Motorola Razr im ersten Hands-on: So muss ein faltbares Smartphone sein
Motorola kann also doch noch überraschen und vielleicht auch wieder einen Trend setzen, denn mit dem Razr bringt man nicht nur eine positiv behaftete Marke zurück, sondern zeigt Samsung und Huawei wie man die faltbare Displaytechnologie für den Smartphone-Nutzer sinnvoller einsetzt. Statt ein großes Smartphone größer zu machen, wird beim Motorola Razr dank Klappmechanismus das Smartphone kleiner und kompakter.
Geduld und praller Geldbeutel von Nöten
Bevor wir zum optischen und technischen Merkmalen des Motorola Razr kommen, gibt es zu nächst mal die wichtigsten Informationen zum Marktstart inklusive Preis und Verfügbarkeiten. Zu den ersten Ländern, in denen das Motorola Razr erhältlich sein wird, zählen die USA (über Verizon exklusiv) und Italien. In diesen beiden Ländern soll die Vorbestellungsphase noch im Dezember beginnen. Im ersten Halbjahr 2020 werden dann sukzessiv weitere europäische Länder wie Großbritannien, die skandinavischen Länder oder auch Deutschland, Österreich und mit Sicherheit weitere Länder folgen. Die Gründe für diesen Schrittweisen Start für das Motorola Razr sind sicherlich auch in der Produktion zu suchen, denn Motorola hat erst vor kurzem angefangen das Klapp Smartphone mit faltbarem Display in Serie zu produzieren und wird sicherlich zunächst in kleinen Stückzahlen produzieren, die im Laufe der Zeit dann nach und nach erhöht wird.
Preislich liegt Motorola Razr bei 1.499 US-Dollar für den Nordamerikanischen Markt. In Europa gibt Motorola einen Listenpreis von 1.599 Euro an. Eine stolze Summe, wenn man es nur nüchtern an Hand von Datenblättern und Ausstattung vergleicht. Aber mal ganz ehrlich, wer sich für das Motorola Razr ernsthaft interessiert, der wird bei dem Preis nur kurz zusammenzücken und sobald die Emotionen das logische Denken überrumpelt hat, rückt der Preis in den Hintergrund.
Modernes Retro-Design
Satte vier Jahre hat Motorola an dem neuen Razr gearbeitet. Unzählige Designprotoytpen, Formfaktoren und Ausstattungsvarianten wurden dabei ausprobiert und auch Nutzern vorgelegt. Dabei hat Motorola festgestellt, dass die Mehrheit der Nutzer kein Falt-Smartphone bevorzugt, das zusammgeklappt schon groß ist und im ausgeklappten Zustand noch größer wird. Stattdessen wollten die Motorola-Probanden zum überwiegenden Teil ein großes Smartphone haben, das bei nicht Nutzung kompakt ist. Am besten sollte es auch leicht in die Hemd- oder Hosentasche passen. Aus diesen Gründen folgten die Motorola Designer dem gewohnten Faltprinzip des originalen Razr Klapphandys.
Beim Design wollte Motorola so dicht an dem Original bleiben wie möglich und ein sehr dünnes Smartphone im ausgeklappten Zustand erschaffen. Optisch sollte es ebenfalls die Stilelement vom Original erhalten. Alles beim neuen Motorola Razr musste sich also dem Design unterwerfen und stellte die Ingenieure vor einige Herausforderungen. Zum Glück konnte Motorola beim Faltmechanismus auf die Ingenieure von Lenovo zurückgreifen. Der chinesische Mutterkonzern hat mit platzsparenden Gelenken für Notebooks und 2-in-1-Geräten schon viele Erfahrungen gesammelt und auch in Sachen flexible und faltbare Displays hat Lenovo mit dem X1 ein Notebook gezeigt, dass beides beinhaltet.
Damit man das Razr nicht bei jeder kleinsten Benachrichtigung öffnen - und so das Scharnier bemühen und verschleißen - muss, sitzt beim Motorola Razr auf der Außenseite ein kleines, 2,7 Zoll großes OLED-Display. Auf diesem werden aber nicht nur Benachrichtigungen und die Statusleiste angezeigt, sondern das Display fungiert auch als Sucher bei Selfies oder als Animateur, wenn man Fotos von Freunden knipsen will. Animateur? Ja wirklich! Sobald Ihr mit dem Motorola Razr im aufgeklappten Zustand Fotos schießen wollt, dann erscheinen Smilies auf dem kleinen Außendisplay neben der Kamera. Kleine Kinder schauen sicherlich so besser in die Richtung der Kamera und Erwachsene lächeln dann ggf. auch natürlicher, oder?
Das Retro-Design des Motorola Razr ist überall zusehen, die Schwünge am oberen Rahmen, die breite und wulstige untere Teil des Razr Gehäuses, in dem nun ein moderner USB-Typ-C Anschluss und ein Fingerabdrucksensor sitzt. Letzterer ist vor allem für kontaktloses Bezahlen praktisch, da man so das Razr nicht aufklappen muss um eine Zahlung zu autorisieren.
So faltet man ein Display richtig
Retro ist schön, aber vielleicht nicht Jedermanns Sache. Sobald man das Motorola Razr aufklappt, öffnen sich die Münder vor Staunen. Aktuell gibt es wohl kein faltbares Smartphone, dessen zwei Hälften im zugeklappten Zustand Plan aufeinander liegen. Deshalb erwartet man, wenn man das Razr 2019 nicht kennt, ein 6,1 Zoll großes P-OLED Display, dass sich auseinander faltet. Einen Wow-Effekt erlebt man vor allem, wenn man sich den Mechanismus genauer anschaut.
Wie in dem Video anschaulich gezeigt wird, verhindert Motorola beim Razr die Falz im Display, in dem man unter dem Display auf jeder Seite zwei, insgesamt also vier Metalblättchen verwendet, die sich beim Auseinanderfalten das Display nach oben drückt. Klappt man das Razr dann wiederzusammen, tauchen diese Blättchen unter dem Display wieder weg, so dass sie sich ins Gehäuse reinwölben können
Nicht sichtbar in dem Video ist aber auch, dass das Display nur an der oberen Kante festgelagert ist und ansonsten beweglich ist. Sehr schön sieht man es, wenn man das Motorola Razr langsam schließt und dabei die untere Kante im Auge behält. Man sieht, dass das Display unter die Wulst geschoben wird. Eine ähnliche Technik wird beispielsweise auch beim Brückenbau verwendet, nur das die Brücke sich nicht faltet, sondern durch Temperaturschwankungen ausdehnt.
Insgesamt ist die Mechanik des Displays ausgeklügelt und muss sich noch im Dauereinsatz beweisen. Interessant ist vor allem, wie anfällig es gegen Partikel sein wird, die eindringen können, da das Gelenk nicht versiegelt und dicht ist. Ansonsten setzt Motorola beim 21:9 Display ein P-OLED ein das mit maximal 2.142 x 876 Pixeln auflöst. Das äußere qOLED-Panel löst mit 600 x 800 Bildpunkten auf. Das Umschalten der Kamera-App vom kleinen Display auf das große geschieht noch nicht nahtlos, aber die kleine Gedenksekunde geht in Ordnung.
Motorola Razr (2019): Software
Softwareseitig liefert Motorola das Razr mit Android 9 Pie aus. Die bei Motorola-Fans gewohnten und häufig geliebten Moto Actions sind selbstverständlich auch beim Razr wieder mit an Bord. Unklar ist noch, wann Motorola Android 10 für das Razr ausliefert, aber auch hier stellt sich die Frage: Ist das einem Motorola Razr Nutzer so wichtig? Ich denke nicht.
Schnell genug
Motorola hat das Razr nicht vordergründig als Flaggschiff-Killer konzipiert. Außerdem mussten die Ingenieure in Sachen Performance einen Balanceakt zwischen guter Leistung, geringem Strombedarf und platzsparender Größe wagen. Herausgekommen ist, dass man dem Razr einen Qualcomm Snapodragon 710 mit 6 GB RAM und 128 GB internem und nicht erweiterbaren Speicher verpasste. Der Snapdragon 710 wird unter anderem häufig im asiatischem Raum genutzt und findet sich zum Beispiel im OPPO Reno wieder.
Da der Platz im Razr sehr eingeschränkt ist, fehlt ein SIM-Kartenslot, so das Motorolas Razr wohl das erste Smartphone ist, dass ausschließlich mit einer eSIM funktioniert. Solange der eigenen Netzbetreiber diese schon anbietet, ist das kein Manko für das Razr, aber wehe dem, dessen Netzbetreiber noch keine eSIM im Angebot hat. In dem Fall muss man zwangsweise den Netzbetreiber wechseln, oder aber vorerst die Finger vom Motorola Razr lassen.
Motorola Razr (2019): Kamera
Auch ein Motorola Razr V3 aus 2004 besaß schon eine Kamera auf der Außenseite, aber damals knipste man Bilder nur mit maximal 640 x 480 Pixeln. Das Motorola Razr kann mit der Hauptkamera, die auch als Selfiekamera genutzt werden kann, Fotos mit 16 Megapixeln schießen. Für schöne Portraitbilder besitzt das Razr einen TOF Sensor, der kaum sichtbar neben der Hauptkamera unter der Gorilla-Glass-3-Abdeckung sitzt. Eine weitere 5-Megapixel-Kamera sitzt in der Notch im oberen Rahmen des Displays, so dass man auch Videotelefonate in aufgeklapptem Zustand ausführen kann.
Sehr viel Zeit mit der Kamera habe ich nicht verbracht, dazu hatte ich während des Europa-Events rund um das Razr keine Zeit und das Klappdisplay hat mich ehrlicherweise zu sehr abgelenkt. Aber ich verspreche, wenn wir das Razr 2020 endgültig in die Finger bekommen, dann werden wir selbstverständlich diese noch ausführlich testen.
Wenig Saft, aber viel Spass
Auch wenn das neue Razr das Design vom Original aus 2004 übernommen hat, so gibt es keinen Wechselakku. Dafür gibt es aber gleich zwei Akkus mit einer Gesamtkapazität von 2.510 mAh. Warum zwei Akkus? Auch der Akku musste sich dem Design des Razr 2019 beugen, denn für einen einzigen Akku mit dieser Kapazität, wäre die untere Hälfte zu dick geraten und auch das Gewicht einfach zu einseitig verteilt - vor allem wenn man das Smartphone im Querformat hält.
Motorola geht davon aus, dass man mit diesem Akku gut über einen ganzen Tag kommt, auch weil man dank des kleinen zweiten Displays sein Nutzungsverhalten ändert. Statt bei Benachrichtigungen immer gleich das große Display zu nutzen, verwendet man doch eher das kleine Display und reduziert somit schon den Stromverbrauch. Während des gesamten Hands-On-Zeitraumes mit dem Motorola Razr, in dem das Smartphone durch zahlreiche Journalisten-Hände ging und permanent Fotos und Videos von dem Faltdisplay gemacht wurde sank der Akkustand von 100 auf 74 Prozent bei einer Display-Zeit von knapp einer Stunde und 20 Minuten. Eine Display-on-Zeit von 4 bis 5 Stunden scheint realistisch. Mit einem finalen Testsample werden wir die Akkulaufzeit im richtigen Alltag noch für Euch überprüfen.
Fazit: Motorola trifft mit dem Razr mitten ins Herz
Mit dem Motorola Razr demonstriert der US-Smartphone-Hersteller eindrucksvoll, dass man immer noch im Stande ist, Emotionen mit einem Handy zu wecken. Wer schon jetzt mit dem Razr liebäugelt, der trifft seine Entscheidung weder auf Basis von technischen Spezifikation noch unter dem Aspekt von Preis und Leistung im Verhältnis. Viel mehr berührt Motorola mit dem Razr das Lustzentrum im Gehirn. Auch wenn ich nie das originale Razr V3 besessen habe und auch wenn mein Verlangen nach schneller Performance bei einem Smartphone und einer gute Kamera schreit, so hat es das neue Motorola Razr als eines von wenigen, nein als DAS einzige Smartphone in 2019 geschafft, mir eine Gänsehaut zu verschaffen. Spielt in solch einem Fall dann der gesunde, rationale Menschenverstand überhaupt noch eine Rolle?
Je öfter ich das Handy sehe, umso begeisterter bin ich.
Aber erst muss AP das Ding ausführlich testen - muss man gewohnte Performanceansprüche zurück schrauben, hält der Akku lange genug u.a.?
Ganz große Bedenken habe ich bzgl. der Tatsache, dass man das teure Ding nicht in einen Bumper packen kann. Auch kann man keine 'Panzerglas'-Schutzfolie auf's Display bappen. Ich denke, die Folien haben meine Handys in der Vergangenheit schon zig mal vor teuren Reparaturen bewahrt, weil sie beim Runterfallen der Dinger zuverlässig Scherkräfte auffangen.
Ich fang dann mal an zu sparen :) .... ich könnte 5 € die Woche auf die Seite legen, dann könnte ich es mir bei unverändertem Preis irgendwann Mitte 2021 kaufen .... aber vielleicht treffen sich "5-Euro-Sparen pro Woche" und sinkender Preis ja früher ...... :D
Je länger ich mir das Gerät anschaue umso mehr gefällt es mir. Zusammen gefaltet richtig ungewohnt kompakt, ideal quasi beim Transport und aufgeklappt hat man dann die gewohnte Smartphonegröße. Sowas will ich und nicht ein riesen Gerät welches dann zum Tablet wird.
Für einen ersten Vertreter dieser Art ist das ganze schon sehr durchdacht. Jedenfalls besser als Samsungs Fold. Das sieht man schon am Schanier.
Motorola sollte da auf jeden Fall dran bleiben. Das kann was werden.
Die Idee ist gut, das Design jedoch grauenhaft. So wie bei allen Motorola Handys und Smartphones.
Nette Design Studie aber mehr auch nicht. Die Akkugrösse macht dann alles zunichte. Zu dem Preis ist das einfach ein Witz
Ich wünsche Motorola gutes Gelingen.
Das erste Razr war damals der Hit und ein treuer Begleiter.
Bitte weiterentwickeln und irgendwann auch moderatere Preise.
Das Ding sieht aus wie ein Spielzeug.
Kommentar gelöscht.
Also wenn man auf Basis der Klappmechanismen des Razr ein Tablet herstellt, das wie bei Samsung oder Huawei, die Maße eines normalen Smartphones hat, dann dürfte der Kleine den Großen gezeigt haben, wie man sowas macht. Denn wenn das Teil ein Erfolg wird, dann wird es sicher nicht bei dem Razr bleiben. 😁
Ich konnte noch nie etwas mit Klapphandys anfangen. Das ständige Auf-/ und Zuklappen ging mir als ich eins besaß so ziemlich auf den Zeiger.
Das Gerät hat seinen Reiz. Ob es sein Geld wert ist, wird man sehen. Der Retro-Modus ist eine geniale Idee. Ein Gerät welches zwei Generationen vereint. Welches aktuelle Gerät kann das von sich behaupten?
Schnell noch unter 700€ und ich hols mir🥰🤳
Ich glaube, dass Motorola damit einen großen Wurf landen wird.
Retro mit neuen Komponenten gepaart. 👍🏻
Eher mittelklassige Komponenten und ein winziger Akku zum übertriebenen Preis ^^
Lass sich das ganze erstmal etwas entwickeln, dann wird schon etwas gescheites bei rauskommen. 😉
Solang die Geräte aber nicht gekauft werden, entwickelt sich da gar nichts. Kein Hersteller entwickelt etwas weiter, wenn es (dank ausbleibenden Verkäufen) offenbar kein Interesse gibt.
Die Geräte werden nicht einfach besser.
"Niemand sollte die erste Generation kaufen, sondern auf spätere warten" - so funktioniert das nicht ^^
Deshalb Leute: KAUFT ES JETZT!
Dem stimme ich leider zu.
Motorola sollte nicht versuchen mit dem ersten Modell seine Entwicklungskosten reinzuholen, sondern das ganze als Prototypen am Markt zu etablieren und weiter zu entwickeln.
So wie das aber momentan aussieht wird das nix, was sehr schade ist.
Ich hatte das V3 (das war zu seiner Zeit schon was besonderes) und wäre nicht abgeneigt mir dieses als Zweitgerät zu gönnen, aber nicht zu dem Preis!
Würd ich nicht mal geschenkt haben wollen. Mit Design und Kuriosität Kunden weg jagen anstatt anziehen. Ist auch eine Möglichkeit Werbung zu machen.
Leider geil, das Ding. ;-)