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Shein & Temu abkassieren? Gut so – aber das reicht noch nicht!

paketbote shein temu
© nextpit /KI-generiert von DALL-E

"ENDLICH!", möchte man Richtung Brüssel rufen. Endlich überlegt sich die EU Schritte, um gegen Kapitalismus-Katastrophen wie Shein oder Temu vorzugehen. Die geplante EU-Bearbeitungsgebühr gegen chinesische Online-Shopping-Plattformen kann aber nur ein Anfang sein, finde ich. In diesem Kommentar erkläre ich Euch, dass neben der EU jetzt auch jeder Einzelne von uns gefragt ist!

Es scheint so, als regt sich da was in der EU. Zunächst berichtete das Handelsblatt, dass die EU-Kommission offensichtlich ein Papier erarbeitet, um der Paketschwemme aus China Herr zu werden. Mit Paketschwemme meine ich die mehr als 400.000 Sendungen, die uns aus China erreichen – täglich! Turbokapitalismus- und Ultrafastfashion-Klitschen wie Shein machen sich das zunutze, dass es ein paar transporttechnische Schlupflöcher gibt und stellen damit u.a. unseren Zoll vor unlösbare Aufgaben. Gut also, dass da jetzt auf EU-Ebene gehandelt wird. 

Leider wissen wir nicht, wie hoch diese Gebühren sein sollen, wann der ganze Spaß beginnt – und an welchen Ideen die Kommission über diese Gebühr hinaus knobelt. Zumindest ist in diesem Papier auch eine höhere Kontrollpflicht der chinesischen Unternehmen selbst angedacht. Denn es geht ja nicht lediglich darum, dass sehr viel Ware Europa erreicht. Oft sind es eben Waren, die in Europa gar nichts zu suchen haben. Gründe sind beispielsweise schädliche Stoffe in den Produkten, fehlende Schutzsiegel und nicht eingehaltene Qualitätsstandards.

Falls Ihr da nicht im Thema seid: Wir haben das am Beispiel Shein einmal gründlich durchgekaut, was für eine unfassbare Shitshow da stattfindet. Darüber hinaus habe ich mich im Podcast auch schon einmal gründlich mit Temu auseinandergesetzt. Hört gerne mal rein – und lasst mich gerne wissen, ob ich auch dem Unternehmen Temu einen ausführlichen Artikel widmen sollte.

Die EU ist auf dem richtigen Weg, muss ihn aber deutlich weitergehen

Wird das so umgesetzt, ist das ein guter, erster Schritt. Eine Gebühr verteuert die Produkte von Temu und Shein – vielleicht schreckt das schon mal die ersten potenziellen Käufer:innen ab. Und ja, vermutlich wollen mich einige von Euch anpöbeln: "Ist doch alles eh schon viel zu teuer – wieso gönnst Du uns denn nicht wenigstens hier die kleinen Preise?"

Ja, verstehe ich. Aber die Preise sind einfach nicht okay. Sie sind genau deswegen so niedrig, um uns zu überschwemmen, um riesige Kundenstämme aufzubauen und um damit Plattformen wie TikTok zu fluten. Erscheinen Euch die Preise zu niedrig, dann aus einem Grund: Weil irgendwo in der Produktion jemand einen zu hohen bezahlt!

Und deswegen finde ich, dass der EU-Schritt nur ein Erster sein kann. In der EU-Kommission hat man augenscheinlich einige Probleme identifizieren können. Ein Lieferkettengesetz zielt ja auch schon in die richtige Richtung, aber da winden sich Temu und Shein geschickt dran vorbei. 

Identifiziert wird in der EU die Seite, die mit den Produkten selbst, mit der Fertigung, den Arbeitsbedingungen und den Qualitätsstandards zu tun hat. Da soll die Kommission auch bitte genauso weiter machen. Sorgt dafür, dass hier keine Produkte ankommen, die nicht unseren Standards entsprechen, also gefährlich für uns sein können. Sorgt dafür, dass keine Kinder oder unterbezahlte, Gefahrstoffen ausgesetzte Arbeiter:innen die Produkte fertigen.

Wir alle sind ebenfalls gefragt – und auch auf einer Mission

Wichtig ist aber, dass wir nicht nur auf "Die da oben" schauen und warten, bis sie die Dinge regeln. Es ist wie bei jedem großen, globalen Problem: Wir als Gesellschaft müssen uns auch irgendwie dazu verhalten, jeder Einzelne von uns. Erst bei meiner Shein-Recherche wurde mir klar, dass es unzählige Kids gibt, die nicht nur ihre Haul-Videos veröffentlichen, sondern später dann auch ihre Outfits. Ich habe kein Problem mit Videos, die ein OOTD (Outfit of the Day) zeigen. Aber als ich feststellte, dass sie die Klamotten exakt für dieses einzige Video oder Foto anziehen – und dann einfach nie wieder – war ich schon schockiert. 

Wir können nicht so weitermachen, Leute! Nicht zehn Shirts bestellen, von denen wir zwei behalten und acht wieder zurückschicken. Nicht Klamotten bestellen, bei denen wir es okay finden, dass sie nach zweimal Tragen im Arsch sind, weil sie ja so schön günstig waren. Gilt übrigens ebenso für Temu. Wir bestellen einen Haufen Ramsch und freuen uns, dass dies oder jenes Produkt dann "okay" ist. Taugen die 10-Euro-Kopfhörer dann nichts, hauen wir sie schulterzuckend in die Tonne. 

Die Betreiber der Plattformen machen das natürlich auch clever und nutzen viele Psycho-Tricks, um uns bei der Stange zu halten. Aber das können wir besser, oder? Und vor allem: Wenn wir tatsächlich eine bessere, nachhaltigere Welt wollen, dann müssen wir das besser machen. Gerade wir in Deutschland können nicht so viel konsumieren, als hätten wir drei Erden.

Tut mir also bitte einen Gefallen: Schimpft nicht auf die geplanten Gebühren der EU. Versteht, wieso das richtig ist, auch, wenn man Euch damit persönlich an den Geldbeutel geht. 

Und sensibilisiert Eure Kids, Eure Freunde, Euer ganzes Umfeld! Die Welt ist größer als Euer TikTok-Feed. Irgendwo da draußen nähen Menschen den ganzen Rotz, transportieren ihn zu Euch und holen ihn auch wieder ab. Irgendwo da draußen wird das alles entsorgt und produziert unfassbar hohe Müllberge. Es ist Zeit für einen wirklich verrückten Trend: Einfach mal nur das kaufen, was man wirklich braucht! Seid Ihr dabei? 

 

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Zu den Kommentaren (1)
Carsten Drees

Carsten Drees
Senior Editor

Fing 2008 an zu bloggen und ist irgendwie im Tech-Zirkus hängengeblieben. Schrieb schon für Mobilegeeks, Stadt Bremerhaven, Basic Thinking und Dr. Windows. Liebt Depeche Mode und leidet mit Schalke 04.

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1 Kommentar
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  • 39
    dieCrisa vor 6 Stunden Link zum Kommentar

    "Ein Lieferkettengesetz zielt ja auch schon in die richtige Richtung..."
    So etwas mag in Deutschland oder Europa funktionieren und die Unternehmen mit teurer Bürokratie belasten - in China lachen die darüber...

    youtu.be/IpRMNelV_Fg?si=MGGq4lLDY68QZgUh (Die Ölkonzerne und der Klimaschutz-Fake)

    ...da geht es nicht um ein paar Euro, nicht um Millionen, da wird um Milliarden betrogen:
    “Wenn man ... ein Projekt fälscht, braucht man nur Dokumente zu fälschen und den Prüfstellen vorzulegen, und schon hat man es geschafft und erhält Hunderte von Millionen Euro zurück.”
    Einige Klimaschutzprojekte in China existierten nur auf dem Papier. Dennoch erhielten Mineralölkonzerne Zertifikate für diese fiktiven Projekte. Ein Beispiel: Laut TÜV-Unterlagen war sogar ein Prüfer vor Ort, der dokumentierte mit seinem Smartphone den genauen Standort des Klimaschutzprojektes. Tatsächlich gibt es dort nichts als Wüstensand. Die nächste Straße ist 11km entfernt. So einfach also ist das.

    Bei 68 von 69 UER-Projekten (Upstream Emission Reductions) in China besteht der Verdacht auf Betrug. Die Projekte waren an den angegebenen Orten nicht auffindbar oder die Projektentwickler waren Briefkastenfirmen.

    Wenn die Prüfstellen sich derart einfach hinters Licht führen lassen und Milliarden damit versenkt werden, dann ist ein Lieferkettengesetz für Shein & Temu eine Kleinigkeit; lächerlich. Ein paar Dutzend oder hunderte Prüfer haben diesen Milliardenbetrug nicht ohne Insiderinformationen aufdecken können. Wie viele tausende Prüfer wollen denn die täglich 400.000 Pakete nicht prüfen können?

    "Stempeln, lochen, abheften – und dann ist Feierabend!" - mehr als ein zahnloser Papiertiger ist da nicht zu erwarten.

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