmodus, der nun in drei verschiedenen Intensitätsstufen einstellbar ist. Diese Modi verändern hauptsächlich den Kontrast und die Schwarz-Intensität. Der Dunkelmodus kann auch den Kontrast des Hintergrundbildes, der Anwendungssymbole usw. anpassen. Ich persönlich würde sie nicht so oft verwenden, da die schwächeren Intensitätsmodi die Farbmetrik des Displays beeinträchtigen.
Datenschutz
In Sachen Privatsphäre und Datenschutz will Oppo auf dem richtigen Weg bleiben und bietet eine hundertprozentige Integration der Datenschutzfunktionen von Android 12. Nutzer:innen haben Zugriff auf das Privacy Dashboard, die ungefähre Standortfreigabe sowie LED-Anzeigen für die Kamera- und Mikrofonnutzung.
Oppo wirbt auch mit einer Funktion namens Anti-Peeping-Modus, die verhindern soll, dass jemand Eure Benachrichtigungen ausspäht. Mit einem Sensor kann dieser Modus erkennen, ob jemand zur gleichen Zeit wie Ihr auf den Bildschirm schaut, und reduziert die Detailgenauigkeit der angezeigten Benachrichtigungen. Leider ist diese Funktion in der von mir getesteten Version von ColorOS 12 noch nicht verfügbar.
Barrierefreiheit
Ich habe bereits erwähnt, dass Oppo sich auf die Inklusivität von ColorOS 12 konzentriert, und zu dieser Inklusivität gehört auch die Barrierefreiheit. Oppo hat daher standardmäßig die Google-Funktionen Vergrößerung und TalkBack für sehbehinderte Menschen integriert. Mit ersterer könnt Ihr die auf dem Display angezeigten Elemente vergrößern. Mit der zweiten könnt Ihr Euch vorlesen lassen, was Ihr auf dem Bildschirm berührt.
Außerdem gibt es kontrastreiche Farben und eine neue Funktion namens Color Vision Enhancement, die die Farbmetrik des Bildschirms an Eure Sehkraft anpasst. Der Sehtest ist recht unterhaltsam und kann für Menschen mit Sehschwäche oder Dyschromatopsie nützlich sein.
Fazit
Die Version von ColorOS 12, die ich hier getestet habe, ist nur eine Alpha-Version. Oppo hat eine öffentliche Beta gestartet, die aber in Europa noch nicht verfügbar ist. Ich kann also nicht wirklich eine endgültige Meinung zu ColorOS 12 abgeben (zumal einige Funktionen wie der Anti-Peeping-Modus, die Omojis oder PC Connect in meiner Version nicht verfügbar waren).
Meine erste, wenn auch nur vorläufige Meinung ist jedoch recht positiv. Der ehemalige OnePlus-Fan, der ich bin, wäre nicht einmal beleidigt, wenn er dieses Overlay beispielsweise auf dem künftigen OnePlus 10 finden würde.
Mir gefällt die Vielfalt der Anpassungsmöglichkeiten und die Tatsache, dass sie nicht zu sehr ausufern und die Benutzeroberfläche ausbremsen. Ich mag die schwebenden Fenster, die viel intuitiver sind als bei OneUI. Samsungs Overlay war diesbezüglich in meinen Augen bislang die Referenz in diesem Bereich.
Andererseits finde ich, dass Oppo in diesem Jahr mit neuen Funktionen und Innovationen ein wenig geizt. Die Änderungen im Vergleich zu ColorOS 11 sind alles andere als signifikant, im Gegenteil sogar. Einige Ergänzungen stammen sogar aus OxygenOS 11, wie der Canva-Modus für das Always-on-Display. Ich hoffe auch, dass das Dynamic Theme und Material You weiter implementiert werden, wenngleich ich das bezweifle.
Aber ich bin jetzt definitiv optimistischer, was die Philosophie des Herstellers für die Zukunft von ColorOS angeht. Es ist erfrischend zu sehen, wie ein chinesisches Android-Overlay schlanker wird, anstatt immer voller gepackt zu werden. Oppo bemüht sich zudem, sich an Android 12 zu halten, während es immer noch seine eigene, visuelle "Persönlichkeit" behält.
Was haltet Ihr denn von ColorOS 12? Was sollte Oppo Eurer Meinung nach verbessern? Was gefällt Euch bei diesem Android-12-Overlay? Schreibt uns das in die Kommentare und äußert bitte auch Eure Wünsche, was künftige Aktualisierungen dieses Tests angeht.
Moin :) ist es möglich auch als "normalo" in Deutschland an der Beta Phase teilzunehmen?
Ist irgendwie fraglich, ob Oppo sich damit rühmen sollte, dass sie bei den Animationen jetzt Zeug einbauen, was es vor allem bei iOS, aber auch bei den meisten anderen Android-Versionen schon längst gibt. Schon bei einem Galaxy S3 konnte ich langsamer wischen, um nur kurz zu scrollen oder eben schneller, damit es länger scrollt.
Und der Rebounce-Effekt am Ende einer Liste etc. ist geradezu ikonisch für iOS, da es das dort so ziemlich seit Tag 1 gibt - noch bevor iOS überhaupt iOS hieß. Es ist halt tausend mal natürlicher und ich frage mich, wieso es bei Android ohnehin so lange dauert, bis sowas eingebaut wird. Stattdessen bleibt der Screen am Ende einer Liste sofort und schlagartig stehen. Da bringen dann auch 120Hz oder noch mehr nichts.
Wenn etwas nicht in Bewegung ist, hilft kein 120 Hz, logisch.